Montag, Mai 26, 2008

Sunday Million, Verl und reichlich geschwitzt am Mikro

Nachdem die letzten Blogs fast ausschließlich nur Erlebnis- und Reiseberichte darstellten, werde ich mit dem heutigen Blog auch mal wieder etwas tiefer in die Pokermaterie gehen und nicht nur von meinen Online-Ergebnissen der letzten Wochen berichten, sondern auch einige gespielte Hände (Online + Live) theoretisch durchgehen.

Aber fangen wir mal chronologisch an.

Die letzten Wochen im April und auch die ersten 2 Wochen im Mai habe ich unheimlich viel gespielt. Im Schnitt ca. 4 Stunden pro Tag. Und es lief gut. Fast schon beängstigend gut. Überwiegend NL 200, ab und an auch NL 400, wo aber zugegebenermaßen die Luft schon ein wenig dünner wird, da dort schlicht und einfach wesentlich aggressiver gespielt wird und die Gegner besser und vor allen Dingen viel gefährlicher sind. Wieso also NL 400 spielen, wenn es beim NL 200 Top läuft und die (meisten) Kontrahenten einfach schwach spielen und das Geld dort relativ mühelos zu verdienen ist? In diesen knapp 4 Wochen bei etwa 25 Sessions gewinne ich ca. 25 Stacks, umgerechnet also knapp 5 K und dies auch ohne großartig zu schwitzen oder übermäßig gut gespielt zu haben. Es war einfach schier unglaublich, mit welchen Händen die Gegner oftmals die Chips die Chips in die Mitte schoben (pre- und postflop) und häufig mußte ich lediglich auf die Call-Taste drücken (mit Assen vor oder mit den Nuts nach dem Flop) um den Gewinn einzusacken. Beispielhände erspare ich mir hier.

Mit Uwe, einem meiner Pokerbuddys, treffe ich mich häufiger und da es auch bei ihm überaus positiv läuft, fangen wir bereits an zu spinnen und beschweren uns sogar, dass es soooo (zu) einfach (!?) ist und es für uns fast überhaupt keine Herausforderung mehr darstellt. Aber wie heißt es so schön? Hochmut kommt vor dem Fall! Wir waren hochmütig ...und unser Fall kam schneller als uns lieb war.

Montag, der 12.5.
Die ganzen letzten Tage über hatte ich an 2 Artikeln für das Royal Flush Magazin geschrieben. Ein Turnierbericht vom EPT in San Remo und ein Bericht vom EPT Monte Carlo, wo es mehr über Geschichten geht, die sich hinter den Kulissen abgespielt haben. So auch am Montag morgen. Bereits 3 Stunden am Stück hatte ich geschrieben und geschrieben. Sätze wieder gestrichen und neu formuliert. Gegen 13.oo Uhr habe ich irgendwie keine Lust mehr, da mir auch keine passenden Formulierungen mehr einfielen und ich startete meine Online Pokersoftware um zu schauen, wer so alles an den Tischen sitzt. Und es sitzen tatsächlich einige meiner persönlichen Buddys (in der Anglersprache:"richtig fette Fische") an den Tables und ich sage zu mir selbst:"Na gut, ein halbes Stündchen spiele ich um ein wenig abzuschalten". Anschließend eine Kleinigkeit essen gehen und dann aber schleunigst wieder ran an die Artikel, denn ich bin bereits spät dran und der Chefredakteur hatte ja auch bereits signalisiert, dass er die beiden Artikel ziemlich bald benötigt.

Es gibt eine wichtige Regel beim Pokern. Spiele nie, wenn du unter Zeitdruck stehst! Dies predige ich meiner Schülern immer und immer wieder, aber aus welchen Gründen auch immer halte ich diese Regel dieses Mal nicht ein und starte 4 Tische, an denen einige meiner persönlichen Sponsoren sitzen. Gleich in der allerersten Hand bekomme ich an einem NL 200 Tisch KK ausgeteilt und ich raise auf 10 $. Hinter mit sitzt ein mir unbekannter Gegner und raised auf 30$ und dies kommt mir ganz gelegen, denn ich habe ja eh nicht soviel Zeit und ich möchte ja schnelles Geld verdienen. Also - Reraise auf 85$. Er called hinter mir. Der Flop kommt 754 und ich schiebe meine restlichen 115 $ in die Mitte. Er called ultraschnell und ich ahne bereits Böses. Boom...er hält AA, ich kann mich nicht verbessern und der erste Stack ist weg. Kurze Zeit später floppe ich an einem anderen Tisch einen Drilling und die Chips von mir und meinem Gegner gehen in die Mitte. Boom...er hat einen höheren Drilling gefloppt und Stack # 2 ist verschwunden. Die halbe Stunde wäre nun um, aber so kann ich mich nicht ausklinken und öffne einen NL 400 Tisch um den Verlust optimalerweise direkt mit einer Hand wieder auszugleichen. Die Chance kommt auch. Ich hatte mit TT preflop auf 15 $ geraised und auf dem Flop KT3 (2 Pik) mache ich einen Folgebet i.H.v. 25 $, den mein Gegner mit einem satten Raise auf 72 $ erwidert. Ich reraise auf 160 $ und anschließend setzt er mich All-in mit seinem Rest. Automatic Call. Er hält AJ von Pik und ist mit seinem Flush-und straightdraw nur leichter Außenseiter gegen meinen gefloppten Set. Turnkarte komplettiert gleich seinen Flush und am River bekomme ich keine Hilfe => 800 $ im Brand! Aber es läuft noch weiter richtig abartig und nach knapp 2 Stunden bin ich knapp 1.800 $ im Verlust. Was tun, sprach Zeus?

Jetzt aufhören und weiter in Ruhe Artikel schreiben? Nööö...das muss jetzt warten. Ich spiele bis Abends um 21.30 Uhr weiter durch und kann meinen Verlust zumindest immerhin auf knapp unter 1.000 $ reduzieren. Anschließend dann kurz in die Stadt, da ich einen Bärenhunger hatte und aus Frust ziehe ich mir einen Riesenportion Gyros mit allem Zipp und Zapp rein.

Dann wieder nach Hause und weiter an den Berichten gearbeitet, die ich dann spät in der Nacht an den Verlag überstelle.

Auch die nächsten Tage läuft es online nicht gerade sehr rosig und meine ganzen, über knapp 4 Wochen erspielten, Gewinne gehen in insgesamt 4 weiteren Sessions drauf - höchste Zeit für eine kleine Pokerpause!

Mächtig geschwitzt in Berlin
Und da kam der Berlin-Trip gerade richtig. Am 16.5. stand eine weitere Sendung der Partouche Poker Tour auf Eurosport auf dem Programm. An sich nichts Besonderes oder Aufregendes...immerhin habe ich mittlerweile bereits über 50 Sendungen kommentiert und bin ja fast schon ein alter Hase. Dieses Mal war jedoch alles anders. Mein Kollege Frank Winkler hatte sich mit den Sendeterminen ein wenig vertan und Urlaub gebucht. Seitens der Eurosport-Sportredaktion aber kein Problem. Ich sollte die Sendung allein moderieren?! Prinzipiell traue ich mir dies zwar durchaus zu, aber einige Begleitumstände bereiteten mir durchaus Bauchschmerzen. 1.) Es sitzen dort nur Franzosen am Tisch und Französisch (obwohl auf der Penne 2 Jahre gehabt) gehört definitiv nicht zu den Sprachen, die ich beherrsche. 2.) Ich bin total erkältet! Nicht nur die Nase läuft in einem durch, sondern auch mein Hals kratzt permanent und ich muss ziemlich häufig räuspern.

Wenn man zu zweit kommentiert, dann ist dies alles kein Problem. Wir haben dort eine Räuspertaste und sobald der Kollege zu einem längeren Satz ausholt, kann man in Ruhe die Nase putzen und sich auch den Hals freiräuspern. Wenn du aber allein dort sitzt, dann geht dies nun mal alles nicht und man muss dann irgendwie schauen, dass man sich in die Werbepausen rettet. Am Nachmittag bin ich dann noch zu einer Apotheke gegangen und die junge Dame gab mir ein paar Medikamente, die mich angeblich sicher durch die 60 Minuten führen würden.

Dann um 21.30 Uhr …der Countdown zur Sendung. Ich hatte es bereits mal in einem älteren Blog beschrieben, aber zur Sicherheit erwähne ich es hier nochmals. Wir kommentieren LIVE!

Es sind zwar Sendungen von Turnieren, die bereits in der Vergangenheit stattfanden, aber wenn die Erstausstrahlung dann in der Regel Freitags Abends auf Eurosport läuft, dann sitzen wir tatsächlich in Berlin im Studio und kommentieren LIVE auf die Bilder. Es gibt also keine Möglichkeit irgendetwas rauszuschneiden oder nochmals aufzunehmen. Was raus ist, das ist raus! Einige auf Französisch geführte Interviews hatte ich mir im Vorfeld bereits auf einem Zettel ins Deutsche übersetzt, so dass ich diese nur noch ablesen würde müssen, aber bereits beim 2 eingespielten Interview finde ich meinen Zettel nicht und ich muss bereits improvisieren. Ich erzähle irgendwas. Was ich so meine, was ein Spieler, der gerade aus einem Turnier ausgeschieden ist, so von sich geben könnte. Es hatte nichts mit dem zu tun, was tatsächlich gesprochen wurde. Gott sei Dank sprechen die meisten der Zuschauer wohl auch kein perfektes Französisch, denn auf diese Begebenheit bin ich bislang von keinem einzigen angesprochen worden!

Und zwischendurch immer wieder dieses doofe Kratzen im Hals. Ich muss unbedingt aufhören zu rauchen! Oder es zumindest reduzieren. Vermutlich hat das Räuspern auch mit dem Nikotin zu tun und es ist nicht nur erkältungsbedingt. Obwohl ich dann die 60 Minuten lang durchweg extrem schwitzige Hände habe und überaus angespannt bin, kriege ich die Sendung halbwegs unfallfrei über die Bühne und ich mache 3 Kreuzzeichen, als ich den Countdown für das Ende der Sendung über Kopfhörer entgegennehme. Geschafft!!!!

Private Pokerrunde in Verl
Ein paar Kumpels in Verl sind schon seit längerer Zeit total "pokerinfiziert" und spielen einmal pro Monat in privater Runde. Meistens sind es so um die 10-15 Mann. Es geht lediglich um kleine Einsätze. 5 oder 10 € Turnier als Buy-In. Alle trinken dabei (recht ordentlicher Anschlag!) und der Spaß steht absolut im Vordergrund. Vor knapp 3 Wochen bin ich auch mal wieder mit von der Partie. Es war die Phase, wo es beim Pokern bei mir hervorragend lief und wo ich vor Selbstbewußtsein nur so strotzte. So begrüßte ich die Jungs auch gleich mit der Ansage, dass ich heute Abend ganz sicher beide Turniere gewinnen würde und sie keine Chance hätten. Ich mach es mal kurz: Beim ersten Turnier belegte ich den 3.Platz (hier lief ich in der entscheidenden Hand mit AQ in KK von Thilo und verlor, ansonsten wäre ich massiver Chipleader gewesen) und das zweite Turnier konnte ich dann für mich entscheiden.

Letzten Freitag dann spielten die Jungs zum allerersten Mal ein "Deep-Stack-Turnier". 20 € Einsatz, 30 Minuten Levels und 10.000 Chips zu Beginn mit moderaten 25/50 Blinds zu Beginn. 11 Mann am Start. Eigentlich war für den Abend eine Sendung in Berlin angesetzt, aber da diese kurzfristig abgesagt wurde, entschloß ich mich dazu nach Verl zu fahren und ein bißchen zuzuschauen. Da das Turnier aber erst seit einer knappen Stunde am laufen war, fragten sie mich, ob ich nicht noch einsteigen wolle und ich nahm die Einladung dankend an. Die Blinds waren mittlerweile auf 50/100 gestiegen und ich erhielt einen Startstack von 9.700 aufgrund der bislang verpassten Blinds. Die ersten 6 Hände, die ich ausgeteilt bekam, waren: AQs, TT, AJ, 99, KJs und AQ! Unglaublich - alles in Serie. Unterm Strich habe ich in diesen 6 Händen knapp 1.500 Chips verloren. Nur mit TT (die Blinds gewonnen) und mit KJs (bei einem J high Board) konnte ich die Pötte gewinnen.

Überaus interessant war gleich die allererste Hand.
Thilo, ein recht konservativer Gegner mit einem recht guten Spielverständnis, erhöht UTG auf 300. Ulf, der bereits sein 3.Weizen trinkt, called (unmöglich ihn hier auf eine Hand zu setzen) und ich mit AQs calle ebenfalls, wobei ich dabei noch mit ein bißchen Understatement hinzufüge "Mal schauen, wie es heute Abend so läuft", als ich die Chips in die Mitte lege. Alle anderen passen. Der Flop kommt AJ7 (rainbow) mit einer Karte meiner Suit. Mit den Blinds liegen 1.050 Chips in der Mitte. Thilo in vorderer Position setzt nun 600 Chips an und Ulf called ziemlich schnell. Thilo kann in dieser Situation recht viele Kartenkombinationen halten. AA gebe ich ihm nicht, weil ich selbst ein As halte, aber ich halte AK, AQ, AJ oder aber auch KK oder JJ für möglich. Ulf mit seinem schnellen Call setze ich entweder auf ein schwaches As oder evtl. auch auf einen inside straight-draw. Zeit also herauszufinden wo ich stehe und ich raise auf 1.800 (habe ja ordentlich Chips). Nun annonciert Thilo einen Reraise auf 3.600! Dieses Raise schließt natürlich etliche seiner Hände aus. Mit KK würde er dies definitiv nicht tun und selbst mit AK oder AQ gegen 2 Gegner und dann auch noch out of position, wäre dies sicherlich extrem riskant. Ich lege mich bei ihm auf JJ oder AJ, evtl. auch auf 77, fest. Zu meiner Überraschung called Ulf jetzt ebenfalls noch die 3.000 Chips zusätzlich und nun bin ich mir ziemlich sicher, dass ich mit meinem AS (Q Kicker) in diesem Pot nichts mehr zu suchen habe und passe. Turnkarte ist eine 9. Thilo setzt 3.000 Chips an und nun geht Ulf mit seinem Rest All-in. Es könnte natürlich sein, dass Ulf hier tatsächlich einen Drilling 7er gefloppt hat, aber irgendwie denke ich, dass er es dann am Flop schon schärfer gespielt hätte, nachdem ja bereits über 7.000 Chips in der Mitte lagen. Ich setze ihn auf A9 und bin mir da auch sogar ziemlich sicher. Thilo überlegt nun fast 5 Minuten und open folded dann AJ! Ulf sagt dann, dass er wirklich A9 hatte und gewinnt somit einen fetten Pot, der ihm eigentlich nicht zustand. Thilo sagt im Nachhinein, dass er nicht als erster ausscheiden wollte und dass er Ulf fest auf 777 einschätzte, aber meines Erachtens kann er die Hand mit Top 2 pair in dieser Situation nicht mehr passen. Im Pot liegen zum einen fast 20.000 Chips und es bestehen zudem große Chancen, dass er vorn liegt. Wenn er passt, dann bleiben ihm lediglich gut 2.500 Chips über. Pflichtcall out of my view, Thilo!

Für mich lief es anschließend nicht besonders gut. Wann auch immer versucht habe die Blinds zu klauen, sah ich mich einem Reraise gegenüber und musste passen und wenn ich mal in hinterer Position ein Flop günstig anschauen konnte, dann traf ich rein gar nichts. So wurden meine Chips immer weniger und die Blinds stiegen immer weiter an. Irgendwann habe ich noch gut 5.000 Chips und die Blinds waren bereits bei 400/800 und in mittlerer Position, nachdem vorher alle gefolded hatten, stelle ich mit A5 den Rest der Chips in die Mitte. Alle passen, nur Christian im BB called ziemlich schnell und ich ahne bereits Böses. Er zeigt ein Paar 6er. Der Flop bringt jedoch 2 Asse und ich kann aufdoppeln. Von hier an nahmen die Dinge dann ihren Lauf und ich kann immer wieder ein paar Chips klauen und bin kurze Zeit später Chipleader. Später nochmals eine kritische Hand, als wir noch zu Dritt sind und ich am Button mit KJ erhöhe. BB called und der Flop kommt 888. Big Blind setzt nun an. Ein Paar gebe ich ihm nicht, da er dann wohl vorm Flop erhöht hätte und da er zuvor auch bereits einige Male auch mit nichts einfach mal angesetzt hatte, hole ich den Hammer raus und gehe ich All-in. Immerhin habe ihn chipmäßig gecovered und er hat, sofern er z.B. AT oder ein kleines Paar hält, einen nicht leichten Call. Als er aber relativ zeitnah called, wußte ich, dass ich ein Problem hatte. In der Tat zeigt er mir ein Paar 2er (bin froh, dass er zumindest keine 8 hatte) und hat das Full House fertig. Ich habe zwar mehr Chips als er, aber wenn ich die Hand verliere, sieht es nicht gut aus und ich bin shortstacked. Ich brauche einen K oder J - alternativ eine "running pair oder die vierte 8. Am River schießt sich Jens dann selbst raus (er war der Dealer), als er einen J aufdeckt. Im Heads-Up bin ich gegen Ulf nun ca. 10:1 Chipleader. Er möchte einen Deal, aber ich lehne ab. Als er sein erstes All-in übersteht und ich "nur" noch einen 5:1 Chiplead halte, willige ich in einen Deal ein und das Turnier ist nach knapp 7 Stunden beendet und ich kann das Preisgeld für Platz 1 entgegen nehmen. Die Jungs haben aber zugegebenermaßen in den letzten 2 Jahren ordentlich dazugelernt und das Spielniveau ist bei den meisten mittlerweile doch recht ansehnlich. Aber noch reicht es eben nicht gegen den Meister!....lol

Sunday Million bei Pokerstars
Es ist fast eine Sünde es zuzugeben, aber gestern Abend habe ich zum allerersten Mal in all den Jahren beim Sunday Million Turnier auf Pokerstars mitgespielt. Bin halt fast ausschließlich auf die Cashgames fixiert und ich bin/war immer der Überzeugung, dass solche lange Turniere und dann auch noch gegen relativ starke Konkurrenz unterm Strich einfach keinen attraktiven Stundenlohn abwerfen, wenn überhaupt eine positive Equity haben. Letzten Sonntag (18.5.) war ich dann bei einem Freund von mir in Gütersloh (Ekrem, einem guten Backgammonspieler, der aber nun auch pokertechnisch ein wenig auf den Geschmack gekommen ist) und wir haben Online ein paar kleinere Turniere gespielt. Ein Omaha Pot Limit Turnier mit 97 Teilnehmern und 10 $ Einsatz sowie 2 100 $ Sit & Go NL Holdem Turniere. Bei den Sit & Go's habe ich einen 2. und einen 4.Platz gemacht und bin somit unterm Strich mit 100 $ Plus rausgegangen und das Omaha Turnier habe ich gewonnen, wofür es knapp 300 $ gab. Also unterm Strich ein gelungener Abend und wir hatten auch Spaß dabei. Zudem hat Ekrem beim Zuschauen hoffentlich ein wenig gelernt.

Nun hat er mich gestern darum gebeten, das Sunday Million bei Pokerstars mit ihm zusammen zu spielen und um kurv nach 21.oo Uhr fahre ich nach Gütersloh um vorher noch eine Pizza in seinem Lokal zu essen und die Software auf seinen Rechner zu spielen. Pünktlich um 22.30 Uhr geht es dann los und 6.745 Spieler treten an um den Gesamtpreispool von 1.349.000 $ zu kämpfen. Allein für den Sieger gibt es nette 194.000 $. In den ersten 4 Leveln tut sich nicht viel. Wir können ab und an die Blinds klauen und ab und an werden wir auch erwischt und müssen entweder bereits vor dem Flop (nach Reraises) oder nach dem Flop (nichts getroffen) passen. Nach einer Stunde haben wir knapp 10.500 Chips und die ersten 1.500 Spieler sind bereits ausgeschieden. Im Level V dann folgende Hand: Ich sitze im Small Blind, habe KK und hoffe sehnlichst darauf, dass irgendeiner mit einem Preflop Raise daherkommt. Mein Beten wird erhört und aus mittlerer Position raised der eifrigste Spieler am Tisch auf 1.200. Ich stelle mich innerlich bereits auf einen Reraise auf um die 3.500 Chips ein, als auf einmal der Spieler am Button seine restlichen knapp 9.000 Chips All-in schiebt. Damit hatte ich nun nicht gerechnet! AA schließe ich direkt aus und ich setzte ihn auf QQ, JJ, TT oder AK. Keine 2 Sekunden überlegt und CALL! Die anderen gehen uns aus dem Weg und er zeigt QQ. Meine Könige halten und nach der Hand habe ich exakt 20.000 Chips auf dem Tacho. Damit lässt sich erst einmal ein bißchen arbeiten. Anschließend wieder beim Klauen hier und da erwischt worden und als ca. eine Stunde später die Blinds bei 500/1000 sind und ich nur noch knapp 12.000 Chips habe, stelle ich am Cut-off mit QJ alles rein. Vielleicht noch nicht unbedingt zwingend, aber immerhin liegen mit den Antes über 2.000 Chips in der Mitte. Jetzt called mich allerdings der Big Blind mit TT. Mein erster Coinflip des Abends! Der Flop bringt 3 kleine Karten, Turn ebenfalls eine Lusche, aber am River dreht der nette Croupier eine süße Dame um und wir sind bei knapp 22.000 Chips (mein Gegner hatte etwas weniger als ich). Anschließend habe ich noch 2 schöne Pötte gewonnen. Einmal mit Ak gegen einen Shortstacked mit AQ und dann mit AK gegen A7, als ein K am River aufgedeckt wurde, nachdem der Flop eine 7 gebracht hatte. Die Chips waren jedoch bereits jeweils vorm Flop drin.

Wir haben zu diesem Zeitpunkt um die 40.000 Chips und sind bei Blinds von 750/1500 im Big Blind und halten K9 offsuit. Der aktivste Spieler am Tisch (und massive Chipleader mit über 150.000 Chips) raised (zum zwanzigsten Male in Folge) auf 4.500. Ein schwacher Spieler direkt hinter ihm called die 4.500, alle anderen passen. Für mich ist K9 in dieser Situation ein klares Pass, aber Ekrem an meiner Seite bittet mich quasi innigst darum zu callen. Er habe ein sehr gutes Gefühl. Trotzdem, ich kann es einfach nicht übers Herz bringen und folde die Hand. Der Flop kam dann K93 ! Es geht Bet, Raise, Reraise...all-in und die beiden zeigen Ak bzw. AA. Turn 5, River 2. Ich hätte, wenn ich gecalled hätte, hier verdreifachen können und wäre zu diesem Zeitpunkt mit gut 120.000 in den Top Ten im Chipranking gewesen und fast sicher im Preisgeld, denn zu diesem Zeitpunkt waren bereits ca. 5.000 Spieler ausgeschieden und wir hätten "nur" noch ca. 800 Spieler überstehen müssen.

Anschließend wieder ein paar Chips gewonnen, dann wieder ein paar zurückgegeben. Die Blinds sind nun bei 1.000/2.000 und wir haben knapp 50.000 Chips. Ich hatte in der Spielrunde bereits 3 Mal mit spekulativen Händen geraised und jedesmal ist nach mir irgendein Short-Stack, der aber immer noch ein gewaltiges Loch in meinen Stack gerissen hätte, All-in gegangen und ich musste immer passen. Jetzt finde ich JJ und raise abermals aus hinterer Position auf 5.500 Chips. Button passt, Small Blind ebenfalls, aber Big Blind geht jetzt mit seinen restlichen gut 40.000 Chips all-in. Normalerweise kann ich mich vorm Flop auch von J's trennen, wenn es denn sein muss, aber diese Situation stellt sich für mich einfach anders dar. Zum einen habe ich aus hinterer Position geraised und es sieht nach einem Steal meinerseits aus und somit könnte es von meinem Gegner auch ein sogenannter "Resteal" sein. Zum anderen hatte ich ja vorher dreimal nacheinander auf Reraises passen müssen und vielleicht denkt mein Gegner ja, dass er sich auch mal an mir bedienen könne. Ich gebe ihm in diesem Fall eine recht weite Range an Karten und traue ihm diesen Move mit jedem Paar oder auch AT bis A8 zu. Er kann natürlich auch ein hohes Paar haben, aber angesichts der Gesamtsituation kann ich hier nicht folden und auch Ekrem teilt mir mit, dass er ernsthaft sauer auf mich wäre, wenn ich das Paar Buben jetzt wegschmeißen würde. Unter leichten Bauchschmerzen, aber dennoch mit einer gewissen Portion Optimismus entschließe ich mich zum Call. Er hält AK. Der Flop bringt direkt ein As und Turn/River keinen weiteren J und wir sind gecrippled und haben nach der Hand nur noch knapp 7.000 Chips. Direkt in der nächsten Hand scheiden wir aus und belegen einen zwar respektablen (immerhin haben wir 82% des Teilnehmerfeldes hinter uns gelassen), aber natürlich dennoch absolut enttäuschenden 1.239 Platz. Hätten wir die Schlüsselhand mit JJ gegen AK gewonnen, hätten wir knapp 100.000 Chips vor uns gehabt und wären zu diesem Zeitpunkt unter den TOP 50 gewesen und quasi sicher im Geld mit guten Chancen auf noch mehr. Aber so ist Poker nun mal ... hin und wieder auch mal richtig brutal.

So, was steht in den nächsten Wochen an? Diesen Freitag (30.5.) zunächst nochmals eine weitere Sendung in Berlin. Das Wochenende drauf werde ich nach Braunlage zum 2.Poker/Backgammon Turnier fahren. Für mich ein gutes Warm-Up für die Backgammon-Weltmeisterschaften, die Anfang Juli in Monte Carlo stattfinden und für die ich bereits gemeldet habe.

Ab kommender Woche werde ich natürlich auch intensiv die Pokerweltmeisterschaften aus Las Vegas verfolgen. Wäre zwar natürlich auch gern selbst vor Ort mit dabei, aber zu viele Termine (4 Sendungen + ein zu organisierendes Pokervent in einer größeren Firma) in diesem Zeitraum sowie die parallel stattfindenden Backgammon-Weltmeisterschaften machen es leider nicht möglich. Werde das Ganze aber wohl ausführlich & täglich im Internet verfolgen. Zum einen sind viele Bekannte & Freunde vor Ort, mit denen ich mitfiebern werde und zum anderen habe ich beim Main Event zumindest kleinere prozentuale Anteile an Benjamin Kang, George Danzer und Johannes Strassmann und irgendwie habe ich das Gefühl, dass zumindest einer der 3 dieses Jahr richtig weit kommen wird. Vielleicht sogar an den Final Table ? Das wäre natürlich der Hammer!

Letztes Jahr bei der WSOP habe ich im Vorfeld prognostiziert, dass die Deutschen mindestens ein Bracelet holen würden. Es wurden dann sogar 2 - geholt von Michael Keiner und Katja Thater. Dieses Jahr behaupte ich, dass ebenfalls mindestens ein Titel wieder nach Deutschland gehen und es Minimum 10 Final Table Platzierungen in den 55 Events geben wird. Man darf gespannt sein.

Sobald das Magazin Royal Flush erschienen ist (müsste in den nächsten 10 Tagen in den Kiosken ausliegen), werde ich die beiden geschriebenen Artikel auch hier einstellen. Gibt 'ne Menge netter Geschichten zu lesen. Besonders aus Monte Carlo!

Bis denne...

Martin

Darf ich dich was fragen?

▪  Hi Potti, wie geht es dir? ▪  Hallo Herr Pott, Sie kennen sich doch in der Pokerszene ganz gut aus. ▪ Potti, d arf ich dich was fragen? ...