Donnerstag, Dezember 25, 2008

Zehnkampf, EPT & frohe Weihnachten

Wie letzte Woche angekündigt, gibt es nun einen kleinen Rückblick auf die letzten 8 Wochen.

Poker
Der Oktober lief saumäßig gut und den ganzen Monat über habe ich lediglich einen einzigen Tag verloren (von 18). Im November und im Dezember kam ich zwar an diese Top-Scores nicht dran, aber unterm Strich blieben in beiden Monaten zumindest einige Stacks Gewinn. Hatte mir aber wesentlich mehr erhofft, zumal ich besonders im Dezember sehr viel gespielt habe. Allein in den letzten 3 Wochen ca. 30.000 Hände. Merke jedoch momentan, dass ich einfach ein wenig überspielt bin und in solchen Phasen mache ich wesentlich zu viele schlechte Calls (glaube dem Gegner nicht die Hand, die er repräsentiert), breche Bluffs zu spät ab oder versuche gewisse Hände einfach zu tricky zu spielen. Mit Top-Startkarten z.B. zu oft aus early position nur limpen anstatt zu raisen oder zuviel Slowplay kann zwar hin und wieder ganz effektiv sein, aber unterm Strich darf man das nicht übertrieben. Das spiegelt sich dann auch direkt in den Ergebnissen wieder. Dennoch bin ich recht optimistisch, dass ich mit der derzeit angewendeten Strategie das NL 200 auch im neuen Jahr regelmäßig schlagen werde. Da laufen einfach zu viele Leute rum, die das Spiel nicht richtig beherrschen und ordentlich sowie regelmäßig Fehler einstreuen.

Zehnkampf mit Pokeramigo George Danzer

Tja, die ersten 5 Disziplinen sind absolviert und es sieht absolut beschissen aus. 1:4 liege ich zurück und die Hoffnungen auf einen Sieg sind auf ein Minimum gesunken. Wie kam es dazu?
Gestartet sind wir mit Backgammon. Hatte am Vorabend noch 2 Trainingsmatches auf 15 Punkte mit der Computersoftware „Snowie“ absolviert und in beiden Matches (1 gewonnen und 1 verloren) hatte ich recht ordentliche Werte (4,8 bzw. 6,6), so dass ich mir recht sicher war im Match gegen George 1:0 in Führung zu gehen. Und obwohl George wie erwartet einige Fehler sowohl beim Ziehen der Steine als auch beim Umgang mit dem Dopplerwürfel unterliefen, so machte er dies durch passende Würfe wieder wett. 9:8 lag ich zwar noch in Führung, aber ab diesem Zeitpunkt schmiß George fast nur noch gute Zahlen und konnte sich mit viel Päschen immer wieder in Sicherheit bringen. So ging er mit 12:9 in Führung. Im letzten Spiel machte er noch einen riesigen Fehler beim Doppeln, so dass ich sogar noch die Möglichkeit hatte bei einer 50/50 Chance das ganze Match zu gewinnen. Es kam nur noch darauf an, die Steine möglichst schnell nach Hause zu spielen, aber auch hier hatte George den Rennvorteil und einige gute Würfe seinerseits besiegelten letztendlich mein Schicksal. 0:1 ;-(

An der Dartscheibe (301 Double-out – best of 7) kam ich überhaupt nicht in Schwung. Zwar war ich in fast jedem einzelnen Leg vor George oder zumindest gleichzeitig unten und hatte meine „Schüsse“ zum Ausmachen, aber ich hatte einfach kein Zielwasser getrunken. George hingegen zeigte Killerinstinkt und konnte sich alle 4 Sätze sichern. Klarer Punkt für ihn…0:2

Dann ging es an den Kickertisch. Dieser Punkt musste jetzt schon kommen, ansonsten wäre der klassische Fehlstart komplett perfekt. Best of 5 auf jeweils 6 Tore. Den ersten Satz gewann ich 6:3, die Sätze 2 und 3 verlor ich 3:6 und 4:6. Im 4.Satz konnte ich beim Stand von 2:5 noch 3 Matchbälle abwehren und gewann diesen sogar noch. Zu diesem Zeitpunkt war ich bereits pitschenaß. Das Match befand sich (glaube ich) auch auf einem recht hohen Niveau. Im Entscheidungssatz lag ich wiederum 3:5 hinten und wehrte weitere Matchbälle ab. Bei 5:5 …es wurde dann auf 2 Tore Vorsprung gespielt…war ich bereits konditionell am Limit. Aber ich kämpfte und wehrte bei 5:6 und 6:7 weitere 2 Matchbälle ab. Dann ging ich sogar 8:7 in Führung und hatte meinerseits meinen ersten Matchball. Abgewehrt! 8:8. Dann 2 dumme Kirschen kassiert und 8:10 verloren. 0:3

Beim Billiard (Karambolage-Dreiband!) haben wir uns beide nicht mit Ruhm bekleckert und obwohl wir nur auf 2 Gewinnsätze auf jeweils 10 Punkte spielten, so dauerte das Match geschlagene 3 Stunden. Beide Sätze mit 8:10 verloren. Hätte ich im Vorfeld nur einmal trainiert, so hätte ich diesen Punkt sicher nach Hause gefahren, aber wenn man sich im Vorfeld einfach zu sicher ist, dann wird man halt bestraft. Hochmut kommt sehr häufig vor dem Fall. 0:4

Als George mir vor dem Badmintonmatch auch noch erzählte, dass er in seiner Jugend Mitglied des bayrischen Landesstützpunktes war und über Jahre leistungsmäßig Badminton gespielt hat, kamen in mir bereits leichte Zweifel hoch, ob ich diesen (für mich bereits als todsicher einkalkulierten) Punkt nicht auch noch abgeben würde, aber als wir uns die ersten Bälle beim Warmspielen zuspielten, ahnte ich bereits, dass ich das Match vermutlich nur verlieren kann, wenn ich mir einen Bänderriß zuziehen würde oder durch einen Herzinfarkt spielunfähig wäre. Mit 21:5 und 21:8 fiel das Ergebnis dann auch relativ glatt aus. Somit immerhin auf 1:4 verkürzt.

Tennis, Golf, Bowling, Kartfahren und Poker heißen die nächsten Disziplinen. Die Punkte beim Tennis, Golf und Bowlen sind nun Pflicht und dann beim Kartfahren oder Pokern muss irgendwie noch ein
Sieg her. Wird aber schwer genug und ich schätze meine Chancen auf ein Unentscheiden aktuell auf schlappe 30% ein. Hätte ich im Vorfeld nicht gedacht. Obwohl ich ja ein bißchen tiefgestapelt habe und einen ausgeglichenen Wettkampf prognostizierte, so war ich zu Beginn eigentlich 100%ig sicher, dass ich George schlagen würde. Habe ihn defintiv erheblich unterschätzt (oder mich überschätzt?)
Zumindest aber werde ich fighten bis zum bitteren Ende!

In meinem parallel stattfindenden Zehnkampf gegen Burkhard, Uwe und Christian habe ich nach 9 von 10 absolvierten Disziplinen nun nur noch 2 Punkte Vorsprung. Eigentlich sollte zu diesem Zeitpunkt „der Sack bereits zu sein“, aber beim Pokern konnte ich lediglich einen Punkt holen und da zu allem Überfluß auch noch Christian beim Pokern gewann und somit die 3 Punkte kassierte, muss ich noch ein bißchen schwitzen und bei der Abschlußdisziplin Tennis nun mindestens Zweiter werden um ganz auf sicher zu gehen und Christian auf Distanz zu halten. Die Tennismatches werden dann wohl Ende Januar stattfinden und hoffentlich kann ich bis dahin noch ein bißchen trainieren.

Im November war ich dann auch noch eine Woche in der Türkei. Sonne tanken…bin voll auf meine Kosten gekommen, denn ich der Woche habe ich nicht eine einzige Wolke gesehen und bei Temperaturen um die 28 °C ließ es sich wunderbar aushalten. Zudem noch einige sehr nette Urlaubsbekanntschaften kennengelernt und in einem tollem Hotel und bei gutem Essen habe ich mich bestens erholt. Da der November in Deutschland sicher nicht zu meinen Lieblingsmonaten gehört, denke ich, dass ich auch im nächsten Jahr einen Trip in die Türkei zu dieser Jahreszeit anstreben werde. Auf jeden Fall paßte das Preis-Leistungsverhältnis! Schöne Grüße an dieser Stelle an Matthis und Ilse, Conny und Ralf sowie an Martina & Dieter (falls die aus Versehen hier mal reinschauen sollten).

Im Dezember stand dann das EPT Turnier in Prag an. Waren ein paar schöne Tage und Prag ist einfach eine sehr schöne Stadt, in die man mit den Billig-Airlines auch relativ preiswert fliegen kann. Übernachtungen findet man ebenfalls zu noch angenehmen Konditionen und wer Poker spielt, der findet vor Ort auch recht gute Möglichkeiten, da es einige Clubs dort gibt, in denen fast rund um die Uhr gedaddelt wird. Getränke & Essen übrigens frei! Da das Niveau der Gegner auch nicht sonderlich hoch ist, könnte sich eine Reise in die Tschechische Hauptstadt also definitiv lohnen.
Das EPT Turnier wird man sicherlich nicht lange in Erinnerung behalten. Es war meines Erachtens nach der am schwächsten besetzte Final Table ever bei einer EPT. 5 der 8 Spieler hatten dort eigentlich nichts zu suchen und ich frage mich allen ernstes, wie die sich in einem Feld, in dem so viele klasse Pokerspieler angetreten sind, durchsetzen konnten. Hatte diesbezüglich noch vor einigen Wochen mit Benjamin Kang eine Diskussion und er behauptete, dass auch ein schwacher/schwächerer Spieler ein EPT-Turnier gewinnen können, während ich die Ansicht vertrat, dass bei einem solch großen Turnier die schlechteren Spieler im Laufe der ersten Tage grundsätzlich immer aussortiert würden. Tja, muss meine Meinung nun wohl revidieren. Benjamin hatte Recht.
Am Samstag (Final Table) habe ich mit Markus Krawinkel dann 12 Stunden durchkommentiert. Das war heftig, denn wenn man keine große Namen am Tisch sitzen hat und die Spieler dann durchweg auch noch stumm sind (der Grieche war hier eine Ausnahme und hat zumindest für ein wenig Unterhaltung gesorgt), dann werden diese 12 Stunden auch schnell mal zu einem Höllenritt. Markus und ich haben uns in der Endphase auf jeden Fall richtig gequält und waren dann heilfroh, dass zumindest das Heads-Up zwischen den beiden Italienern relativ schnell beendet war.

Was steht in den nächsten Tagen/Wochen an? Samstag geht mit ein paar Kumpels nach Schalke in die Veltins-Arena zum Biathlon. Das ist schon Tradition und ich bin mir sicher, dass es wieder recht feucht und fröhlich zur Sache gehen wird. Vom eigentlichen Wettkampf werde ich vermutlich wieder nicht mehr all zu viel mitbekommen. Die letzten Jahre bin ich dort auch eigentlich immer eingeschlummert.
Kommenden Montag steht dann in Verl die Pokerabschlußrunde an. Deep-Stack …50 € Einsatz inkl. Buffet. Auch hier werde ich dem Alkohol nicht widerstehen und wenn ich bei gestiegenem Konsum nicht zu loose spielen sollte (und zuviel bluffe), dann hoffe ich möglichst weit zu kommen bzw. zumindest den Final Table zu erreichen. Denke, dass in etwa 30 Spieler teilnehmen werden.

Am 31. geht es dann bereits nach Berlin und mit Fliege werde ich dann im Admiralspalast das Jahr 2009 einläuten. Bleibe dann direkt in Berlin, von wo es bereits am 2.1. mit dem Flieger auf die Bahamas zum Pokerstars Carribean Adventure geht. Vor diesem Major Event steht noch der World Cup of Poker sowie das Highroller Event statt, so dass ich insgesamt an 4 Tagen ans Mikro muss. Hoffe aber, dass ich zwischendurch noch ein bißchen Zeit finde, mich in die Sonne zu fletzen und zu relaxen.

Abschließend noch eine Pokerhand zum Mitraten.

Cashgame NL 200
Ich sitze am Button und habe 218 $ auf dem Tacho. Das Spiel am Tisch ist recht tight und ich habe bereits etliche Male mit Schrotthänden preflop geraised und kampflos die Blinds eingesammelt. Besonders aus den Positionen am Cutoff und am Button und ich spüre, dass die Spieler links von mir nur darauf warten eine Hand gegen mich zu finden und gegenzuspielen. Genau der richtige Zeitpunkt für 2 schwarze Asse am Button. Vor mir passen (mal wieder) alle und ich raise auf 8 $. Jetzt kommt allerdings Small Blind mit einem Reraise auf 23 $ aus seinem Dornröschenschlaf hervor. Bingo!
Big Blind paßt und ich überlege, wie ich die Hand weiterspiele. Slowplay und nur callen um am Flop oder am Turn (je nachdem wie gefährlich der Flop aussieht) erst die wahre Handstärke zu präsentieren oder direkt preflop scharf spielen?
Ich entscheide mich dafür direkt vorm Flop aggressiv zu spielen und rereraise auf 52 $. Ich kenne meinen Gegner relativ gut (ständiger Spieler auf der Plattform) und schätze sein Spiel auch. Er hat 240 $ auf dem Tacho. Zu meiner Überraschung called er. Der Flop kommt Qh Jh 8d. Ich habe 2 schwarze Asse. Also nicht gerade der Flop, wovon ich geträumt habe. Mein Gegner checked und ich setze 60 $ in den Pot, der bereits preflop 106 $ enthielt. Nun kommt ein relativ schneller Minicheck-Raise meines Kontrahenten auf 120 $.
Oh Gott…das sieht nicht gut aus. Habe allerdings bereits 112 $ investiert und bin mir sicher, dass er diesen Check-Raise nicht nur mit einem Set, sondern auch mit jedem Draw spielen würde und somit pushe ich meinen Rest in die Mitte. Er called innerhalb von Millisekunden. War also kein Bluff seinerseits. Turnkarte ist Karo 6 (gut!) und Riverkarte ist dann die schlimmste Karte im ganzen Deck. Herz 10 !!!
Ich weiß, dass der Pot (438 $) nun zu meinem Gegner geschoben wird, stoße aber ein lautet „YES“ aus, als es Kingeling macht und die 438 $ zu mir herübergeschoben werden.

Welche Hand hatte mein Gegner? Eigentlich nicht zu schwer, oder? Muss als Ergänzung sagen, dass mein Gegner wirklich ein sehr solider Spieler ist und eigentlich nie auf “Tilt“ geht. Eigentlich kann er somit nur eine einzige Hand gehabt haben und genau diese hatte er auch, als ich aus Neugier dann noch in die Handhistorie geschaut habe.

So…abschließend allen noch ein schönes Weihnachtsfest sowie einen guten Rutsch in ein tolles Jahr 2009!

Viele Grüße
Potti

Freitag, Dezember 19, 2008

Long time no hear

Nach einigen Wochen Blogabstinenz mal wieder ein kleines Lebenszeichen von mir. Allerdings wird es heute aus Zeitgründen auch eher ein kürzerer Beitrag und ich werde lediglich die Artikel, die ich für das ROYAL FLUSH Magazin geschrieben habe (seit letzten Freitag im Verkauf), hier einstellen. Am Sonntag werde ich dann ausführlich das Geschehen der letzten Wochen, die wieder einmal recht turbulent und ereignisreich waren, dokumentieren.

Themen dann:

Aktuelle Pokerergebnisse
Urlaub in der Türkei
Zehnkampfduell gegen Uwe, Burkhard und Uwe
Heads-Up Zehnkampf gegen George Danzer
Die Tage bei der EPT in Prag
Vorschau auf die nächsten Wochen

Viele Grüße
Martin

EPT London
Drehbuch & Regie: Alfred Hitchcock


Dramatik, Spannung und Unterhaltung gab es reichlich beim zweiten Turnier der 5.EPT Saison und wenn ich es in London nicht mit meinen eigenen Augen gesehen bzw. LIVE kommentiert hätte (über www.pokerstars.tv), dann würde ich vermutlich nur schwerlich glauben, was sich im ehrwürdigen Victoria Casino im Herzen der Weltmetropole abgespielt hat. Aber alles der Reihe nach…

Die maximale Spieleranzahl war von den Organisatoren im Vorfeld auf 500 festgelegt worden, aber der Andrang war so riesig -es waren fast 250 Spieler auf der Warteliste-, dass man sich seitens der Turnierleitung kurzerhand entschloß zusätzlich Tische und Stühle aus dem Lager zu besorgen und buchstäblich den letzten Quadratmeter des Casinos zu nutzen um es noch möglichst vielen Pokerspielern zu ermöglichen an diesem prestigeträchtigen Event teilzunehmen.

Die Beteiligung der Topstars war riesengroß. Bedingt dadurch, dass direkt im Vorfeld dieses Turniers das Main Event der WSOPE in London stattfand und direkt im Anschluß an das EPT London das Highroller-Event (mit einem Buy-In von 20.000 GBP) ebenfalls im gleichen Casino anstand, war so ziemlich alles am Start, was in der Pokerwelt Rang und Namen hat. POKERSTARS hatte sein komplettes Starensemble ausgesendet, aber zum ersten Mal schickte auch Full Tilt Poker seine Top Profis ins Rennen um die begehrte EPT-Trophae und die 3,35 Millionen Britische Pfund. Allein der Gewinner sollte 1 Million Pfund kassieren.

Samstag, 4.Oktober, kurz nach 17.oo Uhr…Von den insgesamt 596 gestarteten Spielern, die jeweils 5.200 GBP Startgebühr ( ~ 6.100 €) entrichteten oder sich im Vorfeld Online für dieses Event qualifiziert hatten, sind lediglich 18 Spieler verblieben. Michael Martin aus Washington Crossing, Pensylvania, 24 Jahre alt und Pokerprofi, ist zu diesem Zeitpunkt massiver Chipleader. Ein paar Minuten später eliminiert Michael Martin mit einem Pocketpaar Damen den Dänen Peter Eastgate (18.Platz – 16.300 GBP) und durchbricht als erster Spieler die Schallmauer von einer Millionen Chips. Eben jenen Peter Eastgate, der im November in Las Vegas für Furore sorgen sollte, als er das Main Event der WSOP und über 9 Millionen $ an Preisgeld gewann.

Kurz danach geht es ins Dinnerbreak und Michael Martin entschließt sich dazu seine Mutter und seine Freundin Jennifer in den USA anzurufen und er gibt den beiden grünes Licht für den Trans-Atlantikflug von Philadelphia nach London. Es sollte schon mit dem Teufel zugehen, wenn er den Final Table am nächsten Tag nicht erreichen würde und hierfür kann er natürlich jede moralische Unterstützung bestens gebrauchen. An der Ostküste der USA machen sich die beiden auf dem Weg zum Flughafen um ihren Sohn bzw. Freund am nächsten Tag beizustehen.

Samstag…kurz nach 22.oo Uhr…Seit geraumer Zeit bereits läuft nichts mehr zusammen bei Michael Martin. Die Führung im Chipcount hat er längst an den Schweden Michael Tureniec abgegeben und als der US-Boy kurze Zeit später eben gegen jenen Schweden in einen dicken Pot verwickelt wird und Tureniec am Turn All-in geht, da droht sogar das Aus für Michael Martin, wenn er jetzt called und die Hand verlieren sollte. Michael Martin überlegt lange…sehr lange…und sicherlich werden ihm in dieser Situation 1000 Gedanken durch den Kopf gegangen sein. Mutter und Freundin hätten den langen Flug vergebens gemacht und könnten sich zwar ein paar Sehenswürdigkeiten in der Londoner Innenstadt anschauen, aber ihren Liebling würden sie am Final Table nicht anfeuern können. Michael Martin entscheidet sich für sie sichere Variante und nach mehr als 5 Minuten Bedenkzeit passt er seine Hand.

Samstag…22.56 Uhr…Die Besetzung des Final Tables scheint zu stehen, als der Pole Marcin Horecki vom Team Pokerstars PRO mit seinen letzten 220.000 Chips und Q9 All-In geht und von Johannes Strassmann mit einem Pocketpaar Assen gecalled wird. Der Flop kommt 742 und nun bräuchte der Pole schon 2 perfekte Karten um nicht auszuscheiden. Turnkarte ist eine 9 und die Hoffnungen des Polen bleiben erhalten und als der Dealer am River dann tatsächlich eine weitere 9 umdreht und der Pole mit seinem Drilling das Paar Asse vom Deutschen überholt, ist die Aufruhr am TV-Table riesengroß und die Suche nach dem Spieler, der den Final Table nicht erreichen würde, geht weiter.

Samstag…23.38 Uhr…Es ist vollbracht! Die Besetzung des Final Tables steht, als der Schwede Sjodin mit AJ All-In geht und vom US-Amerikaner Eric Liu mit einem Paar Königen gecalled wird. Das Board bringt zwar noch einen J für den Schweden, aber die Könige von Liu halten. Sjodin erhält für seinen Platz 9 GBP 50.574 und die 8 noch im Rennen befindlichen Kontrahenten haben allesamt bereits 81.000 GBP sicher.

Neben den beiden US-Boys Michael Martin (718.000 Chips) und Eric Liu (1.308.000) hat es auch der Wahlberliner Johannes Strassmann (434.000) geschafft. Es ist bereits die vierte TOP-Ten Platzierung bei einem EPT-Turnier für den gebürtigen Bonner innerhalb von nur 10 Monaten. Etwas, das vor ihm noch keiner geschafft hat und ich behaupte mal, dass diese Leistung auch in Zukunft sehr lange unerreicht bleiben wird. Neben den Dreien hat auch der Pole Marcin Horecki (309.000) vom Team Pokerstars den Einzug an den Final Table geschafft. Obwohl er bereits einige Male mit mehr als einem Bein ausgeschieden war, so war dem Polen das Glück in den entscheidenden Situationen immer wieder hold und die Riverkarte brachte gleich serienweise die Wende zugunsten Horecki. Ebenfalls noch im Rennen ist Alan Smurfit (396.000) aus Irland. Der millionenschwere Unternehmer, der als Einziger der verbliebenen 8 Spieler nicht professionell pokert, ist kurioserweise aber der Einzige, der bereits ein Bracelet bei der WSOP in Las Vegas gewonnen hat und darf sicherlich nicht unterschätzt werden. Komplettiert wird der Final Table vom kanadischen Jungprofi Philippe D’Auteuil (476.000), vom Schweden Michael Tureniec (Chipleader mit 1.331.000) und vom Franzosen Highstakes Pokerspieler Anthony Lellouche (1.022.000).

Sonntag, 5.Oktober…14.oo Uhr…Michael Martin’s Mutter und Michael’s Freundin Jennifer kommen im Casino an und nehmen im Publikum genau zu dem Zeitpunkt Platz, als der Turnierdirektor die Spieler vorstellt. Es würde ein Tag für die beiden werden, den sie sicherlich sehr lange nicht vergessen werden und der an Aufregung und Gefühlsschwankungen wohl sehr schwer zu toppen sein wird.

14.02 Uhr…Gleich in der allerersten Hand überschlagen sich die Ereignisse. Nachdem der Kanadier D’Auteuil geraised hat, geht Lellouche All-In und D’Auteuil called in Sekundenbruchteilen. Lellouche hält ein Paar 4er und der Kanadier Pik AS und Kreuz König. Der Flop bringt 852 mit 2 Kreuzen. Turnkarte ist Kreuz J. Der Franzose ist zwar noch vorn, aber D’Auteuil hat etliche Outs. Ein AS, ein K oder ein viertes Kreuz auf dem Board würde ihn vor dem Ausscheiden retten. Riverkarte ist Kreuz 3, bringt ihm den Flush und im Publikum macht sich der Fanclub des jungen Kanadiers lautstark bemerkbar.

14.07 Uhr…Johannes Strassmann doppelt mit seinem Paar Assen gegen Anthony Lellouche (77) auf, hat nach der Hand über 900.000 Chips und liegt in Schlagdistanz zu den im Chipcount führenden Spielern.

14.20 Uhr…Der Franzose Lellouche, mit sehr großen Hoffnungen in den Tag gestartet, wird von Johannes Strassmann eliminiert. Obwohl vor dem Flop mit A9 gegen Johannes KJ noch vorn, so beendet der K am Flop alle Träume des Franzosen und er muß sich mit 81.569 GBP und Platz 8 zufrieden geben.

15.25 Uhr …Bei Michael Martin läuft es nicht und mit nur knapp über 300.000 Chips liegt er am Ende des Feldes. Er muß etwas tun und als er AQ am Button findet, schiebt er seine restlichen Chips in die Mitte. Er wird jedoch von Johannes Strassmann mit KJ im Big Blind gecalled. Der Flop mit T82 sieht noch gut aus für den 24-jährigen US-Boy, aber ein K am Turn bringt Johannes in Front und nur ein AS am River für das höhere Pärchen oder ein J für die straight würden Michael Martin vor dem Turnieraus retten. Michael’s Freundin Jennifer und auch seine Mama halten es vor Aufregung im Publikum kaum noch aus und als der Dealer am River dann tatsächlich einen J zur Komplettierung der Straße umdreht, ist der Jubel bei Michael’s Anhang gewaltig.

Auch für alle anderen noch im Rennen befindlichen Spieler beginnt nun eine Achterbahnfahrt, wie sie es zuvor und vor allen Dingen in einer solch entscheidenden Situation wohl noch nie vorher erlebt haben. Jeder der 7 Spieler geht zwischendurch im Chipcount mal in Führung um nur ein paar Minuten später wieder ganz am Ende des Feldes zu liegen. Eine unglaubliche Rotation an Chips! Es macht unglaublich Spaß die Action über www.pokerstars.tv zu kommentieren und wer es LIVE verfolgt hat, der wird diese Sequenzen wohl auch so schnell nicht vergessen. Leidtragender jedoch ist Johannes Strassmann. Nachdem er ein paar Minuten zuvor gegen Marcin Horecki einen Riesenpot mit der Riverkarte verloren hat, so zog er nun in einem Coinflip gegen Michael Martin (JJ vs. KQ) abermalig den Kürzeren. Knapp 121.000 GBP für Platz 7 sind für Johannes zwar ein kleiner Trost, aber ich bin mir sicher, dass er sich hier definitiv mehr vorgenommen und auch einkalkuliert hatte.

Eine knappe halbe Stunde später erwischt es den Multimillionär Alan Smurfit aus Irland. Smurfit, der mittlerweile in Florida lebt und als zweitreichster Mann Irlands in den Forbes-Listen geführt wird, geht mit A4 All-In und wird von Michael Martin mit JJ gecalled. Der Flop kommt KJ3 und nur 2 passende Karten für eine Straße würden den Iren retten. Turnkarte ist eine 5 und es keimt nochmals ein bißchen Hoffnung für Smurfit auf, aber als am River eine weitere 5 aufgedeckt wird, ist das Turnieraus für Smurfit besiegelt und er muss sich mit Platz 6 und GBP 153.351 zufrieden geben. Im Chipcount führt derzeit Eric Liu mit knapp 2,4 Millionen Chips vor Marcin Horecki mit 1,3 Millionen und Michael Martin mit 1,03 Millionen, während Philippe D’Auteuil und Michael Tureniec knapp 700.000 Chips vor sich stehen haben. Als kurze Zeit später D’Auteuil mit einem Paar 8er in die Könige von Horecki läuft und keine Hilfe vom Board erhält, bleiben nur noch 4 Spieler übrig. D’Auteuil erhält für seine Performance und Platz 4 bereits knapp 196.000 Britische Pfund.

20.16 Uhr …Das Dinnerbreak ist gerade vorüber und Michael Martin, der zu diesem Zeitpunkt chipmäßig an vorletzter Stelle liegt, macht am Button einen Move und schiebt mit einem Paar 2er seine restlichen 700.000 Chips in die Mitte, wird aber von Eric Liu -er ist ebenfalls All-In mit etwas weniger Chips- mit AT gecalled. Gleich am Flop (KQJ) vervollständigt Eric Liu seine Straße. Turn- und Riverkarte bringen keine Veränderung und Michael Martin bleiben nach der Hand lediglich 100.000 Chips über, also nur etwas mehr als ein Big Blind, denn die Blinds liegen in dieser Spielphase bereits bei 40.000 und 80.000 (Ante 5000). Tureniec und Horecki haben zu diesem Zeitpunkt über 20 Mal so viele Chips wie Michael Martin und die Lage erscheint mehr als aussichtslos. Was dann jedoch in den nächsten 45 Minuten im Londoner Victoria Casino geschieht, ist in Worten wahrlich nur sehr schwer zu beschreiben und gleicht in der Tat einem Pokerwunder.

20.20 Uhr…Michael Martin verdreifacht zunächst seine Chips, als sein Paar 8er gegen 2 Gegner halten. Gleich in der nächsten Hand verdoppelt er erneut gegen den Schweden Tureniec mit 99 gegen K7 und als er nur eine weitere Hand später wiederum gegen den Schweden mit AA gegen QJ nochmals aufdoppelt, hat er innerhalb von weniger als 10 Minuten aus 100.000 Chips knapp 1,5 Millionen gemacht und liegt wieder konkurrenzfähig im Geschäft. Aber sein Lauf war noch längst nicht zu Ende. Direkt in der darauffolgenden Hand nimmt er seinen Landsmann Eric Liu aus dem Rennen, als dieser mit JT All-In geht und von Martin mit A9 gecalled wird. Gleich ein AS auf dem Flop sowie ein weiteres AS auf dem Turn besiegeln das Schicksal von Liu, der für Platz 4 mit 235.000 GBP entlohnt wird. Michael Martin gewinnt in dieser heißen Phase 11(!) Pötte in Serie und nimmt knappe 20 Minuten später auch den Polen Marcin Horecki vom Tisch. Mit K8 ging Marcin Horecki All-in und mit KJ callte Martin. Der Flop (Q63) brachte keine Veränderung, aber eine 8 am Turn löste zunächst Jubel im polnischen Lager aus. Aber Michael Martin traf in dieser Phase einfach alles, was er benötigte und ein J am River bedeutete das Aus für den Pokerstars Pro Marcin Horecki.

21.05 Uhr…Es geht ins Heads-Up. Michael Martin gegen Michael Tureniec. USA vs. Schweden. Beide spielen professionell Poker, bei beiden hat das Leben aber noch vor gut 2 Jahren ganz anders ausgesehen. Während Michael Martin am College von Penn State Englisch studierte, aber parallel eine Karriere als Eishockey-Profi in der NHL anstrebte (bis ihn eine Verletzung aus all seinen Träumen riß), so arbeitete Michael Tureniec noch vor gut 2 Jahren an der Kasse eines Supermarktes und scannte Lebensmittel ein. Beide haben den Wechsel in das Pokerbusiness jedoch nie bereut und in den letzten 18 Monaten bereits ordentlich Erfolge eingeheimst. Dennoch ist es für beide der größte Erfolg ihrer noch jungen Pokerkarriere, wobei der Vorteil und die Trümpfe sicherlich eindeutig bei Michael Martin liegen. Zum einen hat er bereits „Endspielerfahrung“ (ein 2.Platz bei den Master Classics in Amsterdam 2007 sowie ein 5.Platz beim EPT Finale in Monte Carlo im Frühjahr 2008 spülten bereits mehr als 1 Millionen € auf sein Bankkonto), zum anderen geht er zudem auch noch mit einem Chipvorsprung von 4:1 in das Duell gegen den 23-jährigen Tureniec, der in Stockholm wohnt und sich Online bei Pokerstars für dieses EPT Event qualifiziert hat. Aber dieser erweist sich als sehr zäh und es sollte noch ein hartes Stück Arbeit für Michael Martin werden.

Zunächst spielen beide eher defensiv und im Chipcount tut sich nicht allzu viel. Dann aber gewinnt der Schwede mehrere Pötte in Folge und um kurz nach 22.oo Uhr geht Tureniec chipmäßig erstmals in Führung. 20 Minuten später dann eine Schlüsselhand. Der Schwede setzt an Flop sowie am Turn relativ hohe Beträge und Michael Martin hat einen schweren Call, entschließt sich nach reichlich Überlegen aber dazu und erwischt den Schweden bei einem Bluff. Der alte Abstand an Chips ist wieder hergestellt.

22.53 Uhr…die Entscheidung

Michael Martin geht aus dem Small Blind mit einem Paar 4er All-In und wird in vom Schweden mit K9 gecalled. Die klassische Coinflip-Situation! Der Flop kommt mit 632 für den US-Amerikaner optimal. Als dann auch noch eine 4 am Turn umgedreht wird, würde dem Schweden nur noch eine 5 für einen Split-Pot helfen, aber die Pik 2 am River bringt die Entscheidung und der Sieger des EPT Turniers in London heißt Michael Martin! 1 Millionen GBP (~ 1.170.000 €) gehen an den sympathischen US-Boy, während der Zweitplatzierte Michael Tureniec immerhin noch stolze 525.314 GBP (~ 615.000 €) mit zurück nach Stockholm nimmt. Ein Turnier geht zu Ende, dass wohl alle (Spieler, Angehörige und auch unbeteiligte Zuschauer) in seinen Bann gezogen hat und begeisterndes Poker gezeigt hat und richtig Geschmack gemacht hat auf die kommenden EPT Events.

Die nächsten LIVE über www.pokerstars.tv zu verfolgenden Turniere:
EPT Prag am 12./13.Dezember sowie PCA Bahamas am 09./10.Januar 2009


EPT London, England vom 01.-05.10.2008
Buy-In: £ 5.200,-; 596 Teilnehmer; Preispool: 3.349.200,- £

1 Michael Martin USA 1.000.000,-
2 Michael Tureniec Schweden 525.314,-
3 Marcin Horecki Polen 303.439,-
4 Eric Liu USA 234.920,-
5 Philippe D'Auteuil Kanada 195.766,-
6 Alan Smurfit Irland 153.351,-
7 Johannes Strassmann D 120.723,-
8 Anthony Lellouche Frankreich 81.569,-
12 David Benyamine Frankreich 35.891,-
18 Peter Eastgate DK 16.313,-
28 Ramin Henke D 13.052,-
32 Scotty Nguyen USA 13.052,-
38 Vicky Coren UK 11.419,-
39 Vanessa Rousso USA 11.419,-

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High Roller Event in London fest in nordamerikanischer Hand

Wenn bei einem Pokerturnier mit Scotty Nguyen (WSOP Champion 1998), Chris “Jesus“ Ferguson (WSOP 2000) und Greg Raymer (WSOP 2005) gleich 3 Weltmeister an einem Tisch sitzen, aber dieser Tisch nicht im Hauptblickpunkt der Medien steht, spätestens dann weiß man, dass ein ganz besonderes Event begonnen hat. Der High Roller Showdown in London – ausgetragen im Rahmen des EPT Events im Victoria Club an der Edgware Road im Herzen Londons. Auf 20.000 Britische Pfund, umgerechnet in Euro etwa 23.500, belief sich das Startgeld für dieses Event der Extraklasse und das “Who is Who“ der Pokerszene fand sich ein um den Siegerscheck in Höhe von 500.000 GBP abzukassieren.

1 Million Pfund hatte Pokerstars als Preisgeld garantiert und wohl mit einer Teilnehmerzahl um die 50-60 gehofft und gerechnet, aber dass es dann gleich 85 Spieler wurden, die die £ 20.000 Startgebühr entrichteten, übertraf doch die Erwartungen der kühnsten Optimisten. Und als ich am 5.Oktober das Casino betrat, da traute ich meinen Augen kaum. Es gab wirklich nicht einen einzigen Tisch, an dem man nicht mindestens 4-5 Topstars erblickte. Als Todestisch entpuppte sich sehr schnell Table 6, denn mit Vicky Coren (EPT Gewinnerin 2006), Scotty Fischmann (2-facher Braceletsieger bei der WSOP), Sorel Mizzi (Highroller aus Kanada), Gus Hansen (4-facher WPT-Sieger), Daniel Negreanu (4-facher Braceletgewinner und mit knapp 11 Millionen $ an Turnierpreisgeldern an Platz 2 der ewigen Geldrangliste), William Thorson (Highroller aus Schweden) und Bertand “ElkY“ Grospellier (Sieger PCA Bahamas 2008) saßen gleich 7 Hochkaräter am gleichen Tisch und Action pur war vorprogrammiert. Dominiert wurde der Tisch eindeutig vom Sunny-Boy Daniel Negreanu, der die Profis gleich serienweise eliminierte. Zunächst mussten Vicky Coren und Scotty Fischmann dran glauben, etwas später auch Sorel Mizzi, William Thorson und Gus Hansen, dessen Pocket-Asse Negreanu mit 74 von Herz knackte, als der Flop gleich seinen Flush komplettierte.

Aber auch an den anderen Tischen schieden die Top-Stars wesentlich früher aus als ihnen lieb war. So war für Brandon Adams, Phil Ivey, Joe Hachem, Chris Moneymaker, Chris ”Jesus“ Ferguson, Tom Dwan, Humberto Brenes, Eric Seidel und David Williams bereits nach einigen Stunden das Turnier beendet und der Startingstack von 20.000 Chips hatte sich in Luft aufgelöst.

Einziger Deutscher in diesem exklusiven Feld war Sebastian Ruthenberg aus Hamburg. Der EPT-Gewinner aus Barcelona kam zwar einigermaßen gut aus den Startlöchern und konnte vor allem dem WSOP-Sieger 2003 Chris Moneymaker zu Beginn gleich ordentlich Chips abnehmen, aber auch die Luckbox musste bereits am frühen Abend die Segel streichen. Ebenso wie Peter Eastgate (WSOP Sieger 2008), Patrick Antonius, Greg Raymer, David “Chino“ Rheem (ebenfalls am Final Table des WSOP Main Events 2008), Ivan Demidov (2.Platz WSOP 2008), Barry Greenstein und David “Devilfish“ Ulliott.

So langsam ging es in die kritische Phase. Lediglich 9 Plätze wurden bezahlt und gegen Mitternacht, als noch 26 Spieler übrig waren, führten mit Daniel Negreanu und David Benyamine 2 Profis die Chipliste an, die sich aus gemeinsamen Highstakesrunden in Las Vegas nur allzu gut kennen. Würden die beiden das Rennen unter sich ausmachen?

Es waren jedoch noch viele andere wohlklingende Namen im Wettbewerb vertreten und der Weg an den Final Table sollte noch sehr steinig werden. Scotty Nguyen, John Juanda, Isabelle Mercier, Michael Watson, Dennis Phillips, Steve Zolotow, Peter Jetten, Isaac Haxton sowie auch der Sieger des EPT Turniers San Remo 2008 Jason Mercier befanden sich zu diesem Zeitpunkt allesamt noch in aussichtsreicher Position.

Für Daniel Negreanu lief es dann jedoch alles andere als gut und in gleich mehreren Pötten, in die er verwickelt war, musste er am Turn oder River passen. Als er gegen 2.oo Uhr morgens mit A2 auf einem AT8 Board seine restlichen Chips in die Mitte schob und von Alexander Roumeliotis mit AQ gecalled wurde, war es um den sympathischen Superstar aus Las Vegas geschehen. Platz 16 in diesem elitären Feld kann sich zwar gewiß sehen lassen, aber die Unzufriedenheit stand Negreanu ins Gesicht geschrieben, hatte er doch 2 Stunden zuvor das Feld chipmäßig noch klar angeführt.

Kurze Zeit später entschied sich die Turnierleitung dann dazu bei noch 14 verbliebenen Spielern das Spiel am Folgetag fortzusetzen. Zu diesem Zeitpunkt sah der Chipcount wie folgt aus:

David Benyamine 295,900
Alexander Roumeliotis 229,400
Jason Mercier 161,200
Scotty Nguyen 159,100
Masaaki Kagawa 159,000
John Juanda 138,900
Michael Watson 118,000
Peter Jetten 105,100
Isabelle Mercier 99,200
Isaac Haxton 83,200
Dennis Phillips 73,200
Ghassan Bitar 58,700
Andrew Feldman 33,000
Jani Sointula 6500

Um kurz nach 13.oo Uhr Ortszeit ging es dann weiter und es wurden die 5 Spieler gesucht, die den Final Table nicht erreichen sollten. Gleich in der ersten Hand erwischte es den Finnen Jani Sointula und als kurz darauf später auch der Brite Andrew Feldman, der Ghanese Ghassan Bitar sowie zur großen Überraschung auch der Schwede Roumeliotis eliminiert wurden, befanden wir uns bereits inmitten der Bubble-Phase. Diesen unglücklichen 10.Platz belegte Dennis Phillips. Obwohl es ihn sicherlich mächtig geärgert hat, immerhin gab es für Platz 9 bereits £ 51.000, so wird es der US-Amerikaner im Nachhinein sicherlich verschmerzen können, denn nur ein paar Wochen später sollte er den Final Table der diesjährigen WSOP als 3.Platzierter beenden und über 4,5 Millionen Dollar einstreichen.


Der Final Table
Seat 1: Peter Jetten, 23 Jahre, Toronto (Kanada) – 347.000 Chips
Seat 2: Michael Watson, 24 Jahre, Toronto (Kanada) – 104.000 Chips
Seat 3: Isaac Haxton, 23 Jahre, New York (USA) – 293.000 Chips
Seat 4: Isabelle ‘No Mercy’ Mercier, Quebec (Kanada) – 86.000 Chips
Seat 5: David Benyamine, 36 Jahre, Las Vegas (USA) – 175.000 Chips
Seat 6: Scotty Nguyen, 45 Jahre, Las Vegas (USA) – 68.000 Chips
Seat 7: Jason Mercier, 21 Jahre, Florida (USA) – 204.000 Chips
Seat 8: Masaaki Kagawa, 45 Jahre, Tokio (Japan) – 142.000 Chips
Seat 9: John Juanda, 37 Jahre, Las Vegas (USA) – 302.000 Chips

Der Final Table war somit fest in nordamerikanischer Hand. Lediglich der Franzose David Benyamine, mittlerweile aber auch in den USA lebend und mit der Pokerspielerin Erica Schoenberg verheiratet, vertrat die europäischen Farben und mit Massaki Kagawa, einem Multimillionär aus Tokio, schaffte es auch ein Asiate in die elitäre Runde und somit ins Geld zu kommen.

Die Action wurde zu Beginn aber ausschließlich von Scotty ’Baby’ Nguyen dominiert. Der gebürtige Vietnamese, der in diesem Jahr in Las Vegas das 50.000 $ Horse Event gewann, war bester Laune, scherzte mit den Zuschauern und spielte von Beginn an sehr offensiv und aggressiv. Er gewann mehrere schöne Pötte und nach nur 90 Minuten Spielzeit lag er im Chipcount bereits fast in Augenhöhe mit den Führenden John Juanda, Isaac Haxton und Peter Jetten. Nicht ganz so gut hingegen lief es für Isabelle Mercier und als sie shortstacked ihre Chips mit AJ in die Mitte schob, aber von Michael Watson mit AK gecalled wurde, da stand das Turnieraus für die einzig verbliebende Lady vor der Tür. Als dann auch noch ein K am Turn umgedreht wurde, war es um die hübsche Kanadiern geschehen. Für Platz 9 durfte sie sich immerhin über ein Preisgeld von £ 51.000 freuen.

Kurze Zeit später erwischte es auch David Benyamine. Der Highstakesspieler, der als Jugendlicher zu den stärksten Tennisspielern Frankreichs zählte, sich dann aber von einer Rückenverletzung nie richtig erholte und seine hoffungsvolle Tenniskarriere abbrechen musste, fand am Final Table nie wirklich zu seinem Spiel und als er dann mit KJ endlich mal ein paar Facecards fand und All-In ging, da lief er obendrein auch noch in die Asse von Michael Watson. £ 69.000 bekam der letzte Europäer im Feld für Platz 8 ausgezahlt. Die £ 86.000, die Masaaki Kagawa für Platz 7 erhielt, werden den Japaner nicht wirklich interessiert haben. Für ihn als Hobbyspieler war einzig und allein der Sieg gegen die vielen Profis sowie der Gewinnerpokal das ausgegebene Ziel, denn Geld hat der Multimillionär bereits mehr als genug. Der immer lächelnde und sympathische Japaner (AQ) wurde ebenfalls von Michael ’Sirwatts’ Watson (AK) eliminiert.

Das Highroller Event wurde jetzt zu einer internen nordamerikanischen Meisterschaft, denn 2 Kanadiern standen bzw. saßen 4 US-Amerikaner gegenüber. Wenig später schied dann Isaac Haxton aus. Nachdem er mit seinem Paar 8er geraised hatte und von John Juanda gereraised wurde, schob er seine restlichen Chips in die Mitte. Juanda aber saß auf einem Pocker Pair Assen und hatte natürlich einen leichten Call. Als dann auch noch ein AS am Flop aufgedeckt wurde, war es um Haxton geschehen und für Platz 6 durfte der Jungprofi immerhin bereits £ 103.000 mit nach New York nehmen. Zu diesem Zeitpunkt hatte John Juanda fast die Hälfte aller im Spiel befindlichen Chips vor sich liegen und es sah ganz danach aus, als könne er seinem Sieg beim Main Event der WSOPE, welchen er ein paar Tage zuvor erringen konnte, gleich noch das Sahnehäubchen obenauf setzen.

Platz 5 belegte Scotty Nguyen. Obwohl er als außergewöhnlich guter shortstack Spieler bekannt ist und diesem Ruf in London auch wirklich alle Ehre machte, so musste auch er sich dem guten Lauf von John Juanda beugen, als er mit AT All-In ging und von Juanda mit K9 von Herz gecalled wurde. 2 Herzen direkt am Flop brachten bereits höchste Gefahr und als am River dann die dritte Herzkarte aufgedeckt wurde und Juanda seinen Flush komplettierte, war Scotty zum Leid vieler Zuschauer ausgeschieden. Immerhin kassierte der Unterhaltungskünstler Nguyen bereits £ 137.000 für seinen Platz 5 und seine kurzweilige und extrem unterhaltsame Performance.

Nur ein paar Minuten später erwischte es dann auch Peter Jetten. In einem Coinflip-Duell der besonderen Art hielt Jetten AJ und Jason Mercier ein Paar 2er und Mercier hatte nur ein paar Chips mehr als der Kanadier. Alle warteten gespannt auf den Flop. Die erste umgedrehte Karte, die man zu sehen bekam, war gleich ein As und Jetten schien in Führung zu gehen, aber gleich als zweite Karte drehte der Croupier eine 2 um und Mercier hatte seinen Set getroffen. Als dann jedoch ein weiteres As auf dem Turn umgedreht wurde und Jetten etliche Outs eröffnete, war die Spannung auf dem absoluten Höhepunkt. Kreuz König am River jedoch besiegelte das Schicksal des 23-jährigen Onlinepoker Profis.

Platz 3 und £ 241.000 gingen an Michael ’SirWatts’ Watson. Watson, der in diesem Jahr das WPT Turnier im Bellagio in Las Vegas gewann und hierfür fast $ 1,7 Millionen kassierte, fand ebenfalls in John Juanda seinen Meister und seine Hand (A7) war gegen Juandas AK chancenlos.

Im Heads-Up standen sich nun die beiden US-Amerikaner John Juanda und Jason Mercier gegenüber. Auf der einen Seite der erfahrene Full Tilt Profi Juanda, der in seiner Karriere bereits knapp 9 Millionen $ an Turnierpreisgeldern gewonnen hat und noch ein paar Tage zuvor das Main Event der WSOPE für sich entscheiden konnte und auf der anderen Seite der junge Mathematikstudent aus Florida, der sein Studium aber aufgrund seiner beachtlichen Erfolge in diesem Jahr vorübergehend auf Eis legte. Immerhin gewann er im Frühjahr diesen Jahres bereits das EPT-Event in San Remo (knapp 1,4 Mio $), belegte beim EPT in Barcelona ein paar Wochen zuvor einen hervorragenden 6.Platz (325.000 $) und auch beim WSOPE Omaha-Event erreichte er den Final Table, wo er für Platz 8 $ 49.000 kassierte. Beide Spieler strotzten also vor Selbstbewußtsein.

Juanda hielt jedoch einen 2:1 Chipvorsprung und viele tippten darauf, dass er in London nun zum großen Doppelschlag ausholen würde. Als Mercier dann gleich in der allerersten Heads-Up Hand mit QJ das All-in von Juanda (A2) callte, schien das Rennen bereits gelaufen, denn sowohl der Flop T87 als auch der Turn brachten keine Hilfe für den jungen Mercier. Riverkarte jedoch ist der Kreuz J und auf einmal liegt Mercier im Chipcount 2:1 vorn.

Es ging noch einige Mal hin und her, aber die alles entscheidende Hand sollte nicht lange auf sich warten lassen. Juanda raised aus dem Small Blind mit AJ und als Mercier mit KQ All-in geht, called Juanda ungewöhnlich schnell. Aber gleich der Flop mit JT9 vervollständigt Jason Mercier die Straße und Juanda würde schon 2 perfekte Karten benötigen um den Sieg des angehenden Mathematiklehrers zu verhindern. Bereits die Turnkarte jedoch (Kreuz 5) brachte die Entscheidung und der Gewinner des ersten Highroller Showdowns hieß Jason Mercier.

John Juanda kassierte für seinen 2.Platz £ 327.000 und er wird die 2 Wochen, die er in London verbrachte, sicherlich so schnell nicht vergessen. Jason Mercier aber krönte sein supererfolgreiches Pokerjahr 2008 mit dem Gewinn des Highroller Events, wofür er £ 516.000 erhielt. Innerhalb von nur 6 Monaten schraubte Mercier somit seine Gewinnsumme nun auf 2,8 Millionen US $. Es liegt derzeit nicht im Kenntnisbereich des Verfassers dieser Zeilen, ob Jason Mercier seine Mathematik-Studium in absehbarer Zeit wieder aufnehmen wird, aber eines steht auf jeden Fall fest:

Dieses Highroller Event war ein voller Erfolg und bereits beim PCA auf den Bahamas wird es zu einer Neuauflage kommen. Auch dann wird die Action über www.pokerstars.tv wieder LIVE mitzuverfolgen sein.

EPT Highroller Event London, England vom 05.-06.10.2008

Buy-In: £ 20.000,-; 85 Teilnehmer; Preispool: 1.719.000,- £

1 Jason Mercier USA 516.000,-
2 John Juanda USA 327.000,-
3 Michael Watson Kanada 241.000,-
4 Peter Jetten Kanada 189.000,-
5 Scotty Nguyen USA 137.000,-
6 Isaac Haxton USA 103.000,-
7 Masaaki Kagawa Japan 86.000,-
8 David Benyamine Frankreich 69.000,-
9 Isabelle Mercier Kanada 51.000,-

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