Montag, März 08, 2010

Raubüberfall beim EPT in Berlin (aus meiner Sicht)

So, jetzt mal ein kurzes Update zum letzten Wochenende in Berlin. Es war ein sehr aufregendes Wochenende…besonders der Samstag! Ich schildere euch mal den Überfall, wie ich ihn erlebt habe.
Samstag, ca. 14.15 Uhr. Die Live-Übertragung des EPT Berlin auf www.pokerstars.tv dauert bereits gute 2 Stunden an. Wir sitzen im 2.Stock des Grand Hyatt während des Kommentierens. Bis auf kleinere technische Probleme lief bislang alles relativ glatt. Am Mikrophon werde ich nun von Michael Keiner abgelöst und zusammen mit zwei italienischen Kollegen, die ebenfalls gerade einen Wechsel am Mikro vollzogen haben, mache ich mich auf Richtung Aufzug um eine Zigarette zu rauchen. Im Erdgeschoss angekommen, merken wir, dass in der Lobby eine gewisse Aufruhr herrscht und während ich mich mit einem der Italiener Richtung Ausgang bewege, geht der andere Italiener Richtung Lobby um nachzuschauen, was da denn wohl los ist. Er ist ca. 10 m von uns entfernt und ruft uns dann in englisch zu: „Hey, somebody shot there“. Keine 3 Sekunden später sehe ich, wie sich seine Gesichtszüge schlagartig verändern, er in Panik gerät und mit hohem Tempo schreiend auf uns zugelaufen kommt. Hinter ihm ca. 10-15 andere Personen, die ebenfalls total panisch auf uns zurasen. Innerhalb von Millisekunden geraten auch Alberto und ich in Panik und rennen Richtung Ausgang (ca. 5 m entfernt). Auf der Straße angekommen laufen wir geschätzte 200 m im Volltempo weiter. Der Selbsterhaltungstrieb setzt ein. Ich gehe in diesem Moment davon aus, dass da irgendeiner Amok läuft und wild um sich ballert. Ich habe Todesangst!

Innerhalb von wenigen Minuten kommen mehrere Hundert andere Pokerspieler aus dem Gebäude, alle ebenfalls mehr oder weniger unter Schock. Schnell gehen Gerüchte herum, aber es wird auch klar, dass es sich nicht um einen Amoklauf, sondern um einen bewaffneten Raubüberfall handelt. Von 4 bis 8 gesehenen Tätern war zu diesem Zeitpunkt die Rede. Es wurden Maschinenpistolen gesehen, Handgranaten, Pump-Guns und Riesenmacheten.
Leider gab es auch etliche (Leicht-)Verletzte. Dies ist aber nur aufgrund der eingetretenen Massenpanik. Auf der Flucht sind nun mal etliche Leute gestürzt und die ganze Meute dann halt darüber.
Knappe 3 Stunden später hatte sich das Chaos dann gelegt und alle wieder rein ins Hotel. Das Turnier wurde dann sogar weitergespielt, aber die Live-Übertragung wurde für den Samstag abgesagt. Ich denke, dass diese Entscheidung auch absolut richtig war. Abends bin ich dann mit dem Kollegen Krawinkel zum Basketball (Alba Berlin vs. Bamberg). Auf jeden Fall eine gute und willkommene Ablenkung zu den Geschehnissen am Nachmittag.

Die meisten von euch werden vermutlich auch schon Bilder vom Ablauf gesehen haben, aber hier auf diesem Youtube-Video kann man sich nochmals einen genaueren Eindruck machen.

http://www.youtube.com/watch?v=-wWy7S4y6kw&NR=1

Und hier ein aktueller Statusbericht der Polizei von heute Nachmittag:

Die Polizei in Berlin hat jetzt konkrete Zahlen zu dem Überfall am Samstag veröffentlicht. Demnach befanden sich zur Tatzeit €691.000 in der Turnierkasse. Nachdem den Räubern eine der Taschen mit dem Geld entrissen werden konnte, sollen Sie mit knapp €242.000 entkommen sein.
Man gehe außerdem davon aus, dass die Täter nicht gerade professionell vorgingen. Zum einen haben Sie eine Menge Spuren hinterlassen, zum Beispiel Fingerabdrücke am Tatort. Zum anderen sind jetzt diverse Unachtsamkeiten der Räuber bekannt geworden. Demnach sollen Sie sich vor dem Coup beim McDonalds gegenüber vom Hyatt und der Spielbank gestärkt haben (siehe 3 auf der Karte). Dort könnten einige von Ihnen anhand der Kleidung identifiziert werden. Die Flucht durch das Shoppingcenter "Potsdamer Platz Arkaden" (siehe 4) dürfte auch nicht undokumentiert geblieben sein. Dort gibt es einige Überwachungskameras sowie etliche Augenzeugen. Außerdem gelang es der Polizei, die DNA eines Täters am Tatort zu sichern. Auch werden derzeit Aufnahmen von Kameras rund um den Potsdamer Platz ausgewertet.
(Auf der Karte 1-hinterer Turniereingang 2-Spielbank Berlin 3-McDonalds 4-Potsdamer Platz Arkaden)
Rainer Wendt, Vorsitzender der Deutschen Polizeigewerkschaft, sagt "Hier waren offensichtlich nicht Profis am Werk, sondern eher Dilettanten. Sowohl die Bewaffnung als auch das Vorgehen der Täter als auch die Berge von Spuren, die sie ganz offensichtlich hinterlassen haben“, deute schon darauf hin, „dass die Polizei diese Täter sehr schnell ermitteln“ werde. „Eine neue Dimension gibt es nicht, vielleicht eine neue Dimension von Dummheit, vor laufenden Kameras eine solche Tat zu begehen“.
Auch die Teilnehmerlisten der Turniere am Samstag werden ausgewertet - es ist davon auszugehen, dass die Täter einen Informanten im Teilnehmerfeld gehabt haben könnten. Wir haben unterdessen erfahren, dass eine zur Tatzeit anwesende Medienkollegin sogar einen der Täter erkannt haben will - da bleiben wir natürlich dran.
Alles in allem sieht es so aus, dass in diesem Fall von einem schnellen Fahndungserfolg auszugehen ist.


Hier noch ein Foto von einem Turniertisch, wie es nach dem Chaos zum Teil aussah. Hut ab, dass man das alles noch sauber rekonstruieren und weiterspielen konnte.

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