Mittwoch, November 19, 2014

Let‘s Play Poker!

Am vergangenen Wochenende gab es mal wieder eine Ausgabe von Let‘s Play Poker. Mittlerweile übrigens bereits die 8. Episode. In diesem Fall sogar eine besondere, denn zum ersten Mal gab es ein Team-Event. 8 Mannschaften á jeweils zwei Spieler duellierten sich am Pokertisch. Unter den 16 Teilnehmern waren 14 “Youtuber“ sowie Jens Knossalla und Hellmuth, der sich bei PokerStars unter zigtausend Spielern bei einem Freeroll durchgesetzt und sich somit für das Event qualifiziert hat.  

Wie sieht so ein Tag für mich aus und was unterscheidet das Kommentieren von LPP zum Beispiel vom Kommentieren eines EPT-Events, wo halt zu 90% Pokerprofis an den Tischen sitzen? Darauf möchte ich im heutigen Beitrag mal ein wenig detaillierter eingehen.

Ein paar Tage vor Beginn der Veranstaltung bekomme ich vom Regisseur der Sendung (Daniel) zunächst eine Teilnehmerliste zugesendet. Diese ist für mich nicht ganz unwichtig, denn ich muss ehrlich zugeben, dass ich die meisten der Youtuber nicht kenne. Und um vielleicht noch ein wenig tiefer reinzugehen, sollte ich vielleicht auch vorab noch ganz kurz ergänzen, dass die Teilnehmer beim Pokerevent in der Youtube-Szene eben richtig große Stars sind. Die meisten sind dadurch bekannt geworden, dass sie irgendwelche Playstation oder X-Box Spiele wie Minecraft, Battlefield, Call of Duty, World of Warcraft, League of Legends oder wie sie auch alle heißen, spielen und dieses Zocken dann per Video aufnehmen. Dabei kommentieren sie ihre Action und/oder erzählen lustige Sachen dabei. Dafür haben sie einen Youtube-Kanal eingerichtet und wenn es den Zuschauern gefällt, dann abonnieren die Zuschauer diesen Kanal. Und Abonnenten eines Kanals bekommen dann jedes Mal, wenn ein neues Video hochgeladen wird - das geschieht teilweise mehrmals am Tag! -  eine Info darüber, dass es eben ein neues Video gibt. Je mehr Abos, desto mehr Klicks gibt es natürlich auf die einzelnen hochgeladenen Filme. Youtube bezahlt die einzelnen Kanäle nach Klicks. Wieviel es da genau gibt, weiß ich nicht, aber wenn meine Informationen ansatzweise korrekt sind, dann gibt es pro Tausend Klicks in etwa 1-2 Euro für den Kanal-Anbieter. Dafür schaltet Youtube dann Werbespots vor das jeweilige Video und holt sich das Geld dann eben vom Produktanbieter wieder. 1 Euro für 1.000 Klicks hört sich nicht nach viel an…oder? Aber wenn man bedenkt, dass einige der Youtuber weit über eine Million Abonnenten und teilweise bereits über eine Milliarde Klicks erzeugt haben, dann bekommt 1€ pro 1.000 Klicks auf einmal doch eine ganz andere und neue Dimension. Für diejenigen, die es interessiert, hier einmal die Rangliste der Deutschen Youtuber inkl. Klickzahlen:  http://socialblade.com/youtube/top/country/DE/mostsubscribed
Gruppenfoto von der 8. Ausgabe von Let's Play Poker 
In der weltweiten Rangliste der Youtuber liegt übrigens ein 24-Jähriger Schwede ganz weit vorn. PewdiePie heißt er und er hat knapp 33 Millionen Abonnenten (Stand November 2014). Pro Tag lädt der Schwede zwei, manchmal aber auch fünf Kurzvideos hoch und innerhalb von nur ein paar Stunden schauen sich 3-5 Millionen Leute diese Videos an! Lass uns der Einfachheit halber nur einmal einen Euro pro 1.000 Klicks als Basis nehmen und rechnen ein wenig. Bei ca. 3 Videos pro Tag á 4 Millionen Klicks macht das 12.000 € pro Tag (vorsichtig und eher tief eingeschätzt)…alter Schwede!
Wie gesagt befasse ich mich im Vorfeld einer jeden Show kurz mit den Teilnehmern und schaue nach, aus welcher Nische bei Youtube sie genau kommen. Ist es ein Gamer, ein Street-Comedian oder eher ein Sänger? Außerdem notiere ich mir die Abo- und Klickzahlen sowie den Namen des Kanals um einen gewissen Überblick zu haben. Mit der Zeit habe ich im Übrigen auch den einen oder anderen Kanal der Jungs abonniert, da ich es meist sogar recht kurzweilig und lustig finde, was die Jungs (und Mädels) produzieren. Grundsätzlich jedoch habe ich mit den oben genannten Spielen absolut nichts am Hut und ich muss oder darf an dieser Stelle auch offen gestehen, dass ich bislang nicht ein einziges Mal in meinem Leben an einer Playstation oder einer Xbox gezockt habe! Pacman, Tetris oder Donkey Kong, ja damit kann ich was anfangen. Ich weiß sogar, was ein Joystick ist, aber worum es in Minecraft oder GTA5 geht…da muss ich ehrlich gesagt leider passen :) 

Am Tag der Liveshow, die übrigens in Köln stattfindet, fahre ich dann gegen Mittag mit dem Auto los. Bis zum Studio in Köln sind es von mir aus knapp 200 Kilometer. Ich bin dann meist so gegen 14.00 Uhr vor Ort. Bis zum Showbeginn um 18.00 Uhr läuft es dann wie folgt ab. Von 15.00 Uhr bis 16.00 Uhr gibt es eine kleine Proberunde am Pokertisch. Da eben der eine oder andere Teilnehmer noch nie zuvor gepokert hat, werden die Regeln kurz durchgesprochen. Gaby, die charmante Dealerin aus Österreich, weist die Spieler auch darauf hin, wie sie die Karten in die Elektronikfelder zu legen haben (so dass sie vom System erkannt werden können) und wie sie die Chips zu setzen haben. Dann gibt es eine Stunde lang Testspiele, bei dem vor allem die unerprobten Protagonisten nochmals einige Tipps mit an die Hand bekommen. Welche Starthände kann bzw. sollte man spielen? Wie hoch sollte man setzen? Ab wann sollte man All-In gehen“? Eben einen Mini-Crashkurs um den Akteuren ein wenig Sicherheit zu geben und die offenen Fragen zu beantworten.

Zwischen 16.00 Uhr und 17.30 Uhr ist Freizeit. Na ja…nicht komplett, denn in der Phase muss jeder nochmals in die Maske. Die Haare werden nochmals gestylt, die Gesichter geschminkt und gepudert. Während der eine oder andere hier auch mal gern 20-30 Minuten auf dem Stuhl sitzt, dauert dieser Pflichttermin bei mir in der Regel nicht mehr als 5 Minuten. Selbst bei ganz viel Phantasie und Kreativität lässt sich aus meiner Haarpracht eben nicht mehr so viel basteln. Ein wenig Schminke und Puder ins Gesicht, so dass die Schweißperlen nicht sofort zu sehen ist und das war es bereits. Man muss dazu sagen, dass es im Studio doch sehr warm ist, da die Kameras und Schweinwerfer schon ordentlich Hitze ausstrahlen. Da fängt man schnell an zu schwitzen.


Jens wird in der Maske noch hübscher gemacht als er schon ist
Ab 17.30 Uhr wird dann nochmals alles durchgeprobt. Die Einführung in die Sendung, (obwohl Maxi & Sarazar dann doch meist sowieso ganz anders vorgehen und viel improvisieren), die Vorstellung der einzelnen Akteure…alles wird ein paar Mal durchexerziert bis der Ablauf einigermaßen passt. Ab 17.59h gibt es dann einen Countdown zur Sendung. Jetzt ist es meist mucksmäuschenstill im Studio. Selbst den Profis mit ganz viel Liveshow-Erfahrung ist jetzt ein klein wenig die Nervösität anzumerken.  Sobald es dann los geht um Punkt 18.00 Uhr, wird die Stimmung spätestens nach 5 Minuten jedoch recht locker und alle machen sowieso, was sie wollen. Das vorher Erprobte interessiert irgendwie keinen mehr...lol. Aber das macht die Show wohl auch aus und daher schauen vermutlich auch so viele zu. Am letzten Samstag angeblich sogar an die 100.000!  Irgendwie ist man während der LIVE-Show dann übrigens nie vor unliebsamen Überraschungen sicher. Da fallen auch mal Ausdrücke, die im freien Fernsehen niemals jemand sagen würde (und auch dürfte!), da rutscht jemanden mal ein Rülpser raus (wie Samstag!) und alles ist recht frei und eben auch frech.

Was das Pokern am Tisch betrifft, so wird sich der ambitionierte Pokerspieler gewiss ab und zu die Augen reiben und fragen, ob alles wahr ist, was er sieht. Da gibt es mal ein Eröffnungsraise um das 20-fache des Big Blinds, mal werden die Stone-cold Nuts am River einfach gepasst oder andererseits mit 9 hoch (no pair!) am River der halbe Stack mit einem Call verblasen. Aber das darf man den Jungs und Mädels nicht übel nehmen, denn sie verdienen ihr Geld ja nun mal nicht mit dem Poker,  sondern mit Youtube-Videos! Und es geht in erster Linie um den Spaß an der Sache sowie auch um einen guten Zweck, denn der Gewinner darf das Preisgeld  - in der Regel 2.000 € - einer Hilfsorganisation seiner Wahl zukommen lassen. Und ich muss die Akteure hier auch mal wirklich loben. Die meisten haben ein sehr hohes Auffassungsvermögen und bereits während des 3-stündigen Sit&Go’s zeigt sich bei fast allen eine enorme Lernkurve. Bei dem einen oder anderen habe ich im Übrigen auch richtig viel Potential entdecken können! Jens Knossalla, ich würde ihn pokertechnisch nahezu als Halbprofi einstufen, gelang es auf jeden Fall vergangenen Samstag sein Sit&Go (auch wenn letztendlich mit reichlich Glück gegen Rewinside) zu gewinnen. Zum Sieg in der Teamwertung reichte es aber dennoch nicht, da sein Mannschaftskollege und Freeroll-Gewinner Hellmuth mit einem Overpaar (JJ) in das Set von David lief und somit als Siebter in seinem Heat ausschied. Ja, auch ein Youtuber hat nicht immer nur Käse auf der Hand! :)

Nach Ende der Show geht es dann in der Innenstadt in Köln meist irgendwo noch in eine irgendeine nette Kneipe, wo dann bis in die frühen Morgenstunden recht feucht und fröhlich gefeiert wird und der typische Ostwestfale in seinem Trinkverhalten doch auch mal schnell seine Grenzen erfährt.  

Wer gern auch mal einen visuellen Blick hinter die Kulissen werfen möchte, dem empfehle ich die beiden folgenden Videos. Das erste von DNER aufgenommen, mit dem ich am Samstag während des zweiten Heats auch eine halbe Stunde zusammen kommentiert habe und der im ersten Heat (also als Rookie) gleich mal einen beachtlichen dritten Platz belegen konnte.
https://www.youtube.com/watch?v=SoOkSLofCx8&list=UUhr1sKJ27Fr6WZxAlusbo_w

Oder hier ein „Behind the scenes“ Video von Jens Knossalla, welches bei LPP6 aufgenommen wurde:
https://www.youtube.com/watch?v=H4SpJisGy0c


Und wer sich vielleicht mal einen Überblick verschaffen möchte über die Youtube-Künste der einzelnen Akteure...für den habe ich mal alle LPP-Stars vom vergangenen Samstag aufgelistet und die entsprechende Verweise zu ihren Kanälen gleich dahinter gesetzt. Die Jungs freuen sich über jeden Klick...kein Wunder! :-)

Am Tisch:

Shuffle: http://bit.ly/ShuffleLPP
CommanderKrieger: http://bit.ly/KriegerLPP
Rewinside: http://bit.ly/RewinsideLPP
DelayLP: http://bit.ly/DelayLPP
Rahmschnitzel: http://bit.ly/Rahmschnitzel
MissesVlog: http://bit.ly/MissesVlog
Dan The Man: http://bit.ly/DanLPP
Lookslikelink: http://bit.ly/LookslikeLink
David Hain: http://bit.ly/Behaind
TheKedosZone: http://bit.ly/KedosLPP
Fabian Siegismund: http://bit.ly/BattleBro
Joyce Ilg: http://bit.ly/LPPJoyce
dner: http://bit.ly/1hJjEIa
HerrBergmann: http://bit.ly/1exd44Q

Moderiert und kommentiert von:
Maxi Gräff: http://bit.ly/LPPHigh5
Sarazar: http://bit.ly/LPPSarazar
deChangeman: http://bit.ly/1qChQG0

Musik:
Circle of Alchemists: http://bit.ly/CoAMusik

Mittwoch, November 05, 2014

Zwei Ostwestfalen in New York

In der Rubrik “Storys aus Las Vegas“ geht es heute mal nicht um eine Episode aus der Wüstenstadt, sondern um ein Erlebnis aus New York. Da diese Geschichte aber zu meinen absoluten Lieblingsstorys gehört, möchte ich sie hier nicht vorenthalten. 

Mein Kumpel Schleppi - im Nachfolgenden nenne ich ihn der Einfachheit halber bei seinem Vornamen Markus - und ich hatten gerade zeitgleich unsere Ausbildungen hinter uns gebracht. Markus als KFZ-Mechaniker und ich als Programmierer. Und bevor es dann so richtig mit dem harten Arbeitsleben losgehen sollte, wollten wir noch ein wenig die Welt bereisen. Wir hatten uns die USA als Ziel auserkoren. Zum einen wohnte Markus‘ Tante in Los Angeles, zum anderen ein Bekannter von mir in New York. Wir hatten somit schon einmal zwei Anlaufadressen. Wir hatten beide so um die 5.000 DM gespart und wollten halt so lange bleiben, wie uns das Geld über Wasser hält. Optimaler Weise ein halbes Jahr, denn so lange hätten wir theoretisch bleiben dürfen, da wir natürlich nur ein ganz normales Touristenvisum hatten. Dass aus diesen geplanten 6 Monaten letztendlich dann nur gute 8 Wochen wurden und wo es uns finanziell richtig erwischt hat, darüber werde ich an anderer Stelle berichten. 


Zwei Ostwestfalen auf dem Weg in die weite Welt - Schleppi und Potti (hier noch mit Haaren!)
Von Amsterdam aus ging es mit Delta Airlines nach New York, genauer gesagt zum Flughafen JFK. Und bereits die ersten Stunden in NYC waren für uns beide absolut ergreifend. Vom Flughafen ging es mit einem Shuttle zur U-Bahn Station. Dort setzten wir uns in die Metro Richtung Manhattan. Ich weiß ehrlich genau gesagt nicht mehr genau, wo wir exakt ausstiegen, aber als wir die U-Bahn Station verließen und hochgingen, kriegten wir beide den absoluten Flash. Um uns herum nur Wolkenkratzer…so riesig, wie wir beide nie zuvor Gebäude gesehen hatten und uns überhaupt hätten ansatzweise vorstellen können. Zudem absolute Hektik. So viele Menschen eilten herum und die lauten Sirenen von Polizeiautos und Krankenwagen drangen penetrant in unsere Ohren. Wie man es eben aus den Filmen kannte. Aber irgendwie war es total faszinierend und von der ersten Sekunde an hatten wir uns Kopfüber in die Stadt verliebt.
New York City - eine faszinierende Stadt
Nachdem wir eine Nacht bei meinem Bekannten gepennt hatten, der für sein 22m² “große“ Mietwohnung im 34. Stock eines dieser Wolkenkratzer übrigens knappe 1.000$ monatlich abdrücken musste (dafür hätte man in Rheda-Wiedenbrück zu damaligen Zeiten ganze Straßenzüge anmieten können!), ging es am nächsten Morgen auf Entdeckungstour durch Manhattan. Am Südzipfel der Insel, Nähe Chinatown, entdeckten wir einen Park, in dem richtig Trubel war. Dieser Park nannte sich Washington Square Park. Und das war genau unsere Location! 

 Inmitten des Parks war eine größere Aktionsmulde, in der sich im 10-Minuten-Wechsel irgendwelche Straßenkünstler dem Publikum vorstellten. Akrobaten, Comedy-Typen, Feuerschlucker, Zauberer und wer auch immer meinte, seine Künste präsentieren zu müssen. Zuschauen kostete nichts. Nach der Performance gingen die jeweiligen Künstler (einige hatten wirklich richtig was drauf und es machte riesig Spaß zuzuschauen!) mit einem Hut herum und wer wollte, der konnte einen Dollar hineintun. Wer dies nicht machte, der bekam vielleicht einen kleinen lustigen Spruch vom Artisten reingedrückt, aber es war wie gesagt keine Pflicht etwas zu geben. Hier saßen wir stundenlang in der Sonne, genossen die Darbietungen der Künstler, beobachteten die Leute und hatten einfach eine gute Zeit.


Der Washington Square Park am Südzipfel Manhattans - ein Muss für alle Touristen!
Irgendwann am Nachmittag, als wir uns auf den Heimweg machen wollten, entdeckten wir auf der anderen Seite des Parks eine Nische, in der ein paar Schachbretter auf kleinen dafür vorgesehen Tischen aufgestellt waren. Wir blieben an einem Brett stehen und beobachteten das Match eines recht ungepflegten Mannes mittleren Alters gegen einen New Yorker Geschäftsmann, der dort im schicken Nadelstreifenanzug saß und offenkundig seine Arbeitspause nutzte um ein wenig abzuschalten. Sie spielten auf einem recht schwachen Niveau. Mal ließ ließen sie einen Bauern ungedeckt stehen, nette und einfach anzuwendende 2er oder 3er Kombinationen übersahen sie ebenfalls. Aber das Spiel war recht spannend. Irgendwann fiel die Zeitklappe des ungepflegten Mannes und somit hatte er das Match verloren. Er packte in seine Hosentasche, holte einen Bündel an Scheinen heraus und gab dem Geschäftsmann einen 20$-Schein. „Got to go, see you 
tomorrow“, sagte der adrett gekleidete Geschäftsmann und verschwand. 

Das Niveau der beiden entsprach in etwa meinem Schachniveau. Ich spielte zur damaligen Zeit zwar bereits einige Jahre, aber hatte mich nie ausgiebig mit der Theorie und dem ganzen Eröffnungskram beschäftigt. Für einen Hobbyspieler hatte ich jedoch ein recht passables Niveau (für die Schachexperten unter den Lesern: ELO-Zahl irgendwo um die 1200), aber mehr halt auch nicht. Bei Markus hingegen sah es anders aus. Markus kannte alle Eröffnungen in- und auswendig, spielte bereits etliche Jahre im Verein und hatte als 15-Jähriger(!) das seltene Kunststück fertig gebracht Stadtmeister der Senioren in Rheda-Wiedenbrück zu werden. In einer Stadt, in der auch zwei höherklassige Vereine zu Hause waren. Markus‘ ELO-Zahl damals würde ich so auf 1800 oder 1900 einschätzen. Markus würde die beiden Hobbyspieler ohne Probleme nach allen Regeln der Kunst an die Wand nageln.

Auf jeden Fall schauten Markus und ich uns ungläubig an und hatten zeitgleich zu 100% den gleichen Gedanken ohne überhaupt ein Wort zu wechseln, als wir sahen, dass der ungepflegte Mann zum einen so viel Bargeld bei sich hatte und bei seinen Schachfähigkeiten bereit schien 20$-Partien zu spielen. Ansprechen konnten wir ihn natürlich nicht, denn dann hätte er sicherlich sofort Lunte gerochen, dass wir halt keine Anfänger waren. Wir mussten einfach darauf hoffen, dass er uns anspricht. Dann hätten wir bzw. Markus ein wenig rumdrucksen können und es würde eine einfache Gelegenheit werden gleich am ersten Tag unserer Reise unsere Urlaubskasse aufzufüllen. Wir wandten uns ab um den Eindruck zu erwecken, dass wir weggehen würden, als er auf einmal reagierte. „Hey…you guys play chess“? TSCHA-TSCHING, der Fisch hatte angebissen! Während wir uns umdrehten, flüsterte ich Markus ganz leise „Fünfzig-Fünfzig“ zu, was nichts anderes bedeutete, als dass ich die Hälfte der finanziellen Aktion übernehmen würde. Er nickte mir zu. „Yes, a little bit“, blufften wir. „OK…let’s play some”, entgegnete er. Natürlich nahm Markus Platz und keine Minute später hatten die beiden sich geeinigt ein Blitzspiel auf 5 Minuten Bedenkzeit um 20$ zu spielen. Es war ein Spiel auf Augenhöhe. Markus‘ Stellung war durchgehend besser und es schien, als wenn die ersten 20 Bucks recht sicher reinkamen. Aber irgendwie löste sich der Mann, dessen Haare vermutlich mehrere Monate kein Shampoo mehr gesehen hatte und dessen Kleidung offensichtlich irgendwo auf der Straße bei einer Altkleidersammlung aufgelesen wurden, aus den brenzligsten Situationen. Die Zeit bei beiden neigte sich immer mehr dem Ende zu und es wurde richtig spannend. Irgendwann fiel dann Markus‘ Klappe und die 20$ waren verloren! Unfassbar…der Typ war mit Riesenglück von der Schippe gesprungen!

„OK…ihr seid nette Jungs und ich gebe euch noch eine Revanche“, sagte er. „Und damit ihr nicht mit Verlust nach Hause geht, spiele ich jetzt mit nur einer Minute Bedenkzeit und du bleibst bei 5 Minuten“. Na, das war doch mal ein faires Angebot seinerseits und natürlich nahmen wir, sprich Markus, an. Dann sind wir wenigstens wieder auf Null. In diesem Match bewegte Struwelpeter, wie ich ihn aufgrund seiner Haarpracht mal nennen möchte, seine Figuren jedoch einen Hauch schneller als in den Partien zuvor. Dennoch - Markus baute ordentlich Druck auf - schien es nur eine Frage der Zeit zu sein, wann entweder Struwelpeters Zeitklappe fallen würde oder er sich dem Druck von Markus beugen musste. Als geschätzt wirklich nur noch 3-4 Sekunden auf seiner Uhr waren, Markus hingegen hatte noch reichlich Zeit, dann auf einmal der absolute Schock für uns! „Check-Mate“ (Schachmatt!), stieß es aus ihm heraus. Es wirkte, als wenn auch er selbst ebenfalls völlig überrascht war von seiner durch Zufall gefundenen 3er-Wunderkombination, die auch Markus komplett übersehen hatte. Der Typ hatte ein zweites Mal seinen Kopf aus der Schlinge gezogen und kassierte einen weiteren 20$-Schein von uns ab.

Markus wandte sich mir zu und sagte leise, dass der Typ doch gar nicht so schlecht spiele wie zunächst angenommen. Er war sichtlich angeknockt aufgrund der zwei Niederlagen und wollte keine dritte Partie. Fairerweise gaben wir ihm die Hand, waren im Begriff den Verlust hinzunehmen und wollten uns gerade auf den Heimweg machen, als er uns ein weiteres unablehnbares Angebot machte. „OK…guys…wir spielen eine letzte Partie. Ich spiele nochmalig mit nur einer Minute Bedenkzeit und dieses Mal dazu auch nur mit einem Turm“!
Kein Mensch der Welt würde Markus mit 5 vs. 1 Minute und zudem mit nur einem Turm auf dem Brett schlagen! Markus nahm wieder Platz und wir würden zumindest mit einem blauen Auge - sprich immerhin nur 20$ Verlust - davon kommen. Das Spiel begann. Mittlerweile hatten sich auch ein paar Zuschauer um uns gesellt um zuzuschauen. Während Markus versuchte möglichst viele Figuren schnell abzutauschen, es würde ja sein zusätzlicher Turm am Ende übrig bleiben, schien Struwelpeter eine Sternstunde zu haben. Er zog Kombinationen aus dem Hut, als wenn er von göttlicher Hand geführt wurde. Markus verlor den ersten Bauer, dann den zweiten…irgendwann auch sein Pferd. Figurentechnisch hatte Struwelpeter bereits mehr als ausgeglichen. Aber er hatte abermals ein großes Zeitproblem und die Uhr tickte gnadenlos gegen ihn. Allerdings fing er jetzt an regelrecht über das Brett zu fliegen…nie zuvor hatte ich jemanden gesehen, der so schnell die Figuren bewegte. Er schien zudem jeden Zug von Markus bereits im Voraus zu ahnen. Und dann kam es wie es kommen musste. Er packte eine tödliche Kombination aus dem Zauberkasten und setzte Markus ein weiteres Mal Schachmatt! Eine dritte 20$-Note verließ unsere - für 6 Monate eh nicht prall gefüllte - Urlaubskasse und wechselte den Besitzer.
Wir waren restlos bedient. Auf dem Heimweg warf Markus mir vor, wieso ich ihn noch die zweite und dritte Partie reinquatschte, während ich auf der anderen Seite es nicht in meinen Kopf hinein bekam, wieso er von so einem Amateur rasiert wurde. Der zudem noch wesentlich weniger Zeit zur Verfügung hatte und in der letzten Partie auch noch einen Turm weniger auf dem Brett hatte! Am Abend jedoch war alles wieder in Ordnung…wie es sich unter Männern halt gehört.

Am nächsten Tag ging es dann nochmals zum Washington Square Park. Bereits, als wir den Park betraten, sahen wir aus der Ferne, dass sich in der Schachecke eine große Traube an Menschen versammelt hatte. Als wir dran waren und über die Schultern einiger Leute blicken konnten, erspähte ich Struwelpeter und den Businessmann vom Vortag am Brett. Sie spielten 1-minütiges Bullett-Chess und beide flogen übers Brett, als gäbe es kein Morgen mehr. Die Zuschauer genossen es und es war in der Tat ein absolutes Spektakel. Ich fragte einen der Zuschauer, wer denn der Typ sei (ich zeigte dabei auf Struwelpeter). „Oh…das ist Roman…Roman Dzindzichashvili. Mehrfacher US-amerikanischer Meister und erst vor ein paar Wochen habe er die US-Open in NYC gewonnen. Er ist die Nr. 3 auf der Welt hinter Gary Kasparov und Anatoly Karpov“, sprudelte es voller Stolz aus dem Typen hervor, der mit Struwelpeter scheinbar eng befreundet war.

Filetierte uns mit Haut und Haar - der Schachgroßmeister Roman Dzindzichasvili
Bei meinen Recherchen einige Monate später stellte ich fest, dass es mit der Nr. 3 auf der Weltrangliste zwar ein wenig übertrieben war von dem Sportsfreund, Struwelpeter aber immerhin Platz-Nr. 13 auf der Weltrangliste inne hatte. Roman galt zu jenen Zeiten zudem als der weltbeste Blitzspieler! Es war sicherlich keine Schande für Markus gegen ihn dreimal den Kürzeren gezogen zu haben. Wir waren dem gebürtigen Georgier und dem korrekt gekleideten Geschäftsmann, ebenfalls einer der besten Schachspieler in NYC und offenkundig mit dem Georgier unter einer Decke steckend, mit Vollgas und ungebremst in die Hustle-Falle gegangen. Und dies nicht einmal 24 Stunden nach unserer Ankunft im Land der unbegrenzten Möglichkeiten. Es war eine schmerzvolle und vor allen Dingen teure Lektion. Aber das Lehrgeld, das wir hier bezahlten, schützte uns in den Monaten danach und in vielen weiteren Situationen vor anderen Fallen, in die wir naiven Ostwestfalen sicherlich ebenfalls und zweifelsfrei getappt wären.

Was lernen wir daraus? Prüfe jedes Angebot! Insbesondere, wenn es sich um scheinbar richtig attraktive und kaum zu glaubende Offerten handelt. Meistens steckt irgendein Haken dahinter!

In einem der nächsten Blogs berichte ich dann davon, wie sich die Wege von Roman Dzindzichashvili und mir ein weiteres Mal kreuzten. Und zwar etliche Jahre später in Las Vegas ... am Pokertisch! Der Blog steht dann unter dem Motto „Man sieht sich immer zweimal im Leben!“ 
J

Samstag, November 01, 2014

Highroller in Tschechien & Potti, der Turnierfuchs

Eine knappe Woche im Kings Casino in Rozvadov ist zu Ende. Der Hauptgrund meiner Reise dorthin war zwar die Arbeit, aber ich habe ehrlich gesagt lange nicht mehr so viel LIVE-Poker gespielt wie in den 5 Tagen vor Ort. Aber dazu später…

 Im Kings Casino haben die Aufzeichnungen zur 14. Staffel von German HIghroller stattgefunden. Habe dort natürlich nicht mit am Tisch gesessen (2-8 Ligen zu hoch), sondern mein Job vor Ort hat im Übertragungswagen stattgefunden. Ich war sozusagen das Bindeglied zwischen den Spielern am Tisch und der Technik…Ablaufredakteur nennt sich das Ganze. Zu meinen Jobs gehörte das Aufzeichnen und Bewerten von den gespielten Händen, Unterstützung des Regisseurs, Führen der Dealerinnen in gewissen Situationen sowie noch ein paar andere Kleinigkeiten. Da ich während des Spielgeschehens ca. 10 Leute „auf dem Ohr hatte“, etliche Knöpfe drücken, zeitgleich halt noch die Bilder auf 22 verschiedenen Monitoren verfolgen sowie diverse Listen führen musste, hat mir am Ende eines jeden einzelnen Abends ganz schön der Schädel gebrummt. Aber abgesehen vom ersten Tag, wo ich phasenweise ein wenig ins Rotieren kam, habe ich es (aus meiner Sicht zumindest) ganz ordentlich hinbekommen und bin abends mit einem zufriedenen Lächeln todmüde ins Bett gefallen!

Potti im Stress bei so vielen Knöpfen und Monitoren...
Wäre ich das mal lieber! Denn natürlich bin ich nicht sofort ins Bett gegangen, sondern es hat in den Fingern gejuckt und ich bin an allen Tagen direkt an den Pokertisch! Teilweise, oder sagen wir besser jede Nacht, bis morgens in der früh, so dass ich in den fünf Nächten vor Ort im Schnitt nur ca. 4 Stunden Schlaf bekommen habe. Gott sei Dank war mein Akku vorher randvoll! Und jetzt ist er es auch wieder, denn in den letzten 2-3 Tagen habe ich glaube ich ca. 13 Stunden pro Nacht geschlafen. Das war wohl bitter nötig und mein Körper hat sich danach gesehnt. Über einzelne Ergebnisse von den German Highroller Sessions kann und darf ich hier natürlich nicht berichten. Ich darf aber so viel verraten, dass ich noch nie im Leben quasi hautnah bei so großen Pötten dabei war! Es gab z.B. eine Situation beim Pot-Limit Omaha, die ich vorher noch nie so gesehen habe (auch nicht Online!) und die es vermutlich auch sehr selten irgendwann nochmals geben wird…und da hat es aber mal richtig derbe gekracht. Gleich 5 Spieler All-In vor dem Flop! Nach meinen Informationen werden die ersten Sendungen dann um die Weihnachtszeit bei Sport1 ausgestrahlt. Das solltet ihr auf jeden Fall nicht verpassen!
Staffel 14 von German Highroller ab Dezember auf Sport1 ...es lohnt sich! 

Kommen wir zum Pokern. Da ich bereits zwei Tage vor Drehbeginn angereist war, konnte ich am Donnerstag in Ruhe und ohne Zeitdruck ein 88€ Turnier spielen. 78 Spieler hatten gemeldet. Leider war ich das ganze Turnier über absolut Kartentot. Da ich aber aufgrund der sehr wenig gespielten Hände ein überaus solides Image am Tisch genoss, konnte ich hier und da ein paar Pötte stehlen und mich somit ständig ordentlich über Wasser und knapp unter Average halten. Letztendlich ging mir aber die Luft und vor allen Dingen die Munition aus. Ich landete auf dem 18. Platz und somit leider nicht im Geld (nur die ersten 10 Plätze wurden bezahlt). Und das ist auch ein wenig der Grund, wieso ich dann eben nicht der riesengroße Turnierfan bin. Acht Stunden gesessen, solides Poker gespielt und am Ende alles für Lulu.

Am darauffolgenden Abend sollte es jedoch besser laufen. Ein 100€ Turnier stand auf dem Programm. Da ich von einem vorherigen Turnier im Kings noch einen Voucher in Höhe von 200€ hatte, konnte ich diese beiden Turniere quasi für „lau“ spielen. Bei diesem 100er Turnier konnte man einmal nachkaufen. Hiervon brauchte ich jedoch keinen Gebrauch machen, da es von Anfang an richtig gut lief. Gute Hände, die nicht nur hielten, sondern dazu auch permanente Auszahlungen einbrachten. Der ganz entscheidende Schritt nach vorn gelang mir dann im 5. Level. Zu uns an den Tisch war ein junger Deutscher Spieler gesetzt worden, der eine Unmenge an Chips vor sich stehen hatte. Ich hatte mit 55.000 Chips jedoch ebenfalls einen sehr gesunden Stack und mehr als doppelten Average. Er hatte so um die 120.000 Chips. Der zu uns an den Tisch gekommene hatte gleich die ersten drei Hände geraised und keine Gegenwehr bekommen. Jetzt, ich saß im Big Blind, raiste er abermals (auf 1.500 bei Blinds von 200/400) und alle passten bis zu mir. Ich schaute in meine Hand und fand Pocket Könige. Ich wusste, dass er in Spiellaune war und so raiste ich nicht klein, sondern gleich auf 5.000, da ich mir nahezu sicher war einen Call von ihm zu bekommen. Es dauerte auch keine Zehntelsekunde und da lag sein 5.000er Chip für den Call auch schon drin. Der Flop kam aus meiner Sicht optimal mit 556 Rainbow und ich spielte 5.000 nach. Zu meiner Überraschung griff er in seinen 5.000er Stapel und schmiss mit leichter Provokation 3 von diesen Chips in die Mitte. Raise auf 15.000! Wenn er eine 5 getroffen hätte, so meine Gedanken, hätte er dies niemals gemacht. Mit Pocket 6ern natürlich ebenfalls nicht, denn wieso sollte/wollte er mich da vertreiben und am Turn nicht nochmals nachfeuern lassen? Asse schloss ich irgendwie ebenfalls aus und somit war ich mir relativ sicher, dass ich vorn lag. Der Pot war aber schon groß genug und so ging ich einfach All-In. Ich hatte keine Lust noch irgendwelche Karten am Turn oder River zu sehen, die mir gefährlich werden konnten. Jetzt fing er an zu überlegen und somit war mir sofort klar, dass ich zum jetzigen Zeitpunkt die bessere Hand hielt. Ich habe ihn irgendwie auf ein 7er oder 8er Pärchen gesetzt…so um den Dreh jedenfalls. Da hätte ich natürlich auch nichts dagegen gehabt gegen sein Call. Und so griff ich zu einem kleinen Trick (der auch blendend funktionierte) und schwatzte ihn erfolgreich in den Call hinein. Zu meiner und zur Überraschung aller am Tisch zeigte er dann A9 von Pik beim Showdown. Er hatte also nur noch eine Chance! Dann nämlich, wenn entweder ein As umgedreht würde oder zwei Piken am Turn/River kämen. Turnkarte war eine rote 7. Jetzt hatte er also auch noch alle 8er als Outs für die Straße. Die Riverkarte brachte jedoch keine Veränderung und nach dem Mega Pot hatte ich mit knapp 120.000 Chips fast 5-fachen Average, während er runter war auf knapp über 60.000.Ich dürfte zu diesem Zeitpunkt im Übrigen klarer Chipleader der insgesamt 332 Teilnehmer gewesen sein.
Im Anschluss daran habe ich es jedoch ein wenig zu locker genommen und viele der Shortstacks (teilweise vielleicht auch leichtfertig) aufgedoppelt. Manchmal lag ich vorn, meistens jedoch hinten vor dem Flop, aber letztendlich habe ich nicht einen einzigen der Pötte gewonnen. So ging es zwar peu á peu runter, aber ich lag immer noch sehr weit über dem Durchschnitt. Bevor es aber noch weiter runter ging, besuchte ich erst einmal alle Kollegen des Produktionsteams an ihren Tischen. Auch hier waren einige noch sehr gut im Rennen und wir malten uns bereits aus uns alle am Final Table wiederzutreffen. Auch machte ich viele kleine Rauchpausen und schwatzte im Casino mit einigen Bekannten. Ich hätte im Übrigen auch direkt ins Bett gehen und Schlaf nachholen können, denn bei meinem Chipstapel wäre ich auch auf diese Weise locker im Geld (36 Plätze wurden bezahlt) gelandet. Aber irgendwann setzte ich mich dann doch wieder an den Tisch.
In der Bubble-Phase kam ich dann sogar noch einige Male in gehörige Bedrouille und musste zwei Hände (einmal 8er und einmal KJs) preflop passen, da mein Ausscheiden gedroht hätte und das wollte ich nun auf keinen Fall riskieren. Als feststand, dass ich im Geld war, kam leider eine Phase, in der ich komplett kartentot war. Bei noch verbliebenen knapp 10 Big Blinds ging es dann mit einem 7er Pärchen All-In. Der Big Blind wachte mit AQ auf und gleich eine Dame am Flop besiegelte um halb 6 Uhr morgens mein Schicksal auf Platz 22 …für 236 €. Schade, denn für den Sieg hätte es knapp 7.000 € gegeben. Na ja…vielleicht beim nächsten Mal!

In den nächsten drei Nächten ging es dann trotz harter und hochkonzentrierter Arbeit auf dem Ü-Wagen nachts an den Cashgame-Tisch. Und zwar nicht gegen die Konkurrenz aus dem Kings-Casino, sondern gegen die Kollegen von der Produktion. Und die lasen mir mal richtig die Leviten. An den ersten beiden Nächten gab es jeweils ein sattes Minus. Den größten Pot des Abends verlor ich mit K9o im Big Blind. Thomas Lamatsch, der EPT-Turnierdirektor und Spielleiter bei den Highrollern vor Ort, hatte aus früher Position geraised.  Vier Spieler gingen mit und somit entschloss ich mich ebenfalls zu callen, obwohl K9 meine absolute Hass-Hand ist. Der Flop kam K95 mit 2 Piken und Thomas setzte eine Folgebet an. Ich setzte ihn auf AK oder KQ. Der Produktionschef der Sendung (Tommy) callte, die anderen gingen raus. Ich sah meine Chance auf einen großen Pot und check-raiste. Thomas ging jetzt All-In. Da der Produktionschef hier lange überlegte, wusste ich, dass er nicht Pocket 5er hielt. Er callte dann mit Bauschmerzen und so entschied ich mich auch zum Call. Thomas hielt ebenfalls K9, während Tommy JT von Pik hielt. Straight- sowie Flush-Draw! Gleich am Turn drehte die Dealerin ein weiteres Pik um. Thomas und ich hatten jetzt noch 2 Outs zum Full-House, während ich mit dem Pik König noch weitere 7 Outs zum höheren Flush und somit zum alleinigen Potgewinn hatte. Aber eine Blank am River brachte Tommy einen Riesenpott mit knapp 700€.
Die nächste Nacht verlief genauso bescheiden und brachte einen weiteren Verlust von einigen Hundert Euros. In der dritten Nacht gegen die Kollegen konnte ich jedoch einiges wieder aufholen, so dass ich unterm Strich nochmals mit einem blauen Auge davon kam. Aber ich hatte noch nicht genug vom Pokern und setzte mich anschließend an den Cashgame-Tisch mit den Regulars aus dem Kings Casino. Hier kam ich dann in einen richtig guten Lauf und konnte nicht nur die Verluste aus den Sessions gegen die Crew wieder wettmachen, sondern noch ein nettes Plus on Top erzielen. Alles in allem unterm Strich also wieder ein erfolgreicher Besuch in Rozvadov!



Beim nächsten Blog dann mein Fight gegen Henry Tillman
In der Rubrik „Storys aus Vegas“  setze ich heute einmal aus, weil der Blog eh schon recht lang geworden ist. Aber in ein paar Tagen werde ich euch von meinem Disput mit einem Box-Olympia-Sieger im Schwergewicht erzählen, den ich nur mit sehr viel Glück überlebt habe! 

Darf ich dich was fragen?

▪  Hi Potti, wie geht es dir? ▪  Hallo Herr Pott, Sie kennen sich doch in der Pokerszene ganz gut aus. ▪ Potti, d arf ich dich was fragen? ...