Montag, Mai 07, 2007

...mächtig geschwitzt

Am Freitag Abend war ich, wie im letzten Blog berichtet, bei einem Bekannten in Bielefeld um mal wieder ein bißchen Limit Poker zu spielen. Die Einsätze waren zwar jetzt nicht superklein, aber auch nicht so sehr hoch, so dass ich der ganzen Sache recht locker und entspannt entgegensah. Ich war in dieser Runde bereits seit mehreren Monaten nicht mehr und ich wollte mir auch mal einen Überblick über das derzeit dort herrschende Niveau machen.
Zum spielerischen Niveau kann ich sagen, dass einige der dort anwesenden Spieler mittlerweile einiges dazugelernt haben und es waren eigentlich nur ein "Freier" am Werk. Ich hatte, trotz Glücksbringerin an meiner Seite (Hallo Marina ;-) am Freitag jedoch einen absoluten Antilauf und konnte trotz überdurchschnittlich guter Starthände keinen Blumentopf gewinnen. Ich war schon 2 Buy-ins im Minus und hätte um ein Haar den Abend mit 500 € Minus abgeschlossen, wenn ich nicht ganz zum Schluß noch 2 nette Töpfe gewonnen hätte und meinen Verlust somit in Grenzen halten konnte. Alles in allem kann ich jedoch sagen, dass diese Runde einiges an Attraktivität eingebüßt hat und auch aufgrund der dort entnommenden Komission wird dieses Spiel meines Erachtens dauerhaft von keinem Teilnehmer gewinnbringend zu schlagen sein.

Samstag und Sonntag habe ich dann mit meiner Tochter verbracht. Anschließend bin ich dann zu einem Kumpel nach Bielefeld gefahren und wir haben uns die "Rettung" Arminias auf Arena angeschaut. Anschließend bin ich dann weiter nach Bad Oeynhausen ins Casino. Es war das erste Mal dort, dass ich richtig uíns Schwitzen kam. Nicht körperlich gesehen, sondern finanziell.
Gleich in den ersten beiden Spielrunden, also innerhalb der ersten halben Stunde, entwicklelten sich einige Hände, die mich fast um meine mitgebrachte Bankroll erleichterten.

Anbei im Detail:
1.Runde - ich sitze am Button und ein sehr solider Spieler raised auf 40 €, nachdem vorher ein anderer gelimped hatte. Ich schaue in meine Hand und finde AT von Herz. Gegen einen schwachen Spieler passe ich die Hand in der Regel, aber gegen die soliden Spieler sah ich natürlich mehrere Gewinnwege (entweder die Hand machen oder den Gegner "rausdrücken") und somit calle ich die 40 € und hoffe, dass der andere Limper ebenfalls called, so dass meine Odds passen. Dieser called tatsächlich auch und es liegen 127,50 im Topf. Der Flop kommt A53 mit einem Herz und mein Gegner setzt 60 € an. Diesen Bet würde er vermutlich auch mit einem Paar K's, Q's oder einem anderen mittlere Paar machen, aber er kann genausogut auch AK oder AQ haben. Ich calle den Bet und hoffe zunächst mal, dass der 3.Spieler nichts getroffen hat. Dieser passt dann auch recht schnell. Turnkarte ist nun Herz K. Ich habe also ein Paar Asse mit einer T als Kicker sowie den Nut-Flush Draw. Nun aber setzt mein Gegner nochmals 100 € und ich bin mir absolut sicher, dass ich mit AT hinten liege und vermutlich nur das Herz (evtl. auch eine T) den Sieg bringt. Es liegen schlappe 350 € im Topf und ich muss 100 € callen. Wenn ich ihn auf AQ oder AJ setze, dann habe ich 12 outs (plus ein paar kleine Karten für einen Split-pot) , wenn er AK hat, dann lediglich 9 outs (9 Herzen). Rein mathematisch ist dies kein Call, aber da er noch gute 300 € vor sich liegen hat und ich auch, sehe
ich natürlich eine kleine Chance ihm die ganze Kohle abzunehmen, wenn es günstig kommt und ich gehe nach ein bißchen Bedenkzeit mit. Riverkarte ist eine Blank, aber er kriegt auch Muffe und checked zu mir. Ich checke mit und er zeigt mir AK für TOP 2 pair. 200 € verloren in der Hand.

2.Runde - ich sitze kurz vorm Button, 3 Leute limpen und ich raise auf 30 € mit KT von Karo. Big Blind und alle 3 Limper callen. 150 € bereits vorm Flop im Topf. Der Flop kommt AK7 mit 2 Karos!!! Traumflop. Zweithöchstes Paar getroffen mit nut-flush draw und Position auf alle. Alle checken zu mir. Gegen TOP-Spieler würde ich hier ein pot-size bet spielen (also um die 150 €), aber gegen einige diese Kameraden warte ich dann doch lieber auf bessere Situationen und spiele es solange vorsichtig (und kleine Pötte), bis ich mir relativ sicher bin, dass ich die beste Hand habe. Nichtsdestotrotz ist der Flop natürlich stark genug um zumindest ein bißchen anzusetzen und ich bringe 50 € als Folgebet. 3 Spieler callen! 350 € liegen bereits in der Mitte. Ich bin mir relativ sicher, dass mindestens ein As unterwegs ist, aber vermutlich hat auch jemand 2 Karos auf der Hand und wenn jetzt ein Karo kommt (oder alternativ ein K oder eine T), könnte es sich super entwickeln. Turnkarte ist eine schwarze Lusche und wieder checken alle zu mir. Ich checke sicherheitshalber mit. Riverkarte ist dann eine schwarze Dame und nun kommt Spieler 1 mit einem 200 € Bet und alle passen. Ein südländischer Kollege murmelt vor sich hin und sagte, dass er auch auf den Flush ging und dann hätte er "uns alle platt" gemacht. Schade, dass er seine Hand nicht gemacht hat ;-))) Dann hätte ich ihm sein ganzes Geld abgenommen.

Eine Stunde später - ich bin bereits ca. 500 € im Minus und habe jetzt mal richtig Glück. Ein solider Spieler, der aber "nur" ca. 280 € vor sich liegen hat, raised preflop auf 40 € und ich calle in Position mit einem Paar 9er. Der Flop kommt Q92 offsuit - Cha-ching:Drilling! Er checked den Flop. Ich checke mit. Turnkarte ist eine 7 -ebenfalls offsuit- und nun setzt er 40 € an. Ich setze ihn auf ein Paar 10er oder Buben und erhöhe auf 100 €. Nun reraised er all-in mit seinem Rest und ich calle die 100 € mehr. Ich hoffe, dass er AA oder KK hat, aber irgendwie habe ich ein mumiges Gefühl und sein Move passt eigentlich
nur zu QQQ und das ist dann tatsächlich auch die Hand, die er mir zeigt. Ich habe deshalb Glück, weil ich unter Garantie meinen gesamten Stack verloren hätte, wenn er mehr Munition auf dem Tisch gehabt hätte, denn aus diesen Nummern (set over set) kommt man eigentlich nie ungeschoren heraus. Bin nun fast 800 € hinten.

Anschließend gewinne ich 2 kleinere Hände. Zwar keine Riesenpötte, aber zwischendurch immer sehr wichtig fürs Selbtbewußtsein.

Dann die absolute Schlüsselhand des Abends.
6 Limper, SB füllt auf ich sitze im BB mit Q3 von Karo. Flop kommt QJ8 mit 2 Kreuzen und einem Karo. Es liegen 40 € im Topf und ich setze 30 € an. Ein anderer Spieler called und SB ebenfalls. Turnkarte ist Karo 4. Ich habe nun Top-Paar mit schwachem Kicker sowie einen Q high Flush-draw. SB checked und ich setze 50 € an. Der andere Spieler erhöht nun auf 150 €! Er muss entweder die Straße gefloppt haben, 2 Paar oder einen Drilling und ich weiß, dass ich zu 100% hinten liege, aber ich habe zumindest noch einen flush-draw. SB called jetzt überraschenderweise auch nochdie 150! Einerseits gut, da ich bessere odds für meinen Draw erhalte, aber andererseits kann er natürlich auch einen höheren Karo-draw habe (z.B. AJ, AT oder KJ, KT von Karo). Nach einer Minute Bedenkzeit entschließe ich mich zum Call. Riverkarte ist
Karo K!!! PPPPPPPPPPPuuuuuuuuuuhhhhhhhhhhhhh. 2nd nut flush!!!!! Jetzt aber kommt das unerwartete! Small Blind geht mit seinem kompletten Stack, immerhin 480 € all-in. Oh shit - hat er den Nut-Flush ? Ich überlege weitere 30 Sekunden und gehe nochmals ale möglichen Hände durch. Ich bin mir sicher, dass ich den 3.Spieler am River überholt habe, aber ich bin mir absolut unsicher, ob meine Hand auch gegen den SB ausreicht. Es liegen jedoch bereits über 1.000 € im Topf und ich kann die aktuell zweitbest mögliche Hand hier unmöglich passen und ich entschließe mich mit einer gehörigen Portion Unwohlsein zum Call. Der 3.Spieler hadert mit seinem Schicksal und passt relativ schnell und ich bin total überrascht und natürlich hochzufrieden, als ich vom SB lediglich K4 von Kreuz sehe. Er hatte seinen Flush verpasst, aber 2 running pairs getroffen. Er hat seine Hand am River natürlich maßlos überspielt, aber mir solls recht sein.

Anschließend erwische ich mit QQ noch einen Gegner bei einem Riesenbluff (massiver Pott!) und ich kann den Abend mit einem netten Gewinn abschließen. Junge, junge, so kann's weiterlaufen.
Life is sooooooo sweeeeeet!

Am kommenden Wochenende steht ein Hamburg-Trip mit meiner Tochter auf dem Programm. Wir sind zu Besuch bei Freunden und mit meiner Kurzen ist auch ein Besuch des Musicals "König der Löwen" angesagt. Ich freue mich darauf. Heute Abend werde ich nochmalig nach Oeynhausen fahren und versuchen die Serie weiter auszubauen. Ich bin mir zwar 100%ig sicher, dass diese früher oder später reißen wird,
aber derzeit fühle ich mich gerade im No-Limit irgendwie unbezwingbar und ich muss den Lauf einfach ausnutzen.

Servus
Martin

Freitag, Mai 04, 2007

es läuft weiter wie geschnitten Brot...

Auch die jetzt zu Ende gehende Woche verlief ausgezeichnet für mich. Ich fuhr gleich an drei Abenden nach Bad Oeynhausen und konnte an jedem Abend ein nettes Plus mit nach Hause nehmen. Leider fallen mir von den ersten beiden Tagen (Nächten) keine besonderen Hände mehr ein, aber vom letzten Abend habe ich noch einige Hände auf dem Schirm. Der Abend beginnt ordentlich und gleich in der ersten Runde kann ich ein schönes Töpfchen gewinnen und bin ca. 150 € vorn. Dann passiert 2 Stunden gar nichts, bevor ich in hinterer Position KK bekomme. 2 Limper in vorderer Position und ich raise auf 40 €. Nun fängt der Button an zu überlegen und entschließt sich dann all-in zu gehen mit seinen letzten 95 €. Eine optimale Situation für mich, denn es ist mehr als die Hälfte meines Raises und wenn sich jetzt einer der Limper dazu entscheiden sollte, die 95 € zu halten, dann kann ich mit einem fetten all-in Raise (ca. 600 €) nicht nur meine Hand schützen, sondern auch dafür sorgen, dass "totes" Geld im Topf liegt. Aber beide Limper passen recht schnell. Ich halte natürlich die 55 €. Der Gegner deckt AQ in Kreuz auf und ich bin mit den "Cowboys" ~ 70/30 Favorit. Der Flop kommt JT8 mit einem Kreuz. Nicht so sehr gut, denn nun kann ich durch jede 9, jedes As und einen weiteren K verlieren und wenn noch 2 Kreuzkarten kommen, dann bin ich ebenfalls kaputt. Bin aber immer noch 2:1 Favorit auf den Topf. Turnkarte ist ein weiteres Kreuz. Noch mehr outs für ihn ,aber ich bin immer noch bei ca. 65% Siegeschancen (jetzt kommt ja nur noch eine Karte!). Riverkarte ist dann jedoch eine 9, er macht die Straße und zieht sich den Pott rein. Anschließend geht es ein bißchen auf und ab und ich bin nach ca. 5 Stunden bei +-0, als folgende Hand kommt.
Ein Südländer, der bereits ordentlich im Brand ist, setzt einen Live-Straddle auf 10 und 3 Leute callen. Der Spieler direkt rechts neben mir erhöht auf 40 € und ich schaue in meine Karten und finde AK von Herz. Der Raiser hat bereits vorher einige zweifelhafte Raises mit kleinen Pärchen und "any two facecards" gemacht und ich sehe die Chance den Topf jetzt direkt zu kassieren und raise auf 130 €. Alle anderen passen und der Gegner überlegt kurz, ist ebenfalls kurz davor die Karten wegzuschmeissen, aber entscheidet sich dann doch noch zum call (vermutlich deshalb, weil er bereits über 600 € im minus ist. Asse, Könige, Damen und Buben schließe ich hier aus, da er ansonsten wesentlich schneller gecalled hätte (mit Assen oder Königen wäre er vermutlich aber auch sowieso all-in gegangen, da er "nur"
noch knappe 450 € vor sich liegen hatte. Ich hatte ca. weitere 700 € vor mir. Ich schätze ihn auf AK, AQ, AJ oder ein mittleres, Paar ein. Der Flop kommt J76 mit einem Herz. Defintiv nicht das, was ich sehen wollte. Er checked. Wenn er nun AK, AQ oder ein Paar TT-88 hat, kann ich ihn vermutlich mit einem fetten Folgebet zum passen bringen. Mit AJ wird er callen und wenn er seinen Set getroffen haben sollte, bin ich natürlich chancenlos. Mitchecken war hier keine Alternative für mich, da ich ihm auch durchaus zutrauen würde, am Turn einen Bluff (z.B. mit AQ) anzusetzen und ausbluffen lassen möchte ich mich hier natürlich nicht. Ich setze 200 € (vermutlich so um die 50 € zuviel), da ich sowieso keinen Call von ihm kriegen kann, wenn er eine schlechtere Hand hat als ich. Er überlegt und called (leider). Ich denke wohl, dass ich dringend Hilfe in Form eines Asses oder eines K`s brauche. Turnkarte ist eine 2 und er checked abermals. Da er "nur" ca. 250 € vor sich liegen hat, entschließe ich mich dazu die Handbremse zu ziehen und mitzuchecken in der Hoffnung die passende Karte am River zu erhalten. River ist dann eine weitere 6 und er checked ein drittes Mal. Ich checke mit und hoffe darauf, dass er vielleicht auch AK oder evtl. sogar nur AQ hält, aber er zeigt mir ein Paar 8er und gewinnt das Töpfchen. Wenn er mehr Geld am Tisch gehabt hätte, hätte ich ihn evtl. am Turn mit einem 500 € Bet rausdrücken können, aber solche Folge-Bluffs sind halt sehr risikobehaftet und gefährlich und können richtige Löcher in den Stack reißen. Von daher muss man damit sehr behutsam und punktgenau umgehen. Na ja, er ist für seinen sehr risikoreichen Call (130 € call vorm Flopo mit einem Paar 8er out of position?) belohnt worden.
Anschließend treffe ich noch einige Male sehr gut und bin kurz vor Ende bei 150 € Plus, als ich in der vorletzten Hand ein Paar 4er in vorderer Position ausgeteilt bekomme. Ich raise auf 30 € und 7 Mann callen! 210 € im Töpfchen. Der Flop geht auf und es ist 642 offsuit. Ein Traum (solange keiner 53 hält oder zwei 6en ;-) Die Blinds checken und ich setze 100 € nach. Hinter mir passen alle und ich ärgere mich bereits, als auf einmal Big Blind mit einem Raise all-in daher kommt. Er hat aber nur noch knapp 170 € mehr. Es war der tighteste Spieler am Tisch und ich bin mir zu 100% sicher, dass er nicht 53 hält. Einzig mögliche Kobinationen sind also ein Overpair zu der 6 oder ein Set 6er oder einen Set 2er. Ich kann nur gegen einen Set 6er verlieren und calle natürlich die 170 € ohne zu zögern.
Er zeigt mir ein Paar Q's und meine Hand hält. Also mit knappen 700 € Gewinn abgeschlossen und zufrieden nach Hause gefahren.

Gestern habe ich dann ein bißchen Online gedaddelt und ein persönlichen Rekord aufgestellt. Ich habe 11 Heads-Up Turniermatches (á 50 $) gespielt und alle 11 gewonnen. Das ganze in knapp 3 Stunden. Ich habe meine Strategie in diesen Heads-Up Matches ein bißchen umgestellt und es scheint absolut zu fruchten. Ich werde diese Strategie noch ein bißchen austesten in den nächsten Tagen und wenn es
weiterhin Erfolge mit sich bringt, dann werde ich auf die 100er umsatteln und wenn das auch klappt, dann werde ich überlegen, mich evtl. doch noch für die Heads-Up WM, die Ende des Monats in Barcelona stattfindet, anzumelden, sofern dort noch Plätze frei sind. Heute Abend geht's zu einer Fun-Poker-Partie nach Bielefeld (geringe EInsätze) und am Sonntag natürlich wieder nach Bad Oeynhausen. "Man muss das Eisen schmieden, solang es heiß ist".

Ein schönes Wochenende

Gruss
Martin

Dienstag, Mai 01, 2007

Die Sonne lacht .....

...und dies ist nicht nur auf das traumhafte Wetter bezogen, dass wir hier in Deutschland nun seit fast 3 Wochen haben, sondern auch auf meine aktuellen Ergebnisse beim Pokern. Aber alles der Reihe nach.
Grundsätzlich war ich eigentlich immer der Meinung, dass man die LIVE-Games hier in unseren staatlichen Casinos dauerhaft nicht schlagen kann aufgrund der massiven Kommission, die seitens der Casinos aus jedem Pott entnommen wird. Aber von ein paar Freunden habe ich in den letzten Wochen immer wieder mitgeteilt bekommen, dass die No-Limit Spiele in den heimischen Spielbanken in meiner Nähe nur so von " finanzstarken Fischen" wimmeln und so extrem lukrativ sind, dass ich mich vor knapp 2 Wochen dazu entschloss, mal das Wasser zu testen und die Lage zu checken. Gespielt wurde No-Limit Holdem mit 2,5 bzw. 5 EURO Blinds. Um ganz sicher zu gehen auch einen Platz garantiert zu bekommen, ruft man am besten vorher an um diesen zu reservieren. Dies tat ich also aus Sicherheitsgründen auch und es war auch gut so, denn um kurz vor 20.oo Uhr waren bereits um die 12 Spieler dort, die allesamt ihr Pokerkünste austesten wollten. Gespielt wurde mit 11 Personen am Tisch. Ich wechselte 300 € in Chips (die meisten wechselten so um die 200/300) und auf ging's.
In den ersten 2 Stunden bekam ich 2-3 gute Flops, kam recht gut aus den Startlöchern und war relativ schnell auf einem Stack von 1.000 €. Ich kann mich nicht mehr an alle Hände erinnern, aber eine interessante Hand habe ich noch auf dem Tacho. Ich sitze UTG (also als erster hinterm Big Blind) mit einem Paar Buben und raise auf 30 €. Ich bekomme einen Caller, der auf mich Position hat und der Big Blind hält ebenfalls den Einsatz. Es liegen 92,50 € im Topf. Der Flop KJ4 rainbow. Traumflop - set of jacks! Big Blind checkt, ich setze 50 € an und beide callen. Die Turnkarte ist eine Offsuit 7, es ist also kein Flush-Draw möglich und ich gehe
davon aus, dass ich nur noch gegen einen Straight-Draw (also gegen Hände wie AQ, AT oder QT) verlieren kann, wenn die für den Gegner optimale Karte umgedreht wird. Es liegen gute 200 € im Topf und ich würde hier standardmäßig um die 130/150 € setzen. Da ich aber das Gefühl hatte, dass beide Gegner recht schwach auf der Brust waren und passen würden, wenn ich setze und zudem Gegenspieler 2 auch recht gern mal einen fetten Bluff rauslässt und auch bereits ein paar Chips schußbereit in der Hand hielt, entschließe ich mich zu checken und darauf zu hoffen, dass der "Bluffer" mich nicht enttäuscht und tatsächlich ansetzt. Genau dies tut er auch und ballert 100 € in die Mitte. Big Blind überlegt kurz und called die 100 €, weil er einen Bluff von Spieler B vermutet. Meine Rechnung ist also voll aufgegangen und nun ist es also an der Zeit die Ernte einzufahren und ich check-raise auf 350 €. Wenn jemand einen Draw hat, dann soll er dafür bezahlen und ansonsten kann mir eigentlich nichts passieren.
Der Bluffer schmeißt seine Hand in 0,2 sek. in die Muck und Big Blind geht mit seinen letzten 80 € all-in. Er zeigt K2, hat somit keine Chance mehr mich zu überholen und ich streiche einen weiteren schönen Topf ein. Dann geht es noch
ein bißchen auf und ab und ich beende den Abend mit 800 € Gewinn. Höchststand war zwar zwischendurch zwar mal 1.250 €, aber gegen Ende musste ich leider ein paar Pflicht-Calls mit zweitbester Hand machen.
Das Gesamtfazit meines ersten Besuches dort war jedoch auf jeden Fall überaus positiv. Das Ambiente war prima, die Croupiers waren qualitativ zwar nicht überragend (aber immerhin OK) und die Spielstärke der Gegner waren extrem schwach. Pokerherz - was willst du mehr ?!
Die Kommission, die aus den einzelnen Pötten gezogen wurde, war jedoch schon recht happig. Für jede 250 € werden 5 € Rake entnommen (bis 20 € max.) und das sind immerhin satte 2%. Das sind schon gewaltige Unterschiede zu den Rakes im Internet, wo eine Maximalkommission von 3 $ unabhängig von der Pottgröße entzogen wird. Na ja, solange die Gegner so schwach spielen, soll es mir recht sein und wenn keine Wunder
eintreten, so scheint mir selbst diese Kommission dauerhaft schlagbar zu sein.

Nun ein paar Worte zu den Gegenspielern und ein bißchen allgemeine Pokertheorie. Grundsätzlich unterscheidet man 4 verschiedene Spielweisen:

a) tight, aggressiv - spielt wenig Hände, diese aber sehr "scharf"
b) tight, passiv - spielt wenig Hände und diese extrem vorsichtig
c) loose, aggressiv - viele Hände, aber druchaus offensiv und risikofreudig
d) loose, passiv - viele Hände und extrem vorsichtig (check-call)

Spieler aus den Rubriken b und d haben Null Chance beim Pokern dauerhaft Gewinne einzufahren. Der Spielertyp c wird viele Ups and Downs haben, aber
auf Dauer werden die zuviel gespielten Hände aber riesige Löcher reißen. Dennoch sind loose-aggressive Gegner weiß Gott nicht zu unterschätzen. Wenn diese Typen anfangen die Boardkarten zu treffen, dann sind sie in der Lage recht schnell Chips anzusammeln.

Der einzig wahre und auf Dauer gewinneinfahrende Spielstil (zumindest im Cashgame) ist aber natürlich die tight aggressive Variante. Beim ersten Besuch dort war ich war ich aber wohl der einzige Spieler am Tisch, der in weniger als 30% der Flops involviert war. Der Schnitt lag eher so bei 50/60% und 2-3 Kollegen hatte eine geschätzte Flop-seen Rate von 80%. Da die meisten zudem noch recht passiv spielten und so gut wie nie geraist haben vorm Flop, war/ist dies natürlich eine Traumsituation. Zudem hatten fast alle Gegner erhebliche Schwächen im Post-Flop Spiel und 2-3 Gegner hätten ihre Karten genausogut auch offen vor die Stirn halten können (so einfach waren sie zu lesen).
Es waren jedoch auch einige loose-aggressive Spieler unter den Mitspielern, die hin und wieder auch mal einen Move (also Riesenbluffs) an den Tag legten und diese Gegnertypen sind bekanntermaßen nicht zu unterschätzen und können, wenn sie erst einmal in einen Lauf kommen, auch durchaus gefährlich sein.
Beispiel: Du hast AK, hast preflop erhöht, der Flop kommt K65, setzt 2/3 des Topfes an und auf einmal kommt ein Raise von 600 € bei einer Pottgröße von 70 oder 80 €. Was dann tun ? Die können einen Drilling, 2 Paar, Top-Paar oder auch nur einen open-ended straight draw haben oder evtl. sogar nur "Luft".
Hier ist es dann wichtig den Gegner so gut wie möglich zu "lesen" um die korrekte Entscheidung zu treffen. Am ersten Abend ist so etwas natürlich schwierig,
aber ich bin mir recht sicher, dass mir dies bei meinen nächsten Besuchen zunehmend besser gelingen wird und der eine oder andere Bluffer hier und da mal
richtig schön ins Messer laufen wird.
Zudem ist es für mich sehr wichtig, dass ich meinen weiteren Gastspielen dort relativ schnell herausfinde, wie das "Level-Thinking" der einzelnen Gegner ist.
Was meine ich mit Level-Thinking ?
Level 1: Dieser Pokerspieler sieht nur sein eigenes Blatt und spielt auch entsprechend.
Level 2: SPielt nicht nur sein eigenes Blatt, sondern denkt bereits auch darüber nach, was der Gegenspieler aufgrund der Setzweise und Action auf der Hand haben könnte.
Level 3: Denkt auch darüber nach, was der Gegenspieler wohl denkt, was man selbst auf der Hand halten könnte.
Level 4: Denkt darüber nach, was der Gegenspieler denkt, was man selbst denkt, was der gegner auf der Hand hält.
usw....

Ist zwar etwas kompliziert, aber ihr wißt sicherlich, was ich damit ausdrücken möchte. Die regelmäßigen Stammspieler im Casino dort würde ich zum größten Teil dem Level 2 zuordnen, aber es sind auch einige darunter, die über das Level 1 einfach nicht hinauskommen und 2-3 Spieler haben sicherlich (je nach Tagesform) auch Fähigkeiten zum Level-3-thinking.

Jetzt mal ein paar Praxisbeispiele für diese Theorie(n).

Level 1:
Spieler A ist ein Level-1-Thinker und hält AT und raist auf 30 € preflop. Spieler B, ultratight, der vorher 2 Stunden lang jede Hand gepasst hat, kommt jetzt auf einmal mit einem preflop Re-Raise auf 140 € aus seinem Dornröschenschlaf hervor. Spieler A sieht jetzt aber nur seine eigene Starthand AT und called, obwohl er zu 100% massiver Außenseiter mit seiner Hand sein wird. Er kann die Hand aber einfach nicht passen ( es ist ja immerhin AT und es könnte ja sein, dass etwas passendes im Flop aufgdeckt wird)

Level 2:
Selbe Situation wie oben beschrieben. Der Level-2-thinker wird nach dem preflop-reraise jedoch nachdenken und zu der Überzeugung kommen, dass sein AT hier vermutlich nicht die allergrößten Siegeschancen hat und trennt sich dann von seiner Hand preflop.

Level 3:
Hierfür mal ein anderes Beispiel (Diese Hand hat sich gestern Abend exakt 1:1 so abgespielt bei mir)
Ich sitze am Button mit KJs und habe 3 Limper, die jeweils 5 € gecalled haben. Ich raise auf 35 €. Die Blinds passen und einer der Limper called die 35 €. Mein Gegner
schätze ich auf Level 2-thinking ein, also jemanden, der zumindest ein bißchen mitdenkt. Der Flop kommt AQ4 rainbow mit einer Karte meiner suit. Ich habe somit nichts getroffen, aber einen inside-straight draw für die Nuts (mit der T) sowie einen Backdoor-Flushdraw. Es liegen knappe 90 € im Topf. Nun kommt mein Gegner auf einmal selbst mit einem 50 € Bet angeschossen. Gegen eine Level-1-Spieler hätte ich meine Hand jetzt zu 100% direkt gepasst, denn ich habe keine odds für einen gerechtfertigten Call. Gegen einen Level-2-Spieler jedoch sehe ich die Chance, dass er auf jeden Fall aus Respekt (wenn ich seinen Flop-Bet calle) am Turn checken wird, da er sich über meine Blattstärke ja auch nicht im Klaren sein kann und wenn ich 50 € calle, ja auch etwas in der Hand haben muss. Ich würde also relativ sicher gehen, dass ich zumindest Turn- und Riverkarte sehen kann, wenn er in diesem Fall nur das As mit einem schlechten Kicker hat oder gar nur angeblufft hat. Ich calle also die 50 € in der Hoffnung, dass mein Gegner nun am Turn Angst/Respekt bekommt. Turnkarte ist eine offsuit 7 und bringt keine Veränderung. Wenn er nun checkt, dann kann ich entweder mitchecken und sehe die letzte Karte "umsonst" oder ich kann versuchen, ihn mit einem starken Einsatz rauszudrücken. Unerwarteterweise setzt er jedoch am Turn nochmals a. Dieses Mal 100 €. Jetzt kommt der Moment, wo man sich sehr sicher sein sollte, welche Spielstärke der Gegner hat. Wenn ich jetzt einen Bluff-Raise gegen einen Level1-Spieler bringe, ist das rausgeschmissenes Geld, denn dieser sieht nur sein As und wird callen. Der Level-2-Spieler wird jetzt jedoch beginnen nachzudenken und befüchten, dass deine Hand (z.B. A9 oder A5) nicht reichen wird.
Ich teste das Wasser und erhöhe auf 250 €. Nun überlegt er knapp eine Minute und entscheidet sich zum call (Scheiße!!!!!). Ich bin mir jedoch zu 100% sicher, dass er maximal ein Paar Asse hat und nicht mehr, denn er sonst hätte er wesentlich schneller gecalled oder wäre auch direkt mit einem Reraise all-in gegangen ( Ein Level-3-Spieler called hier gfs. nur um am River noch mehr rauszuholen). Für mich bleiben noch 2 Gewinnchancen. Entweder kommt am River die T für die Nuts-straight oder ich muss ein richtiges Pfund rauszulassen um ihn dazuzubringen seine Hand am River zu passen. Riverkarte ist eine 3 und er checkt. Mitchecken kann ich nicht, da ich nur Luft habe. Ich muss jetzt den Betrag finden, den meinen Gegner dazu bringt, seine Hand zu passen und setzte nach kurzer Überlegung 300 € in das mittlerweile 700 € fette Töpfchen. Im Nachhinein vielleicht sogar 50 oder 100 € zu wenig. Mein Gegner überlegt recht lange und taxiert mich von untern nach oben. Mir wird recht heiß in der Brustgegend und wenn direkt nebenan nicht das Rattern des Roulettekessels gewesen wäre, dann hätte vermutlich jeder am Tisch meinen erhöhten Herzschlag gehört. Der Gegner ist kurz davor zu callen, aber entschließt sich (Gott sei
Dank!) im letzten Moment dann doch noch zum passen. Puuuuuuuuuhhhhhhhhh!. Mit leicht zitternden Händen füge ich die Chips des 1.000 € großen Topfes meinem Stack hinzu.
Anhand dieses Beispiels kann man sehr gut nachvollziehen, wie wichtig es ist, die Spielstärke der Gegner genauestens zu studieren und anhand dessen präzisere Entscheidungen treffen. Dieser Bluff von mir wäre gegen fast alle anderen Gegner am Tisch zu 100% in die Hose gegangen, weil diese mit einem As sicherlich gecalled hätten.

Am letzten Sonntag war ich dann noch mit einem Kumpel in Dortmund-Hohensyburg bei einem Freezeout Turnier. Das Buy-in war 250 € und es hatten 99 Teilnehmer gemeldet.
Nach durchwachsenem Start ergab sich im 5.Level (Blinds 100/200 und ich habe noch 4.500 an Chips) folgende Hand, wo ich meinen Stack fast verdoppeln konnte:
Ich sitze im Big Blind mit J5o und 4 Leute limpen, SB füllt auf und ich checke. 1.200 Chips im Topf. Der Flop kommt 653 mit 2 Kreuzen. SB checked, ich checke und alle anderen auch. Turnkarte ist eine weitere 6 - allerdings in Kreuz! Wenn SB jetzt checked, dann bin ich mir recht sicher, dass ich derzeit die beste Hand halte, da alle anderen vermutlich mit einer 6, einem Overpair oder einem Flush-Draw angesetzt hätten. SB checked und ich sehe meine Chance und setze 800. Ein Spieler, der aus vorderer Position gelimped hatte, called nun und alle anderen passen. Für mich steht fest, dass ich aktuell vorne liege und er entweder ein Paar 4 für einen straight-draw auf der Hand hält oder Kreuz As oder K für einen Flush-Draw. Das er den Flush bereits fertig hat, schließe ich deswegen aus, weil er bei vorherigen Partien immer direkt angespielt hat, wenn er entweder einen guten Draw hatte oder etwas gefloppt hat. Ich will also keine 2 oder 7 für die mögliche Straße, keine 4 und natürlich auch keinen Kreuz sehen. Riverkarte ist eine rote 8. HHHHHmmmmmm - wenn ich jetzt setze und er einen geplatzen Draw hat, kann er sowieso nicht callen. Also checke ich und warte ab, was er macht. Nach meinem Check kommt er wie eine Maschinenpistole mit einem Bet von 2.200 Chips raus. Ich war mir sehr sicher, dass dies ein Bluff seinerseits ist, aber taxiere ihn nochmals richtig um ihn ein bißchen nervös zu machen oder irgendeinen Tell zu bekommen um ganz sicher zu gehen, denn es könnte ja auch sein, dass er vielleicht doch eine Bombe gefloppt hat und ein slow-play angesetzt hat. Als ich die 2.200 Chips aus meinem Stack zum call vorbereite, frage ich ihn, ob er mir seine Hand zeigt, wenn ich passen würde und als er dies daraufhin sofort bejaht, bin ich mir sicherer denn je, dass er einen geplatzten Flush-Draw hat und calle den Bet. Und er hatte tatsächlich nur das blanke Kreuz As (mit einer offsuit 9) und er ist sinkensauer und bezeichnet mich als Schwachströmer, dass ich diesen Call mit lediglich einer 5 gemacht habe und dabei knapp die Hälfte meines Stacks geopfert habe.
Von da an nahmen die Dinge ihren Lauf und ich "cruiste" durch bis zum Final Table, wo ich dann zwar 4. wurde und immerhin 2.220 € gewann, aber mit einem bißchen mehr
Glück oder besseren Starthänden normalerweise mindestens 2. hätte werden müssen, denn zwei der Gegner waren eigentlich recht schwach und trafen im Verlauf des Final Tables einige sehr seltsame Entscheidungen, die sie aber in Form von Glück am Turn/River immer wieder ausmärzen konnten.
Aber immerhin ... Platz 4 ist ja auch OK. Hohensyburg scheint mir wirklich zu liegen. Bei 4 Starts dort immerhin 3 x den Final Table erreicht. Vielleicht solte ich mich doch mehr aufs Turnierspiel konzentrieren anstatt aufs Cashgame ? Schauen wir mal, was die nächsten Wochen so bringen, denn im Mai stehen weitere Events dort an und ich werde, sofern es die Zeit erlaubt, sicherlich noch das eine oder andere Turnier dort in Angriff nehmen.

Ab dem 18.5. (und dann jeweils Freitags bis Anfang August) stehen zudem einige Pokersendungen auf Eurosport an und etliche Berlin-Trips stehen auf dem Programm.
Ab Ende August geht es dann bereits mit der neuen EPT-Staffel los und ich werde wohl auch weiterhin für www.eptlive.com kommentieren und somit bei allen Turnieren vor
Ort sein. Eine reizvolle Aufgabe, die sehr viel Spaß gemacht hat und ich freue mich wirklich schon sehr darauf.

Sonnige Grüße
Martin

Darf ich dich was fragen?

▪  Hi Potti, wie geht es dir? ▪  Hallo Herr Pott, Sie kennen sich doch in der Pokerszene ganz gut aus. ▪ Potti, d arf ich dich was fragen? ...