Montag, März 22, 2010

Raubüberfall EPT Berlin aufgeklärt/Livestream EPT Österreich

Vorab nochmals ein paar kurze Worte zum spektakulären Raubüberfall beim EPT Berlin vor einigen Wochen. Ich muss ehrlicherweise gestehen, dass ich mich zwischenzeitlich über die Berliner Polizei mächtig aufgeregt hatte. Da stellt sich ein Pressesprecher der Kripo 2 Tage nach dem Überfall vor laufende Kameras und posaunt, dass dies der dümmste Überfall gewesen sei, den man in Berlin seit Jahren gesehen hätte und die Täter absolute Dilettanten und Vollamateure gewesen sind.
So weit…so gut. 10 Tage später fehlte allerdings angeblich immer noch jegliche Spur von den Tätern und selbst auf die Sendung bei Aktenzeichen XY kamen nicht wirklich brauchbare Hinweise.
Das war die Phase, wo ich mich über die Polizei insgeheim doch sehr geärgert hatte. Wie konnte man den Mund zu Beginn nur so voll nehmen und dann keine Ergebnisse liefern!? Im Nachhinein aber muss ich meine Meinung doch ein wenig revidieren, denn man hatte wohl bereits direkt nach der Tat unheimlich viele Beweise und Indizien sowie kurze Zeit später alle Namen der am Überfall beteiligten Leute, hatte diese aber nur nicht der Öffentlichkeit preisgegeben.
Dann noch ein paar Worte zu den Tätern.

Vorausschicken möchte ich, dass ich in meinem Leben noch nie straffällig gewesen bin (abgesehen von ein paar kleineren Ladendiebstählen im Alter von 12/13 um halt "dazuzugehören") und mit recht hoher Wahrscheinlichkeit auch nie straffällig werde! Darüber hinaus hege ich mit den Tätern auch keinerlei Sympathien und möchte mit dem nächsten Abschnitt auch keine Anleitungen oder Schlaumeier-Sprüche für sonstige Kriminaldelikte abliefern!

Einige Täter waren bereits vorbestraft und sofern ich mich nicht täusche, werden in einem solchen Fall auch Fingerabdrücke dieser Herrschaften genommen und in der staatlichen Datenbank abgespeichert. Von daher ist es mir rätselhaft, wie einige der Täter so naiv gewesen sein können, ohne Handschuhe „zur Tat zu schreiten“. Sind Begriffe wie Spurensicherung und DNA mittlerweile doch noch nicht jedem ein Begriff?
Die 4 Jungs sind direkt vorm Überfall noch gemütlich bei McDonalds essen gegangen. Und zwar nicht irgendwo am Rande Berlins, sonst genau gegenüber vom Hyatt im Herzen der deutschen Hauptstadt! Keinen Kilometer Luftlinie vom Regierungssitz entfernt. Selbst ein Laie wie ich ahnt, dass hier so ungefähr jede Ecke und alle Straßenzüge mit Videokameras abgezoomt werden können. Und bei McDonalds haben sie kein Essen zum Mitnehmen bestellt, sondern haben sich dort schön zu Viert ins Lokal gesetzt! Hallo!?
Zudem haben sie keine Tasche zum Einpacken des Geldes mitgebracht, sondern haben vor Ort glücklicherweise eine Laptoptasche gefunden, in die sie dann das Geld gestopft haben. Auch hier würde ich von mangelhafter Vorbereitung sprechen.

Der absolute Hammer ist jedoch, dass die mit einem schwarzen auffälligen Mercedes „angereist“ sind, welchen sie auch in unmittelbarer Nähe des Tatorts parkten(!). Wäre vielleicht noch nicht so ganz dramatisch, aber eben jenes Auto war obendrein auch noch auf einen der an der Tat beteiligten Jungs angemeldet! Sag mal…geht’s denn noch?
Alle diese Fakten sprechen dafür, dass die Kameraden die Tat wohl mehr oder weniger extrem schlecht vorbereitet hatten. Umso erstaunlicher ist das geniale Timing, das sie hatten. Es hätte nämlich absolut keinen besseren Zeitpunkt zur Ausführung geben können. Kaum Leute im Foyer und die Kasse zur Tatzeit mit Euronen randvoll gefüllt! Daher bin ich mir auch 100%ig sicher, dass irgendjemand als Drahtzieher unmittelbar beteiligt und Zur Tatzeit auch vor Ort war. Ob es ein am Turnier beteiligter Spieler war oder evtl. vielleicht sogar jemand aus dem Security-Team …keine Ahnung, aber derzeit sieht es stark danach aus, als dass die Polizei auch dieses noch ungeklärte Puzzleteil zeitnah finden und den Fall lückenlos lösen wird….und dann auch hoffentlich bald das noch fehlende Geld findet, denn dieses ist bislang noch komplett verschwunden!

Letzten Freitag habe ich dann nach einigen Monaten Abstinenz mal wieder am Monatsturnier in Verl teilgenommen. 14 Teilnehmer an 2 Tischen. In den ersten 2-3 Stunden tat sich nicht ganz viel. Ich war vollkommen Kartentot und konnte mit den etwas besseren Starthänden (ich hatte nicht ein einziges Pocketpaar; AJ war über 3 Stunden meine beste Hand) zumindest die Blinds hin und wieder abkassieren. Also ging es dann mit unterdurchschnittlichem Stack (12.000) an den Final Table. Hier bekam ich allerdings gleich zu Beginn einige Top-Hände, 2 x AQ, AK, TT, und konnte nach einem frühen Aufdoppler sogar die ersten 3 Kontrahenten selbst vom Tisch nehmen. Zu dem Zeitpunkt war ich mit Ole zusammen führend im Chipcount. Anschließend dann ein vermutlich etwas zu spekulativer All-In Call mit K3s aus dem Big Blind für ein Viertel meines Stacks und den ersten Shortstack wieder stark gemacht, dann noch einen Coinflip verloren (44 vs. AJ) und den anderen „Shorty“ aufgedoppelt. Etwas später bin ich dann mit einer 70/30 Situation, als die Chips vorm Flop in die Mitte wanderten, auf Platz 4 ausgeschieden, als Ole am River das benötigte Ass für den 3-Outer erhielt. Hierfür gab’s 7 Punkte für die Jahreswertung, aber da die Erstplatzierten bereits ordentlich weggezogen sind, dürfte es dieses Jahr wohl sehr schwierig werden den Titel aus dem Vorjahr zu verteidigen. Aufgeben tue ich allerdings noch nicht! Vielleicht klappt es ja im April mit dem Monatssieg!? Dann wäre ich bereits wieder einigermaßen in Schlagdistanz.

Eigentlich wollte ich heute mal einen ausführlichen Bericht zu den Erlebnissen an den Online-Tischen aus den letzten Wochen niederschreiben –katastrophaler Downswing!- , aber leider fehlt mir ein bisschen die Zeit, da ich mich inmitten in den Vorbereitungen für die nächsten Wochen befinde. Werde dieses im nächsten Blog dann ausführlich nachholen.

Morgen geht es dann mit dem Zug nach München. Von dort dann mit Markus “Carlos“ Krawinkel weiter mit dem Auto nach Saalbach/Hinterglemm (AUT), wo wir am Donnerstag und am Freitag den Livestream vom EPT Event Österreich kommentieren werden. Zu sehen an beiden Tagen jeweils ab 14.oo Uhr auf www.pokerstars.tv.
Samstag dann wieder zurück und Montag geht es dann mit meiner Tochter für etwas mehr als eine Woche in die Türkei. Endlich Sonne! Zumindest sieht es wettertechnisch derzeit mit Temperaturen um die 26 C und strahlend blauem Himmel optimal aus. Hoffe stark, dass sich das Wetter dort in den Osterferien auch weiter so hält. Von dort gibt es dann auch das nächste Update.

Allen eine schöne Woche!
Potti

Montag, März 08, 2010

Raubüberfall beim EPT in Berlin (aus meiner Sicht)

So, jetzt mal ein kurzes Update zum letzten Wochenende in Berlin. Es war ein sehr aufregendes Wochenende…besonders der Samstag! Ich schildere euch mal den Überfall, wie ich ihn erlebt habe.
Samstag, ca. 14.15 Uhr. Die Live-Übertragung des EPT Berlin auf www.pokerstars.tv dauert bereits gute 2 Stunden an. Wir sitzen im 2.Stock des Grand Hyatt während des Kommentierens. Bis auf kleinere technische Probleme lief bislang alles relativ glatt. Am Mikrophon werde ich nun von Michael Keiner abgelöst und zusammen mit zwei italienischen Kollegen, die ebenfalls gerade einen Wechsel am Mikro vollzogen haben, mache ich mich auf Richtung Aufzug um eine Zigarette zu rauchen. Im Erdgeschoss angekommen, merken wir, dass in der Lobby eine gewisse Aufruhr herrscht und während ich mich mit einem der Italiener Richtung Ausgang bewege, geht der andere Italiener Richtung Lobby um nachzuschauen, was da denn wohl los ist. Er ist ca. 10 m von uns entfernt und ruft uns dann in englisch zu: „Hey, somebody shot there“. Keine 3 Sekunden später sehe ich, wie sich seine Gesichtszüge schlagartig verändern, er in Panik gerät und mit hohem Tempo schreiend auf uns zugelaufen kommt. Hinter ihm ca. 10-15 andere Personen, die ebenfalls total panisch auf uns zurasen. Innerhalb von Millisekunden geraten auch Alberto und ich in Panik und rennen Richtung Ausgang (ca. 5 m entfernt). Auf der Straße angekommen laufen wir geschätzte 200 m im Volltempo weiter. Der Selbsterhaltungstrieb setzt ein. Ich gehe in diesem Moment davon aus, dass da irgendeiner Amok läuft und wild um sich ballert. Ich habe Todesangst!

Innerhalb von wenigen Minuten kommen mehrere Hundert andere Pokerspieler aus dem Gebäude, alle ebenfalls mehr oder weniger unter Schock. Schnell gehen Gerüchte herum, aber es wird auch klar, dass es sich nicht um einen Amoklauf, sondern um einen bewaffneten Raubüberfall handelt. Von 4 bis 8 gesehenen Tätern war zu diesem Zeitpunkt die Rede. Es wurden Maschinenpistolen gesehen, Handgranaten, Pump-Guns und Riesenmacheten.
Leider gab es auch etliche (Leicht-)Verletzte. Dies ist aber nur aufgrund der eingetretenen Massenpanik. Auf der Flucht sind nun mal etliche Leute gestürzt und die ganze Meute dann halt darüber.
Knappe 3 Stunden später hatte sich das Chaos dann gelegt und alle wieder rein ins Hotel. Das Turnier wurde dann sogar weitergespielt, aber die Live-Übertragung wurde für den Samstag abgesagt. Ich denke, dass diese Entscheidung auch absolut richtig war. Abends bin ich dann mit dem Kollegen Krawinkel zum Basketball (Alba Berlin vs. Bamberg). Auf jeden Fall eine gute und willkommene Ablenkung zu den Geschehnissen am Nachmittag.

Die meisten von euch werden vermutlich auch schon Bilder vom Ablauf gesehen haben, aber hier auf diesem Youtube-Video kann man sich nochmals einen genaueren Eindruck machen.

http://www.youtube.com/watch?v=-wWy7S4y6kw&NR=1

Und hier ein aktueller Statusbericht der Polizei von heute Nachmittag:

Die Polizei in Berlin hat jetzt konkrete Zahlen zu dem Überfall am Samstag veröffentlicht. Demnach befanden sich zur Tatzeit €691.000 in der Turnierkasse. Nachdem den Räubern eine der Taschen mit dem Geld entrissen werden konnte, sollen Sie mit knapp €242.000 entkommen sein.
Man gehe außerdem davon aus, dass die Täter nicht gerade professionell vorgingen. Zum einen haben Sie eine Menge Spuren hinterlassen, zum Beispiel Fingerabdrücke am Tatort. Zum anderen sind jetzt diverse Unachtsamkeiten der Räuber bekannt geworden. Demnach sollen Sie sich vor dem Coup beim McDonalds gegenüber vom Hyatt und der Spielbank gestärkt haben (siehe 3 auf der Karte). Dort könnten einige von Ihnen anhand der Kleidung identifiziert werden. Die Flucht durch das Shoppingcenter "Potsdamer Platz Arkaden" (siehe 4) dürfte auch nicht undokumentiert geblieben sein. Dort gibt es einige Überwachungskameras sowie etliche Augenzeugen. Außerdem gelang es der Polizei, die DNA eines Täters am Tatort zu sichern. Auch werden derzeit Aufnahmen von Kameras rund um den Potsdamer Platz ausgewertet.
(Auf der Karte 1-hinterer Turniereingang 2-Spielbank Berlin 3-McDonalds 4-Potsdamer Platz Arkaden)
Rainer Wendt, Vorsitzender der Deutschen Polizeigewerkschaft, sagt "Hier waren offensichtlich nicht Profis am Werk, sondern eher Dilettanten. Sowohl die Bewaffnung als auch das Vorgehen der Täter als auch die Berge von Spuren, die sie ganz offensichtlich hinterlassen haben“, deute schon darauf hin, „dass die Polizei diese Täter sehr schnell ermitteln“ werde. „Eine neue Dimension gibt es nicht, vielleicht eine neue Dimension von Dummheit, vor laufenden Kameras eine solche Tat zu begehen“.
Auch die Teilnehmerlisten der Turniere am Samstag werden ausgewertet - es ist davon auszugehen, dass die Täter einen Informanten im Teilnehmerfeld gehabt haben könnten. Wir haben unterdessen erfahren, dass eine zur Tatzeit anwesende Medienkollegin sogar einen der Täter erkannt haben will - da bleiben wir natürlich dran.
Alles in allem sieht es so aus, dass in diesem Fall von einem schnellen Fahndungserfolg auszugehen ist.


Hier noch ein Foto von einem Turniertisch, wie es nach dem Chaos zum Teil aussah. Hut ab, dass man das alles noch sauber rekonstruieren und weiterspielen konnte.

Darf ich dich was fragen?

▪  Hi Potti, wie geht es dir? ▪  Hallo Herr Pott, Sie kennen sich doch in der Pokerszene ganz gut aus. ▪ Potti, d arf ich dich was fragen? ...