Montag, Januar 15, 2007

...auch die zweite Woche im neuen Jahr lief für mich hervorragend. Beruflich - es gibt ja nicht nur Poker in meinem Leben - habe ich einige vielversprechende Deals unter Dach und Fach gebracht, zudem bereits die komplette Urlaubsvorbereitung ist abgeschlossen und beim Pokern lief es auch sehr ordentlich.
Huete möchte ich den Verlauf meiner "Donnerstags-Pokerrunde" in Berlin schildern sowie die Gedanken niederschreiben, die ich bei meinen gespielten Händen hatte. Gespielt wird wie immer No-Limit mit Blinds bei 2 und 5 €. Bevor ich mich hinsetze und Startkapital raushole, schaue ich mich zunächst um um mir zum einen ein Bild über die Gegner zu machen und zum anderen natürlich auch um zu checken, wieviel
Startmunition diese wechseln. Davon abhängig mache ich dann mein Startkapital. Wenn ich die Gegner und deren Spielweise durch die Bank kenne, dann ist meine Vorgehensweise recht simpel. Habe ich viele tighte (aggressiv oder passiv) Gegner am Tisch, so wechsele ich genauso viel wie meine Gegner. Meine Spielstrategie sieht dann so aus, dass ich recht loose spiele und versuche recht viele kleine Töpfe zu spielen und natürlich auch zu viel zu stehlen. Irgendwann bekomme ich dann natürlich auch Gegenwind und wenn die Situation dann passt, bin ich jedoch auch bereit all meine Chips in die Mitte zu schieben. Gfs. auch mit einer Coin-Flip Hand. Wenn es gut geht => prima; wenn es schief geht, dann hole ich neue Munition raus und weiter geht's mit der gleichen Strategie. Wenn jedoch 1-2 schwächere Gegner am Tisch sitzen, die sehr risikoreich spielen und auch viele Chips vor sich liegen haben, dann hole ich ebenfalls meine gesamte Munition auf den Tisch. Dann sieht meine Strategie hingegen ganz anders aus und ich spiele extrem tight (aggressiv) und hoffe im Laufe des Abends auf die "eine" Situation, wo ich diesem schwachen Gegner den kompletten Stack in einer Hand abnehmen kann. Da macht es mir gar nichts aus, auch mal 1 Stunde lang jede Hand zu passen. Ich brauche nur die eine entscheidene Hand und der Abend kann sehr profitabel enden.
Am letzten Donnerstag war leider keiner dieser Vollrisikospieler am Tisch. Allesamt recht solide Pokerspieler. Um es kurz zu machen - wir haben insgesamt 12 Stunden gespielt und ich habe mein Buy-in mehr als verdreifacht. Etliche kleine Töpfe dabei gestohlen und auch mit guten Händen gewonnen, aber über die 12 Stunden habe ich 3 sehr gute Töpfe gwonnen.

Hand 1:
Eigentlich nichts dramtisches bzw. strategisch wertvolles. Ich habe JJ in mittlerer Position, raise auf 15 €, hinter mir callen 2 Gegner und BB füllt ebenfalls auf.
Wir sind zu viert und der Flop kommt J88 (leider Off-suit). Beng - Full House am Flop. Es liegen 60 € im Topf und ich setze 25 € an. Ich setze deshalb, weil ich
zum einen mit einem Check vermutlich die Alarmglocken aller Gegner alarmieren würde und zum anderen hoffe ich, dass zumindest einer dabei ist, der
entweder einen J hat oder im optimalen Fall sogar eine 8 geflopt hat. Na ja, 2 Spieler passen direkt, aber BB called die 25 €. Turn ist eine T. Optimale Karte.
Der Gegner checked und ich setze nun 35 € (er hat eh nur noch knapp 100 € vor sich liegen und ich will ihn peu á peu melken). Er called. River ist eine Lusche,
er checked abermals und ich setze seinen Rest und er called. Er hat AT (?) und ich gewinne einen Topf i.H.v. knapp 250 €. No Big deal bei dem Flop. Die Hand
spielt sich eh automatisch und die Frage war eigentlich nur, wie man strategisch am besten vorgeht um die Gegner reinzusaugen.

Hand 2 ist schon etwas interessanter.
Ich sitze am Dealer-Button mit QJo und vor mir limpt ein Gegner aus mittlerer Position. Limper müssen generell bestraft werden, meine Hand ist dafür geeignet und ich erhöhe auf 20 €. BB called ebenfalls und der Limper bezahlt. 60 € im Topf. Der Flop kommt K97 rainbow. Beide checken und ich setze sehr vorsichtig 15 € an.
BB setzt nun einen check-Raise auf 45 € an, der andere Spieler passt. Es liegen nun 120 € im Topf und ich muss noch 30 € callen. Rein von den odds her ein klares
Pass, aber ich schiele aus dem Augenwinkel auf den Stack des Gegners, zähle es in Gedanken kurz durch und sehe, dass er noch knapp 500 € vor sich liegen hat. Wenn
also die T käme, gäbe es durchaus einiges an Chips, die ich ihm abnehmen könnte. Zudem weiß ich, dass mein Gegenspieler jemand ist, der am Turn und auch am River
oft mit sehr hohen, teilweise zu hohen, Folgebets seine Hand schützen möchte. Ich calle und spekuliere auf die T. Turn ist eine T !!!!!!!
Nun setzt der Gegner 90 € an. Ich kann jetzt entweder direkt Druck machen und einen hohen Raise ansetzen oder ich kann noch einmal warten und am River die wahre
Stärke meiner Hand (habe die Nuts) offenbaren. Ich entscheide mich für Letzteres und calle nach einigem Zögern und gespieltem Zweifel. Die Riverkarte ist für mich zwar
gut ( ein As - ich behalte die Nuts ), aber wie sich im Nachhinein heraustellen sollte, hat sie mir doch die Action ein bißchen versaut. Er setzt nochmalig 90 € an und jetzt erhöhe ich auf 200 € und er called. Bereits während des Calls bezeichnet er mich als Glückspilz, weil er meint, dass ich mit dem River auch 2 Paar gemacht hat - er hat KT - und ist ganz überrascht, als ich auf einmal die Straße zeige. Vermutlich wäre ich besser gefahren, wenn ich bereits am Turn einen kleinen(!) Raise angesetzt hätte. Evtl. wäre er hier daraufhin sogar all-in gegangen und ich hätte den Sack zumachen können. Na ja - nachher weiß man immer mehr. Immerhin ein fettes Töpfchen eingefahren.

Hand 3
Ich habe 77 in hinterer Position und vor mir sind 2 Caller. Normalerweise calle ich hier nur in der Hoffnung den Flop auf jeden Fall zu sehen, also keinem Reraise ins Auge blicken zu müssen, dann einen Set zu treffen und somit einen schönen Topf zu gewinnen. Ich habe jedoch ein gutes Gefühl und raise auf 20 € und BB sowie die beiden Limper callen. 80 € im Topf. Der Flop kommt 754. Top Set getroffen, aber sowohl straight schon möglich und es liegen auch 2 Karos auf dem Tisch. Es wird zu mir gechecked und ich setze 30 € an. Alle 3 Gegner sind solide und sind auch in der Lage mal einen Move zu machen oder eine ganz fette Hand zu checkraisen, deshalb spiele ich es hier etwas vorsichtig. Zu meiner Überraschung erhalte ich 2 Caller. 170 € im Topf. Als Turn will ich keine 8 und keine 3 sehen, aber auch kein Karo. Alles andere ist egal. Turnkarte ist eine schwarze 6. Nicht schlecht, aber defintiv auch keine Wunschkarte. Beide checken. Was tun sprach Zeus ? Wenn einer der beiden die Straße hätte, hätte er jetzt vermutlich gesetzt, denn sie können ja nicht davon ausgehen, dass ich für sie die Setzarbeit leiste. Ich bin mir also (fast) sicher, dass ich noch die beste Hand halte. Andererseits haben die beiden jedoch ebenfalls einen ganz fetten Stack vor sich liegen und ich habe keine Lust nun 150 € (oder irgendwo so in der Range) zu setzen um mich einem all-in Raise entegenzusehen und dann mein Paar 7er aufgrund fehlender pot-odds passen zu müssen. Nach einigem Zögern entschließe ich mich dafür mitzuchecken. Riverkarte ist der Joker ! Karo 4 !!!! Macht den Flush, aber mir auch das TOP-Full-House. Spieler 1 setzt nun 40 €. Spieler 2 schielt auf meinen Stack rüber und erhöht auf 130 €. Über die Hand von Spieler 1 bin ich mir im Unklaren, aber bin mir relativ sicher, dass Spieler 2 ebenfalls eine Bombe (hoffentlich nicht Pocket 4's) hält und ich raise all-in. Spieler 1 foldet ziemlich schnell und Spieler 2 called genauso schnell und als ich im Pocket 7's zeige, foldet er offen Pocket 6's und läuft blaß an, als ich die Chips zu
meinem Stack aufstapele.

Natürlich sind nicht alle Hände so gut wie gelaufen wie die 3 beschriebenen und ich hatte auch einige Bad Beats dabei, aber die gehören nun mal dazu. Alles in allem war es wieder einmal ein gelungener Abend, an dem wir viel gelacht haben und der sich zudem auch finanziell sehr gut gelohnt hat.

Noch 4 Tage - dann geht es auf die Bahamas !!! Ich freue mich sehr darauf. Zum einen auf ein bißchen Relaxen und ein bißchen Sonne, aber zum anderen bin ich natürlich
extrem heiß auf das Backgammon-Turnier dort. Die TOP Ten der Weltrangliste allesamt vertreten - das verspricht ein heißes Tänzchen und ich muss die Woche unbedingt
nutzen um meine Backgammon-Skills weiter zu vertiefen. Ich werde während der knapp 3 Urlaubswochen eine Tagebuch schreiben und dieses dann auch in meinem Blog
hinterlegen. Wird sicherlich für den einen odern anderen etwas interessantes dabei sein.

Bis denne

Gruss
Potti

Dienstag, Januar 09, 2007

Berlin, Hohensyburg, Bahamas, Las Vegas

Zunächst mal allen ein frohes neues Jahr verbunden mit den besten Wünschen.

Nach etlichen Wochen Blogpause anbei ein kleines Update.

Im November/Dezember war ich jede Woche in Sachen Eurosport unterwegs. Jede Woche mindestens eine Sendung - erst immer nach München und im Dezember immer nach Berlin. Die Staffel der European Poker Masters ist jetzt jedoch fast abgeschlossen und die letzte Sendung (Finale Dublin) findet am kommenden Freitag nochmals in Berlin statt. Ich werde bereits wieder am Donnerstag anreisen und abends dann in privater Runde Cashgame spielen ( NL mit 2/5 € Blinds). Das Spiel ist recht loose und wenn es läuft, kann man hier wirklich gut scoren. Letzten Donnerstag habe ich einen guten Lauf gehabt und bis 1 Stunde vor Schluß hatte ich mein Buy-in sogar bereits versechsfacht, als kurz vorm Ende folgende Hand kam.
Ich sitze am Cutoff mit 55 und vor mir limpen 3 Gegner. Ich calle, SB füllt auf und wir sehen zu 5 Spielern den Flop, der J85 mit 2 Kreuzen kommt. Die ersten 3 Spieler checken und Spieler 4 setzt 50 € (es liegen 25 im Topf) an. Wenn er tiefer angesetzt hätte, dann hätte ich vermutlich einen kleinen Raise angesetzt um zu wissen, wo die anderen Spieler "stehen", aber aufgrund der ungewöhnlichen Höhe des Bets calle ich nur, da ich mir sicher bin, dass die anderen passen. So ist es auch und wir sehen nur noch zu zweit den Turn. Turnkarte ist eine Rote 2, die perfekte Karte für mich,
und ich nehme mir vor ihn bei einem weiteren Bet einen ordentlichen Raise vorzusetzen. Er hat noch ca. 500 € vor sich liegen und ich knappe 1.900 €. Im Pott liegen jetzt 125 € und er setzt jetzt auf einmal 110 € an. JJ schließe ich aus, da ich den Spieler gut einschätzen kann und ich mir sicher bin, dass er mit JJ vorm Flop geraised hätte. 88 wäre eine mögliche Hand, manchmal überzieht er jedoch auch seine Bluffs und es könnte auch gut sein, dass er T9s hat oder 2 Kreuzen.
Ich möchte ihn natürlich auch nicht vergraulen, falls er blufft (habe Position) und so calle ich nur um die Rivercard und seine Aktion abzuwarten. Riverkarte ist dann ein Rotes As und ich warte gespannt auf seine Aktion. Jetzt setzt er 300 €.
Jetzt steht für mich felsenfest fest, dass er entweder 888 hat und ich geschlagen bin oder das er seinen Draw komplett verpasst hat und mich aus dem Topf drücken will. AJ oder ein Overpaar zu den JJ's schließe ich absolut aus, da er sonst
gechecked hätte. Da ich aber bei einem Reraise all-in, sofern er seinen Draw verpasst hat, eh keinen Call von ihm bekomme, calle ich nur (mit der Befürchtung Drilling 8 zu sehen) und er zeigt mir tatsächlich den Set 8er und ich verliere einen sehr schönes Töpfchen. Na ja, zwar immerhin noch 1.100 € gewonnen, aber irgendwie ist es doch ärgerlich, da ich eigentlich schon am Einpacken meiner Chips war und mit über 1.500 € Gewinn aufhören wollte.
Freitag Abend war dann die Sendung (Dublin FT Teil 1) und am Samstag bin ich dann mit einem Freund von Berlin aus direkt durch nach Dortmun-Hohensyburg, wo wir ein 500 €er NL-Freezeout gespielt haben. 83 Teilnehmer hatten gemeldet und ich könnte
jetzt ein paar schöne und interessante Hände berichten, aber ich mache die Sache mal kurz: Ich habe das Turnier gewonnen. Na ja - gewonnen ist nicht ganz korrekt, denn wir waren zum Schluß noch zu Dritt und haben dann einen Deal gemacht und die
Preise für die ersten 3 Plätze durch 3 geteilt. Da ich zu diesem Zeitpunkt aber leicht mehr Chips hatte als meine beiden Gegner, stehe ich offiziell auf Platz 1. Immerhin gab es 9.300 €. Nicht schlecht für einen Abend Arbeit. Da ich zudem auch eine richtig gute Woche online hatte und 2 Monstersessions im PL Omaha hingelegt habe, bin ich mit dem Start von 2007 natürlich absolut zufrieden. So kann's ruhig noch ein bißchen weiterlaufen!

Nächste Woche fliege ich erst einmal in den wohlverdienten Urlaub. Zunächst für eine Woche auf die Bahamas. Dort findet vom 21.-26.1. das größte Backgammon-Turnier, was jemals ausgerichtet wurde, mit einem Preispool von 1 Mio $. gesponsered von
Partygammon. Das Buy-in kostet allerdings auch 10.000 $. je nachdem, wie ich mich fühle, werde ich mich evtl. noch vor Ort registrieren, aber da die komplette Weltelite vertreten ist (ich glaube von den TOP 50 der WRL sind bis auf 2 alle vertreten), hängen die Trauben dort extrem hoch und die 10.000 $ wären wohl eher rausgeschmissenes Geld. Aber mal schauen - ich habe derzeit einen guten
Lauf und wer weiß, wie lange dieser noch anhält. Direkt anschließend an die Woche werde ich dann noch für 11 Tage weiter nach Las Vegas fliegen. Zum einen liebe ich diese Stadt, aber zum anderen gehe ich natürlich stark davon aus, dass ich meine finanziellen Verluste, die ich sehr vermutlich auf den Bahamas in den
Backgammon-Cashgames erleiden werde, dort wieder einigermaßen ausgleichen kann. Am 7.2. werde ich dann wieder in der Heimat sein und ab dem 9.2. steht dann BIS MITTE AUGUST jede Freitag Abend eine Pokersendung auf Eurosport an. Die komplette EPT 3 Tour mit Stationen in Barcelona, London, Baden, Dublin, Kopenhagen, Deauville, Dortmund und Warschau und anschließend das große Finale aus Monte Carlo. Von jeder Station gibt es 3 Sendungen und vom Finale aus MC dann 4 Sendungen. Macht summa summarum 28 Sendungen und daher werde ich dieses Jahr auch leider nicht zur WSOP nach Las Vegas fliegen können. Aber ich freue mich auf die EPT (werde das
"Heim-Turnier in Dortmund" auch mitspielen) und die Übertragungen. Wird dieses Jahr unter Garantie ein paar richtig gute und spannende Sendungen geben. Davon bin ich fest überzeugt.

Viele Grüße & so wenig Bad Beats wie möglich wünscht euch

Potti

Darf ich dich was fragen?

▪  Hi Potti, wie geht es dir? ▪  Hallo Herr Pott, Sie kennen sich doch in der Pokerszene ganz gut aus. ▪ Potti, d arf ich dich was fragen? ...