Montag, Oktober 20, 2014

George Danzer & Sex in the City


Wieder daheim! Nach 10 Tagen, die es wirklich in sich hatten. Zunächst mit meiner Tochter zusammen die knapp 900 KM bis in die Mitte Frankreichs mit meinem kleinen Fiat Punto abgerissen. Nachdem ich meine kleine Prinzessin bei ihrer Gastfamilie abgesetzt habe und dort natürlich auch noch ein paar Tage geblieben bin, ging es dann weiter direkt nach München zum Kommentieren. Nochmals schlappe 1.000 KM. Ich hatte es bei Facebook bereits kurz beschrieben. Es war eine alles andere als entspannte Fahrt, denn gleich nach Start fing es heftig zu regnen und zu gewittern an. Und da das mitgenommene Navigationsgerät mir zwar die Landkarte und auch die angebrachten Radarfallen anzeigte, aber nicht die Streckenführung zum Zielort aufgrund fehlender Datenbanken, dann zudem noch die Dunkelheit einsetzte, kam ich mehrere Male in Stresssituationen, in denen ich rechts ranfahren musste und regelrecht verzweifelt war. Als ich dann irgendwo in der Schweiz die ersten Autobahnschilder mit ‘München‘ las, war ich echt froh und schwer erleichtert. 

Dunkelheit, Regen ...purer Stress beim Auto fahren

Die 6 Tage in München liefen dann echt entspannt und zu unserer Überraschung hatten wir während der Übertragungstage von der EPT London sehr viele Zuschauer. Insbesondere an den beiden Finaltagen. Hatte natürlich in erster Linie damit zu tun, dass recht viele Deutsche sehr weit kamen bei diesem Turnier und mit Sebastian Pauli und Artur Koren dann auch gleich zwei Deutsche den Final Table erreichten. Aber dass wir am Finaltag in der Tat fast unseren All-Time-High Zuschauerrekord bei der Pokerfirma ausgerechnet bei der EPT London brechen würden, damit hatten wir absolut nicht gerechnet. Auf diesem Wege auch nochmals ein Dankeschön für die vielen netten Nachrichten, e-Mails und das überaus positive Feedback!
DBorys und Potti bei der Arbeit


Jetzt gibt es 2-3 Tage Pause, aber dann geht es am Donnerstag bereits weiter nach Rozvadov ins Kings Casino, wo am Wochenende die 14. Staffel von German Highroller aufgezeichnet wird. Insbesondere freue ich mich darauf George Danzer wiederzusehen. Ich habe endlich die Gelegenheit ihm auch persönlich für seine in diesem Jahr erzielten Erfolge zu gratulieren. George hat ja nicht nur sensationelle drei Bracelets bei der WSOP geholt, sondern auch verdientermaßen den Titel “WSOP Player of the year 2014“ unter Dach und Fach gebracht.
Natürlich hoffe ich vor Ort auch ein wenig Cashgame zu spielen. Ein bisschen PLO sowie NLH (kleine Limits). Die Form müsste passen, denn Online konnte ich zumindest in den letzten Tagen doch einige überaus erfolgreiche Sessions hinlegen. Wie es in Tschechien gelaufen ist und ob ich meine Cashgame-Siegesserie weiter fortführen konnte, darüber werde ich im nächsten Blog ausführlich berichten. 



WSOP Player of the year 2014 - George Danzer 

In meiner heutigen Rubrik „Storys aus Las Vegas“ geht es um Peter und Goran. Ich habe die Namen bewusst verändert um keinen, obwohl es bereits etliche Jahre her ist, in irgendwelche Schwierigkeiten zu bringen. Beide leben glaube ich noch heute in Las Vegas und pokern. Die Gründe der Namensänderung werdet ihr im Laufe der Geschichte sicherlich nachvollziehen können.
Peter habe ich bei meinem dritten Anlauf, es in Vegas als professioneller Pokerspieler zu versuchen, durch Zufall in Binions Horseshoe kennengelernt. Meine ersten beiden Versuche waren kläglich gescheitert und vermutlich wäre auch Versuch #3 in die Hose gegangen, wäre mir Peter nicht irgendwann über den Weg gelaufen. Wir waren uns von Beginn an sympathisch und da er kurioserweise ebenfalls aus Rheda-Wiedenbrück(!) kam und sich unsere Eltern sogar flüchtig kannten (ja, manchmal ist die Welt soooo klein), war das Eis schnell gebrochen. Er fragte mich, ob ich mit zu ihm in sein Apartment ziehen würde, da er mit seiner Freundin ein paar Wochen zuvor Schluss gemacht habe und er nun eh einen neuen Mieter suche. Ich brauchte keine Sekunde um Ja zu sagen, denn bis dato war ich in einem siffigen bescheidenen Motel ca. einem Kilometer entfernt von Downtown untergebracht. Dort zahlte ich zwar nur 100$ die Woche, aber jeder nächtliche Heimweg vom Casino zu meinem Motel war ein regelrechtes Vabanquespiel mit der ständigen Sorge überfallen, wenn nicht gar abgestochen zu werden. Ihr glaubt nicht, was da für Leute herumliefen! Was mir übrigens im Laufe der "Motel-Zeit“ alles passiert ist, werde ich euch ebenfalls in einem anderen Post mal in Ruhe erzählen…lol


Peter war ein paar Jahre älter als ich und lebte bereits seit knapp 2 Jahren in Vegas. Sein Apartment lag ziemlich zentral und nur 15 Gehminuten vom Caesars Palace entfernt. Die Ansammlung von Hunderten von kleinen Apartments in diesem Komplex nannte sich übrigens POLO Club und lag an der Kreuzung Flamingo und Decatur, falls es jemanden interessiert. Über den  "Polo Club“ und wen ich z.B. dort in den Jahren alles kennengelernt habe, darunter auch ein paar Prominente, schreibe ich dann auch in einem gesonderten Post.
Peter war bzw. ist jemand mit einer ungeheuer schnellen Auffassungsgabe. Er war ein absoluter Schnelldenker, hatte ein photographisches Gedächtnis und konnte mit Zahlen umgehen wie kein Zweiter. Er konnte sich innerhalb von nur einer Minute Dutzende von 10-stelligen Telefonnummern merken und sie anschließend fehlerfrei aufsagen. Mit dieser Gabe haben wir übrigens im Laufe der Jahre auch etliche Wetten in Kneipen oder an den Pokertischen gewonnen!
In Vegas ist er aus dem gleichen Grunde gestrandet wie ich. Er wollte pokern. Mit 18 Jahren war Peter bereits an der Frankfurter Börse auf dem Parkett aktiv – lt. seiner Aussage der bis dato jüngste Deutsche Börsenmakler  aller Zeiten -, später auch an den Börsen in London und Sydney. Aber er hatte irgendwo keine Lust mehr auf Trading, Aktien und dem ganzen Scheiß. Er hatte sich dem Pokerspiel verschrieben. Peter war zwar auch ein verdammt guter Limit-Holdem Spieler, aber seine Leidenschaft und seine Main-Skills lagen mehr im Omaha High-Low. Dort spielte er die höchsten verfügbaren Limits in Vegas (75/150$) und er war ein Winning-Player.
Goran lebte bereits noch länger in Vegas. Er war im ehemaligen Jugoslawien geboren und dann irgendwann ausgewandert. Auch Goran lebte vom Poker und war wie Peter ein Omaha H/L Spieler. Einige Jahre zuvor hatte er sogar ein Bracelet bei der WSOP in dieser Disziplin gewonnen. Wie Peter konnte auch Goran gut von seinen Gewinnen an den Pokertischen leben. Ich kannte Goran nur flüchtig, lernte ihn aber zum ersten Mal besser kennen, als Peter ihn eines Abends zu uns zum Essen einlud. Dieser Abend war der Beginn einer über Monate gehenden Spielgemeinschaft der beiden. Peter hatte ihn bewusst eingeladen, weil er seine Gewinne an den Pokertischen weiter erhöhen wollte und Goran ihm da als der ideale Partner erschien. Sicherlich war es ein gewisses Risiko von Peters Seite Goran überhaupt darauf anzusprechen, denn es hätte ja gut sein können, dass er ablehnte und sofort das Apartment verließ. Aber Goran „biss an“. Ihm gefiel das von Peter ausgearbeitete Konzept und die beiden arbeiteten von diesem Abend quasi als Tag-Team an den High-Limit Tischen.
Wie genau dieses Konzept funktionierte, das kann ich euch gar nicht im Detail sagen. Selbst wenn ich es wüsste, würde ich es hier nicht mitteilen. Ich weiß nur, dass sich die beiden von nun an sehr regelmäßig bei uns trafen und ihr System bis ins aller kleinste Detail verfeinerten. Die beiden haben sich am Tisch gegenseitig ihre Hände signalisiert und zu jeder Zeit wussten beide, ob der andere eine High-Hand oder eben eine Low-Hand hatte und wie stark sie exakt war. Sie machten dies zum einen in der Art und Weise, wie sie mit ihren Händen die Spielkarten schützten und zum anderen, wie sie mit ihren Chips spielten. Die Effektivität des Systems lag halt daran, dass im Laufe der Sessions an den Tischen gewisse Situationen auftraten, wo eben einer der beiden die Nut-High-Hand hielt und der andere gut ums Low mitspielen konnte oder optimaler Weise sogar das Nut-Low hielt. Auf diese Weise nahmen sie ihre Gegner am Tisch in die Quetsche und konnten somit etliche Extra-Bets aus ihnen holen, indem sie die Pötte durch Raises (Erhöhungen) aufbauten.
Dass das System funktionierte, zeigten bereits die ersten Sessions, die die beiden in Vegas spielten. Da aber zu jener Zeit Omaha High-Low ausschließlich im Mirage Casino angeboten wurde, wurde es Peter und Goran ein wenig zu heiß. Sie hatten die Befürchtung, dass sie auffliegen könnten. Und so entschlossen sie sich auf Tour zu gehen. Gerade in Kalifornien gab es nämlich etliche Casinos, wo ebenfalls Omaha H/L angeboten wurde. Von der ersten Tour nach Los Angeles kamen sie nach  gut einer Woche ebenfalls mit vollen Taschen zurück.

Vor der zweiten Tour quer durch Kalifornien fragten sie mich dann, ob ich nicht Lust hätte mitzufahren. Klar hatte ich das! Zumal die beiden mir on Top gar anboten für alle Kosten (Spritgeld, Hotelzimmer & Essen) aufzukommen. Ich musste nur ab und an mal den Chauffeur spielen, so dass die beiden sich entspannen bzw. im Auto schlafen konnten. 
Auch wir starteten unseren Trip in L.A., wo es mit dem Bicycle Club und dem Commerce Casino zu jener Zeit die beiden größten Pokerräume weltweit gab. Ich kann mich noch gut daran erinnern, als ich zum ersten Male in den Pokerraum vom Bicycle Club kam. 170 Pokertische auf zwei Etagen…und alle waren besetzt. Ich war total geflasht. In meinen Limits (3-6 oder 4-8 Limit Holdem) gab es an die 20 laufende Tische und eine Warteliste von fast 30 Personen.
Größter Pokerraum der Welt. Das Bicycle Casino in Los Angeles
Ich merkte aber schnell, dass die Trauben in L.A. für mich wesentlich höher hingen als in Las Vegas. Zum einen stärkere Gegner und nicht ganz so viele Fische wie in Vegas. Zum anderen nahmen sie dort aus jedem Pot gleich zu Beginn (selbst wenn es keinen Flop gab) einen Dollar zum Aufbau eines Jackpots raus, was für mich als Betonspieler eine absolute Katastrophe war. Dieser Dollar in Verbindung mit der Rake, die zudem auch noch ein wenig höher war wie in Vegas, gefiel mir überhaupt nicht und das Spiel schien mir zu Beginn scher schlagbar. Aber ich wusste, dass es ja nur temporär war und ich bald in mein geliebtes Las Vegas zurückkehren würde. Zudem merkte ich, dass ich auch in L.A. doch wesentlich besser klar kam als zunächst angenommen. Mein Spiel war mittlerweile so bockstark ordentlich, dass ich auch dort quasi jeden Abend mit Gewinn beenden konnte.

Peter und Goran zerstörten ihre Tische. Mittlerweile hatten sie ihr System noch weiter verfeinert, so dass sie bereits nach wenigen Sekunden anhand von Signalen jede einzelne Karte inkl. Suit des jeweiligen anderen kannten. Es gab weiterhin keinen einzigen Abend, den sie mit Verlust beendeten. Natürlich gewannen nicht immer beide, denn ab und an musste halt einer von den beiden als Bauernopfer den Pot hoch treiben, auch wenn er genau wusste, dass er z.B. mit der Nut-low Hand nur ein Viertel des Pots oder gar noch weniger bekommen würde. Aber sie spielten ja in eine gemeinsame Kasse und wichtig war, was unterm Strich dabei herauskam. Und dies waren halt Abend für Abend schwarze Zahlen. Und in den gespielten Limits von 50-100 oder 75-100$ somit eben richtig gutes Geld. Nach 1-2 Abenden im gleichen Casino ging die Reise immer weiter. Ganz einfach deshalb, weil permanent die Befürchtung bestand, dass es jemand mitkriegen könne, dass sie zusammen unter einer Decke hockten.
Wobei sie immer professioneller vorgingen. Wenn wir zu Dritt in irgendein Casino fuhren, dann luden wir zunächst den einen ab und ich drehte mit dem anderen noch einige Runden um den Block oder ging zunächst mit ihm essen. Eine halbe Stunde später kam dann der andere an den Tisch. Die beiden sprachen am Tisch kein einziges Wort miteinander, so dass ja kein Verdachtsmoment aufkam. Auch das Ende der Sessions lief quasi immer nach dem gleichen Schema ab. Der eine cashte aus - meist derjenige mit dem höheren Gewinn - und der andere blieb noch eine halbe Stunde länger am Tisch sitzen. Wir trafen uns anschließend draußen am Parkplatz, packten den noch fehlenden in einem günstigen Moment ins Auto, düsten auf dem schnellsten Wege ab und zogen zum nächsten Ort. Es wäre nicht gut gewesen, wenn uns jemand zusammen gesehen hätte. In Kalifornien verstehen sie keinen Spaß! Von Los Angeles ging es dann weiter Richtung San Diego. In Riverside, Oceanside, Escondido machten wir Stops und es wurde noch ein wenig Kohle mitgenommen…überall das gleiche Schema. In San Diego gab es dann gleich zwei Casinos, wo wir spielten und in einem der Casinos lernte ich auch Siem, einen Iraner, kennen. Siem war gut befreundet mit Peter und war von einer Sucht befallen, die vielleicht gar nicht so selten ist und vielleicht auch der eine oder andere Leser dieses Blogs gut kennt, aber für einen Profi-Pokerspieler doch reichlich Probleme aufwirft. Insbesondere bei der Umsetzung! Er war hochgradig sexsüchtig und musste allerspätestens einmal pro Stunde pimpern. Sonst drehte er im wahrsten Sinne des Wortes durch. Auf welche Weise Siem sein Sex-Problem löste, erzähle ich irgendwann mal an anderer Stelle…lol.

Von San Diego ging es dann wieder die Küste rauf, nochmals kurz auf eine Stippvisite in L.A. und von dort aus ging es wieder retour nach Las Vegas. Wir machten uns die Taschen randvoll. Ich auf legalem oder sagen wir besser herkömmlichem Wege in den Babylimits und die beiden halfen dem Glück in den High-Limits halt etwas nach. 
Eigentlich hätte diese Spielgemeinschaft wirklich sehr lange halten können. Hielt sie aber nicht und vielleicht ist es im Nachhinein auch besser so. Denn wer weiß, was passiert wäre, wenn sie irgendwann mal aufgeflogen wären. Die Fusion wurde aber quasi durch sie selbst und einer absoluten Lapalie beendet. An einem Abend, als sie wieder einmal gut auscashten, behauptete der eine, dass der andere mit einem 100er Chip mehr Gewinn aufgestanden sei als er bei der Endabrechnung angegeben hatte. Dieser wies die Behauptung natürlich ab, die beiden gerieten aneinander und das war das Ende einer der vermutlich erfolgreichsten Spielgemeinschaften im Omaha High-Low. Es war nicht nur das Ende der Spielgemeinschaft, sondern auch das Ende einer Freundschaft. Beide sprachen von diesem Abend an kein einziges Wort mehr miteinander. Ich war mittendrin und verstand mich nicht nur mit Peter, sondern auch weiterhin mit Goran sehr gut. Goran half mir einige Monate später sogar bei einer dummen Situation, in die ich durch einen blöden Zufall geriet, aus der Patsche. Auch darüber in einem anderen Post. 

4 Kommentare:

Darf ich dich was fragen?

▪  Hi Potti, wie geht es dir? ▪  Hallo Herr Pott, Sie kennen sich doch in der Pokerszene ganz gut aus. ▪ Potti, d arf ich dich was fragen? ...