Mittwoch, Oktober 22, 2014

Pedro & das todsichere Automatensystem in Vegas

In meiner Rubrik „Storys aus Las Vegas“ geht es heute um Pedro. Pedro habe ich irgendwann im Mirage Casino am Pokertisch kennengelernt und er fiel mir gleich durch zwei Besonderheiten auf. Zum einen sprach er sehr schlecht Englisch und zum anderen war er ein lausig schlechter Limit-Holdem Spieler. Als wir bei einer Session mal direkt nebeneinander saßen, kamen wir etwas tiefer ins Gespräch. Er sagte mir, dass er aus Madrid käme und eigentlich genau aus dem gleichen Grunde nach Vegas gekommen war wie ich – er wollte professionell Poker spielen und damit seinen Lebensunterhalt verdienen. Aber ich habe sehr schnell gemerkt, dass er niemals am Pokertisch seinen Lebensunterhalt würde verdienen können. Zu oft sah ich ihn mit Händen, mit denen ich nicht mal in hinterer Position gecalled, geschweige denn geraised hätte, aus früher Position limpen oder raisen. Wohl bemerkt an einem 10er-Tisch! Hände wie K9 oder ATo sind aus früher, teilweise gar aus mittlerer Position einfach zu folden. Aber Pedro konnte es nicht übers Herz bringen diese Hände zu passen. Auch zahlte er die Gegner, obwohl es offenkundig war, dass er nur die zweitbeste Hand hielt, immer wieder gnadenlos bis zum River aus. Das kostete ihn in jeder Session reichlich Kohle. Auch, als wir in den Wochen nach unserem Kennenlernen mehrere Mal zusammen essen gingen und ich ihm mitteilte, dass er dringend an seiner Handauswahl arbeiten müsse und diverse Kombinationen (u.a. auch die kleinen Paare aus früher Position) aus seinem Repertoire streichen müsse, wurde es anschließend nicht besser.


Das ist übrigens auch etwas, was ich über all die Jahre beim Poker immer wieder feststellen konnte. Manchen Leuten kannst du diverse Sachen 10 x erklären und es geht einfach nicht in deren Birne rein. Sie verstehen es einfach nicht. Und manche verstehen es zwar (oder vielleicht), haben aber einfach massive Schwierigkeiten mit der Umsetzung, wenn die entsprechenden Situationen am Tisch dann aufkommen. Aber vielleicht ist dies auch ganz gut so …lol

Aber um Pedro und um seine Zukunft in Vegas brauchte ich mir nicht wirklich Sorgen oder Gedanken machen. Denn der Spanier hatte eine außergewöhnliche Einnahmequelle in Vegas aufgetan, die ihn jeden Tag gutes und vor allen Dingen absolut sicheres Geld  verdienen ließ. Pedro streifte jeden einzelnen Tag - wirklich Tag ein und Tag aus und dies jeweils für 8 Stunden - durch die Casinos und spähte in den Automatenreihen, ob nicht irgendwer ein paar Credits an seiner Maschine hatte stehen lassen. Sobald er dies erblickte, drückte er auf Cashout und packte sich die Coins in die Tasche. Und wir sprechen hier nicht von 25-Cent oder gar Dollar-Automaten, sondern von 5-Cent Maschinen, teilweise sogar 1-Cent Automaten. Er hatte über die Monate ein wahnsinnig scharfes Auge entwickelt und konnte mit nur einem kurzen Blick in die Reihe direkt feststellen, ob irgendwo noch ein paar Credits auf einem Automaten drauf standen oder nicht. Dann machte er sich auf direktem Wege zur Maschine. Jetzt musste er nur noch kurz sicherstellen, dass nicht irgendwo in der direkten Nachbarschaft jemand stand oder saß, der vielleicht nicht gerade vor diesem Automaten saß, aber vielleicht zwei Geräte parallel bediente und halt unter anderem das Gerät, worauf sich die Credits befanden. Immer wieder das gleiche Prinzip. Schnell auf Cash-Out, die Münzen eingesackt und ab zur nächsten Reihe. Wieso übrigens die Leute ihre Credits auf den Automaten stehen ließen, kann ich nur mutmaßen. Entweder waren sie zu blöd um den Automaten bzw. das Prinzip zu verstehen oder es musste irgendwas dazwischen gekommen sein, so dass sie vielleicht ganz schnell weg mussten. Ich vermute jedoch Ersteres...

Tausende von Automaten in jedem Casino 
Parallel hatte Pedro seine Adleraugen aber immer auch noch für andere Sachen scharf eingestellt. Er schaute immer auch auf die Ausgabeschlitze jedes einzelnen Automaten, denn häufig befanden sich in diesen noch irgendwelche Coins, die jemand im Siegesrausch vergessen hatte einzusammeln. Auch in die Zwischenräume der Automaten warf er noch einen Blick, denn manchmal fielen halt Coins auf den Boden und trudelten zwischen zwei Geräte. Für solche Sachen hatte er einen kleinen,  ca. 30cm langen Haken in der Tasche. Er bückte sich und im Handumdrehen zog er den Coin aus dem Zwischenraum, in den kein Mensch der Welt mit der Hand hineingekommen wäre, heraus. 

...und für mich sahen sie alle gleich aus....

Pedro machte im Schnitt ca. 10$ pro Stunde. Also in etwa 80$ am Tag. Jeweils nach ca. 2 Stunden entleerte er seine mittlerweile ausgebeulten und vor allen Dingen auch schweren Hosentaschen und packte die Coins in einen Becher, den er dann zum Cashier brachte um sich auszahlen zu lassen. Anschließend ging es ins nächste Casino. Seine Tagesroute führte ihn vom Caesars Palace ins Mirage. Anschließend ging es über die Straße zum Flamingo Hilton und von dort aus weiter zum Ballys. Danach rüber ins Excalibur und wenn er diese Route durch hatte, dann ging es im Caesars Palace wieder von vorn los. Vier bis Fünf Mal am Tag die gleiche Route. Ich habe keine Ahnung, wie viele Kilometer Pedro am Tag auf diesem doch ungewöhnlichen Spaziergang abriss. Aber es müssen einige gewesen sein. Ich kann mich noch sehr gut an einen Tag erinnern, als ich mal wieder eine Serie von 3 oder 4 verlorenen Sessions am Pokertisch in Folge hatte und an mir selbst zweifelte. Als ich Pedro im Mirage erblickte, fragte ich ihn, ob ich ihn nicht mal für 1-2 Stunden begleiten dürfe um mir seine Arbeit anzuschauen. Vielleicht hatte ich ja auch irgendwie und insgeheim die Befürchtung, dass ich bald genau wie er durch die Casinos streifen müsse um mich auf diese Weise überhaupt in Vegas über Wasser zu halten und die Miete bezahlen zu können. Er hatte kein Problem damit mich mitzunehmen. Aber bereits bei den ersten Blicken in die Automatenreihen bemerkte ich den großen Unterschied. Während ich auf beiden Seiten nur jeweils 10 oder 12 Automaten erblickte, die für mich alle vollkommen identisch aussahen, erkannte er aus ca. 6-7 Meter Differenz, dass am vorletzten Automaten in der rechten Reihe noch 3 Credits auf dem Display angezeigt wurden und am drittletzten Apparat in der linken Reihe ein 5-Cent Stück in der Auslage lag. Keine Ahnung, ob ich mir dieses Talent auch nach ein paar Wochen hätte aneignen können. Auf jeden Fall taten mir nach 2 Stunden zudem bereits die Füße weh vom Laufen und ich wusste, dass dieser Job nichts für mich war und ich schleunigst zusehen musste, dass ich wieder Gewinne beim Pokern einfahren muss.


Pedro hatte bei der Ausübung seines Jobs nur zwei Faktoren, die ihn beim Verdienen von täglich 80$ in die Quere kommen konnten. Zum einen die Security-Leute in den jeweiligen Casinos. Diese sahen die Leute, die den ganzen Tag durch die Reihen schlawinerten und die Credits rausdrückten, überhaupt nicht gern. Der Spanier musste also immer auch mit einem Auge auf die Grün- oder Rotjacken achten und sich aus dem Staub machen, wenn sich einer näherte oder irgendwie Verdacht schöpfte. Sein Hauptgegner jedoch waren andere Leute, die eben auf gleiche Weise versuchten ihr Geld zu machen. Da gab es auch mal richtig Ärger untereinander, wenn eben jemand im Revier des anderen rumfuschte. Und das Revier rund um das Mirage Casino gehörte nun mal eben Pedro. Sobald er jemanden sah, der ähnlich wie er durch die Gassen schlenderte und die Automaten leerte, wäre Pedro vermutlich auch bereit gewesen sein Revier bis aufs Blut zu verteidigen. Da hatte keiner was zu suchen!

Ob Pedro, seinen Namen habe ich übrigens nicht abgeändert, seinen Lebensunterhalt auch noch heute auf diese Weise bestreitet, dass weiß ich nicht. Falls aber durch einen großen Zufall irgendjemand einen Pedro aus Madrid kennt, der in den 90er Jahren in Vegas lebte und auf den obige Geschichte sehr gut passen könnte, dann möge er mir Bescheid geben. Denn ich würde ihn sehr gern mal wieder sehen oder mit ihm kommunizieren. Immerhin ist es fast 20 Jahre her, dass ich ihn das letzte Mal gesehen habe. 

Montag, Oktober 20, 2014

George Danzer & Sex in the City


Wieder daheim! Nach 10 Tagen, die es wirklich in sich hatten. Zunächst mit meiner Tochter zusammen die knapp 900 KM bis in die Mitte Frankreichs mit meinem kleinen Fiat Punto abgerissen. Nachdem ich meine kleine Prinzessin bei ihrer Gastfamilie abgesetzt habe und dort natürlich auch noch ein paar Tage geblieben bin, ging es dann weiter direkt nach München zum Kommentieren. Nochmals schlappe 1.000 KM. Ich hatte es bei Facebook bereits kurz beschrieben. Es war eine alles andere als entspannte Fahrt, denn gleich nach Start fing es heftig zu regnen und zu gewittern an. Und da das mitgenommene Navigationsgerät mir zwar die Landkarte und auch die angebrachten Radarfallen anzeigte, aber nicht die Streckenführung zum Zielort aufgrund fehlender Datenbanken, dann zudem noch die Dunkelheit einsetzte, kam ich mehrere Male in Stresssituationen, in denen ich rechts ranfahren musste und regelrecht verzweifelt war. Als ich dann irgendwo in der Schweiz die ersten Autobahnschilder mit ‘München‘ las, war ich echt froh und schwer erleichtert. 

Dunkelheit, Regen ...purer Stress beim Auto fahren

Die 6 Tage in München liefen dann echt entspannt und zu unserer Überraschung hatten wir während der Übertragungstage von der EPT London sehr viele Zuschauer. Insbesondere an den beiden Finaltagen. Hatte natürlich in erster Linie damit zu tun, dass recht viele Deutsche sehr weit kamen bei diesem Turnier und mit Sebastian Pauli und Artur Koren dann auch gleich zwei Deutsche den Final Table erreichten. Aber dass wir am Finaltag in der Tat fast unseren All-Time-High Zuschauerrekord bei der Pokerfirma ausgerechnet bei der EPT London brechen würden, damit hatten wir absolut nicht gerechnet. Auf diesem Wege auch nochmals ein Dankeschön für die vielen netten Nachrichten, e-Mails und das überaus positive Feedback!
DBorys und Potti bei der Arbeit


Jetzt gibt es 2-3 Tage Pause, aber dann geht es am Donnerstag bereits weiter nach Rozvadov ins Kings Casino, wo am Wochenende die 14. Staffel von German Highroller aufgezeichnet wird. Insbesondere freue ich mich darauf George Danzer wiederzusehen. Ich habe endlich die Gelegenheit ihm auch persönlich für seine in diesem Jahr erzielten Erfolge zu gratulieren. George hat ja nicht nur sensationelle drei Bracelets bei der WSOP geholt, sondern auch verdientermaßen den Titel “WSOP Player of the year 2014“ unter Dach und Fach gebracht.
Natürlich hoffe ich vor Ort auch ein wenig Cashgame zu spielen. Ein bisschen PLO sowie NLH (kleine Limits). Die Form müsste passen, denn Online konnte ich zumindest in den letzten Tagen doch einige überaus erfolgreiche Sessions hinlegen. Wie es in Tschechien gelaufen ist und ob ich meine Cashgame-Siegesserie weiter fortführen konnte, darüber werde ich im nächsten Blog ausführlich berichten. 



WSOP Player of the year 2014 - George Danzer 

In meiner heutigen Rubrik „Storys aus Las Vegas“ geht es um Peter und Goran. Ich habe die Namen bewusst verändert um keinen, obwohl es bereits etliche Jahre her ist, in irgendwelche Schwierigkeiten zu bringen. Beide leben glaube ich noch heute in Las Vegas und pokern. Die Gründe der Namensänderung werdet ihr im Laufe der Geschichte sicherlich nachvollziehen können.
Peter habe ich bei meinem dritten Anlauf, es in Vegas als professioneller Pokerspieler zu versuchen, durch Zufall in Binions Horseshoe kennengelernt. Meine ersten beiden Versuche waren kläglich gescheitert und vermutlich wäre auch Versuch #3 in die Hose gegangen, wäre mir Peter nicht irgendwann über den Weg gelaufen. Wir waren uns von Beginn an sympathisch und da er kurioserweise ebenfalls aus Rheda-Wiedenbrück(!) kam und sich unsere Eltern sogar flüchtig kannten (ja, manchmal ist die Welt soooo klein), war das Eis schnell gebrochen. Er fragte mich, ob ich mit zu ihm in sein Apartment ziehen würde, da er mit seiner Freundin ein paar Wochen zuvor Schluss gemacht habe und er nun eh einen neuen Mieter suche. Ich brauchte keine Sekunde um Ja zu sagen, denn bis dato war ich in einem siffigen bescheidenen Motel ca. einem Kilometer entfernt von Downtown untergebracht. Dort zahlte ich zwar nur 100$ die Woche, aber jeder nächtliche Heimweg vom Casino zu meinem Motel war ein regelrechtes Vabanquespiel mit der ständigen Sorge überfallen, wenn nicht gar abgestochen zu werden. Ihr glaubt nicht, was da für Leute herumliefen! Was mir übrigens im Laufe der "Motel-Zeit“ alles passiert ist, werde ich euch ebenfalls in einem anderen Post mal in Ruhe erzählen…lol


Peter war ein paar Jahre älter als ich und lebte bereits seit knapp 2 Jahren in Vegas. Sein Apartment lag ziemlich zentral und nur 15 Gehminuten vom Caesars Palace entfernt. Die Ansammlung von Hunderten von kleinen Apartments in diesem Komplex nannte sich übrigens POLO Club und lag an der Kreuzung Flamingo und Decatur, falls es jemanden interessiert. Über den  "Polo Club“ und wen ich z.B. dort in den Jahren alles kennengelernt habe, darunter auch ein paar Prominente, schreibe ich dann auch in einem gesonderten Post.
Peter war bzw. ist jemand mit einer ungeheuer schnellen Auffassungsgabe. Er war ein absoluter Schnelldenker, hatte ein photographisches Gedächtnis und konnte mit Zahlen umgehen wie kein Zweiter. Er konnte sich innerhalb von nur einer Minute Dutzende von 10-stelligen Telefonnummern merken und sie anschließend fehlerfrei aufsagen. Mit dieser Gabe haben wir übrigens im Laufe der Jahre auch etliche Wetten in Kneipen oder an den Pokertischen gewonnen!
In Vegas ist er aus dem gleichen Grunde gestrandet wie ich. Er wollte pokern. Mit 18 Jahren war Peter bereits an der Frankfurter Börse auf dem Parkett aktiv – lt. seiner Aussage der bis dato jüngste Deutsche Börsenmakler  aller Zeiten -, später auch an den Börsen in London und Sydney. Aber er hatte irgendwo keine Lust mehr auf Trading, Aktien und dem ganzen Scheiß. Er hatte sich dem Pokerspiel verschrieben. Peter war zwar auch ein verdammt guter Limit-Holdem Spieler, aber seine Leidenschaft und seine Main-Skills lagen mehr im Omaha High-Low. Dort spielte er die höchsten verfügbaren Limits in Vegas (75/150$) und er war ein Winning-Player.
Goran lebte bereits noch länger in Vegas. Er war im ehemaligen Jugoslawien geboren und dann irgendwann ausgewandert. Auch Goran lebte vom Poker und war wie Peter ein Omaha H/L Spieler. Einige Jahre zuvor hatte er sogar ein Bracelet bei der WSOP in dieser Disziplin gewonnen. Wie Peter konnte auch Goran gut von seinen Gewinnen an den Pokertischen leben. Ich kannte Goran nur flüchtig, lernte ihn aber zum ersten Mal besser kennen, als Peter ihn eines Abends zu uns zum Essen einlud. Dieser Abend war der Beginn einer über Monate gehenden Spielgemeinschaft der beiden. Peter hatte ihn bewusst eingeladen, weil er seine Gewinne an den Pokertischen weiter erhöhen wollte und Goran ihm da als der ideale Partner erschien. Sicherlich war es ein gewisses Risiko von Peters Seite Goran überhaupt darauf anzusprechen, denn es hätte ja gut sein können, dass er ablehnte und sofort das Apartment verließ. Aber Goran „biss an“. Ihm gefiel das von Peter ausgearbeitete Konzept und die beiden arbeiteten von diesem Abend quasi als Tag-Team an den High-Limit Tischen.
Wie genau dieses Konzept funktionierte, das kann ich euch gar nicht im Detail sagen. Selbst wenn ich es wüsste, würde ich es hier nicht mitteilen. Ich weiß nur, dass sich die beiden von nun an sehr regelmäßig bei uns trafen und ihr System bis ins aller kleinste Detail verfeinerten. Die beiden haben sich am Tisch gegenseitig ihre Hände signalisiert und zu jeder Zeit wussten beide, ob der andere eine High-Hand oder eben eine Low-Hand hatte und wie stark sie exakt war. Sie machten dies zum einen in der Art und Weise, wie sie mit ihren Händen die Spielkarten schützten und zum anderen, wie sie mit ihren Chips spielten. Die Effektivität des Systems lag halt daran, dass im Laufe der Sessions an den Tischen gewisse Situationen auftraten, wo eben einer der beiden die Nut-High-Hand hielt und der andere gut ums Low mitspielen konnte oder optimaler Weise sogar das Nut-Low hielt. Auf diese Weise nahmen sie ihre Gegner am Tisch in die Quetsche und konnten somit etliche Extra-Bets aus ihnen holen, indem sie die Pötte durch Raises (Erhöhungen) aufbauten.
Dass das System funktionierte, zeigten bereits die ersten Sessions, die die beiden in Vegas spielten. Da aber zu jener Zeit Omaha High-Low ausschließlich im Mirage Casino angeboten wurde, wurde es Peter und Goran ein wenig zu heiß. Sie hatten die Befürchtung, dass sie auffliegen könnten. Und so entschlossen sie sich auf Tour zu gehen. Gerade in Kalifornien gab es nämlich etliche Casinos, wo ebenfalls Omaha H/L angeboten wurde. Von der ersten Tour nach Los Angeles kamen sie nach  gut einer Woche ebenfalls mit vollen Taschen zurück.

Vor der zweiten Tour quer durch Kalifornien fragten sie mich dann, ob ich nicht Lust hätte mitzufahren. Klar hatte ich das! Zumal die beiden mir on Top gar anboten für alle Kosten (Spritgeld, Hotelzimmer & Essen) aufzukommen. Ich musste nur ab und an mal den Chauffeur spielen, so dass die beiden sich entspannen bzw. im Auto schlafen konnten. 
Auch wir starteten unseren Trip in L.A., wo es mit dem Bicycle Club und dem Commerce Casino zu jener Zeit die beiden größten Pokerräume weltweit gab. Ich kann mich noch gut daran erinnern, als ich zum ersten Male in den Pokerraum vom Bicycle Club kam. 170 Pokertische auf zwei Etagen…und alle waren besetzt. Ich war total geflasht. In meinen Limits (3-6 oder 4-8 Limit Holdem) gab es an die 20 laufende Tische und eine Warteliste von fast 30 Personen.
Größter Pokerraum der Welt. Das Bicycle Casino in Los Angeles
Ich merkte aber schnell, dass die Trauben in L.A. für mich wesentlich höher hingen als in Las Vegas. Zum einen stärkere Gegner und nicht ganz so viele Fische wie in Vegas. Zum anderen nahmen sie dort aus jedem Pot gleich zu Beginn (selbst wenn es keinen Flop gab) einen Dollar zum Aufbau eines Jackpots raus, was für mich als Betonspieler eine absolute Katastrophe war. Dieser Dollar in Verbindung mit der Rake, die zudem auch noch ein wenig höher war wie in Vegas, gefiel mir überhaupt nicht und das Spiel schien mir zu Beginn scher schlagbar. Aber ich wusste, dass es ja nur temporär war und ich bald in mein geliebtes Las Vegas zurückkehren würde. Zudem merkte ich, dass ich auch in L.A. doch wesentlich besser klar kam als zunächst angenommen. Mein Spiel war mittlerweile so bockstark ordentlich, dass ich auch dort quasi jeden Abend mit Gewinn beenden konnte.

Peter und Goran zerstörten ihre Tische. Mittlerweile hatten sie ihr System noch weiter verfeinert, so dass sie bereits nach wenigen Sekunden anhand von Signalen jede einzelne Karte inkl. Suit des jeweiligen anderen kannten. Es gab weiterhin keinen einzigen Abend, den sie mit Verlust beendeten. Natürlich gewannen nicht immer beide, denn ab und an musste halt einer von den beiden als Bauernopfer den Pot hoch treiben, auch wenn er genau wusste, dass er z.B. mit der Nut-low Hand nur ein Viertel des Pots oder gar noch weniger bekommen würde. Aber sie spielten ja in eine gemeinsame Kasse und wichtig war, was unterm Strich dabei herauskam. Und dies waren halt Abend für Abend schwarze Zahlen. Und in den gespielten Limits von 50-100 oder 75-100$ somit eben richtig gutes Geld. Nach 1-2 Abenden im gleichen Casino ging die Reise immer weiter. Ganz einfach deshalb, weil permanent die Befürchtung bestand, dass es jemand mitkriegen könne, dass sie zusammen unter einer Decke hockten.
Wobei sie immer professioneller vorgingen. Wenn wir zu Dritt in irgendein Casino fuhren, dann luden wir zunächst den einen ab und ich drehte mit dem anderen noch einige Runden um den Block oder ging zunächst mit ihm essen. Eine halbe Stunde später kam dann der andere an den Tisch. Die beiden sprachen am Tisch kein einziges Wort miteinander, so dass ja kein Verdachtsmoment aufkam. Auch das Ende der Sessions lief quasi immer nach dem gleichen Schema ab. Der eine cashte aus - meist derjenige mit dem höheren Gewinn - und der andere blieb noch eine halbe Stunde länger am Tisch sitzen. Wir trafen uns anschließend draußen am Parkplatz, packten den noch fehlenden in einem günstigen Moment ins Auto, düsten auf dem schnellsten Wege ab und zogen zum nächsten Ort. Es wäre nicht gut gewesen, wenn uns jemand zusammen gesehen hätte. In Kalifornien verstehen sie keinen Spaß! Von Los Angeles ging es dann weiter Richtung San Diego. In Riverside, Oceanside, Escondido machten wir Stops und es wurde noch ein wenig Kohle mitgenommen…überall das gleiche Schema. In San Diego gab es dann gleich zwei Casinos, wo wir spielten und in einem der Casinos lernte ich auch Siem, einen Iraner, kennen. Siem war gut befreundet mit Peter und war von einer Sucht befallen, die vielleicht gar nicht so selten ist und vielleicht auch der eine oder andere Leser dieses Blogs gut kennt, aber für einen Profi-Pokerspieler doch reichlich Probleme aufwirft. Insbesondere bei der Umsetzung! Er war hochgradig sexsüchtig und musste allerspätestens einmal pro Stunde pimpern. Sonst drehte er im wahrsten Sinne des Wortes durch. Auf welche Weise Siem sein Sex-Problem löste, erzähle ich irgendwann mal an anderer Stelle…lol.

Von San Diego ging es dann wieder die Küste rauf, nochmals kurz auf eine Stippvisite in L.A. und von dort aus ging es wieder retour nach Las Vegas. Wir machten uns die Taschen randvoll. Ich auf legalem oder sagen wir besser herkömmlichem Wege in den Babylimits und die beiden halfen dem Glück in den High-Limits halt etwas nach. 
Eigentlich hätte diese Spielgemeinschaft wirklich sehr lange halten können. Hielt sie aber nicht und vielleicht ist es im Nachhinein auch besser so. Denn wer weiß, was passiert wäre, wenn sie irgendwann mal aufgeflogen wären. Die Fusion wurde aber quasi durch sie selbst und einer absoluten Lapalie beendet. An einem Abend, als sie wieder einmal gut auscashten, behauptete der eine, dass der andere mit einem 100er Chip mehr Gewinn aufgestanden sei als er bei der Endabrechnung angegeben hatte. Dieser wies die Behauptung natürlich ab, die beiden gerieten aneinander und das war das Ende einer der vermutlich erfolgreichsten Spielgemeinschaften im Omaha High-Low. Es war nicht nur das Ende der Spielgemeinschaft, sondern auch das Ende einer Freundschaft. Beide sprachen von diesem Abend an kein einziges Wort mehr miteinander. Ich war mittendrin und verstand mich nicht nur mit Peter, sondern auch weiterhin mit Goran sehr gut. Goran half mir einige Monate später sogar bei einer dummen Situation, in die ich durch einen blöden Zufall geriet, aus der Patsche. Auch darüber in einem anderen Post. 

Sonntag, Oktober 05, 2014

Tour de France & der schöne Stefano

Die nächsten Wochen werden vermutlich ein wenig anstrengend. Am Donnerstag geht es zunächst ins Rheinland, wo ich meine Tochter in Dormagen treffe bzw. abhole. Sie hat bei einem Schulwettbewerb ein 1-wöchiges Praktikum bei einem Chemie-Riesen gewonnen und wird ihren halbjährigen Schüleraustausch in Frankreich somit kurzzeitig  unterbrechen. Freue mich natürlich riesig die Kleine nach nun 5 Wochen wiederzusehen. Wir haben zwar regelmäßig “geskyped“, aber sie LIVE zu sehen und in den Arm zu nehmen, ist ja nun  doch etwas ganz anderes. Von Dormagen aus bringe ich sie dann zurück nach Pouilly, einem kleinen verschlafenen Dorf an der Loire in der Mitte Frankreichs. Irgendwo in der groben Nähe von Lyon. Nach 1-2 Tagen dort geht es dann allein weiter nach München, von wo ich vom 14. bis zum 18.10. den Livestream der EPT London kommentiere. Details und natürlich auch die Startzeiten der Übertragungen werde ich rechtzeitig auf Facebook verkünden und ich würde mich natürlich sehr freuen, wenn der eine oder andere mal reinhört.. Gäste während des Streams werden übrigens Jamila von Perger (14.-16.) sowie Borys Drabkin (17.+18.) sein. 


Jamila wird vom 14.-16.10. mit kommentieren


....Borys am 17. und 18.10. 


Am 19.10. geht es dann mit meinem kleinen Fiat Punto wieder gen Heimat. Ich hoffe mein Bomber übersteht die insgesamt knapp 2.300 KM unbeschadet. Solch langen Strecken über eine so kurze Spanne war er bislang noch nicht ausgesetzt, aber irgendwie bin ich da ganz optimistisch. Wenn ich von diesem Trip zurückkomme, gibt es anschließend nicht nur den nächsten Blogeintrag, sondern auch einen kleinen Erlebnisreport.
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In meiner Rubrik „Storys aus Las Vegas“ dreht es sich heute um Stefano aus Mailand. Ich weiß gar nicht mehr genau, wo und wann genau ich Stefano zum ersten Mal kennengelernt habe. Auf jeden Fall war er zu damaligen Zeiten auch nahezu jeden Tag im Mirage Casino. Irgendwann sind wir uns über den Weg gelaufen, ins Gespräch gekommen und wir waren uns gegenseitig sympathisch – immerhin verband uns ja auch die Tatsache aus Europa zu kommen und fernab der Heimat zu verweilen. Mit der Zeit haben wir uns dann mehr und mehr angefreundet.  Die genauen Gründe, wieso der Italiener so wie ich in Las Vegas „gestrandet“ war, weiß ich ehrlich gesagt auch nicht mehr so genau. Aber auf jeden Fall war Stefano massiv dem Black Jack verfallen. Es war eine regelrechte Sucht, gegen die er keine Chance hatte. Wenn er ein bisschen Geld in der Tasche hatte, dann ging es direkt an die Tische und er verspielte es. Meist auf dem schnellsten Wege, denn er spielte verdammt schlecht Black Jack. Stefano zog Karten, wenn er besser hätte stoppen sollen und stoppte, wenn er besser und nach mathematischen Gesichtspunkten noch eine Karte hätte ziehen müssen. Er splittete, wenn er nicht hätte splitten sollen usw. Kurzum…er kriegte es einfach nicht auf die Kette. Und so war es auch kein Wunder, dass Stefano eigentlich immer notorisch pleite war.
Claus, mein damaliger WG-Partner und Pokermentor, und ich genossen es jedoch die Zeit mit Stefano zu verbringen, da er chronisch gut gelaunt  war und diese guten Schwingungen auch auf sein Umfeld übertrug.  Es machte einfach Spaß mit ihm abzuhängen. Und Stefano hatte etwas, was ihn von vielen Männern ganz erheblich unterschied: Er sah extrem gut aus! Er war der mit Abstand schönste Mann, den ich in meinem Leben gesehen habe. 

Wenn wir mit Stefano durch die Casinos schlenderten, so konnten wir verspüren, wie sich wirklich jede einzelne Frau nicht nur nach ihm umschaute, sondern ihn quasi auch schmachtend anstarrte. Er zog die Blicke einfach magisch auf sich.  Eine ähnliche Situation habe ich nur ein weiteres Mal in meinem Leben erfahren, als ich mit Boris Becker und einigen anderen aus der Pokerszene durch das Atlantis Resort auf den Bahamas spazierte. Auch hier zogen wir - um genau zu sein Boris - alle Blicke der Leute auf uns…eine wirklich seltsame und für mich davor und danach nie wieder erlebte Situation.

Na ja, in jedem Fall war Stefano für Claus und für mich der ideale Partner zum Ausgehen. Wenn wir abends in irgendeinen Club oder in die Disco zogen, dann umringten uns ziemlich schnell viele hübsche Frauen. Es gibt im Übrigen sicherlich keinen zweiten Ort auf der Welt, wo es so viele hübsche Frauen gibt wie in Vegas!  Claus und ich sorgten dafür, dass der Getränkenachschub auf Hochtouren lief, damit die Laune bei den Beteiligten nicht nachließ. Und so endeten die Abende zumindest für Claus und mich eigentlich immer ab und an mit Frauen, die wir in unserem Leben und ohne den jungen Italiener gewiss niemals kennengelernt hätten. Weitere Details erspare ich mir an dieser Stelle…lol.

Stefano’s Leben unterhalb der Woche hingegen sah ziemlich trostlos und sinnfrei aus. Er streunte mit leeren Taschen durch die Casinos und versuchte sich irgendwie über Wasser zu halten. Seine Zeit kam an den Wochenenden, wenn die Touristen, genauer gesagt Touristinnen in die Stadt strömten. Dann zog er sich pikfein an, stylte sich, schlenderte durch die Casinos und hielt Ausschau. Und zwar nicht Ausschau nach irgendwelchen jungen Models, die er im Übrigen auch alle hätte haben können, sondern seine Zielgruppe lag mehr im Bereich der 40- bis 50-Jährigen. Diese Damen mussten nur ein einziges Kriterium unbedingt erfüllen: sie mussten Kohle haben. Und mit der Zeit hatte Stefano ein richtig geschultes Auge dafür entwickelt, wo und wann es sich lohnte ein paar Stunden zu investieren und wo nicht. Dann ließ er sich nicht nur seine Black Jack-Leidenschaft von ihnen sponsern, sondern bekam obendrein häufig noch reichlich Bargeld von ihnen zugesteckt, weil er ihnen irgendwas vorgaukelte. Als Gegenleistung prostituierte er sich und suggerierte den Damen, die in der Regel im Alter seiner Mutter waren, wohl offenkundig und glaubwürdig,  dass er nur sie lieben würde. So hatte Stefano sehr häufig an Sonntagabenden, wenn die Damen Las Vegas wieder verließen und zu ihren Ehemännern und Familien zurückkehrten, einige Tausend Dollar in der Tasche. Montags morgens jedoch war er immer pleite. Wo er die Kohle ließ, brauche ich an dieser Stelle ja wohl nicht explizit zu erwähnen.

Claus und ich versuchten wirklich alles um ihn vom Black Jack weg zu kriegen. Unter anderem haben wir versucht ihn für Poker zu begeistern. Immerhin hätte er in uns beiden zwei wirklich gute Lehrmeister gehabt und vermutlich hätten wir ihn trotz fehlenden Talents innerhalb von nur ein paar Tagen zu einem Winning Player, vielleicht gar zu einer Waffe, in den kleinen Limits gemacht. Aber wir scheiterten bereits beim Erklären der Basics. Ich will ihm nicht zu Nahe treten, aber Logik und tiefer gehendes Denken gehörte einfach nicht zu den stärksten Tugenden des Schönlings. Zudem mangelte es ihm sowohl an Disziplin als auch an Geduld. Er konnte am Pokertisch einfach keine drei Hände in Serie passen …das war ihm zu langweilig. Nach einigen Tagen/Wochen des Coachings, die uns wirklich auch viel Nerven gekostet haben, gaben wir dann völlig verzweifelt auf. Wir merkten mit der Zeit auch, dass Stefano nicht mehr von uns programmiert und trainiert werden wollte und es ihn sehr anstrengte uns zuzuhören und die Sachen zu verinnerlichen.  Seine Laune wurde zusehends schlechter. Irgendwann trennten sich also unsere Wege.

In den Wochen und Monaten darauf sah ich Stefano dann nur noch sporadisch. Meistens pumpte er mich um ein paar Dollar an, wenn wir uns begegneten, damit er sich etwas zu essen kaufen konnte. Ab und an lieh ich ihm ein paar Dollar mehr, obwohl ich genau wusste, dass er das Geld nicht für die Miete oder für andere nützliche Sachen (so wie er vorgab) verwendete, sondern umgehend am Black Jack Tisch verbrat. Als Pfand hierfür gab er mir Sachen von sich. Nette T-Shirts und schöne teure Markenhemden, die er zuvor von seinen “Affairen“ geschenkt bekam. Ich stand damals noch gut im Saft und wir hatten die gleiche Größe…ich hatte somit zumindest einen materiellen Gegenwert für die Kleinkredite.  Auch seinen Reisepass hinterließ er bei mir, als er sich mal eine größere Summe von mir auslieh. Er wollte mir das Geld ein paar Tage später zurückzahlen, da eine seiner betuchteren Verflossenen in die Stadt kam. Er hat die Klamotten allerdings nie bei mir ausgelöst. Eines seiner Shirts habe ich im Übrigen bis vor ein paar Jahren sogar noch regelmäßig getragen. Mittlerweile passt es mir leider nicht mehr. Sein mittlerweile abgelaufener italienischer Reisepass liegt glaube ich noch heute in irgendeiner Kiste auf dem Dachboden meiner Eltern.

Ich würde nur zu gern wissen, was Stefano heute macht. Vermutlich streunt er durch irgendwelche Mailänder Cafés und flirtet mit älteren Damen. Vielleicht ist er auch vernünftig geworden und hat Frau und Kinder….keine Ahnung. Ob er aber auch noch heute an einem Black Jack vorbeigehen kann, ohne dass es überall kribbelt, dass wage ich in jedem Fall stark zu bezweifeln!

Mittwoch, Oktober 01, 2014

Béla Réthy & der Duke of Fremont Street


Moin Moin…jetzt sind es in der Tat etliche Monate geworden seit meinem letzten Blogeintrag….war so sicher nicht geplant. Und ich muss auch offen zugeben, dass ich den Sommer über die Füße auch ein wenig hoch gelegt und (zu) viel entspannt habe. Allerdings waren die ersten Monate in 2014 mit etlichen Livestreams sowie diversen anderen Aufträgen auch relativ heftig und ich war die meiste Zeit unterwegs. Von daher kam die Sommerpause gerade zum richtigen Zeitpunkt. Und wenn wir schon vom Sommer sprechen, dann hat diesen natürlich ein Ereignis groß überschattet. Nämlich der Auftritt unseres Teams in Brasilien. Im Endspiel und in einigen Spielen vorher (Ghana, Algerien) hatte das Team um Jogi’s Jungs zwar sicherlich hier und da etwas Glück, aber meines Erachtens hatten sie den Titel unterm Strich absolut verdient. Sie haben von allen Mannschaften über die ganzen Wochen hinweg die konstanteste Leistung abgeliefert und der absolute Trumpf war sicherlich das homogene Auftreten und eben die Ausgeglichenheit im Kader. Man konnte mit zunehmender Zeit immer mehr merken, dass es eine große und geschlossene Mannschaft ist  und sich wirklich jeder für jeden den Arsch aufreißt und alles für den Erfolg gibt. Glückwunsch an diese Truppe, die vermutlich nicht nur mir, sondern vermutlich nahezu allen (Deutschen) über die Wochen richtig ans Herz gewachsen ist. 



Dass ich mit meinem Tipp (Chile; siehe letzter Blogeintrag) einen richtig guten Riecher hatte und zumindest ein wenig Fußballsachverstand angedeutet habe, beweist das Auftreten und Abschneiden der südamerikanischen Mannschaft. Ein souveränes Auftreten in der Gruppe und dann ein wirklich sehr unglückliches Ausscheiden gegen Brasilien im Achtelfinale. Wer weiß, was anschließend für die Chilenen noch drin gewesen wäre!?

Heute möchte ich nochmals kurz zu einem Thema Stellung nehmen, über das ich mich bereits bei Facebook geäußert habe. Und zwar geht es um die Leistung der Deutschen Fußball-Kommentatoren bei dieser Fußball-WM! Für die ARD bzw. für das ZDF waren insgesamt 6 Mann im Einsatz. Und wenn in einem Land mit 80 Millionen Einwohnern dies die auserkorenen Fußball-Kommentatoren sind, dann wirklich gute Nacht Fußball-Deutschland. Besonders “eingeschossen“ habe ich mich auf die Herren Sven Simon, Béla Réthy und Thomas Wark. Nichts gegen ihre theoretischen Kenntnisse (Statistiken, Hintergrundwissen zu den Spielern, etc.), aber mir fehlt es bei den Herrschaften einfach an Emotionen sowie Leidenschaft auf der einen Seite und zum anderen und ganz wirklich ganz stark an fachlichen Kenntnissen. Insbesondere das Erkennen und Analysieren von Spielsituationen (Foulspiele, Handspiele) waren meines Erachtens bei den oben genannten teilweise überaus schlecht. Auch wurden Spiele, die durchaus viel Tempo und Rasse hatten, verbal völlig zunichte gemacht, wenn es mal zur Halbzeit noch 0:0 stand. Irgendwie habe ich schon den Eindruck, als wenn keiner der Drei jemals selbst gegen die Kugel gekickt hat. Den Vogel abgeschossen hat meiner Meinung nach Béla Réthy im Halbfinalspiel gegen Brasilien. Da machen unsere Jungs ein Jahrhundertspiel und dem Kommentator bleibt die Spucke weg und er kommentiert die Tore furztrocken. Vielleicht hatte dies mit seinen brasilianischen Wurzeln zu tun (er ist dort aufgewachsen), aber dann darf man ihn eben nicht so ein Spiel kommentieren lassen! Bei 7 geschossenen Toren möchte ich jemanden am Mikro haben, der Emotionen zeigt und leidenschaftlich jedes einzelne Tor bejubelt, dabei aus sich herausgeht und die Zuschauer mitnimmt! Auch beim dritten, vierten und selbst beim siebten Tor! Immerhin ist es ein WM-Halbfinale. Wenn ihr mal Zeit habt, schaut euch mal folgendes Video an und bildet euch selbst ein Urteil:
https://www.youtube.com/watch?v=kNbu4GEv41M

Pokertechnisch gibt es natürlich auch einiges zu berichten. Insbesondere natürlich die 5 Bracelets, die die Deutschen in Las Vegas gewonnen haben. Übrigens allesamt von Spielern, mit denen ich mehr oder weniger regelmäßig kommentiere…lol. Ganz besonders hat es mich natürlich für meinen Freund George Danzer gefreut, denn ich weiß ganz genau, wie sehr er sich diesen WM-Titel, der in seiner Sammlung eben noch fehlte, gewünscht hat. Dass es dann innerhalb von nur wenigen Tagen gleich zwei WM-Siege wurden, spricht einfach für seine Klasse. Er war auch einfach mal dran! Nicht vergessen möchte ich natürlich auch meinen eigenen 2. Platz bei einem Pot Limit Omaha Turnier im Kings Casino im Tschechischen Rozvadov…lol.  Das mit etlichen Profis bestückte Feld konnte ich durch einige geschickte Moves, aber zugegebenermaßen auch durch regelmäßige gute Startkarten (die dann auch hielten und eben auch gut ausbezahlt wurden) meistern. Am Ende ist dann der zweite Platz herausgekommen, der mir etwas über 5.000 € einbrachte. Nur der Ukrainer Borys Drabkin, der mich im Übrigen bei der EPT London ab dem 14.10. beim Kommentieren unterstützten 
wird, konnte mich am ganz großen Triumph hindern
George Danzer mit Fans (u.a. Max Kruse von Bor. M'gladbach)
Nur Borys Drabkin konnte meinen totalen Triumph verhindern
Die 11. Saison der European Poker Tour hat vor einigen Wochen mit dem Event in Barcelona ebenfalls  erfolgreich begonnen und natürlich stehen bis Mai nächsten Jahres wieder etliche Livestreams auf dem Programm. Zwar werden wir überwiegend von München aus kommentieren und leider nicht von vor Ort, aber es ist zumindest sichergestellt, dass überhaupt übertragen wird und das ist ja schon einmal eine positive Nachricht. Mitte Oktober steht dann die EPT in London auf dem Programm und abgeschlossen wird das Pokerjahr 2014 dann mit dem Event aus Prag. In 2015 geht es dann mit der PCA von den Bahamas, Deauville (F), einen Deutschen Stopp (Location steht derzeit noch nicht fest) sowie dem Finale in Monte Carlo Schlag auf Schlag weiter.

In unserer privaten Runde bei den Pocket Rockets Verl werde ich mir dieses Jahr einen Platz auf dem Treppchen wohl leider abschminken müssen. Dazu habe ich einfach an zu wenigen Events teilgenommen und die Punkte fehlen mir. Da ich von den drei ausstehenden Turnieren wohl auch nur noch zwei, vielleicht sogar auch nur eines, mitspielen kann, wird es sogar schwer genug auch den derzeitigen 7. Platz überhaupt zu verteidigen. Immerhin jedoch habe ich von 6 Teilnahmen 4 Mal den Finaltisch erreicht und kurioserweise bin ich bei diesen Turnieren jedes Mal als Chipleader an den Tisch gegangen. 3 Mal habe ich dann mit der besseren Hand, als alle Chips vor dem Flop reingingen, verloren. Es hätte mit ein wenig mehr Glück also eine wesentlich bessere Zwischenplatzierung herausspringen können. Aber beim Pokern kommt es manchmal halt anders als man denkt…deswegen ist das Spiel ja auch so beliebt und geil!

Mit dem heutigen Blog möchte ich für die nächsten Monate nun eine neue Rubrik vorstellen. Und zwar werde ich vom heutigen Eintrag an nette Geschichten aus meiner Las Vegas Zeit erzählen. Die eine oder andere Anekdote habe ich vielleicht schon irgendwo mal im Freundeskreis zum Besten gegeben, aber es sind auch einige kuriose und nette Storys dabei, die ich noch nie irgendwo erzählt habe. Ich hoffe es gefällt euch.

Starten möchte ich mit einer Person, mit der ich etliche gemeinsame Sessions und sehr viele Stunden zusammen am Pokertisch verbracht habe…dem “Duke of Fremont Street“. Leider kann ich euch noch nicht einmal seinen richtigen Namen nennen, denn wir haben ihn immer mit “Duke“ angesprochen (Duke heißt im Deutschen Herzog). Der Duke ist Profi-Pokerspieler und vielleicht mal eines gleich vorneweg: er spielt zwar konservatives ABC-Poker, aber definitiv sehr solide und effektiv. Am Jahresende wird er unter Garantie immer mit Plus abschließen. Dennoch ist der Duke alles andere als ein 0815 Pokerspieler. Während der normale Pokerprofi in Vegas mit Jeans und T-Shirt oder gar noch sportlicher ins Casino geht um dort seinem Job nachzugehen, trifft man den Duke bei der Arbeit ausschließlich mit Nadelstreifenanzug am Tisch. Dazu ein klassischer El Capone Hut aus den 20er Jahren. Ich füge mal ein Bild an, so dass ihr euch zu Beginn einen Eindruck verschaffen könnt. 99% seiner Sessions spielt der Duke Downtown, vornehmlich in Binions Horseshoe. Dort, wo eigentlich auch sowieso alles begann. Wenn der Duke an den Pokertisch kommt, dann gibt es standardmäßig immer das gleiche Ritual. Zunächst holt er seine violette Schatzkiste raus und anschließend ein Seidentuch, welches er säuberlich auf den grünen Filz vor seinen Platz legt. Anschließend holt er etliche Bündel an 100$ Scheinen aus seiner Box. Meist so zwischen 6 und 10 Bündel. Jedes einzelne Bündel hat einen Wert von 5.000$. Er geht also minimal mit 30.000$ an den Tisch, an manchen Tagen sind es aber gern auch mal 150.000$, die er zu Beginn des Spiels vor sich legt.  Typischer Las Vegas Highroller denkt ihr jetzt, stimmt’s?

Mit 100.000$ im NL200 Spiel :)


Der DUKE auf dem Weg zur "Arbeit" :)


Ganz und gar nicht. Denn der Duke spielt 1-2 No Limit Holdem! Also mit Blinds von 1$(SB) und 2$ (BB), wo es sich mit einer Anfangslage von 200$ und umgerechnet 100 Big Blinds eigentlich ganz gut spielen lässt. Vor dem Duke jedoch stehen also umgerechnet mindestens 15.000 Big Blinds, an manchen Tagen eben auch mal 75.000 Big Blinds und es ist natürlich für alle vorbeigehenden Touristen ein absolutes Schauspiel und Spektakel! Es macht den Eindruck, als hätte er gerade die World Series gewonnen und am Tisch alles unter Kontrolle. Dabei ist er so harmlos wie ein Lamm. Wenn er mal preflop erhöht, dann kann man zu 99% sicher sein, dass er eine sehr ordentliche Starthand hat und falls er mal eine 3-Bet vor dem Flop auspackt, dann hat er unter Garantie Minimum Pocket Damen. Wenn der Pot mal etwas anwächst und der Duke noch mit von der Partie ist, dann hat er todsicher eine exzellente Hand oder einen super Draw.
Ganz besonders Aufsehen erregend ist es natürlich, wenn der Duke ALL-IN geht und dabei lässig ein paar Bündel in die Mitte schmeißt. Wobei ich ausdrücklich betonen möchte, dass er dies nur macht, wenn er entweder die absoluten stone-cold Nuts hat - also die bestmögliche Hand - oder sein Gegner ein absoluter Shortstack ist und weniger als 50 oder 70 Dollar vor sich stehen hat. Dann pusht er seine Batterie auch schon mal mit der zweit- oder drittbesten Hand in die Mitte.

Ich mochte den Duke. Zum einen ließ es sich wirklich sehr einfach gegen ihn spielen, da man nahezu immer wusste, woran man ist. Zum anderen ist er auch ein ganz lustiges Kerlchen mit einem netten Sinn für Humor. Ich habe auf jeden Fall immer sehr mit ihm bzw. gegen ihn gespielt. Es war kurzweilig, spaßig und meist auch ertragreich für mich. Sein Gehabe & seine Show mit all dem Geld kam allerdings nicht bei allen gut an und so habe ich in den unzähligen mit ihm am Tisch verbrachten Stunden auch diverse Male Leute kennengelernt, die eine regelrechte Antipathie gegen ihn verspürten und ihm nur zu gern eins ausgewischt hätten.

Eines Tages setzte sich ein junger Asiate zu uns an den Tisch, als der Duke gerade auf Toilette war. Er ließ alle am Tisch gleich wissen, dass er „scharf“ auf den Duke sei und es ihm heute besorgen wolle. Der Asiate wechselte 300$ in 5$ Chips ein, fragte den Dealer aber parallel auch, ob seine 5.000er Chips aus einem anderen Casino hier auch spielen würden. Der Dealer bejahte dies und so legte der Asiate unter jeden seiner drei 5er Stacks jeweils einen 5.000er Chip. Es war für jemanden, der dies nicht wußte, schwer bzw. gar nicht nachvollziehbar, dass er also nicht 300$, sondern 15.300$ am Tisch hatte.
Als der Duke von der Toilette zurückkam, machte keiner der Spieler am Tisch – und auch nicht der Dealer – irgendwelche Anstalten ihm vom neuen Spieler und seinem “Big-Stack“ zu informieren. Und so kam es, wie es kommen musste!

Nach ungefähr 10 Minuten raiste der Asiate, als der Duke im Big Blind saß. Ein Spieler hinter dem Asiaten callte ebenfalls und der Duke verteidigte seinen Big Blind. Der Flop kam KQT Rainbow. Check vom Duke, der Asiate spielte an (20$) und der dritte Spieler passte seine Hand. Der Duke check-raiste nun auf 50$...der Asiate callte. Es lagen nun in etwa 125$ im Pot. Am Turn kam eine nichts verändernde kleine Karte auf den Tisch. Der Duke spielte von vorn 80$ an. Nun machte der Asiate ein bisschen Show und nach einer Minute ging er All-In. Der Duke callte innerhalb von Millisekunden und schmiss dabei locker einige seiner Bündel in die Mitte. Natürlich drehte er dabei mit AJ für die geflopte Straße und damit die Nuts um. Der Asiate hatte jedoch nicht nur auch AJ, sondern durch die Pik 3 am Turn nun noch einen Flush-Draw on top. Er konnte mit einem weiteren Pik am River also den Flush machen und den Pot gewinnen. Und in diesem Moment erblickte der Duke auch, dass es in diesem Pot nicht nur um die 300$ ging, sondern eben um 15.000$. Die drei 5.000er Chips seines Gegners hatte er vorher nicht gesehen…wie auch? Noch nie zuvor habe ich den DUKE in so heller Aufregung gesehen und in Windeseile bildeten sich reichlich Schweißperlen auf seiner Stirn und er wurde kreideblaß. Vermutlich war dies auch der größte Pot, der jemals im 1-2 No Limit Holdem in Downtown Las Vegas ausgespielt wurde. Aber es blieb ein Split-Pot, denn die Karo 7 am River veränderte nichts…wohl auch für alle Beteiligten besser so. Beide Spieler bekamen ihr Geld zurück. 5 Minuten später packte der Duke seine Geldbündel  in seine Schatzkiste und verschwand grußlos.

Darf ich dich was fragen?

▪  Hi Potti, wie geht es dir? ▪  Hallo Herr Pott, Sie kennen sich doch in der Pokerszene ganz gut aus. ▪ Potti, d arf ich dich was fragen? ...