Sonntag, April 27, 2008

20 Gründe

Nach einigen turbulenten Wochen mit sehr viel Reisen und noch mehr Arbeit wird es nun ein wenig ruhiger und in den nächsten 2-3 Monaten kann ich hoffentlich den Akku wieder ein wenig aufladen. Einige Artikel für diverse Pokermagazine müssen geschrieben werden und zudem steht auch knapp ein Dutzend an Pokersendungen bis September auf dem Programm, aber ich werde mich zukünftig wieder voll aufs Spielen selbst konzentrieren und habe mir einiges vorgenommen. Ergebnisse werde ich hier einstellen und sicherlich auch die eine oder andere Beispielhand mit Erklärungen etc.
Längere Berichte von den EPT-Turnieren aus San Remo bzw. Monte Carlo verfasse ich gerade für das Royal Flush Magazin und werde sie hier Ende Mai veröffentlichen. Spannende Sache mit vielen News!


Folgend liste ich 20 Gründe auf, woran ihr erkennt, ob ihr zuviel pokert. Wer sich bei 10 oder mehr Punkten angesprochen fühlt, der sollte keine Hemmungen haben den Arzt seines Vertrauens aufzusuchen.

Sportliche Grüße
Martin


20 TOP Gründe, woran du erkennst, dass du zuviel pokerst

1. Wenn deine Frau zu dir sagt, sie verlässt dich, weil du sie vernachlässigt, setzt
du deine Sonnenbrille auf und sagst "Du bluffst doch nur"!
2. Wenn Du bei Deiner Bank nach einem First-Deposit und monatlichen Reload Boni fragst.
3. Am Konferenztisch im letzten Firmenmeeting hast du als Vorbereitung den Kaffee
vergessen zu kochen, dafür aber schon mal Dealer, Small- und Big Blind Button verteilt.
4. Du fügst bei Bewerbungen im Lebenslauf Sätze wie "2. Platz Multi Table Oklahoma
No Limit" bei.
5. Wenn Du eine Prostituierte fragst: "Wie hoch ist das Buy-in?"
6. Du bittest deinen Arbeitgeber dir die vermögenswirksamen Leistungen direkt auf
dein Neteller Konto zu überweisen.
7. Wenn Du bei Pokerstars Urlaub beantragst und/oder dort deine Krankenscheine/
-schreibungen hinschickst.
8. Du erzählst Deiner Freundin nach dem Sex, Du hättest nur geblufft.
9. Du heiratest nur um den Namen Deiner Frau anzunehmen und den Ersteinzahlungsbonus ein zweites Mal abzukassieren.
10.Wenn Du bei allem, was du einkaufst, in Big Blinds umrechnest.
11.Wenn Du die Kellnerin im Restaurant nach besonders loosen Tischen fragst.
12.Wenn du Durchfall hast, auf dem Klo sitzt und denkst: "Scheisse, schon wieder
pot-committed".
13.Du schaffst es morgens vor dem Multiturnier um 6 Uhr aufzustehen, die Vorlesung
um
9.oo Uhr ist Dir allerdings viel zu früh.
14.Langjährige Freunde und Bekannte, die alles callen, werden dir plötzlich extrem
unsympathisch.
15.Du kennst alle Turnierdaten auswendig, hast aber absolut keinen Plan, wann der
Geburtstag deiner Freundin/Frau geschweige denn der Hochzeitstag ist.
16.Wenn Du bei Gehaltsverhandlungen ein check-raise versuchst.
17.Deine Partnerin ist genervt, weil Du immer, wenn Du Sex haben willst, irgendwas
von "all-in" faselst.
18.Du verneinst Fragen mit "Fold".
19.Wenn es auf Pokerstars ein mit 2,5Mio Dollar dotiertes Turnier mit Deinem Namen gibt.
20.Du hast im Schnitt jeden zweiten Tag einen Royal Flush.

Donnerstag, April 10, 2008

Turbulente Wochen...

...oh, Mann. Die letzten Wochen waren wirklich recht hektisch und ereignisreich. Seit Anfang März war ich ungefähr 2/3 der Zeit unterwegs. Aber fangen wir mal der Reihe nach an.


EPT Kopenhagen

Beim traditionellen EPT Turnier in der dänischen Hauptstadt, das vom 19.-23.2. stattfand, war ich einmal mehr für den EPT-Livestream eingesetzt. Es waren ein paar sehr schöne Tage in Dänemark und Kopenhagen ist sicherlich eine sehr schöne (und teure) Stadt, aber sie gehört sicherlich nicht zu meinen Lieblingsaustragungsorten im Rahmen der EPT. Liegt aber gewiß auch daran, dass dieses Turnier standesgemäß Anfang des Jahres stattfindet und es dort auch immer extrem kalt und windig ist und es außerhalb des Casinos mitunter somit extrem ungemütlich ist.

Einen ausführlichen Kopenhagen-Report stelle ich am Ende des Blogs ein.

Porto

Ein unglaublich schöner Trip. Ende 2007 und direkt nach der Champions-League Auslosung beschließen wir mit ein paar Freuden den FC Schalke 04 zu seinem Auswärtsspiel nach Porto zu begleiten. Flug und Hotel wurden ca. 10 Minuten nach der Auslosung gebucht (hier steigen die Preise im Minutentakt und je länger wartet, desto teurer wird der Spaß!) und wir hoffen, dass das Hinspiel, welches 2 Wochen vor unserer Reise nach Portugal stattfindet, sportlich nicht bereits ein Fiasko wird und der S04 noch Chancen hat. Unsere Hoffnungen werden durch den 1:0 Heimsieg genährt und mit einer gesunden Portion Optimismus machen wir uns (mit 7 mehr oder weniger trinkfesten Kerlen!) am 4.3. auf den Weg nach Portugal. Ehrlicherweise muss ich zugeben, dass ich vor der Reise schon ein wenig Respekt und auch Befürchtung hatte, ob ich dem Alkoholkonsum bzw. der Trinkfestigkeit der Kollegen standhalten kann, denn aufgrund von fehlendem Training gibt es bei mir auch Tage, wo ich bereits nach einigen Bierchen ziemlich neben der Spur stehe und mehr oder weniger knülle bin. Ich hatte mir vorgenommen es langsam anzugehen, aber direkt am Flughafen in Düsseldorf gibt es bereits die ersten 2 Bier und ich ahne Böses! In Madrid am Airport machen wir einen Zwischenstopp und es wird "nachgefüllt" und als wir in Porto ankommen, bin ich bereits reichlich benebelt, während sich alle anderen scheinbar noch in der Aufwärmphase befinden. Aber peu á peu finde auch ich zu meiner Trinkform und kann einigermaßen mithalten. Als es dann nach kurz nach Mitternacht mit geschätzten 2.0 Promille ins Bett ging, wußte ich, dass es ein recht interessanter, spaßiger und auch kurzweiliger Trip werden könnte und ich sollte mich auch nicht täuschen. Aber alles hing natürlich auch vom Ausgang des Spiels ab.

Als wir uns am Mittwoch morgen bei strahlend blauem Himmel auf in Richtung Hafen machten, trauten wir unseren Augen nicht, denn die Stadt war wirklich voll mit Schalker Fans. Aus allen Gassen kamen sie und es wurden stündlich mehr und abends im Stadion füllten sie einen ganzen Block. Schätzungsweise um die 3.000 - 4.000 hatten den Weg in den Süden Europas auf sich genommen um ihr Team ins Viertelfinale zu begleiten. Das Spiel an sich bot rein sportlich gesehen sicherlich nur Hausmannskost, war aber an Dramatik sicherlich nicht zu überbieten, denn es wurde ein langer Abend inkl. Verlängerung und Elfmeterschießen und ein Manuel Neuer in Galaform bescherte den Königsblauen und natürlich auch uns einen wunderschönen Tag.

Kurz nach Mitternacht kehrten wir in das Lokal unseres "Stammportugiesen" ein und verbrachten einen unheimlich spaßigen Abend. Zunächst simulierten wir die Auslosung für das Viertelfinale. Einen Kelch hatten wir in der Vitrine bereits entdeckt. Schnell ein paar Lose mit den noch teilnehmenden Mannschaften erstellt und jetzt hieß es nur noch eine Glücksfee zu finden und ich sprach eine hübsche junge Portugiesin an, die auch "mitspielte" und für uns die Lose zog. Die dritte Paarung lautete dann 'Schalke 04 - FC Barcelona'. Wir überlegen bereits, ob wir die Flüge/Hotels für das Viertelfinale buchen sollten, aber beschließen dies dann doch sein zu lassen und sicherheitshalber auf die offizielle Auslosung der UEFA zu warten (im Nachhinein ein Fehler und die Fraktion von uns, die dann vor ein paar Tagen auch nach Barcelona mitreiste, hätte hier sicherlich den einen oder anderen Euro an Reisekosten gespart ;-)

Im Laufe des Abends und mit steigendem Alkoholkonsum ergab sich dann noch eine interessante Geschichte. Einige der Jungs hatten sich mächtig auf Carlos Grosmüller und seine schwache Spielleistung "eingeschossen" und da sie wußten, dass ich ein paar Tage später bei Europsort eine Pokersendung zu kommentieren hatte, schlugen sie mir eine Wette vor. Ich wurde aufgefordert, dass ich während der Sendung folgenden Satz zu sagen hätte: "Spieler x spielt so schlecht Poker wie Carlos Grossmüller Fußball spielt". Auf solche Sachen lasse ich mich eigentlich grundsätzlich nicht ein, aber da ich auch voll wie ein “Pisspott“ war, nahm ich die Herausforderung an und wir mussten nur noch den Wetteinsatz bestimmen. Ich würde den Jungs einen Pokerabend inkl. allem Zipp und Zapp (Getränke bis zum Abwinken, Preise) organisieren und als Gegenleistung erhalte ich bei einem Auswärtsspiel meiner Wahl den kompletten Abend von ihnen gesponsert (Eintrittskarte, Getränke, etc.)

Ich nehme es mal vorweg. Ich habe meine Wette gewonnen und habe den Spruch rausgehauen. Muss allerdings zugeben, dass die Voraussetzungen dafür wie gemalt waren. Zumal saß am zu kommentierenden Tisch ein Schalke-Fan und zum anderen schied dieser auch noch als erster im Turnier raus und spielte dabei 1-2 Hände auch noch ein wenig unglücklich. Ich hoffe der Spieler, Roland Heck, wird es mir verzeihen, wenn ich seine Pokerkünste mit den fußballerischen Fähigkeiten eines Carlos Grossmüller auf eine Stufe stellte. So schwach hat der Roland nämlich gar nicht gespielt ;-)

Auch die letzten beiden Tage in Porto waren bei Temperaturen um die 20 Grad sehr schön und am Freitag morgen, nachdem ich mit einigen Kollegen Donnerstag Nacht noch bis 4.oo Uhr in einer Nobeldisco verbrachte und reichlich angeschlagen war, ging es dann wieder Richtung Heimat. Alles in allem wirklich ein sehr gelungener Trip, von dem man sicherlich noch sehr lange sprechen wird.
















Von links nach Rechts:
Carsten, "Ich", Sven, Frank, Thomas, Markus in siegesbewußter Laune


Eurosport

Pokertechnisch war auf Eurosport über 8 Monate "Sendepause". Dies hat/te politische Gründe. Aber zumindest hat es jetzt den Anschein, dass der Sender hier wieder einsteigen will/wird und es sind gleich 2 neue Formate mit jeweils 7 Episoden mit ins Programm genommen worden. Die erste Sendung der Poker Race Trophy, Erstausstrahlung am 14.3, würde ich jedoch als nicht sehr gelungen bezeichnen. Es lag sicherlich nicht an unserer Kommentierung (mit meinem Kollegen Frank Winkler wie immer aus Berlin), sondern vielmehr daran, dass die Bilder bzw. die Einblendungen sehr schwach oder teilweise gar nicht zu sehen waren. Die Sendung ist auf jeden Fall in diversen Internetforen ziemlich heftig zerissen worden und ich kann nur hoffen, dass die nächsten Shows dieses Formates besser werden. Ich stehe mit dem Sendeleiter von Eurosport in engem Kontakt und habe ihm auch etliche Punkte zur Optimierung zukommen lassen und bin diesbezüglich somit auch recht optimistisch.


Ägypten

Kaum aus Berlin zurück, ging es auch schon weiter nach Ägypten. Ich hatte meiner Tochter eine Woche Urlaub versprochen und nachdem ich einige Angebote des Reisebüros erhielt, entschied ich mich für Ägypten. In erster Linie des Wetters wegen (Temperaturen um die 30 Grad), aber auch das Hotel schien geeignet. Der Preis (knappe 1.300 €) war zwar für eine Woche nicht gerade billig, aber da ich aufgrund der Schulpflicht meiner Tochter nun mal an die Ferien gebunden bin, lässt sich dieses Manko nicht umgehen. Alles in allem war die Woche auch wirklich sehr schön. Wir hatten geniales Wetter und haben nicht eine Wolke gesehen. Das Hotel war von der Anlage ebenfalls TOP, aber das Essen hat uns beiden absolut nicht gefallen. Es war zu eintönig und geschmeckt hat es auch nicht wirklich. Wir haben dort aber sehr nette Leute kennengelernt, die auch Kinder im Alter meiner Tochter hatten und haben mit denen auch einiges unternommen. So z.B. einen schönen Ausflug nach Hurghada-Stadt zum Kauf etlicher Souveniers oder auch einen schönen Bootsausflug zum Schnorcheln. Hier hatten wir sogar das unerwartete Glück, dass uns eine Delphinschule mit ca. 20-25 Delphinen knapp 10 Min. begleitete. Das war natürlich ein Highlight für die Kids. Alles in allem sicherlich eine schöne Woche und wenn das Essen auch noch super gewesen wäre, würde ich Ägypten evtl. sogar als mein neues Traumurlaubsziel erkoren. Ich werde aber sicherlich nochmals dorthin reisen, denn die Unterwasserwelt hat es mir schon sehr angetan.















Agneta, Ricky, Kim und ich (sorry - habe den Bauch schon eingezogen)

San Remo

Letzte Woche war ich dann beim EPT Turnier in San Remo. Da ich für das Pokermagazin ROYAL FLUSH noch einen ausführlichen Bericht über dieses Turnier schreibe, werde ich hier jetzt nicht allzu ausführlich darauf eingehen, kann aber sagen, dass es ein extrem gelungenes Turnier war und alles gepasst hat. Längerer Bericht folgt dann zu einem späteren Zeitpunkt.

Kommenden Montag geht es dann zum großen EPT Finale nach Monte Carlo. Ich freue mich riesig darauf. Das wir dein richtig geiles Turnier. Ich rechne mit 1.000 Teilnehmern ( á 10.000 € Startgeld).

Es wird alles vor Ort sein, was Rang und Namen hat und ich bin extrem gespannt, welche Spieler wir in der nächsten Woche noch beim Livestream (16.4. ab 13.oo Uhr / 17.4. Final Table ab 14.oo Uhr unter www.eptlive.com) kommentieren dürfen. Mein absoluter Traum wäre ja, wenn ein Boris Becker noch dabei wäre, aber das dürfte wohl eher persönliches Wunschdenken sein und einer Sensation gleichkommen.



Mitte Mai gibt es dann auch einen ausführlichen Bericht über das EPT Finale aus Monte Carlo.


Bis dann...Gruß

Martin


EPT Kopenhagen

Das EPT Turnier in der dänischen Hauptstadt Kopenhagen ist Tradition und in den vergangen Jahren sorgte gerade dieses Event immer wieder für reichlich Gesprächsstoff in den Pokermedien.

Im ersten Jahr lieferten sich Noah Boeken aus den Niederlanden und Ram 'The crazy horse' Vaswani aus England eine sensationelle Schlacht im Heads-Up Duell und dem Holländer gelang es noch einen 7:1 Rückstand an Chips gegen den britischen Weltklassespieler zu drehen und den Sieg einzufahren. Auch in der zweiten Saison sorgte das Turnier für Aufsehen, denn der Final Table dauerte knapp 12 Stunden (EPT Rekord bis heute) und brachte die Offiziellen mächtig zum schwitzen, denn als um kurz vor 4.oo Uhr morgens immer noch kein Sieger feststand, überlegten die Offiziellen bereits ernsthaft das ganze Szenario in ein Hotelzimmer zu verlegen, denn laut dänischem Gesetz darf nach 4 Uhr nachts in einem Casino nicht mehr gespielt werden. Ich habe jetzt noch die erleichterten Gesichter der Turnierleitung in Erinnerung, als um 3.50 Uhr die Hand des dänischen Chipleaders Mads Andersen gegen seinen norwegischen Kontrahenten Edgar Skjervold "hielt" und Plan B mit dem Umzug in eine Hotelsuite hinfällig wurde.

Das vergangene Jahr bleibt uns deshalb in so guter Erinnerung, da am Final Table mit dem Franzosen Bertrand 'ElkY' Grospellier, den Ungarn Richard Toth, dem Schweden Samir Shakhtoor und dem Dänen Theo Jorgensen gleich 4 absolute Weltklassespieler saßen, die qualitativ hochwertiges Poker spielten und ein Bluff den nächsten jagte. Letztendlich siegte dann allerdings der Schwede Magnus Petersson, nachdem er Elky den bereits sicher geglaubten Sieg mit einem guten Abschlußlauf noch aus den Händen riß. Auch das diesjährige Turnier wird vielen Zuschauern und definitiv auch mir und den anderen Kommentatoren- und Medienkollegen in sehr nachhaltiger Erinnerung bleiben. Aber dazu später mehr.

Bevor es aber mit dem Turnier los ging, stand zunächst die Verleihung der Scandinavian Poker Awards auf dem Programm, wo Spieler für ihre besonderen Leistungen ausgezeichnet werden. Im letzten Jahr hatte dieses Event am Vorabend des Hauptturniers sehr viel positive Resonanz ausgelöst und so war es kein Wunder, daß die Veranstaltung auch in diesem Jahr komplett ausverkauft war und alles erschien, was Rang und Namen hat. Und wenn die Veranstaltung dann auch noch von keinem geringeren als Daniel Negreanu moderiert wird, dann ist das ein Garantieschein für kurzweilige Unterhaltung und gute Laune.

Die Preise bei den Scandinavian Poker Awards gingen in diesem Jahr an:


Bester Live Spieler: Gus Hansen, Dänemark
Bester Online Spieler: Jonas "Nebuchad" Danielsson, Schweden
Beste Spielerin: Annette Obrestad, Norwegen
Newcomer des Jahres: Trond Erik Eidsvig, Norwegen
Beste Performance: Annette Obrestad, Norwegen
Lifetime Achievement Award: Thor Hansen, Norwegen














Foto

von links nach rechts: Trond Eidsvig, Thor Hansen, Daniel Negreanu, Jonas Danielsson, Gus Hansen, Annette Obrestad


Ich könnte sicherlich zu dem einen oder anderen Preisträger eine interessante Geschichte erzählen, aber dieser Artikel soll ja in erster Linie ein Bericht vom EPT-Event sein. Dennoch möchte ich die Gelegenheit nutzen eine kleine Anekdote über Thor Hansen, der bei den Awards für sein Poker Lebenwerk ausgezeichnet wurde, zu berichten. Thor Hansen spielt bereits seit über 30 Jahren Poker und er hat in dieser Zeit nicht nur 2 Weltmeistertitel gewonnen und an 17 WSOP Final Tables gesessen, sondern auch über 2,5 Millionen Dollar an Turnierpreisgeldern gewonnen. Jeder Pokerspieler schätzt und respektiert ihn. Er hat während seiner Karriere jedoch auch bereits einige Täler durchschreiten müssen und war auch mehre Male total Pleite, aber da alle um seine Spielstärke wußten, gelang es ihm immer wieder sich Gelder von Freunden und/oder Sponsoren zu borgen, die er dann auch regelmäßig und pünktlich wieder ordnungsgemäß zurückzahlte.

Als er in den 90er Jahren mal wieder den Final Table eines größeren Turniers erreichte, wo es für den Sieger über 1 Millionen $ an Preisgeld zu gewinnen gab, wurde er vor dem Beginn des Final Tables von einer TV-Moderatorin gebeten ein paar Fragen zu beantworten und dort entstand dann folgendes legendäres Interview:

TV-Moderatorin: "Thor Hansen, wenn du die Millionen gewinnst - was machst du mit dem Geld"?

Thor Hansen: "Tja, ich habe noch ein paar Außenstände hier und da und werde zunächst mal meine Schulden begleichen".

TV-Moderatorin: "Und...was machst du mit dem Rest"?

Thor Hansen: "Hm...die müssen noch warten"!

Diese Antwort kam so überraschend für die TV-Moderatorin, daß es ihr die Sprache verschlug und sie das Interview daraufhin direkt beendete.

Als dann am Dienstag Nachmittag Turnierdirektor Thomas Kremser pünktlich um 14.oo Uhr das obligatorische "Dealers - shuffle up and deal" über das Mikrophon verkündete und ich von zu Hause über das Internet einen ersten Blick auf die Teilnehmerliste des Turniers warf, traute ich meinen Augen nicht. Obwohl parallel in den USA ein größeres WPT Turnier stattfand und ich eigentlich damit rechnete, daß viele der Top-Stars dem EPT Turnier in Kopenhagen fernbleiben würden, so trat doch fast die komplette europäische Pokerelite an und auch aus Nordamerika scheuten viele der absoluten Superstars nicht die lange Reise in den Norden Europas. Nach dem Turnier auf den Bahamas im Januar 2008 und dem großen Finale in Monte Carlo aus dem vergangenen Jahr waren die Scandinavian Open 2008 damit sicherlich das drittstärkst besetzte EPT Turnier überhaupt. Ich hatte somit große Hoffnung, daß die beiden letzten Turniertage, an denen der EPT Livestream unter www.eptlive.com im Internet ausgestrahlt wird, nicht nur gute Action bringen würde, sondern das auch noch eine Vielzahl von großen Top-Stars mit im Turnier vertreten und vermutlich auch der eine oder andere "Big Name" mit am Final Table sitzen würde. Auch aus deutscher Sicht keimten Hoffnungen auf, denn angeführt von Pokerweltmeisterin Katja Thater waren etliche starke Spieler mit nach Kopenhagen gereist um sich einen Teil des Preisgeldes zu erspielen. Insgesamt traten 460 Spieler aus 30 Ländern an und ich malte mir insgeheim bereits einige Wunschkonstellationen für unseren Livestream aus. Gus Hansen gegen Daniel Negreanu!? Da wäre doch noch eine Rechnung offen! Oder Tony G. am gleichen Tisch wie Andy Black? Table Talk vom feinsten wäre vorprogrammiert. Vielleicht auch Annette Obrestad gegen Katja Thater im Generationenduell um die weibliche Vormachtstellung in Europa? So schöne potentielle Paarungen waren denkbar, aber erstens kommt es anders und zweitens als man denkt und an den Spieltagen 1a und 1b war Bad Beat Time angesagt und fast alle der Top-Stars mußten mehr oder weniger früh die Segel streichen. Den Tag 2 erreichten insgesamt 170 Spieler. Untern ihnen zumindest noch einige namhafte Profis wie z.B. Barney Boatman, Ilari Sahamies, Theo Jorgenson, der Gewinner des EPT Turniers Dortmund Mike McDonald, Rolf Slotboom, Thor Hansen, Markus Golser, Alexander Kravchenko sowie die Poker Stars Pros Luca Pagano, Noah Boeken und Billy Chen. Von den ursprünglich 18 angetretenen deutschen Spielern überstanden lediglich 4 den ersten Tag. Marcel Baran, Mathias Kürschner, Haward Speer sowie Matthias Neu.


Am Donnerstag stand dann mein Flug nach Kopenhagen auf dem Programm und als ich gegen 22.30 Uhr im Casino eintraf und natürlich direkt den Turniersaal aufsuchte, bekam ich gerade noch live mit, wie der letzte deutsche Spieler ausschied. Es war Haward Speer aus Frankfurt. Was war passiert? Es waren noch 41 Spieler im Rennen und nur 40 landeten im Preisgeld. Der Bubble-Boy wurde gesucht. Am Nachbartisch von Haward Speer ging ein Spieler, der weniger Chips als der Deutsche hatte, All-in und wurde umgehend von einem anderen Spieler gecalled. Man wartete an jenem Tisch aber auf die Action an den umliegenden Tables vor dem Ausspielen der Hand und somit hatte Haward eine schwere Entscheidung zu treffen. Trond Eidsvig, ein junger aggressiver Spieler aus Norwegen, hatte aus früher Position erhöht und der Hesse fand AK im Small Blind. Was tun? Viele Gedanken schießen durch deinen Kopf. Passen und sich vermutlich sicher ins Preisgeld durchfolden? Oder angreifen und die Chance suchen seinen eigenen Stack aufzubauen? Immerhin könnte er die Hand verlieren und dennoch ins Geld kommen, wenn der Shortstack am Nachbartisch ebenfalls seine Hand verliert! Der ehemalige Bundesliga-Tischtennisspieler von Eintracht Frankfurt überlegt mehr als 5 Minuten, bevor er sich entschließt All-in zu gehen und die Offensive zu suchen. Er trifft die vermeintlich richtige Entscheidung, denn der Norweger zeigt nur QJs und der Deutsche ist zumindest vorm Flop vorn. Der Flop bringt zunächst mal 3 kleine Karten und er hält die Führung, aber am Turn erhält der Norweger ein paar weitere Outs durch einen Flush-Draw. Dazu noch die beiden Live-Cards Q und J. Am River findet Trond Eidsvig dann tatsächlich seine Q und Hardward Speer ist ausgeschieden. Jetzt geht das große Zittern los. Er muß darauf hoffen, daß am Nachbartisch der andere Spieler ausscheidet, denn ansonsten ist Haward Speer der Bubble-Boy. Das Adrenalin steigt, als der Croupier die Boardkarten aufdeckt, aber es geht gut. Der "Shortstack" kann seine Hand nicht verbessern und muß das Turnier auf dem undankbaren 41.Platz beenden. Haward hat somit Glück im Unglück und belegt den 40.Platz, der so gerade fürs Geld reicht und er wird zumindest noch mit 8.500 € für sein gutes Abschneiden entlohnt.

39 Spieler überstehen somit den Tag 2 und kämpfen am Folgetag ums große Geld und ich muß ehrlicherweise zugestehen, daß ich von den im Turnier verbliebenen Teilnehmern zum damaligen Zeitpunkt lediglich ein knappes Dutzend an Spielern vom Namen her kannte.

Am Freitag um 14.oo Uhr beginnt der Livestream. Neben Markus Krawinkel und mir ist auch George Danzer vor Ort und da George in vorherigen Live-Übertragungen bereits seine Begabung für das Analysieren der Spielsituationen unter Beweis gestellt hat und zudem auch noch hochmotiviert ist für die Liveübertragung, beschließen wir, daß Markus und ich uns im 2-Stunden Rhythmus abwechseln und George solange durchkommentiert, bis seine Stimmbänder den Geist aufgeben. Und diese sollten in der Tat bis ans Äußerste strapaziert werden, denn es wurden 2 außergewöhnlich lange Tage!

Die erste Tischkonstellation bringt uns zumindest mit den Italienern Luca Pagano und Gino Alaqua 2 vertraute Gesichter, aber die Action ist zunächst noch recht zurückhaltend. Er wird wenig geblufft und die meisten der am TV-Tisch sitzenden Spieler müssen sich wohl erst noch an die neue Situation (Kameras wo man hinschaut, viel Licht und der Gedanke, daß die ganze Welt LIVE zuschaut) gewöhnen. Am Mikrophon zeigt George Danzer wieder seine Klasse. Gleich dutzendfach sagt er die Startkarten der in der Hand verwickelten Spieler exakt voraus und wenn ich nicht genau gewußt hätte, daß er die gleichen Voraussetzungen wie wir hat, dann hätte ich vermutlich geglaubt, daß er entweder irgendeinen Zugang zu den Holecards hat oder aber übersinnliche Kräfte. Vielleicht sollte man ihn zur "The next Uri Geller-Show" anmelden, denn er scheint sich auf perfekte Weise in die Gedanken der Akteure hineinversetzen zu können und sagt dann die richtige Starthand voraus: "Er hält KJ" - Volltreffer! "er muß hier ein Paar 8ter haben" - Volltreffer". Ich frage mich insgeheim, wieso George noch keine größeren Erfolge bei irgendwelchen Main-Events auszuweisen hat und komme zu dem Schluß, daß es wohl nur eine Frage der Zeit ist.

Im Turnier scheiden dann peu á peu auch noch die verbliebenen bekannteren Spieler aus. Zunächst Trond Eidsvig und Alexander Kravchenko. Der Russe Kravchenko hatte im Sommer 2007 bei den WSOP in Las Vegas sein Können unter Beweis gestellt und landete nicht nur 6 mal im Cash, sondern gewann auch noch sein erstes Bracelet und erreichte beim Main Event einen ausgezeichneten 4.Platz, wofür er mit knapp 2 Millionen Dollar fürstlich entlohnt wurde. Hier hat er allerdings kein Glück und wird 36. für 12.300 $. Später erwischt es auch Rolf Slotboom aus den Niederlanden und den ehemaligen WPT-Gewinner Christian Grundtvig und als am späten Abend auch noch Gino Alaqua und Jan Soerensen ausscheiden, so befinden sich ausschließlich nur noch unbekannte Spieler im Wettbewerb. Einzige Ausnahme, zumindest für Insider, ist sicherlich der US-Amerikaner Daniel Ryan. Der 24-jährige Ryan kommt zwar ursprünglich aus North Dakota, liebt aber den europäischen Lebensstil und hat mittlerweile seinen Wohnsitz nach Alicante in Spanien verlegt. Er hat nicht nur bei der WSOP 2007 in Las Vegas bereits 2 mal "gecashed", sondern auch beim EPT Turnier in Dortmund einen hervorragenden 10.Platz belegt und zudem gerade in den letzten Wochen und Monaten einige hervorragende Online-Ergebnisse erreicht (Nickname: THE_D_RY) und mehrere Hunderttausend EURO gewonnen. Da er zudem noch ein ausgewiesener Sit&Go Experte ist und einigermaßen viele Chips mit an den Final Table bringt, erkoren wir ihn schnell zu unserem TOP-Favoriten.

Wer hat es noch an den Final Table geschafft?

Da sind zunächst einmal gleich 4 Dänen. Rasmus Nielsen aus Kopenhagen, 26 Jahre alt, Profispieler. Er hat zwar noch nicht allzu viele Turniererfolge aufzuweisen, aber wird von unseren dänischen Medienkollegen als der stärkste Landsmann mit den größten Siegeschancen eingeschätzt. Bereits als Sensation ist der Einzug an den Final Table für den 20-jährigen Magnus Hansen zu werten. Der IT-Student spielt in seiner Freizeit sehr viel Online-Poker, aber eher in den ganz kleinen Limits und als seinen bislang größten Erfolg gibt er bereits die Qualifikation für dieses EPT Turnier an. Der 24 Jahre alte Simon Dorsland spielt zwar seit bereits einigen Jahren Poker, aber das Hauptaugenmerk legt er auf sein Studium und daher bleibt nicht ganz so viel Zeit für sein Hobby. Er geht zwar mit den wenigsten Chips an den Final Table, aber von den Kollegen aus dem Übertragungswagen bekommen wir am Abend noch die Info zugetragen, daß Simon bislang wohl sensationell gut gespielt haben muß und quasi in jeder Situation die richtige Entscheidung getroffen hat. Er hat geblufft, wenn er schwach war und nichts hatte, der Gegner aber auch nicht viel hatte. Er hat gecalled, wenn er selbst nicht viel hatte, aber der Gegner gar nichts und wenn er selbst eine gute Hand hatte, aber der Gegner noch stärker war, dann hat er einige Male super Laydowns hingelegt. Auch ihn zählen wir daher zum engeren Favoritenkreis, wenn er einigermaßen aus den Startlöchern kommt. Das dänische Quartett komplettiert der 37-jährige Sören Jensen, der hauptberuflich in einer Auto-Lackiererei arbeitet. Er ist großer Anhänger seines Fußball-Teams Arhus GF und schreit nach gewonnenen Händen auch regelmäßig die Schlachtgesänge seines Vereins heraus.

Als ich am Samstag morgen bereits relativ früh zum Frühstücksraum unterwegs bin, sehe ich diesen Sören Jensen in der Lobby hinter seinem Laptop. Er scheint noch gar nicht geschlafen zu haben (hm...interessante Vorbereitung!?) und um so überraschter bin ich, als er auf meine Frage, wie seine Strategie für den heutigen Tag aussähe, antwortet, daß er gar keine Strategie habe und dieses Turnier sowieso gewinnen würde. Daran gäbe es keine Zweifel und er sei sich nicht nur zu 100%, sondern zu 1000% sicher! Na ja, denke ich mir, er hat zumindest ein gesundes Selbstbewußtsein und das ist beim Poker oft schon die halbe Miete.

Nicolas Dervaux aus Paris spielt seit 2 Jahren professionell Poker, hat sein Geld früher allerdings als Pool-Billiard Profi verdient und gehörte dort zu den stärksten Spielern Europas. Mittlerweile betreibt der Franzose einige Billiard-Center im Zentrum von Paris. Patrick Andersson, 38 J., aus Stockholm geht ebenfalls mit nur recht wenigen Chips an den Final Table und da auch er bislang noch so gut wie keine Live-Erfahrung hat, rechnen wir ihm nur Außenseiterchancen ein. Neben Daniel Ryan tritt mit Tim Vance noch ein weiterer US-Amerikaner an. Der 46-jährige Vance hat sich bei Pokerstars Online für dieses Event qualifiziert und ist nicht nur der älteste Spieler am Tisch, sondern hat auch die mit Abstand meisten Chips. Auch Vance strotzt vor Selbstbewußtsein und als er vor Beginn des Final Tables gefragt wird, wie er sich denn fühle, antwortet er:"Mir geht's prima. Es ist eine reine Formalität heute. Ich fahre das Ding locker nach Hause".

Markus, George und ich treffen uns um 13.30 Uhr im Medienraum. Wir besprechen unsere Rotationsorder fürs Kommentieren und schließen zum Anreiz noch ein paar kleinere Wetten ab. Wer gewinnt das Turnier und die umgerechnet knapp 850.000 € und wann würde würde der Final Table in etwa beendet sein? Ich sollte mit meinen Prognosen (Simon Dorslund als Sieger und das der Final Table um 21.oo Uhr beendet ist) so was von daneben liegen und durch die Bank alle Wetten verlieren.

Die Action am Tisch ist zunächst sehr mau. Für alle Spieler ist es bislang der größte Erfolg in einem Live-Event überhaupt und alle müssen sich wohl zunächst mit der neuen Situation, so viel Geld gewinnen zu können, und den vielen Kameras, zurechtfinden und da zudem auch noch knapp 100 Zuschauer in kurzer Entfernung zum Tisch das Geschehen verfolgen, kann man eine gewisse Nervosität auch durchaus nachvollziehen. Besonders Timothy Vance fällt auf, da er quasi pausenlos steht oder auf und ab geht, als wenn er Hummeln im Hintern hätte. Als er nach knapp 2 Stunden immer noch keine Anzeichen macht sich auch mal in Ruhe hinzusetzen, erhält er von Turnierdirektor Thomas Kremser eine erste Ermahnung. Er wird aufgefordert, sich zumindest hinzusetzen, wenn er in eine Hand involviert ist und darf nur dann aufstehen, wenn er All-in geht. Aus Trotz und zur Überraschung als auch zur Belustigung aller Zuschauer schiebt der US-Amerikaner nun gleich bei der allerersten sich bietenden Gelegenheit all seine Chips in die Mitte (All-in) nur um seinen Sessel verlassen zu dürfen. Aber es geht gut und seine Gegner passen.

Kurz danach scheiden auch die ersten Spieler aus. Zunächst erwischt es den Schweden Andersson, als er mit K6 all-in geht und von Danny Ryan (A5) gecalled wird. Der Schwede bekommt keine Hilfe vom Board, wird Achter und erhält hierfür knapp 111.000 US $. Als nächstes muß mein Geheimfavorit Simon Dorslund den Tisch verlassen, als er mit A8 in die Hand von Tim Vance läuft (AK) und sich nicht verbessern kann. Er wird mit knapp 156.000 US $ entlohnt. Der Franzose Dervaux, der uns bislang durch sein grundsolides Spiel aufgefallen war und vermutlich die ganze Woche nicht einen einzigen Bluff an den Tag gelegt hat, hätte wohl lieber seiner Linie treu bleiben sollen, denn als er das allererste Mal einen Bluff ausfährt, wird er gleich vom Dänen Jensen "erwischt" und er muß aufstehen. Sein 6.Platz ist aber immerhin bereits satte 197.000 $ wert. Danach erwischt es auch den sympathischen Daniel Ryan, als seine Starthand AQ auf AK des Dänen Nielsen prallt. Daniel Ryan muß sich mit 265.000 $, was umgerechnet satten 170.000 € entsprechen, begnügen. Der Final Table dauert jetzt bereits knapp 7 Stunden an und ich verliere bereits meine 2.Wette an diesem Tag. Unter den letzten 4 Spielern befinden sich jetzt noch 3 Dänen sowie Timothy Vance aus den USA, der jedoch noch die mit Abstand meisten Chips vor sich aufgebaut hält.

Die Plätze 3 und 4 werden anschließend recht schnell ermittelt, als in relativ kurzen Zeitabständen erst der Däne Rasmus Nielsen und anschließend sein Landsmann Magnus Hansen ausscheiden. Nielsen erhält für Platz 4 304.000 US $ und Magnus Hansen für den Bronzeplatz 398.000 US $.

Das Heads-Up steht und die Konstellation deutet auf ein sehr emotionales und aufregendes Duell hin. 2 Spieler, die vor Selbtbewußtsein nur so strotzen und sich bereits im Vorfeld sehr weit aus dem Fenster gelehnt haben. Beide Spieler sind sich absolut sicher, daß sie hier als Sieger vom Tisch gehen und beides sind brodelnde Vulkane, die jederzeit emotional voll auszubrechen drohen. Ein Pokerfeuerwerk bahnt sich an.

Doch wiederum weit gefehlt mit meiner Einschätzung. Was uns die Herren Jensen und Vance dann im Spiel 1 gegen 1 zeigten, daß war wohl das langweiligste Heads-Up in der EPT-Geschichte. Die beiden schienen insgeheim einen Nichtangriffspakt abgeschlossen zu haben und sie überboten sich in Passivität. Es gibt Sportarten, wie z.B. Boxen oder Ringen, da werden den Kontrahenten für Passivität Punkte abgezogen und im Extremfall kann es sogar zum Abbruch kommen. Gäbe es eine solche Regel auch hier, so wäre dieses Duell bereits nach einer Stunde von Thomas Kremser beendet und einer der Kontrahenten zum Punktsieger gekürt worden, aber beim Pokern gibt es solche Statuten eben (noch) nicht und so spielen die beiden es seelenruhig aus. 2 Stunden vergehen....3 Stunden vergehen. Während im Medienraum bereits die ersten Berichterstatter über ihren Laptops eingerallert sind, so wird es auch in unseren Kommentatorenkabinen immer ruhiger. Selbst die italienischen Kollegen, bei denen ich mir manchmal ernsthafte Sorgen mache, daß sie das Luft holen während des Kommentierens vergessen, fangen an zu gähnen und können ihre Augen kaum noch aufhalten. Im Casinosaal wenden sich die meisten Zuschauer jetzt anderen Tischen zu, obwohl es im Duell zwischen Jensen und Vance doch um so viel Geld geht. So stehen die Zuschauer knapp 10 Meter weiter an einem Sit&Go Table gleich in Dreierreihen. 2000 € war das Startgeld und neben Dario Mineri, Martin Wendt, Ilari Sahamies und einigen anderen starken Skandinaviern sind auch Sorel Mizzi und Johannes Strassmann mit von der Partie. Hier wird Action pur geboten und es macht Spaß zuzuschauen. Martin Wendt, ein Finne sowie Johannes Strassmann teilen sich dann in Endphase die 20.000 € Preisgeld zu gleichen Anteilen auf.

Am Final Table aber wird weiterhin Schlafwagenpoker geboten und nach knapp 4,5 Stunden haben die beiden auch den EPT Heads-Up Rekord inne. Der Final Table dauert nun bereits knapp 11,5 Stunden und auch dieser EPT Rekord scheint angegriffen zu werden. Dann jedoch die entscheidende Hand! Als Sören Jensen bei einem Board mit 3 Piken am River All-in geht, schaut sich Tim Vance zunächst nochmals sein eigenes Blatt an (AT von Pik), dann sicherheitshalber nochmals das Board, wendet sich anschließend zum Gegner und sagt:"Nice playing with you, Sir!", schaut dann zum Dealer rüber und teilt ihm mit:"I call" und dreht im gleichen Moment die Nuts, nämlich einen Ace high flush, um und das zweitlängste EPT-Finale aller Zeiten ist beendet. Der Siegercheck geht also wieder einmal nach Nordamerika und Tim Vance, der diesen Sieg seiner 3-jährigen Tochter Nancy widmet und ihr vom Gewinn ein Pony kaufen will, ist um 834.590 € reicher, während Sören Jensen immerhin noch 472.463 € verbuchen darf.





















Tim Vance mit Geld, Pokal und Siegerhand


Wir, George, Markus und ich, sowie die Kommentatorenkollegen der anderen Nationen liegen uns fast in den Armen. Vor Freude (das es doch noch ein Ende gefunden hat), aber irgendwie auch vor Müdigkeit. 2 überaus anstrengende Tage neigen sich dem Ende zu, aber wir alle freuen uns bereits wieder ungemein auf den nächsten Livestream, der am 4./5. April aus San Remo ausgestrahlt wird, bevor es dann bereits kurze Zeit später am 16./17. April weiter zum großen Finale nach Monte Carlo geht. Das solltet ihr euch unter www.eptlive.com auf keinen Fall entgehen lassen!

Darf ich dich was fragen?

▪  Hi Potti, wie geht es dir? ▪  Hallo Herr Pott, Sie kennen sich doch in der Pokerszene ganz gut aus. ▪ Potti, d arf ich dich was fragen? ...