Dienstag, März 28, 2006

Party Poker 28.3.

Gestern Abend war ich hundemüde und während des Zweitligaspiels zwischen Freiburg und Bochum hat es mich gerissen und ich bin beim Fernsehen eingepennt. Nach 7 Stunden festem Schlaf bin ich dann kurz vor 5.oo Uhr wach geworden und diese Situationen nutze ich ganz gern um bei PartyPoker ein wenig zu daddeln.
Dies kann ich übrigens jedem empfehlen, der es halbwegs ernst mit dem Poker meint. Zu unseren Morgenstunden, also zwischen 4.oo und 9.oo Uhr, sind die Spiele bei PartyPOker unheimlich attraktiv. Zum einen befinden sich meist knapp an die 100.000 Spieler online und zum anderen habe ich oft den Eindruck, dass viele "Amis" übrig geblieben sind, die entweder schon müde oder angetrunken sind oder so dermaßen im Minus sind, dass sie oftmals mit Gewalt vesuchen irgendwelche Töpfe durchzubluffen. Jeder, der ein bißchen vom Pokern versteht, weiß, dass diese Strategie so gut wie nie funktioniert.

Ich setzte mich an zwei 15/30$ Tische und an einen 10/20$ Limit Tisch und parallel an einen Turnier-Tisch. Hier hatte ich noch einen Step 4 Freeroll mit einem Wert von 530 $. Die ersten 4 Spieler würden aufsteigen um dann in einem weiteren Sit&Go 10.000 $ auszuspielen. Es lief jedoch äußerst schlecht an, denn gleich in der ersten Runde verbaselte ich die Hälfte meines Stacks, als ich mit ATs im Big Blind den Raise eines loosen Spielers (ein weiterer callte ebenfalls) mitging und am Turn sowohl eine 10 sowie einen Flush Draw hatte. Die letzte Karte brachte jedoch keine Hilfe, aber der Bet meines Gegners "stank" so gewaltig, dass ich nochmals 500 Chips für den Call brachte. Mein Gegner (99), der vorher die ganze Zeit setzte, hatte eine Straße zusammengebastelt und gewann ein nettes Töpfchen. Ich war runter auf 1.000 Chips. Meine Strategie in solchen Situationen sieht so aus, dass ich auf total tightes Spiel umstelle und dann bei guten Startblättern gezielt mit hohen preflop Raises versuche meine Chips zu verdoppeln. Ich bekam aber über 2-3 Runden nicht eine gute Starthand und mein Stack schrumpfte und schrumpfte. Die anderen jedoch attackierten sich gegenseitig sehr heftig, so dass sich einer nach dem anderen verabschiedete. Auf einmal waren nur noch 5 Personen am Tisch. Ich hatte nur noch knapp 500 Chips und der nächst schlechteste knapp 2.000. Die Blinds waren waren 200 und 400 und der Spieler am Button schob all seine Chips rein. Ich war im Small Blind und hatte 4 und 6 von Kreuz. Ich konnte zwar nochmals passen und eine Runde auf bessere Starthände warten, aber da genau der Gegner am Button derjenige war, der nach mir überhaupt fürs Ausscheiden in Frage kam, entschloss ich mich zu callen. Er zeigte mir AA und seine Hand hielt stand. Ich schied als 5. aus und war eigentlich serh enttäuscht so knapp am erklären Ziel vorbeigeschossen zu sein, als ich die Meldung von PP las, dass ich ein Freilos für das Step 4 erkämpfte. Ja klar, das hatte ich ganz vergessen und meine Laune stieg wieder an.

In den Cash-Games lief es hingegen vorzüglich. Während ich an einem 15/30 Tisch knappe 400$ vorn lag und an dem anderen schlappe 200 $ hinten, so konnte ich am 10/20$ Tisch einen guten Score von knapp 600 $ erwirtschaften, so dass ich nach knapp 1,5 Stunden einen Gewinn von 800 $ machen konnte. Kein schlechter Stundenlohn.

Eine weitere Session ist für den späten vormittag geplant. Anschließend werde ich wohl in die Sauna fahren und ein bißchen relaxen.

Gut Blatt
Martin

Montag, März 27, 2006

Backgammon + Poker in Bad Salzungen 27.3.

Von letzten Donnerstag bis einschließlich Samstag habe ich ein paar Tage auf einem Backgammon/Poker Event verbracht. Veranstaltet wurde dieses Event (der offizielle Name war Thüringen-Cup) von Bonzo, einem extrem guten Backgammon-Spieler und Bekannten von aus Bielefeld. Das Event fand in Bad Salzungen in der Nähe von Eisenach in Thüringen statt. Ich wußte, dass einige sehr gute Backgammon-Spieler dorthin kommen würden und Ziel dieses Trips war es für mich, mir ein paar Kniffe und Tricks im Backgammon anzueignen und mein theoretisches Wissen zu diesem wunderschönen Brettspiel aufzubauen. Zudem wollte ich einfach mal ein paar Tage ausspannen, denn jeden Tag 5-6 Stunden online zu pokern geht ganz schön an die Substanz und das Burn-out Syndrom stellt sich schneller ein als der Außenstehende sich dies vorstellt.
Da auf diesen Events auch gepokert wird und ich mir hier ganz gute Chancen ausrechnete, meine Backgammon-Verluste gegen diese Cracks relativ leicht decken zu können, war das Minimalziel dieses Kurzurlaubs +-0.

Als ich am Donnerstag ankam und mich auf eine volle Hütte einstellte, war ich jedoch ein bißchen enttäuscht, denn anstatt erhoffter 30-40 Spieler waren nur ca. 10 Mann am Start.
Solche Backgammon-Turniere starten i.d. R. mit dem Warm-Up und ich bekam einen Spieler aus Bayern zugelost. Es wurde ein Match auf 9 Punkte gespielt. Schnell lag ich 3:0 hinten. Mein Gegner machte zwar einen sehr soliden Eindruck, aber das Ganze wurde noch dadurch erschwert, dass er alles traf und obendrauf noch recht gute Würfe hatte. Über 1:4 und 2:7 ging es langsam dem Ende zu. Ich musste einen Lauf kriegen oder das Turnier war schneller für mich vorbei. Nachdem mein Gegner dann ein weiteres "Laufspiel" mit einem benötigten Pasch gewann und auf 8:2 erhöhte, mussten jetzt mindestens 4 Siege in Folge her. Das nächste Spiel gewann ich dann zur Verkürzung auf 3:8. Im darauffolgenden Match zeigte ich ihm direkt den Würfel auf 2, denn ich musste ja sowieso gewinnen und es entstand eine Stellung, wo ich eigentlich nur noch einen guten Wurf benötigte um einen Gegner "Gammon" zu schlagen und somit auf 7:8 zu verkürzen, aber genau hier packte mein Gegenüber einen Zauberwurf raus und das Match vorbei und 3:9 verloren.
Schade eigentlich, denn die zu gewinnenden Pokale waren sehr schön und auch die ausgelobten Geldpreise hätten direkt alle Reisekosten + Taschengeld gedeckt.

Na ja, dachte ich mir, dann musst du dir die Kohle halt beim Pokern verdienen. Aber Pustekuchen ! Obwohl die Gegner bis auf 3-4 Ausnahmen äußerst loose spielten und ich die Tisch Flop seen Rate so um die 60% einschätzte, konnte ich keinen Blumentopf gewinnen und der erste Pokerabend endete mit einem Verlust von 200 €, wobei ich zugeben muss, dass ich die letzte halbe Stunde einfach nur "wilde Sau" gespielt und fast mit jedem Blatt erhöht habe, wo ich 2 Karten über einer 8 hatte. Vielleicht waren die Einsätze auch zu gering, denn wenn du Online permanent 15/30, 20/40 oder ab und an auch 30/60 spielst, dann nimmt man das 3/6 Limit nicht ganz so ernst und spielt auch mal Hände, die man in den höheren Limits definitiv nicht spielt bzw. nicht spielen sollte.
Der Start ins Wochenende war also gründlich misslungen.

Am 2.Tag lief es jedoch wesentlich besser und in einer Backgammon-Chouette gegen 3-4 sehr starke Spieler konnte ich nicht nur ein paar gute Sachen hinzulernen, sondern zudem noch ein paar € machen und auch abends beim Pokern lief es dieses Mal ebenfalls deutlich besser und die Verluste des Vorabends konnten ausgeglichen werden. Da ich zudem mit einem Freund ONLINE über sein Laptop noch ein 500 $ Sit&Go Turnier bei PP mit dem 3.Platz abschließen konnte und im NL cash game online ebenfalls einen guten Lauf hatte, war die Reise auf jeden Fall schon mal zu 100% finanziert. Da konnte kommen was wollte.

Am Samstag gab es dann sowohl beim Backgammon als auch beim Pokern nochmals eins aufs Hörnchen und netto brachten die 3 Tage ganze 100 € Plus. Na ja - besser als Verluste und Hauptsache ein bißchen Spaß gehabt.

Den Sonntag habe ich dann mit meiner Tochter und einem Freund und dessen Kinder im Kino verbracht. Räuber Hotzenplotz hier der Film und meiner Tochter hat es sehr gut gefallen. Ich habe nur ca. 1/3 des Films gesehen, da mich die Müdigkeit mich überwältige. Meine Tochter ist zurzeit übrigens stolz wie Oskar, denn sie hat ihren ersten "Wackelzahn".

Heute habe ich bei PP in der Frühsitzung ( 10 -12 Uhr vormittags ) schnelle 800 $ im NL gemacht, die ich dann aber bei 24HPoker in Heads Up Sit&GO's fast komplett wieder verballert habe. Hatte dort einen Schweden als Gegner, den ich eigentlich ganz gut im Griff hatte, der aber in den entscheidenen Situationen glücklicher war und einige Matches, in denen er eigentlich schon klinisch tot war, noch drehen konnte.

Heute Abend werde ich nochmals eine kleine Sitzung bei PP spielen. Vermutlich NL, da es dort zurzeit wesentlich besser läuft und ich den Eindruck habe, dass dort die Qualität der Spieler in den mittleren/hohen Limits teilweise erschreckend schwach ist. Wenn du die Position hier korrekt und mit der nötigen Aggressivität spielst, dann kannste eigentlich nicht verlieren. Außer....außer, wenn die Gegner ihre Draws machen oder Wunderkarten ziehen, was beim Pokern ja (Gott sei Dank) ab und an auch mal vorkommt. Gott sei Dank deshalb, weil die schwächeren Spieler ansonsten nie wieder kommen würden, wenn sie nicht ab und mal auch mal Erfolgserlebnisse hätten und gute Scores hinlegen würden.

Morgen (28.3.) steht übrigens ein wichtiges Urteil in Sachen Liberalisierung der Sportwetten für den deutschen Markt an. Ich bin sehr gespannt, denn wenn dieses Urteil gegen den Staat (also für Liberalisierung) ausfällt, dann dürfte sich relativ bald auch was in Sachen Poker tun auf dem deutschen Markt und ein solches Gesetz könnte nochmals einen riesigen Schub auf dem Pokermarkt geben.

Donnerstag geht es dann wieder nach Berlin. Die nächste Eurosport-Übertragung (EPT-Turnier in London Teil I ) steht bevor. Werde wie beim letzten Mal am Donnerstag Abend mit ein paar Jungs in Berlin ein bißchen zocken. Freue mich schon darauf, denn vor 2 Wochen war es nicht nur finanziell recht lukrativ, sondern es hat auch eine Menge Spaß gemacht.

Werde über die Ergebnisse und den Berlin-Trip berichten.

Donnerstag, März 23, 2006

Eurosport 23.3.2006

Dezember 2004
Kurz vor Weihnachten 2004 erhielt ich über www.pokerstars.com, einem der Online-Portale, wo ich spiele, eine e-Mail mit der Information, dass auf Eurosport zukünftig die European Poker Tour ausgestrahlt würde. Na, das war doch mal eine gute Nachricht, denn noch nie vorher hatte es im deutschen Fernsehen Pokerübertragungen gegeben. In den USA gab es bereits seinerzeit fast täglich mehrere Sendungen auf ESPN oder anderen Kanälen.
Im letzten Absatz dieser e-Mail von Pokerstars kam dann noch zu der Zusatz, dass man für die einzelnen Länder noch Co-Kommentatoren suche und das man sich hierfür gern bewerben könne.
Oh, dachte ich mir, das wäre doch mal eine interessante Aufgabe und wieso bewirbst du dich nicht einfach mal aus Spaß. Gesagt - getan und ich schickte eine e-Mail inkl. Lebenslauf, Pokererfahrungen und allem, was dazu gehört, retour.
Am nächsten Morgen bereits erhielt ich einen Anruf von Eurosport. Es war der Sportchef des Senders und er quetschte mich ca. 45 Minuten lang über Gott und die Welt aus. Da ich ein paar Jahre in Vegas gelebt hatte, konnte ich ihm natürlich auch die eine oder andere lustige Geschichte bzw. nette Erlebnisse berichten.
Er teilte mir abschließend mit, dass noch 2-3 weitere Kandidaten in der engeren Wahl seien, aber das es gar nicht so schlecht aussähe für mich, da ich der einzige Kandidat sei, der reines hochdeutsch spräche.
Und in der Tat erhielt ich weitere 2 Tage die Zusage für den Job. Man wolle es zumindest für ein paar Sendungen mit mir probieren. Jetzt erst begriff ich, auf was ich mich eingelassen hatte. Übers Fernsehen kommentieren und ein paar Hundertausend hören zu. Oh Gott !
Na ja, ich hatte nicht lange Zeit darüber nachzudenken, denn die erste Sendung sollte bereits gut 2 Wochen später stattfinden. Ich hatte es mir zu Beginn so vorgestellt, dass wir irgendwo in einem Studio sitzen, das fertige Tape eingespielt würde (die Turniere habe ja allesamt bereits einige Wochen/Monate vorher stattgefunden) und wir dann unseren Senf dazu geben würden. Wenn wir dann mal einen Versprecher haben würden, dann würde irgendein Aufnahmeleiter "Cut" rufen und wir würden es nochmals besprechen.
Aber nein, meine Vorstellungen hatten nichts mit der Realität zu tun. Mit wurde mitgeteilt, dass ich am 14.1.2005 um 20.oo Uhr in Berlin im Studio Babelsberg zu sein hätte. Die Sendung würde um 22.oo Uhr beginnen und wir würden "Live" auf das Tape kommentieren! Oh nein, Live kommentieren - das Herz rutschte weitere 10 Zentimeter gen Buchse.
Na gut, dachte ich mir, dass kriege ich auch noch hin. Ich fragte den Sportchef, wann ich denn das Tape zugesendet bekommen würde, damit ich mich ein bißchen vorbereiten könne. "Das kriegen wir aus zeitlichen Gründen leider nicht hin", kam es aber leider als Antwort und nun war es wirklich um mich geschehen. Ich sollte Live kommentieren auf irgendwelche Bilder, die ich vorher nie gesehen hatte.
Wir sprechen hier nicht über ein zu kommentierendes Fußballspiel, wo die Bilder relativ einfach zu interpretieren sind und wo ich nicht nur die Spieler, sondern auch deren Lebensgeschichte und Vergangenheit bei guter Vorbereitung relativ gut kenne. Wir sprechen über Poker, wo die einzelnen Handkonstellationen doch recht komplex sind (Größe der Blinds, Position der Spieler, Image am Tisch, etc) und wo Leute am Final Table sitzen, deren Namen ich teilweise noch niemals vorher in meinem Leben gehört hatte. Na klar kenne ich Spieler wie Marcel Luske, Ram Vaswani oder den Devilfish, aber es ist unmöglich Spieler aus Schweden, Finnland oder England zu kennen, die vorher noch niemals in ihrem Leben ein Live-Turnier gespielt haben und sich irgendwo Online qualifiziert haben.
Auch über das Internet kommt man hier sehr schlecht bis gar nicht an irgendwelche brauchbaren Informationen ran. IMPROVISIEREN hieß also das Schlagwort und ich dachte mir, dass ich das schon irgendwie hinkriegen würde. Weit gefehlt, kann ich nur sagen. Die ersten 2-3 Sendungen waren kommentartechnisch eine einzige Katastrophe.
Neben kleinen Versprechern, die kommen halt vor, bin ich von der Schnelligkeit der Bildfolge absolut überwältigt worden und habe das eine oder andere Mal den Faden verloren. Da du zudem einen Kopfhörer auf hast, wo die Anweisungen der Sendezentrale in verschiedenen Sprachen eingesagt werden (jede kleine Trailer und jede Werbepause wird mit einem Countdown angekündigt), war alles sehr stark gewöhnungsbedürftig.
Ich wurde vor den anstehenden Sendungen im letzten Jahr zunehmend nervöser, aber versuchte mich auf der andeen Seite über das Internet immer besser vorzubereiten. Und in der Tat klappte es von Sendung zu Sendung besser und mit Kopenhagen und Deauville waren sogar 2 Sendungen dabei, wo ich nach Sendungsende mit mir selbst einigermaßen zufrieden war.
Mittlerweile ist es aus Kommentatorensicht sogar noch ein wenig einfacher geworden, denn über verschiedene Internetblogs kann man zumindest den Final Table Hand für Hand nachspielen und man ist daher vor Überraschungen einigermaßen gefeit.

Ein großes Lob möchte ich auch meinem "Hauptkommentator" Frank Winkler aussprechen, der von Eurosport aus zu Poker genauso wie die Jungfrau zum Kinde kam wie ich als Co-Kommentator. Er hat sich in den ersten Monaten sehr intensiv mit dem Spiel beschäftigt (Theorie & Praxis), so dass er mir kaum Anlass zum Korrigieren von irgendwelchen Äußerungen gab. Frank war übrigens in den 80er Jahren der wohl beste deutsche Volleyball-Spieler und verdiente sein Geld als Profi in mehreren europäischen Ländern. Er ist sehr intelligent und hat meines Erachtens eine unheimlich hohe Auffassungsgabe. Pokertechnsich harmonieren wir mittlerweile recht ordentlich und auch unser mittlerweile zum Standard gehörendes Abendessen beim Italiener vor jeder Sendung ist immer sehr kurzweilig.

Die Zukunft von Eurosport und Poker hängt einzig und allein von den Einschaltquoten ab. Solange diese stimmen, wird es dort auch weiterhin laufen. Da wir mittlerweile aber nicht mehr allein auf dem Markt sind und DSF nicht nur auch auf den Zug aufgesprungen ist, sondern sogar noch viel intensiver, sind unsere Quoten derzeit leicht rückläufig. Wollen wir hoffen, dass sich dies recht bald ändern wird, denn es wäre schade, wenn sich dieses schöne Spiel medientechnisch in Deutschland nicht durchsetzen würde.

Bis die Tage
Martin

Mittwoch, März 22, 2006

Berlin war eine Reise wert 21.3.2006

Die letzten 4-5 tage waren wirklich sehr turbulent. Letzten Donnerstag bin ich nach Berlin gefahren. Bei einem Turnier der European Poker Tour in Kopenhagen vor einigen Wochen hatte ich 2 nette Typen aus Berlin kennen gelernt und die sagten, dass man dort jeden Mittwoch u. Donnerstag in einer kleinen privaten Runde spielen würde und das ich doch mal rein schauen sollte.
Also bin ich am Donnerstag Abend dort hin. Zunächst spielten wir ein kleines 20 € NL-Turnier mit maximal 2 Re-Buys. 18 Teilnehmer waren am Start. Ich hatte nach ca. 15 Minuten noch keine einzige Hand gespielt, da hatten an meinem Tisch bereits 7 Mann Gebrauch ihrer 2 Re-Buys gemacht. Jeder Flop wurde von mindestens 5 Leuten angeschaut und in jedem Topf gab es mindestens ein All-in. Na ja, die Startgelder schienen dort so richtig keinem Mitspieler weh zu tun und der Spaßfaktor stand im Vordergrund. Meine erste Hand waren dann Pocket J's und auch ich ging sofort all-in, weil ich wußte, dass ich mindestens 1-2 Caller kriegen würde. So war es auch, aber jemand mit 87o zog am River mit einer dritten 7 an mir vorbei und ich war meine Chips los. Ich machte ein re-Buy, aber auch diese Chips waren in Nu weg (99 gegen Overcards). Mit meinem letzten Re-Buy konnte ich meine Chips jedoch verdoppeln und ich kam so langsam ins Spiel. 1-2 Mal konnte ich die Blinds stehlen und es ging relativ schnell an den Final Table. Hier hielt ich mich erst einmal zurück und es war in der Tat so, wie ich vermutete: Ohne eine einzige Hand zu spielen, war ich auf einmal bereits Im Preisgeld. Na ja, es endete schließlich mit Platz 3 und damit verbundenen 125 € Preisgeld.

Danach ging es ins Cash-Game und hierfür war ich ja schließlich gekommen. Mir war relativ schnell klar, dass es zwar eine gute Möglichkeit war, relativ viel Geld zu machen, aber die Gegner waren durch die Bank absolut furchtlos und risikobereit und gegen diese Gegnertypen kannst du, wenn es nicht so glatt läuft, auch mal ganz schnell recht viel verlieren. Es lief auch relativ schlecht an und einige gute Starthände wie Ak oder AQs hielten nicht stand. Ich war schnell ein paar Hunderter im Brand, aber mit der Zeit hatten die meisten der Jungs vor meinen Pre-flop raises doch ein bißchen mehr Respekt bekommen und ich konnte nicht nur etliche Male mit einem Preflop raise und anschließendem Folgebet viele kleine Töpfe gewinnen(stehlen), sondern auch meine Premium-Starthände brachte ich fast durch die Bank nach Hause.

Wir haben die ganze Nacht durchgspielt und morgens um 10.oo Uhr hatte ich einen sehr netten Gewinn erwirtschaftet. Da es zudem noch eine Menge Spaß gemacht hat, wird es wohl nicht mein letzter Besuch in dieser Runde gewesen sein.

Jetzt aber kam der anstrengende Teil meiner Berlin-Reise. Am Freitag Abend stand die Sendung bei Eurosport an. Da ich erst gegen 11.oo Uhr morgens zum Schlafen kam und auch die Nacht vorher nicht sehr lang geschlafen hatte, hatte ich bereits erhebliche Bedenken, dass ich am Nachmittag überhaupt wach werden würde. Habe mir dann sicherheitshalber 2 Wecker gestellt um absolut auf Nummer sicher zu gehen. Es klappte dann auch, aber ich fühlte mich ziemlich elendig. Was sollte das nur am Abend geben?!

Ach so, hier sollte ich vielleicht noch ergänzen, dass ich für Eurosport die Co-Moderation der EPT-Shows mache. Wie ich an diesen Job gekommen bin und wie genau der Ablauf ist etc., werde ich einem der nächsten Blogs mal ausführlich erzählen.

Ich fuhr dann gegen 6.oo Uhr mit der U-Bahn/S-Bahn schlaftrunken richtig Babelsberg. Bin dann mit meinem Haupt-Kommentator (Frank Winkler) wie immer noch eine Kleinigkeit essen gegangen vor der Sendung und hier wurde ich dann Gott sei Dank nach einem starken Espresso wach, so dass die anschließende Sendung - Übertragung des Final Tables aus Barcelona - doch einigermaßen glatt und ohne größere sprachliche und inhaltliche Fehler über die Bühne ging.

Als ich gegen 1.oo Uhr nachts nach "Hause" kam, habe ich noch ein bißchen bei PartyPoker No-Limit gedaddelt und konnte innerhalb von nur einer Stunde nochmals einen recht netten Score machen.

Zufrieden legte ich mich schlafen und fuhr dann am Samstag morgen mit dem Zug wieder gen Heimat.

Der nächste Berlin-Trip steht übrigens bereits nächste Woche wieder an. Die Sendung ist am 31.3. Hoffe dann zwar, dass ich ein wenig mehr Schlaf bekomme, aber pokertechnisch kann es ruhig ähnlich verlaufen.

Gruss
Martin

Montag, März 13, 2006

Einführung 13.3.2006

Liebe Pokerfreunde,

nachdem ich im Internet viele schöne und auch einige sehr informative Pokerblogs entdeckt bzw. gelesen habe, habe auch ich mich dazu entschlossen, ebenfalls einen Pokerblog zu gestalten und meine aktuellen Erlebnisse an den Pokertischen mit euch zu teilen.
Für manche wird es vielleicht eher langweilig sein, aber falls der eine oder andere deutsche bzw. deutschsprachige Pokerfreund hieraus nützliche Informationen ziehen kann, dann hat der Blog eigentlich schon seinen Nutzen erfüllt.

Zunächst mal ein paar Worte zu mir.

Ich heiße Martin Pott und bin 42 Jahre alt. Ich lebe in Ostwestfalen, bin ledig und habe eine 6 jährige Tochter, die (fast) jedes Wochenende bei mir ist und mit der ich dann auch immer sehr viel unternehme.

Ich bin selbstständig (keine Angestellten) und arbeite für ausländische Firmen, deren Internetseiten ich vom Englischen ins Deutsche übersetze. Darüber hinaus arbeite ich für einige ausländische Firmen als Consulter auf dem deutschen Markt. Ich beobachte also die Entwicklung auf dem deutschen Markt und natürlich die Aktivitäten der Konkurrenzfirmen und berichte diese Erkenntniss an meinen Auftraggeber. Zusätzlich gebe ich meinen Auftraggebern noch Marketing-Tipps bzw. stelle Kontakte her.

Meine große Leidenschaft aber gilt dem Pokerspiel. Das Zocken hat mir schon immer viel Spaß gemacht, aber meine ersten Berührungspunkte mit dem Pokerspiel hatte ich 1987, als ich mit einem guten Freund während einer USA-Reise auch einen Stop in Las Vegas machte und wir seinerzeit mit dem Spiel 7-card-Stud konfrontiert wurden. Wir hatten die Regeln zwar sehr schnell "drauf", aber man hat uns da in der einen Woche Las Vegas eine Menge Geld (für unsere damaligen Verhältnisse) abgenommen und wir mussten unseren geplanten 3-monatigen USA-Trip aus diesem Grunde leider bereits nach 2 Monaten abbrechen. Es hatte mich damals aber sehr geärgert, dass ich so gnadenlos unterging bei dem Spiel und so entschloss ich mich mir ein Buch über das Pokerspiel zu kaufen. Es war das Buch "Texas Holdem für Beginners" von David Sklansky.
Ich las dieses Buch immer und immer wieder durch, bis ich auch das kleinste Detail darin verstand. Daraufhin kauft ich mir noch ein zweites Buch ( gambling theory - ebenfalls von Sklansky ) und auch dieses Buch verschlang ich mehrere Male.

In mir reifte seinerzeit der Entschluss, dass ich zurück nach Las Vegas und mir dieses verlorene Geld zurückholen wollte. 1989 dann, also 2 Jahre später, ging ich im Frühjahr zu meinem Arbeitgeber, ich bin übrigens gelernter Programmierer, und teilte meine Kündigung mit. Ich wollte also keine halbe Sachen machen, sondern war fest entschlossen, mir mit diesem Spiel meinen Lebensunterhalt zu verdienen, da ich bereits damals ahnte, dass es nichts mit Glück zu tun haben konnte, sondern Poker zu einem sehr gewaltigen Teil aus Strategie bestand.

Ich kratzte mein gesamtes zur Verfügung stehendes Geld zusammen, welches damals so um die 8.000 DM betrug, und kaufte mir ein Flugticket. Ich mach die Geschichte hier ein bißchen kürzer als sie ist: Ich war nach gut 4 Wochen zurück in good old germany. Blank wie eine Kirchenmaus. Ich hatte nicht ansatzweise eine Chance.
Ich hatte mit vor Ort aber von meinen letzten Kröten noch weitere 3 Pokerbücher gekauft und habe dieses Spiel dann immer intensiver studiert.

Ein Jahr später unternahm ich einen weiteren Versuch und brach wiederum alle Zelte hier in Deutschland ab. Dieses Mal war ich mir sehr sicher, dass es klappen würde, aber nach 6 1/2 Wochen war auch dieser Trip wieder vorzeitig beendet. Diese Reise werde ich daher nie vergessen, weil ich damals mit genau 50 Pfennigen in der Tasche wieder in meinem Heimatort ankam. Alles andere war verzockt!

2 Jahre später, 1991 startete ich meinen 3.Versuch und vermutlich wäre auch dieser wieder in die Hose gegangen, wenn...ja, wenn ich damals nicht einen Deutschen Profi-Pokerspieler in Las vegas getroffen hätte, der mich ein wenig unter seine Fittiche nahm und mir einige Feinheiten beigebracht hätte. Von dem Zeitpunkt an lief es und bis 1994 (also gut 3 Jahre mit einigen Unterbrechungen) blieb ich in Las Vegas und hatte zum Schluß mehr Geld als zum Zeitpunkt meiner Ankunft. Und wer jemals in Las Vegas war, der weiß, dass dies gar nicht so einfach ist.

Das Problem, was ich anschließend hatte, fasse ich jetzt auch ein bißchen kürzer. Als ich Ende 1994 wieder in die USA einreisen wollte, ließ man nicht mehr hinein, weil ich mehrere Male meine Aufenthaltsgenehmigung überschritten habe. Man versagte mir nicht nur die Einreise, sondern teile mir damals mit, dass ich auf Lebenszeit das Land nicht mehr betreten dürfe. Eine Welt brach für mich zusammen und ich schlidderte in eine tiefe Krise.

Als ich mich nach einigen Monaten der tiefen Depression damit abgefunden hatte, niemals wieder meiner Leidenschaft zu fröhnen, fand ich bei meinem neuen Arbeitgeber, einem weltweit agierenden Medienkonzern, eine neue berufliche Herausforderung. Ich arbeitete dort knapp 9 Jahre. Es war eine insgesamt sehr schöne Zeit und während dieser Zeit konnte ich über die US-Botschaft auch wieder eine Einreisegenehmigung für die USA erwirken.

Mein Leben nahm dann im Jahre 2002 nochmals eine totale Kehrtwende. Ich entdeckte, dass man Poker auch Online spielen konnte. Ich meldete mich bei einer der größten Plattformen an und begann zu spielen. Zunächst nur stundenweise nach Feierabend, aber es wurde mit steigendem Erfolg immer mehr und so entschloss ich mich im Jahre 2003 meinen Job zu kündigen und dies zu intensivieren. Seitdem ging es eigentlich ständig bergauf.
Mittlerweile spiele ich recht hohe Limits (mein wohl stärkstes Spiel ist Limit Holdem). Mindestens 10/20 $, aber i.d.R. eher 15/30 oder 20/40 $. Und dies an 4 Tischen parallel. Am Tag spiele ich ca. 4-5 Stunden, wobei die erste Session meist vormittags abgehalten wird (das spielen die Amis, die entweder sehr müde sind oder aber im Minus sind und pushen) und die zweite Session spiele ich meist Abends.
Zwischendurch habe ich natürlich auch meine geschäftlichen Dinge zu erledigen, so dass definitiv nie Langeweile aufkommt.

Ich werde versuchen den Blog jeden 2. oder mindestebns jeden 3.Tag zu aktualisieren. Hauptsächlich werde ich hier gesammelte Erkenntnisse rund ums Poker zu veröffentlichen, aber ganz sicher werden auch etliche Strategie-Tipps veröffentlicht werden. Also z.B. das Verhalten vor und nach dem Flop, Tisch- und Gegnerauswahl, Maximierung der Gewinne bzw. Minimierung der Verluste usw. Es sollte also ganz bestimmt für jeden Pokerfan etwas dabei sein.

Also - dies fürs Erste. Gut Blatt & Gruss
Martin

Darf ich dich was fragen?

▪  Hi Potti, wie geht es dir? ▪  Hallo Herr Pott, Sie kennen sich doch in der Pokerszene ganz gut aus. ▪ Potti, d arf ich dich was fragen? ...