Mittwoch, Oktober 26, 2011

Gleich zweimal „nur“ der 2.Platz bei Turnieren

In den letzten drei Monaten habe ich lediglich zweimal “Live-Poker“ gespielt. Anbei eine kurze Zusammenfassung dieser beiden Auftritte.

Das erste kleinere Turnier habe ich in Edinburgh während der WCOOP gespielt. In der Studiohalle unserer Produktionsfirma haben wir zum Spaß an der Freud ein kleines Nationenturnier ausgerichtet. Neben uns, dem deutschen Team, nahmen noch Russland, Spanien, England, die Schotten (als Ausrichter) sowie ein Team „Rest of the World“ teil. Jedes Team bestand aus drei Spielern und der Einsatz betrug 10 britische Pfund pro Teilnehmer. Es gab eine Einzelwertung sowie eine Mannschaftswertung. Das deutsche Team bestand aus meiner Moderationskollegin Natalie, „unserer netten Stimme am Telefon“ Julia und mir und zugegeben wurden uns im Vorfeld maximal leichte Außenseiterchancen eingeräumt, da die Gegnerschaft schon wirklich sehr hochkarätig war.
Etliche erstklassige Turnierspieler aus Spanien sowie Russland waren mit von der Partie und das schottische Team hatte mit Ben Bard und Rory Mathews (der hat eine ganze Zeitlang gegen Phil Ivey Online Heads-Up um horrende Summen gespielt) sogar zwei Spieler in ihren Reihen, die bereits einige große Erfolge erringen konnten.
Der Modus war so, dass von jedem Team ein Spieler an einen Vorrundentisch gelost wurde und nur die zwei Erstplatzierten jedes Tisches den Final Table erreichen würden, wobei sie die erspielten Chips dann mitnehmen würden.
Leider erwischte es sowohl Natalie als auch Julia, beide verloren mit der besseren Hand nach Preflop-All-Ins, jeweils auf Rang drei an ihrem Tisch, während ich mit viel Dusel den Final Table erreichte. Dort hatte ich jedoch den kleinsten Stack aller übrig gebliebenen Kontrahenten.
Ein guter Kartenlauf jedoch sorgte dafür, dass ich bis ins Heads-Up kam. Gegner waren hier dann ein Spanier. Als ich mit leichter Führung in Chips meinen Gegner mit A9 All-In stellte und er mit K9 callte, sah es ganz so aus, als wenn ich das Turnier gewinnen würde können und damit dann auch die Nationenwertung knapp für uns entscheiden könnte, aber ein König am River machte einen Strich durch die Rechnung. Direkt in der nächsten Hand dann das Aus und es blieb lediglich Platz zwei, für den es dann allerdings nur einen feuchten Händedruck gab. Der Sieg ging somit an unsere spanischen Freunde. Schade…aber dennoch…das Turnier hat eine Menge Spaß gemacht!

Der zweite Auftritt dann am vergangenen Freitag in Verl bei unserer monatlichen Pokerrunde. Da ich sowohl im August als auch im September nicht teilnehmen konnte, war mein Vorsprung in der Gesamtwertung stark geschmolzen. So galt es diesen zu festigen oder im optimalen Fall sogar auszubauen. Der Final Table und ein Platz 6 oder besser war mein primäres Ziel.
In der Anfangsphase des Turniers (16 Teilnehmer und wie immer wurde mit moderaten Blindanstiegen sowie einem Startstack von 10.000 Chips gespielt) wurde ich von weit überdurchschnittlich guten Startkarten regelrecht überschüttet. AK, AQ und Pocketpaare zwischen TT und 66 gleich öfter als ein halbes Dutzend Mal allein während der ersten zwei Stunden. Zudem einige Male in geeigneter Position die Blinds gestohlen, so dass ich nach 6 gespielten Level die mit Abstand meisten Chips an unserem Tisch hatte.
Dann kam eine Hand, die ich im Nachhinein betrachtet leider komplett vergurkt habe. Wir sind noch mit sieben Spielern am Tisch und UTG bekomme ich Pocket-Asse. Wie gesagt…ich habe fast doppelt so viele Chips wie alle anderen am Tisch und hatte in den Händen zuvor bereits einige Male preflop geraised und meist auch solide Hände gezeigt. Die Blinds liegen bei 150/300 und ich raise auf 650. Robert sitzt direkt zu meiner Linken und called. Er hatte bereits zuvor einige Male meine Raises gecalled. Alle anderen passen. Robert hat ca. 8.000 Chips, ich ca. 22.000.
Der Flop kommt TTx und ich spiele von vorn 900 an. Er called. Nichts besonderes…er kann hier ein kleines Paar haben, er kann theoretisch die T getroffen haben, aber er könnte genauso gut auch floaten, also mit nichts gecalled haben um mir den Pot am Turn nach einem Check meinerseits weg zu nehmen.
Turnkarte dann ein König…kein Flush-Draw möglich. Auf den ersten Blick keine so schöne Karte, auf den zweiten Blick jeodch eine sehr gute Karte, da er hier gut Hände wie KQ oder KJ halten kann und damit Zweitbester wäre und ich noch einige Chips bekäme. Wenn ich jetzt nochmals ansetze, wird er sehr wahrscheinlich alle kleinen Paare passen und ich bekomme keine weiteren Chips mehr von ihm. Wenn er tatsächlich eine T halten sollte, halte ich den Pot unter Kontrolle. Ein Check scheint mir hier daher das Beste und genau dies tue ich auch. Ziemlich schnell greift Robert zu seinen Chips und spielt 1.800 an. Ein Pass ist definitiv keine Option, ein Raise auch nicht, also calle ich.
Riverkarte dann eine weitere Zehn! Sehr gut! Nach einem As am River wohl die zweitbeste Karte im Deck überhaupt. Und jetzt mache ich den Riesenfehler und setzte ihn von vorn All-In! Er überlegt kurz und passt dann…

Kurze Analyse meines katastrophalen(!) Moves:

Wenn er tatsächlich die Zehn hält, dann macht er einen Snap-Call und er verdoppelt. Wenn ich jedoch zu ihm checke, wird er mit dem Vierling ebenfalls setzten und es kommt das Gleiche dabei heraus, da ich natürlich umgehend calle.

Gleiches Szenario, wenn er einen König für das Full-House hat. Ob ich nun setze und er called oder ich checke und er setzt…Jacke wie Hose => gleiches Ergebnis.

Was aber, wenn er ein kleines Paar (99 bis 22) hält? Hier wird er sehr vermutlich nicht mehr callen, da das Board zu gefährlich ist und sein Ausscheiden droht. Wenn ich jedoch zu ihm checke, dann wird er oft denken, dass sein kleines Full-House hier noch gut ist und er wird nochmals setzen. Ich habe also in jedem Fall Chips verschenkt.

Noch eklatanter ist der Fall, dass er am bluffen ist/war und rein gar nichts hat. Hier kann er natürlich auf keinen Fall callen nach meinem All-In. Wenn ich jedoch zu ihm checke, dann ist sein einziger Ausweg das All-In, welches ich in Nullkommanichts calle und ihn aus dem Turnier befördere.

Also: Das All-In von vorn macht hier absolut keinen Sinn! Lediglich die paar Fälle, wo er ein mittleres Paar hält und dann mein All-In callt (weil er denkt ich bluffe), wo hingegen er behind gecheckt hätte, nachdem ich auch checke, ergibt hier einen kleinen Profit aus dem Move von vorn All-in zu gehen. Aber unterm Strich wäre ein Check hier die optimale Strategie gewesen!
By the way…Robert hielt QJ (sagte er mir jedenfalls) und er wäre nach meinem Check in der Tat All-In gegangen!

Letztendlich konnte ich den zweiten Platz belegen und meine Führung in der Gesamtwertung nicht nur verteidigen, sondern sogar noch ein wenig ausbauen. Bei zwei noch ausstehenden Turnieren in diesem Jahr und einem Vorsprung von knapp 20 Punkten muss es schon mit dem Teufel zugehen, wenn ich meinen Vorvorjahreserfolg nicht wiederholen sollte. Allerdings…beim Turnier im Dezember werde ich aufgrund eines Urlaubs mit großer Wahrscheinlichkeit nicht teilnehmen können, so dass ich im November sicherheitshalber doch nochmals den Finaltisch erreichen sollte um den Sack endgültig zuzumachen!

Montag, Oktober 24, 2011

WSOP 2011 in Las Vegas - kleine Rückbetrachtung mit netten Kurzgeschichten

Kovalchuk mit einem 1-Outer in der wichtigsten Hand seines Lebens
Jeder, der bereits lange genug pokert, hat ihn irgendwann bereits über sich ergehen lassen müssen, vermutlich aber auch schon selbst einmal ausgeteilt: Den berühmt berüchtigten 1-outer. Vorzugsweise am River, denn da tut es ganz besonders weh. Wenn dieses irgendwo in einer kleinen Home-Game-Runde passiert oder beim Online-Cashgame, dann tut es zwar auch gewaltig weh, nach ein paar Tagen lassen die Schmerzen aber erfahrungsgemäß bereits nach. Leider ist mir nicht bekannt, ob Anthony Ruberto mittlerweile wieder einigermaßen durchschlafen kann oder ob ihm das beim Event #26 Erlebte immer noch nachhaltige Albträume beschert. Am Finaltisch dieses Events war er Chipleader, als er gegen den Zweitplatzierten, Oleksil Kovalchuk, in eine Hand verwickelt wurde. Beim Flop von AJ4 gingen die Chips beider Kontrahenten in die Mitte und es entstand der zu diesem Zeitpunkt mit Abstand größte Pot des Turniers. Ruberto hielt Pocket J’s, Kovalchuk Pocket Vieren. Turnkarte eine nichts verändernde Zehn…Riverkarte dann die Herz 4…Vierling für Kovalchuk. Beide Spieler konnten ihr Schicksal kaum fassen und starrten noch Minuten später ungläubig und kopfschüttelnd ins Leere. Während Ruberto sich von diesem Rückschlag nicht mehr erholte und nur kurz danach auf Platz sechs ausschied, nutzte Kovalchuk das Momentum und stand nur wenige Stunden später als Sieger des Events #26 fest und war nicht nur stolzer Träger eines Bracelets, sondern auch um knapp 700.000 $ reicher. Ruberto erhielt für seinen sechsten Platz 84.549 $. Diese dürften jedoch für die nachhaltige psychologische Betreuung relativ schnell ausgegeben sein.
Mit 1-outer zum Bracelet


Triple-Crown Champions - aus zwei macht vier

Bisher war es lediglich Gavin Griffin aus den USA sowie Roland de Wolfe aus England vergönnt, sowohl ein WSOP-Bracelet, einen WPT-Sieg wie auch einen EPT-Titel zu erringen. Aus diesem Duo ist in den letzten Wochen jedoch ein Quartett geworden. Jake Cody siegte gleich zu Beginn der diesjährigen WSOP-Turnierserie, dem Event #2 - Heads-Up No-Limit Championship mit einem Buy-In von 25.000 $ -, kassierte dabei 851.192 $ sowie sein erstes Armband. Gut eine Woche später gesellte sich dann auch noch Bertrand ’ElkY’ Grospellier zu diesem elitären Kreis hinzu, als er Event#21 - Seven Card Stud Championship - mit einem Buy-In von 10.000 $ für sich entschied und seinerseits das erste Bracelet gewann. Beide Akteure hatten vorher bereits je ein EPT- sowie auch ein WPT-Sieg zu Buche stehen und dürfen sich von nun an ebenfalls Tripe-Crown-Champions nennen.
Tommy Vedes geht mit nur einer Karte All-In
Was dem US-Amerikaner Tommy Vedes genau durch den Kopf ging, als er an Tag zwei des Events #36, einem 2.500 $ No-Limit Turnier, vom Button aus mit nur einer Karte All-In ging, ist von meiner Seite aus reine Spekulation. Vielleicht wollte er lediglich einen kleinen Spaß machen. Eventuell aber hat er auch gehofft, dass die beiden Kontrahenten im Small und Big Blind ihre Hände schnell folden und Vedes die Blinds ohne Risiko abgreifen konnte, um für den Fall, dass wider Erwarten doch jemand callt, auf einen Missdeal zu plädieren. Jedenfalls machte der Spieler im Big Blind einen Snap-Call und drehte AT um. Vedes machte den Dealer dann darauf aufmerksam, dass er doch nur eine Karte vor sich liegen hätte und dies irregulär wäre. Der Dealer, sichtlich verwirrt, kontaktierte den Floorman und dieser entschied, dass der All-In Move Bestand habe und die Hand fortgesetzt würde. Der Dealer ließ Vedes eine weitere Karte zukommen und es war ein As (zu seiner vorhandenen Q), so dass er zur Überraschung aller vor dem Flop sogar vorn lag. Gewinntechnisch hätte Tommy das As noch nicht einmal benötigt, denn bereits am Flop erschien eine Dame, die dann auch den Sieg und einen recht großen Pot einbrachte. Vedes doppelte auf, landete letztendlich auf Platz 103, während sein leicht angesäuerter Gegner hingegen kurze Zeit später aus dem Turnier ausschied.

Ultra-Fans im Gesangsduell
Regelrechte Fußball-Stimmung kam am Finaltisch des Events #46, dem No-Limit Holdem six-handed Championship-Turnier auf. Unter den letzten drei Teilnehmern befanden sich mit Joe Ebanks aus den USA, Chris Moorman aus England sowie Bertrand ’ElkY’ Grospellier aus Frankreich noch Spieler aus drei verschiedenen Nationen und die Fans lieferten sich über einen längeren Zeitraum hinweg wahre Gesangsschlachten. Während es aus der einer Ecke immer wieder ’U-S-A, U-S-A’ ertönte, so schmetterten die britischen Fans minutenlang ihr berüchtigtes ’Enge-land, Enge-land, Enge-land’ hervor. Die Franzosen mit ihrem ’Alles-les-Bleus’ stellten beim Gesangswettbewerb noch die ruhigste Fraktion. Abweichend zu der Stimmung in einem Fußballstadion war lediglich, dass es aus drei verschiedenen Ecken schallte, was bei einem Fußballspiel doch eher selten vorkommt. Am Ende hatten dann die US-Amerikaner den größten Grund zum Feiern und (Weiter-) Singen, denn Joe Ebanks setzte sich vor Moorman und ElkY durch. .

Späte Genugtuung für Marsha Wolak
Ich habe mich schon immer gefragt, was in den Köpfen mancher Männer vorgeht, wenn sie sich für ein ausgeschriebenes Lady-Event anmelden. Ist es die absolute Sucht nach Turnierpoker? Ist es der Drang danach, nur mit Frauen am Tisch zu sitzen? Will man mit aller Gewalt auffallen? Die Hoffnung auf größere Siegchancen? Ich kann es mir einfach nicht erklären. Von offizieller Seite wird es seitens der Turnierorganisation auf jeden Fall nicht unterbunden und so hatten sich in diesem Jahr unverständlicher Weise auch wieder etliche Männer für das Lady-Event angemeldet. Einem dieser Herren, Jonathan Epstein, gelang es sogar den Final Table zu erreichen. Gleich zu Beginn jedoch wurde er (Gott sei Dank!) von der späteren Siegerin, Marsha Wolak, eliminiert und landete somit nur auf Platz Neun. Für Marsha Wolak dürfte damit ein großer Wunsch in Erfüllung gegangen sein, nachdem sie vor genau ein Jahr zuvor beim Ladies-Event ausgerechnet von einem Mann (Shaun Deeb) aus dem Turnier befördert wurde.

Matt Perrins & Youtube
Matt Perrins ist ein junger und recht erfolgreicher Turnierspieler aus England. Seine absolute Spezialdisziplin ist No-Limit Holdem. Andere Varianten spielt er eigentlich auch gar nicht. Ja eigentlich, denn Anfang Juni stand Event#9, das 2-7 Draw Lowball No-Limit, auf dem Programm. Perrins hatte diese Variante noch nie zuvor in seinem Leben gespielt. Aber ein Bauchgefühl oder eine innere Stimme muss ihm wohl irgendwie das Signal gegeben haben, sich für dieses Turnier anzumelden. Auf Youtube schaute er sich kurz vor Turnierbeginn eine halbe Stunde lang ein Lehrvideo an und ließ sich von Freunden zudem noch den einen oder anderen Tipp geben, bevor er dann seine allererste Hand in dieser Disziplin spielte. Später befragt, gab er sogar zu, dass er in den ersten Stunden überhaupt nicht wusste, was er da überhaupt am Tisch machte und seinen Gegnern mehr oder weniger völlig ausgeliefert gewesen sei. Perrins besitzt jedoch eine recht schnelle Auffassungsgabe und ihr könnt euch denken, wie die Geschichte ausgegangen ist. Zwei Tage später gewann der junge Brite das Turnier und somit nicht nur sein erstes Bracelet, sondern er war auch um 102.000 US $ reicher!

Matt Perrins

Tennisduell geht klar an Finnland
Patrick Antonius und Brandon Adams gehören zweifelsfrei zu den erfolgreichsten Pokerspielern weltweit. Während der WSOP 2011 lief es trotz zahlreicher Starts für die beiden jedoch nicht ganz wunschgemäß. Während Patrick Antonius komplett leer ausging, konnte Brandon Adams zumindest bei einem Event im Preisgeld landen. Dennoch sorgten die in Las Vegas für Aufsehen, als sie sich knapp ein Jahr nach ihrer 2010 abgeschlossenen Wette zum heiß ersehnten Tennisduell verabredeten. Der US-Amerikaner Adams, auf dem College ein durchaus erfolgreicher Tennisspieler, bekam gegen Antonius, der vor gut 10 Jahren zu den erfolgreichsten Tennisspielern Finnlands gehörte und sogar bereits an einem ATP-Turnier teilnahm, eine Quote von 11 zu 1 auf einen Sieg. Der Einsatz betrug 20.000 $, so dass dem Finnen bei einer Niederlage ein Wettverlust von 220.000 $ drohte. Brandon Adams hatte ein Jahr lang zwei- bis dreimal pro Woche trainiert und ging vermutlich sogar mit leichten Hoffnungen auf einen fetten Zahltag in das Duell. Er musste jedoch schnell anerkennen, dass er gegen Patrick Antonius auf völlig verlorenem Posten stand. 6:0 und 6:1 lautete das Ergebnis nach weniger als einer Stunde Spielzeit für den Finnen, der somit während der WSOP zumindest auch einen Cash einfuhr.
Patrick Antonius (rechts) machte klar Schiff. 6:0 und 6:1 hieß es am Ende für den ehemaligen ATP-Spieler!

Phil Hellmuth dreht durch
Nicht nur durch seine Erfolge in den letzten 25 Jahren, sondern auch und vielleicht sogar gerade durch seine Ausraster am Pokertisch ist Phil Hellmuth Jr. weltweit sicherlich einer der bekanntesten Spieler überhaupt. Die einen lieben ihn, die anderen (vermutlich die Mehrheit) hassen den US-Amerikaner. Bei der WSOP 2011 zeigte die Pokerbraut, wie Hellmuth hinter vorgehaltener Hand genannt wird, sich jedoch ausschließlich von der guten Seite und auch Bad-Beats nahm er relativ gelassen sowie mit Anstand hin. Bis Event #50 jedenfalls - dem 5.000 $ Triple Chance No-Limit Holdem Turnier. Bei einem Flop von 943 hatte er mit Pocket-Dreier seinen Drilling getroffen und seine sowie die Chips seines Kontrahenten, der lediglich A9 hielt, gingen in die Mitte. Dann kam es, wie es kommen musste und wie es vielleicht sogar einige gehofft haben. Turn 9…River eine weitere 4 und sein Gegner zog als massiver Außenseiter nach dem Flop mit einem höheren Full-House am Superstar vorbei und schickte ihn an die Rails. Das war zuviel für Hellmuth und er fing an, seinen Frust direkt am Tisch loszulassen: „Willst du mich verarschen?“, „Wo zur Hölle hast du verdammt noch mal das Pokerspielen gelernt?“ sowie „du spielst so unglaublich schlecht Poker!“ waren nur einige der Sprüche, die sich sein immer noch Chips aufstapelnder Gegner anhören musste. Die beigefügten Schimpfwörter habe ich aus ästhetischen Gründen weggelassen. Am Tisch sorgte sein Ausraster für reichlich Kopfschütteln, aber parallel auch für viel Gelächter. Ich freue mich schon jetzt auf die TV-Bilder!

Das teuerste Kaugummi der Welt
Diverse Geschichten erlebt man einfach nur in der Pokerszene! Es ist das Event#55, das 50.000 $ Championship-Event. Wir schreiben Tag drei und so langsam geht es eins Eingemachte. Immerhin befinden sich über 6 Millionen Dollar im Preispool, allein der Sieger sollte 1,7 Million Dollar erhalten. Ob der US-Amerikaner David Oppenheim gegen Ende des dritten Tages insgeheim gar nicht damit gerechnet hatte soweit zu kommen, entzieht sich meiner Kenntnis, aber gegen Abend gingen ihm jedenfalls seine Lieblings-Kaugummis aus. Und ohne eben diese kann er nicht spielen. Er wendete sich an die zahlreich um den Tisch versammelten Zuschauer und fragte, ob jemand bereit sei, für 40 $ (Lohn) sein favorisiertes Kaugummi (Wert 50 Cent) von einer Tankstelle zu besorgen. Ein Zuschauer bot sich sofort an. Da es die spezielle Sorte jedoch nur an bestimmten Tankstellen gibt und der Zuschauer erklärte, dass er kein Auto habe, gab Oppenheim ihm noch weitere 20 $ für das Taxi. Eine halbe Stunde später erfolgte die Übergabe der Packung und Oppenheim konnte endlich wieder sein A-Game spielen. Das Ende des Tages erreichte er zwar, für das Preisgeld reichte es im weiteren Verlauf des Turniers letztendlich dann doch nicht. Wer von euch Oppenheims Kaufpreis in Höhe von 60 $ für eine Packung Chewing-Gums noch toppen kann, der möge seine Geschichte bitte an mich richten!
60 Dollar wert? No way!

Super-GAU / Raketenstart
Main Event - Tag 1b. An Tisch-Nr. 254 im Amazon-Room wird die gerade erst dritte Hand des Turniers gespielt, auf das sich viele Teilnehmer gewiss seit mehreren Monaten unheimlich gefreut haben. So auch der US-Amerikaner Bryan Colin. Er hatte es sich am Tisch gerade so richtig gemütlich gemacht, seine Sachen ausgepackt und als er entspannt in seine Hand schaut, findet er Pocket-Könige. Mit einem Standard-Raise aus vorderer Position eröffnet er den Pot, bekommt jedoch vom Spieler am Button ein Reraise. Prima, denkt sich Colin, und ging nun mit einer saftigen Erhöhung nochmals darüber. Sein Gegner hingegen schien in Spiellaune zu sein und erhöhte nun seinerseits abermals, mittlerweile bereits auf 10.000 Chips, einem Drittel des gesamten Stacks. Ob Colin die Gefahr, dass sein Gegner eventuell auch Asse halten könnte, überhaupt in Erwägung gezogen hat, kann ich nicht beurteilen, aber er annoncierte daraufhin seinerseits das All-In. Als sein Kontrahent daraufhin innerhalb von Millisekunden callte und umgehend auch die Asse umdrehte, da dürfte es bei Bryan Collin kurzzeitig wohl im ganzen Körper heftig gezuckt haben. Der direkt damit verbundene Schweißausbruch und die absolute Fassungslosigkeit wandelten sich hingegen 30 Sekunden später in ein wahres Freudegefühl um, denn der Dealer drehte bereits am Flop einen König um und Colin gewann den Monsterpot! Gerüchten zufolge soll der Spieler mit den Assen noch heute massive Schlafprobleme aufweisen.

Neue 10-Level-Regel sorgt für Unmut
In diesem Jahr gab es einige neue Regeln bei der WSOP. Während einige dieser Veränderungen durchaus Sinn machten, so sorgte speziell eine neue Regel für reichlich Ärger und Unmut. Sowohl bei den Zuschauern als auch bei den Pokerspielern. Die neue Regel besagt, dass pro Tag maximal 10 Level ausgespielt werden dürfen. An den Turniertagen eins und zwei bereitete dies keine Probleme. Jetzt kam es aber während der Wochen in Vegas gleich über ein Dutzend Male vor, dass der Final Table nicht innerhalb dieser 10 Level rechtzeitig beendet werden konnte. Diverse Male befand man sich bereits tief im Heads-Up und einige Male hatte der Führende sogar einen derart gewaltigen Vorsprung an Chips, dass die Entscheidung innerhalb von wenigen Minuten absehbar war. Die Turnierleitung jedoch kannte keine Gnade und hielt sich an die Satzung. Man brach den Turniertag ab und bat die Spieler am nächsten Tag wieder zu kommen. Bei einem Event sogar nur um eine einzige Hand zu spielen! Die mit an der Rail stehenden Fans waren aufgrund dieser überflüssigen Regel nicht unbedingt erfreut, hatten sie teilweise doch über 10 Stunden ausgeharrt um ihren Spieler anzufeuern. Ich bin mir ziemlich sicher, dass dieser Passus sicher noch mal überdacht wird und im nächsten Jahr eine bessere Lösung gefunden wird.

Gibt es einen WSOP-Fluch für die Deutschen?
Die kurz vor der WSOP zu Ende gegangene SCOOP (Spring Championship of Online Poker) bei der weltweit größten Online-Plattform Pokerstars deutete eigentlich daraufhin, dass die Deutschen auch in Las Vegas ganz groß auftrumpfen könnten. Bei der SCOOP sahnten die Deutschen richtig ab und konnten sich durchweg in allen Kategorien vor den anderen größeren Pokernationen wie England, Russland oder Kanada durchsetzen. Durch das Fernbleiben der US-Amerikaner gewannen die Deutschen bei der SCOOP nicht nur die meisten Titel, sondern konnten auch das höchste Gesamtpreisgeld, die meisten Cashes sowie auch die meisten Finaltischplatzierungen erringen. Die Form passte also und alles sprach dafür, dass es nach dem Fiasko 2010, als bei der WSOP bereits totale Flaute angesagt war, in diesem Jahr alles besser würde. Wenn mir zu Beginn der Weltmeisterschaft dann jedoch jemand mitgeteilt hätte, dass vor dem Event #39 die 71-Jährige US-Amerikanerin Odette Tremblay (9. Platz beim Event #8 - 1.000 $ NL-Holdem) mehr Finaltischplatzierungen aufweisen würde als die gesamte Armada der deutsche Pokerstars zusammen, dann hätte ich diese Person gewiss als komplett verrückt erklärt. Aber es war so! Max Lehmannski’s 14. Platz beim Event #20 war bis dato die beste Platzierung. Gott sei Dank brach Jan Collado zumindest den Finaltisch-Fluch und errang einen dritten Platz beim Event #39, dem 2.500 $ PL Omaha/PL Holdem Turnier. Aber zu einem Bracelet langte es für die weltweit hinter den USA zweitstärkste Pokernation wie im vergangenen Jahr wieder nicht und an der mangelnden Anzahl von Teilnehmern kann es wie 2010 gewiss nicht gelegen haben. Gibt es bestimmte Ursachen für das abermals enttäuschende Abschneiden der Deutschen in Las Vegas? Liegt es schlicht und einfach an der Varianz beim Poker oder spielen die Deutschen Top-Stars aufgrund fehlender Live-Erfahrung Online einfach stärker? Dass es nicht von irgendwelchen klimatischen Veränderungen abhängig ist oder der weiten Reise geschuldet ist, zeigten wie im vergangen Jahr die Briten, Franzosen sowie auch die russischen Spieler, die 2011 zusammen 10 Bracelets holten und jeweils auch eine Vielfaches an Finaltisch-Platzierungen im Vergleich zu den Deutschen aufzuweisen hatten. Ich mache einfach mal die Varianz als Ursache fest und hoffe ganz fest, dass im nächsten Jahr der große Durchbruch gelingt und es bei der WSOP 2012 für unsere Jungs nur so regnet an fetten Preisgeldern und Armbändern!


Quo Vadis Limit Holdem?
Zu häufig in der Vergangenheit schwelgen sollte man nicht. Zumindest habe ich es so gelernt. Aber hier und dann denke ich doch noch sehr gern an die Zeiten um 2005/2006 zurück, als die Variante Limit Holdem noch überaus populär war und auch ich Online quasi jeden Tag mehrere Stunden spielte und damit meinen Lebensunterhalt verdiente. Bei den größeren Online-Plattformen wimmelte es in den Limits $10/20, $15/30 sowie $20/40 (und auch darüber) seinerzeit von starken einheimischen Spielern, die ebenso wie ich gewaltige Vorteile über die Gegner am Tisch hatten. Bis auf ein paar Dutzend starker ausländischer Spieler gehörte diese Variante zur absoluten Vormachtsstellung der Deutschen. Über die Jahre hingegen hat aber nicht nur die Variante Limit Holdem an sich reichlich an Popularität eingebußt, sondern auch die Liebe zu dieser Pokervariante scheint den Spielern hier zu Lande ein wenig abhanden gekommen zu sein. Online findet man in den höheren Limits kaum noch Akteure aus good old Germany und auch bei den Limit Events der WSOP muss man in den Siegerlisten lange suchen und weit nach unten blättern um überhaupt mal eine deutsche Flagge zu erblicken. Bei vier von fünf Limit-Turnieren gingen die Deutschen gar gänzlich leer aus. Lediglich beim Event #41 landeten Markus Herbel sowie Thomas Schulze im Preisgeld. Es wäre schade um dieses schöne technische Spiel, wenn sich der Trend der letzten Jahre weiter fortsetzte und Limit Holdem irgendwann mal sogar ganz aussterben sollte.

Gutes Timing für die Luckbox
Bubble-Boy bei einem Pokerturnier zu werden, ist immer grausam. Wenn aber das Startgeld 50.000 $ beträgt und selbst in der untersten Preisgeldstufe 108.500 $ ausgezahlt werden, dann tut es mindestens doppelt so weh! Sebastian Ruthenberg hätte um ein Haar ein Liedchen davon singen können. Beim Event #55, dem 50.000 $ Poker Player Chapionship Turnier, lag er bei noch 17 verbliebenen Teilnehmern auf dem vorletzten Platz an Chips und jede verlorene Hand hätte das Ende bedeuten können. Der Hamburger wäre damit leer ausgegangen und vier lange und vor allen Dingen sehr anstrengende Pokertage wären somit komplett für die Katz gewesen. Es ging aber gut aus für Nr. 1 der deutschen All-Time Moneyliste. Der US-Amerikaner Robert Mizrachi wurde unglücklicher Bubble-Boy und Sebastian konnte, obwohl er nur wenige Hände nach Mizrachi ausschied, zumindest noch ein sechsstelliges Preisgeld kassieren.

Die Jugend auf dem Vormarsch
Zum ersten Male wurden während der diesjährigen WSOP auch einige demographische Daten ausgewertet. Bei den insgesamt 57 verschiedenen Turnieren, die über einen Zeitraum von über sechs Wochen ausgetragen wurden, beteiligten sich übrigens so viele Teilnehmer wie nie zuvor. Ganz klar ein Indiz dafür, dass Poker
weiterhin an Popularität gewinnt und ein Abebben des Booms noch längst nicht bevor steht. Das durchschnittliche Alter der Teilnehmer betrug exakt 37,33 Jahre. Das durchschnittliche Alter derjenigen Spieler, die im Preisgeld landeten, betrug 36,3 Jahre. Das durchschnittliche Alter der Akteure, die den Finaltisch bei den einzelnen Events erreichten, hingegen nur noch 33,6 Lenze. Bei der Berechnung des durchschnittlichen Alters aller Bracelet-Gewinner kam man nur noch auf ein Alter von 31,1 Jahren. Zwar dürfte speziell bei den letzten beiden Statistiken auch noch ein wenig Varianz im Spiel sein, aber die Richtung ist eindeutig vorgegeben: Die Jugend ist auf dem Vormarsch und ich gehe jede Wette ein, dass die Durchschnittswerte im nächsten Jahr noch weiter runter gehen. Wer anderer Meinung ist, darf sich hinsichtlich eines Wettangebotes gern an mich wenden.

Bestechungsversuch fehlgeschlagen
Für einen Pokerspieler gibt es nichts Schlimmeres, als einen sehr guten bis übermächtigen Gegner, der obendrein noch mit sehr vielen Chips ausgestattet ist, zu seiner Linken sitzen zu haben. Wenn der Tisch dann noch short-handed ist, kann man schnell mal durchdrehen. Genau dieses Schicksal ereilte dem US-Amerikaner Jared Bleznick beim Event #35, dem 5.000 $ PL Omaha six-handed Turnier. Es waren noch 21 Spieler im Wettbewerb und direkt zu seiner Linken hatte er Vanessa Selbst sitzen. Die US-Amerikanerin gilt als derzeit weltweit stärkste Pokerspielerin und es schien, als habe sie einfach tödliche Reads auf Bleznick. Wenn Bleznick bluffte, dann callte Selbst. Wenn er raiste und eine einigermaßen gute Hand hatte, dann reraiste sie und wenn Bleznick eine Rakete auf der Hand hatte…ja klar, dann passte sie natürlich. Dieses Spielchen wiederholte sich über mehrere Stunden, Jared sah seine Felle und vor allen Dingen seine Chips schwimmen und irgendwann sah er nur noch einen einzigen Ausweg. Er brauchte einen Platzwechsel. Er ging zum Turnierdirektor und bot ihm 10.000 $ dafür an, wenn dieser seinem Wunsch nachkommen und ihn umsetzen würde. Dieser hielt das Angebot für einen Scherz und lachte anfangs darüber. Dann aber wiederholte Bleznick sein Angebot und machte dem Direktor unmissverständlich klar, dass er es absolut ernst meinen würde. Daraufhin wies ihn der Turnierdirektor an, dass er sich bitte umgehend auf seinen Platz setzen möge, da er ansonsten disqualifiziert würde. Für Bleznick dürfte knapp eine Stunde später sicherlich ein Traum in Erfüllung gegangen sein, als Vanessa Selbst auf Platz 18 ausgeschieden ist und er endlich wieder frei atmen konnte. Er hingegen erreichte den Finaltisch ebenfalls nicht, bekam aber für Platz 10 immerhin bereits knapp 40.000 $.

Ein weiterer zweiter Platz für Phil Hellmuth Jr.?
Die ”Player of the year-Wertung” während der WSOP erfreut sich seit Jahren besonderer Beliebtheit unter den Spielern und in diesem Jahr war das Duell an der Spitze enorm spannend. Insbesondere Ben Lamb und Phil Hellmuth lieferten sich bis zum Ende hin ein heißes Kopf-an-Kopf-Rennen. Im Event #55, dem 50.000 $ Championship Turnier, trug es sich dann zu, dass beide Kontrahenten um diesen begehrten Titel zusätzlich auch noch den Final Table des nach dem Main-Event prestigeträchtigsten Turniers erreichten. Als Ben Lamb dann auf Platz acht ausschied, musste Phil Hellmuth Jr. mindestens Platz vier erreichen um an seinen Landsmann vorbeizuziehen. Mit Platz zwei gelang ihm dies und Hellmuth übernahm vor dem Main-Event somit die Führung in der Wertung, die alljährlich den Spieler des Jahres bei der WSOP kürt. Lamb jedoch könnte mit einem guten Abscheiden beim Main-Event diesen begehrten Platz eins wieder zurückerobern. Am Tag 1b des Main-Events kam er überaus erfolgreich aus den Startlöchern und konnte am Ende des ersten Turniertages unglaubliche 188.000 Chips eintüten. Es wäre unfassbar, wenn Phil Hellmuth Jr. nach drei zweiten Plätzen, wobei ihm das Bracelet gleich mehrere Male quasi erst in letzter Sekunde geraubt wurde, auch dieser sicher geglaubte Titel kurz vor Toresschluss noch entrissen würde. Dafür müsste Ben Lamb, nachdem Phil Hellmuth am Tag vier des Main Events knapp vor dem Preisgeld ausgeschieden ist, mindestens Platz 137 erreichen. Mit knapp über einer Millionen Chips und damit unter den Top 30 im Ranking liegend, standen die Chancen für Ben Lamb nicht schlecht, als ich den Artikel zur Druckfreigabe abgeschickt habe. Au Weia, Phil!

Phil Hellmuth Jr. verpennt
Phil Hellmuth Jr. ist dafür bekannt, dass er bei großen Turnieren gern mal etwas später aufkreuzt. Er liebt es nun mal im Rampenlicht zu stehen. Als sein Platz am Tag 2a des Main-Events nach einer Stunde jedoch immer noch leer war, da machte sich Mike Matusow doch ein paar Sorgen um seinen Busenfreund. Immerhin hatte Hellmuth seinen ersten Turniertag mit nur 11.800 Chips überstanden und die Blinds waren im Verhältnis zu den verbliebenen Chips schon enorm hoch. Matusow versuchte Phil Hellmuth über sein Mobiltelefon zu erreichen, aber dies war ausgeschaltet. Auch der Telefonhörer seines Hotelzimmers war daneben gelegt und niemand erreichbar. Matusow erwirkte, dass Sicherheitsoffiziere des Hotels das Zimmer des Pokerstars aufbrachen (es war ein ’Do Not Disturb’ Schild ausgehängt), da er befürchtete, dass etwas Schreckliches passiert sein könnte. Denn er kannte seinen Kumpel und wusste, dass Hellmuth angesichts des Chipstacks und der hohen Blinds ganz gewiss pünktlich erschienen wäre. Die Security-Leute und auch Mike Matusow waren umso erstaunter, als sie Phil Hellmuth beim Schlafen entdeckten. Der Pokerchamp hatte gedacht, dass er erst einen Tag später spielen müsse und sich ein wenig aufs Ohr gelegt. Innerhalb von fünf Minuten wurde im Schnelltempo kurz geduscht und sich ein wenig frisch gemacht und dann ging es mit dem Taxi im Eiltempo ins Rio, wo er knapp zwei Stunden zu spät endlich ins Geschehen eingreifen konnte um seine verbliebenen 7.675 Chips zu verteidigen. Dass er aber “ausgeschlafen“ war, bewies er bereits kurze Zeit später, als er in einen Pot verwickelt war und der Flop 982 mit drei Piken brachte. Hellmuth setzte an, sein Gegner ging daraufhin All-In. Als Hellmuth überlegte, intervenierte sein Kontrahent und sagte: „Phil, ich zeige dir gern meine Hand, wenn du passt“. Daraufhin antwortete der Champ: „Kid, du brauchst mir deine Hand nicht zu zeigen. Ich bin mir ziemlich sicher, dass du AQ mit dem As von Pik hältst“. Als Hellmuth Jr. kurze danach seine Hand ablegte, drehte sein Gegner in der Tat AQ um und natürlich hielt er das Pik As. Im Laufe des Tages konnte Hellmuth seinen Stack dann fast verzehnfachen und erreichte locker den dritten Turniertag. Der Altmeister befindet sich in blendender Verfassung!

91-Jährige Ellen Deeb stinksauer
Im letzten Jahr war Jack Ury mit 97 Jahren der älteste Teilnehmer beim Main-Event der WSOP. Leider verstarb Ury im Februar diesen Jahres. Dadurch wurde die 91-Jährige US-Amerikanerin Ellen Deeb beim diesjährigen Main-Event der World Series of Poker zur ältesten Teilnehmerin. Sie startete am Tag 1c, aber kurz vor Ende des zweiten Breaks lief sie mit Q6 suited und zwei geflopten Paaren bei einem Flop von Q86 in das Set 8er ihres Kontrahenten. Dieser machte dann einen massiven Overbet und die Großmutter von Online-Pokerchampion Shaun Deeb stand vor einer sehr wichtigen Entscheidung. Ihr Turnierleben stand auf dem Spiel. Sie machte den mutigen Call, aber die Hand ihres Gegners hielt und Ellen Deeb war ausgeschieden. Die 91-Jährige griff in ihre Handtasche, holte Einhundert 100-Dollar-Scheine heraus und wendete dich an den Dealer mit den Worten: „ReBuy bitte“! Daraufhin machte man ihr klar, dass es sich um Shoot-out Event handele und hierbei generell keine Re-Buys möglich seien. Die Grand Madame zog enttäuscht, aber auch reichlich angesäuert von dannen und ich befürchte, dass es im Hause Deeb ein wenig Ärger geben könnte, da Enkelsohn Shaun ihr im Vorfeld offenkundig nicht mitgeteilt hat, dass sie kein ReBuy machen darf!

Ellen Deeb - 91-Jahre und damit älteste Teilnehmerin beim Main-Event

Donnerstag, Oktober 20, 2011

Mann oder Frau - Wer pokert besser?

Nach mehreren Monaten Pause heute mal wieder ein kleines Lebenszeichen von mir. Und zwar ein Artikel, wo ich Männer und Frauen am Pokertisch vergleiche. Wer spielt besser?

In den nächsten Tagen werde ich dann so peu á peu erzählen, was es im Sommer alles an News gab und vor allen Dingen werde ich auch einen längeren Schottland-Reisebericht einstellen. Das Land, wo ich den ganzen September verbracht habe und in das ich mich Kopf über verliebt habe!

Würde mich natürlich freuen, wenn ihr eure Meinungen (Mann vs. Frau am Pokertisch) als Kommentar ebenfalls hinterlassen würdet!

Viele Grüße
Potti

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Startete man in der Pokerszene diesbezüglich eine Umfrage, so würde man bei den männlichen Befragten aufgrund von Majestätsbeleidigung vermutlich nur Kopfschütteln oder Stirnrunzeln ernten und wahrscheinlich für längere Zeit erhebliche Probleme bekommen überhaupt noch ernst genommen zu werden. „Poker ist ein Männersport und wird es auch immer bleiben. Dass Männer die mit Abstand besseren Pokerspieler sind, darüber kann es ja wohl überhaupt keine Zweifel geben“. So oder so ähnlich würden die Antworten aussehen, wenn sich ein männlicher Pokerspieler überhaupt herablassen würde, ernsthaft auf die gestellte Frage einzugehen.

Nun, auf den ersten Blick mag man(n) Recht haben. Schaut man auf die Fakten und Turnierergebnisse der letzten Jahre, insbesondere Jahrzehnte, so scheint diese Aussage in der Tat auch einwandfrei belegbar zu sein. In den Ergebnislisten des Main Events der jährlich in Las Vegas stattfindenden WSOP, der offiziellen Poker-Weltmeisterschaft, findet man in den letzten 40 Jahren mit Barbara Enright (1995) überhaupt nur eine einzige Frau, die jemals den Final Table erreicht hat. Dem gegenüber stehen 359 Finaltisch-Teilnahmen von Männern!
Auch bei der World Poker Tour (WPT) sind die Machtverhältnisse eindeutig geklärt. 118 Turniere sind seit 2002 ausgetragen worden und bislang gelang es lediglich zwei Frauen den Titel zu gewinnen. Bei der in Europa überaus populären Turnierserie der EPT sehen die Fakten ähnlich aussagekräftig aus. 67 Turniere sind seit der Gründung im Jahre 2004 ausgetragen worden. 64 Mal siegte das
„starke“ Geschlecht - dem gegenüber stehen lediglich drei siegreiche Frauen.

Auch in der All-Time Money-List, in der die jemals gewonnenen Turnierpreisgelder aller Pokerspieler/-innen weltweit aufgelistet werden, befinden sich unter den Top 400 Spielern lediglich 10 Frauen. Scheinbar eindeutige Verhältnisse, oder?
Dennoch könnte man gerade hier das erste Mal ein klein wenig ins Grübeln kommen. Denn während sehr viele der im Ranking weit oben gelisteten männlichen Akteure bereits seit einem Jahrzehnt und teilweise noch viel länger in der Pokerszene aktiv sind, so haben etliche der dort gelisteten Frauen wesentlich weniger Zeit benötigt um sich in den Ranklisten weit oben anzusiedeln. Die beiden US-Amerikanerinnen Vanessa Selbst (101.) und Vanessa Rousso (149.), die Norwegerin Annette Obrestad sowie auch die Britin Liv Boeree oder Sandra Naujoks aus Berlin haben ihre Erfolge allesamt in den letzten fünf Jahren eingefahren. Würde Vanessa Selbst zum Beispiel über die nächsten vier Jahre bei Turnieren ähnlich gut abschneiden wie in den vergangenen 10 Monaten, so stünde sie bereits 2015 auf Platz 1 der All-Time Money-List. Dabei spielt die ehemalige Jura-Studentin erst seit drei Jahren professionell Poker!

Geht man mit der Analyse noch ein wenig weiter, so stellt man schnell fest, dass der Anteil der teilnehmenden Frauen bei größeren Turnieren mit etwa 2% derzeit noch verschwindend gering ist. Beim kürzlich ausgetragenen EPT Event in Kopenhagen zum Beispiel waren unter den 449 gemeldeten Teilnehmern lediglich 6 Frauen, was einem Anteil von nur 1,33% entspricht. Auf 80 Männer kam somit nur eine einzige Frau! Stellt man die Zahlen nun ins Verhältnis zu den bisherigen EPT-Siegen von Frauen (3 von 67), so könnte man(n) doch schon ein wenig mehr ins Grübeln kommen.

Noch mehr Angst dürfte dem männlichen Geschlecht allerdings machen, was amerikanische Wissenschaftler in Studien eindeutig bewiesen haben. Frauen erfüllen viele, für das Pokern unerlässliche Voraussetzungen eindeutig besser als ihre männlichen Kontrahenten.

• Multi-Tasking
Frauen sind geeigneter für Multi-Tasking. Gerade am Pokertisch kann dieses enorme Vorteile haben. Sich auf der einen Seite zwar angeregt mit dem Sitznachbarn zu unterhalten, parallel aber das Spiel beobachten und Verhaltensmuster der Gegner studieren. Welcher Mann beherrscht das schon? Frauen ist dieses Talent quasi mit in die Wiege gelegt worden.

• Siebter Sinn
Durch die weiblichen Hirnzellen können Frauen Körpersprache und Mimik viel schneller wahrnehmen. Dadurch bedingt können sie Bluffs ihrer männlichen Kontrahenten viel schneller und insbesondere präziser aufspüren. Ein gewaltiger Vorteil beim Poker!

• Mathematik
Hirnforscher der US-Universität in Pittsburgh fanden heraus, dass Frauen aufgrund ihrer wesentlich besseren Zell-Vernetzung schneller und auch exakter rechnen können. Wer sich intensiv mit dem Pokerspiel beschäftigt hat, der weiß, dass diese Gabe beim Poker unabdingbar ist.

• Drucksituationen
Gerät ein Mann in eine Druck- oder Stresssituation, so wird sein Körper umgehend vom Hormon Cortisol überflutet. Chaos und Hektik sowie unüberlegte und überhastete Entscheidungen sind oftmals die Konsequenz aus diesem Zustand. Gerade bei Pokerturnieren hat dieses häufig fatale Folgen. Bei Frauen hingegen bleibt dieser Cortisol-Spiegel erheblich geringer und sie verhalten sich generell deutlich cooler und ruhiger.

• Ausdauer
Bedingt durch die Tatsache, dass der weibliche Körper den Sauerstoff wesentlich besser nutzt als der männliche Körper, besitzen Frauen durchschnittlich eine höhere Ausdauer. Wer jemals ein über mehrere Tage andauerndes Pokerturnier gespielt und dabei Tag für Tag teils mehr als 10 Stunden auf seinem Allerwertesten gesessen hat, der weiß, dass neben Geduld, Disziplin und vielen anderen kleinen Faktoren auch die Ausdauer ein nicht zu unterschätzender Bestandteil für dauerhaften Erfolg beim Poker ist. Wissenschaftler prophezeien übrigens, dass es in vielen Ausdauersportarten (z.B. beim Marathonlauf) in weniger als 30 Jahren einen Machtwechsel geben wird und die Frauen dann sogar schneller sind als die weltbesten Männer!

• Aggressivität
Aggressives Verhalten gehört zum Standard-Repertoire eines jeden erfolgreichen Pokerspielers und grundsätzlich könnte man(n) meinen, dass gerade hier der entscheidende Vorteil beim männlichen Geschlecht liegt. Falsch! Eine pokertechnische Analyse der Spielerinnen Selbst, Rousso oder Obrestad während ihrer Siege bei größeren Turnieren konnte klar belegen, dass diese Spielerinnen weitaus höhere Aggressions-Werte aufwiesen als Männer bei Siegen in ähnlich hochrangigen Events.

Etliche Fakten, bei denen man(n) ein wenig Angst bekommen könnte, zumindest aber ein wenig nachdenklich werden dürfte, was die langfristige Orientierung und Stellung des Mannes beim Poker betrifft.

Und das, obwohl ein ganz wichtiger Aspekt bislang noch überhaupt nicht berücksichtigt wurde. Nämlich der, dass eine Frau neben den oben aufgeführten Vorteilen am Pokertisch noch eine weitere ganz gefährliche Waffe in Hinterhand hält, für die wir Männer bislang kein Gegenmittel oder Schutz gefunden haben, jedenfalls die meisten von uns☺. Der Einsatz ihrer weiblichen Reize!

Ein vielleicht etwas tiefer geschnittenes Dekoltee…ein geschulter Blick in die Augen des Kontrahenten, verbunden mit einem aufreizenden Wimpernaufschlag…einfach über seine Witze lachen oder ihm ein nettes Kompliment machen. Eine Frau hat ungeheuer viele Möglichkeiten die Testosteron-Hormone des Mannes recht schnell und einfach in Wallung zu bringen. Spätestens dann ist es in der Regel um einen geschehen und man(n) wird zum wehrlosen Spielball der Frau.

Man denkt man befände sich gerade im heißesten Flirt seit ewigen Zeiten und verplant unter Umständen gedanklich schon den Verlauf einer gemeinsamen Nacht; und ehe man sich versieht, liegen die eigenen Chips auf einmal schön sortiert vor der attraktiven Sitznachbarin. Eben jener bezaubernden Dame, mit der man vor fünf Minuten noch so intensiv geflirtet zu haben schien. Die einem zuvor bestätigt hatte, wie sympathisch man doch sei und welche man daraufhin in diversen direkten Duellen chip-technisch mehrere Male gewaltig verschonte. Man steht auf, das Turnier ist vorzeitig und jäh beendet. Sie jedoch bleibt sitzen…das nächste Opfer bereits längst im Visier.

Aber wer spielt denn nun besser Poker? Männer oder Frauen? Letztendlich wird sich diese Frage wohl nie eindeutig und abschließend beantworten lassen.

Stark zu bezweifeln sein dürfte aber, dass der Anteil weiblicher Teilnehmer bei Pokerturnieren in absehbarer Zukunft sprunghaft nach oben schießen wird. Und allein deshalb wird Poker auch vorerst eine absolute Männerdomäne bleiben!



Vanessa Rousso verwickelt ihren Kontrahenten in ein Gespräch. Parallel ist sie allerdings in der Lage die Aktion am Tisch zu verfolgen, während ihr Gegner einzig und allein auf den Flirt konzentriert ist.


Mademoiselle geht über die Humor- und Sympathieschiene und hofft einzig und allein darauf, dass der Typ links von ihr nicht zum wiederholten Mal raised, wenn sie sich mal einen Flop anschauen möchte.



Das Opfer wird vorbereitet!


Der Schein trügt! Sie will väterliche Beschützerinstinkte wecken, aber schlägt im richtigen Moment erbarmungslos zu und ehe man sich versieht, steht man(n) an der Rail!


Die eiskalte Tour kann gerade Männer mit großem Ego sehr schnell aus der Reserve locken und zu Fehlern provozieren.



Die vermeintliche Unschuld vom Lande. In Wahrheit ist die Fünftplatzierte in der All-Time-Money-Wertung ihres Landes!



Er steckt bereist so tief in der Falle, dass es kein Entrinnen mehr gibt. Nur er selbst ahnt noch nichts von seinem Schicksal. Sie hingegen hat sich bereits das nächste Opfer ausgeguckt!


Melanie Weisner taxiert ihren männlichen Kontrahenten. Blufft er oder hat er die Hand, die er gerade repräsentiert? Auf ihren siebten Sinn können Frauen sich in der Regel absolut verlassen!


Top-Model Jayde Nicole geht ausschließlich über die Testosteron-Schiene. Wer sie check-raised oder gar aus dem Turnier befördert, sollte dringend einen Arzttermin mit seinem Urologen vereinbaren!

Darf ich dich was fragen?

▪  Hi Potti, wie geht es dir? ▪  Hallo Herr Pott, Sie kennen sich doch in der Pokerszene ganz gut aus. ▪ Potti, d arf ich dich was fragen? ...