Darf ich dich was fragen?

▪ Hi Potti, wie geht es dir?
▪ Hallo Herr Pott, Sie kennen sich doch in der Pokerszene ganz gut aus.
▪ Potti, darf ich dich was fragen?

Auf diese oder zumindest sehr ähnliche Weise bin ich in den letzten Wochen 20-30 Mal über diverse Social Media Kanäle kontaktiert worden. Über die letzten 10 Jahre geschätzt um die 200 Mal. Und obwohl ich weder Nostradamus bin noch über sonstige hellseherischen Fähigkeiten verfüge (obwohl…manchmal schon J), so kann ich doch in 99% dieser Fälle wirklich fast auf den Wortlaut genau vorhersagen, wie die Kommunikation weitergeht. Nämlich so:

Potti: „Jep, was kann ich für dich tun“?
Gegenseite: „Mein GG-Account ist seit einigen Tagen gesperrt. Und ich kriege vom Support keine Auskunft, wieso es gesperrt worden ist.“
Potti: „Ein Account wird in der Regel nicht einfach so gesperrt. Irgendetwas wird vermutlich vorgefallen sein. Hast du eventuell eine mögliche Ursache, wieso das passiert sein könnte?“

Hier gehen die Gesprächsverläufe dann etwas auseinander. Meistens geht es so weiter:
a) Ich schwöre ich habe nichts gemacht. Nur ‘dies oder jenes‘ gespielt. Und als ich mich heute/gestern einloggen wollte, da habe ich die Meldung bekommen, dass mein Account gesperrt wurde.
b) Manchmal kommt auch der Zusatz: „Ich habe nichts anderes gemacht, was ich in den letzten Monaten nicht auch gemacht habe.“
(Anm.: Hm…da werde ich bereits ein klein wenig skeptisch.)
oder
c) „Das einzige, was ich mir vorstellen kann, ist, dass ich mit einem Kumpel vor einigen Wochen mal zusammen Turnier X oder Y im gleichen Raum gespielt habe. Aber wir haben weit auseinander gesessen und uns nicht beraten oder so ähnlich“

So, jetzt bin ich vom Typ her nicht nur ein recht hilfsbereiter, sondern auch ein gutgläubiger Mensch. Wieso sollte mich jemand anlügen oder irgendeine Geschichte erfinden? Manche, die mich etwas besser kennen, sagen, dass meine Gutgläubigkeit zuweilen jedoch auch stark in den Bereich Naivität übergeht.
Und auch, wenn ich bei manchen Geschichten schon hier und da meine Zweifel in Sachen Glaubwürdigkeit hatte, so habe ich mich für die Leute eingesetzt, die Kontaktdaten gesammelt und die Fälle an den Support weitergeleitet. Natürlich nie mit der Aussage, dass ich für die Richtigkeit der Angaben Gewähr übernehme…aber zumindest mit der Anfrage, ob man sich das mal etwas genauer anschauen kann.
Dass, was ich dann vom Support an Infos zurückerhielt, hatte jedoch in den allerwenigsten Fällen etwas mit dem zu tun, was ich vorher vom Social Media ‘Friend‘ mitgeteilt bekam. Ich möchte hier wirklich keinem etwas unterstellen! Und in einem von 10 Fällen liegt der Sperre des Accounts in der Tat auch ein Missverständnis oder eine Häufung von unglücklichen Aktionen zugrunde.
Aber in 9 von 10 Fällen scheint die Sperre jedoch absolut berechtigt zu sein. Double-Accounting, unerlaubter Einsatz von Hilfsprogrammen zur Entscheidungsfindung oder Sonstiges bis hin zum Betrug. Die Folge: Sperre des Accounts – und zwar auf Lebenszeit!
In dem einen von 10 Fällen, wo wirklich ein Missverständnis vorliegt, ist der User meist in der Lage, dies mit sehr viel Aufwand, Beharrlichkeit und Beweisen aufzuklären. In den anderen 9 Fällen ist Feierabend. Und zwar wirklich für immer! Keine gelbe Karte oder sonst was. Die Liason mit GGPoker ist vorbei.

Und noch etwas:
Aufgrund der Erfahrungen, die ich über die Jahre erlebt habe, habe ich für mich vor einigen Wochen final beschlossen, dass ich mich nicht mehr persönlich einsetze. Es kostet mich nicht nur viel Energie, sondern es hat leider auch die eine oder andere persönliche Enttäuschung produziert. Wenn ihr euch die beiden geschilderten Fälle durchlest, habt ihr eventuell Verständnis für meine Entscheidung.

Liebe Grüße Potti 🙋‍♂️


Fall1 : Tante zu Besuch
Fälle wie dieser kommen in der Tat häufiger rein. Die folgende Geschichte hat sich 1 zu 1 so abgespielt.

Facebook-Freund: „Hallo Potti, seit einigen Tagen ist mein Spielerkonto gesperrt. Absolute Sauerei, ich kann nicht mehr spielen. Und der Support meldet sich auf meine Rückfrage nicht, gibt mir nicht einmal eine konkrete Erklärung, wieso mein Konto gesperrt wurde.“
Potti: „Was ist passiert? Hast du dich immer regelkonform verhalten? Und du bist dir keiner Schuld bewusst?“
FB-Freund: „Nein, ich habe wie immer Cashgame gespielt. Es kann ja nun nicht daran liegen, dass meine Tante vor einigen Wochen mal sonntags bei uns zu Besuch war und ich ihr Poker gezeigt habe. Sie fand es recht cool und ich habe ihr dann einen Account angelegt, damit sie auch ein wenig zocken kann.“
Potti: „Dann gib doch bitte mal deine Usernamen und deine E-Mail Adresse und die Daten von deiner Tante auch. Ich versuche, dass Missverständnis aufzuklären.“

Nach Weiterleitung der Daten an die IT-Abteilung bekam ich die Info von der Gegenseite (also von der Plattfform), dass mein Facebook-Freund bei seiner Version der Geschichte offenkundig einige pikante Details vergessen hatte mir mitzuteilen.

Seine Tante war nämlich nicht nur am besagten Sonntag zu Besuch, sondern hat scheinbar mehrere Wochen in seinem Zimmer gelebt. Und jeweils zu den identischen Spielzeiten gespielt wie mein FB-Buddy. Darüber hinaus ist sie gleich mal mit NL500 Cashgame ins Poker-Business eingestiegen und hatte zu 100% das deckungsgleiche Spielverhalten wie mein FB-Freund bzw. ihr Neffe. 
>> Massives Double-Accounting. Beide Accounts sind gesperrt und werden auch für immer geschlossen bleiben. Die auf dem Account liegenden Gelder sind ausbezahlt worden. Der Kunde wird nie mehr ein Konto eröffnen können!“

Fall Nr. 2 ist noch ein wenig krasser. Dieser Vorfall liegt ca. 10 Jahre zurück.

Ein recht guter Bekannter ruft mich an.
Bekannter: „Hey Potti, ich brauche mal deine Hilfe. Mein Account ist bereits seit einigen Wochen gesperrt. Ich würde sehr gern mal wieder etwas Poker spielen. Ich kriege es aber nicht geöffnet und auch keine Antwort vom Support. Kannst du das für mich regeln?“
Potti: „Die sperren Konten nicht einfach grundlos! Was ist passiert?“
Bekannter: “Nichts. Vor einigen Wochen haben wir einmal mit einigen Leuten in einer Spielhalle zusammen den Sunday Grind gedaddelt. Jeder für sich. Die Konten von den Kollegen sind auch alle gesperrt.“  
Potti: „Ich schaue mal, ob ich irgendwas machen kann. Ich gebe dir Bescheid“.

Was ich hier dann vom Support erfahren habe, hat mir ehrlich gesagt die Sprache verschlagen. Im Dunstkreis meines Bekannten hat laut vertraulicher Nachricht seitens der Plattform offenkundig irgendjemand einen (temporären) technischen Fehler im Deposit-Prozess über eine bestimmte Einzahlungsvariante des Online-Portals entdeckt. Mit ca. 30 (!) Accounts wurde dieses Leak dann innerhalb kürzester Zeit maximal ausgenutzt und ein 5-stelliger Finanzschaden generiert. Auch das Konto meines Bekannten sowie die seiner Freunde waren in diesen Fall verstrickt.  

Ps.: Mein Bekannter hat mich übrigens einige Jahre später von sich aus informiert, was damals exakt passiert war. Er wusste nicht, dass ich es bereits wusste. Und er hat sich dafür, dass er mich belogen bzw. Details in seiner Ausführung verschwiegen hatte, entschuldigt. Die Konten sind nie mehr wieder geöffnet worden.