Montag, August 20, 2007

....et läuft .....

...so, es ist mal wieder Zeit für ein kleines Update.

Poker
Es läuft derzeit nicht nur verdammt gut (online als auch offline), ich bin derzeit sogar in einer solch guten Form, wie ich sie wohl noch nie gehabt habe. Besonders online spiele ich es derzeit so extrem aggressiv (und auch gut), dass ich in den letzten 4-5 Wochen soviel verdient habe wie eigentlich noch nie zuvor in einem so kurzen Zeitraum. Spiele derzeit NL 200 & 400 und dann meist 4 Tische (manchmal auch nur 3 und ab und an auch 5). Ich habe mein Spiel auch ein bißchen umgestellt und das dürfte wohl auch der Schlüssel zum Erfolg gewesen sein. In erster Linie habe ich mein Spiel in den ersten 3-4 Positionen nach dem Big Blind umgestellt, wo ich mittlerweile mit wesentlich weniger Händen limpe und viel mehr passe und wenn ich dann mal limpe, dann passe ich auch nach Raises (es sei denn ich limpe mal mit AA oder KK). Besonders und gerade dann, wenn ich allein mit dem Raiser übrig bin. Zudem spiele ich es aus den hinteren Positionen mit einer Vielzahl von Händen hyperaggressiv (fette Raises), wenn vorn ein oder 2 Spieler gelimped haben. Dann raise ich auch mal Händen wie 33 oder JTs und setze dann am Flop (egal wie der aussieht) auch meist 50-70% des Potts an. Mit dieser Spielweise gewinne ich viele kleine Pötte. Wenn dann gelegentlich mal ein check-Raise kommt, passe ich natürlich, wenn ich nichts gefloppt habe, aber ab und an kommt es ja nun auch mal vor, dass ich etwas floppe und dann kommt natürlich auch die entsprechende Antwort auf den check-Raise meines Gegners am Flop und die Chips gegen in die Mitte. Ich will hier auch nicht zu sehr ins Detail gehen, aber diese Umstellung der Strategie scheint bestens zu funktionieren und es läuft besonders online richtig geil momentan.
Auch in Bad Oeynhausen hält die Erfolgsserie weiter an und von meinen letzten 10 Trips in den letzten 4 Wochen konnte ich 9 erfolgreich gestalten, wobei es an 2 Abenden sogar recht "heftig" war. In Oeynhausen spiele ich einen komplett anderen Spielstil als z.B. online und wesentlich passiver. Das liegt aber hauptsächlich an den dort anwesenden Gegnern. Hier schiebe ich die Chips halt rein, wenn ich die Nuts habe bzw. mir ziemlich sicher bin, dass ich aktuell die beste hand halte, und bluffe so gut wie nie, weil die Südländer halt sehr viel callen und kaum eine Hand passen ohne die Rivercard gesehen zu haben. Und oberste Grundregel beim Poker lautet nun einmal: Bluffe niemals einen Fisch!
Es gibt also keinen Grund mich derzeit über irgendetwas zu beschweren. Ich kann nur hoffen, dass es noch ein bißchen so weiterläuft.

Zudem habe ich vor knapp 2 Wochen auch die defintive Zusage bekommen, die EPT-Turniere in Barcelona und London wieder vor Ort kommentieren zu dürfen und beide Reisen sind bereits fest gebucht. Die Turniere selbst werde ich wohl nicht mitspielen (es sei denn es klappt noch mit einer Online-Qualifikation), aber da lege ich auch keinen so großen Wert drauf. Das Turnierspiel unterscheidet sich nun
mal ein wenig vom Cash-Game Spiel und ich möchte mir mein Spiel derzeit auch gar nicht "versauen". Na klar wäre es schön, wenn man mal bei einem derart großen Turnier vorne landen würde und richtig "schnappen" könnte, aber ich bin nun mal ein Verfechter des Cashgames und möchte dort auch bleiben.

So, in den letzten Wochen/Monaten bin ich garantiert so um die Hundert Mal gefragt worden, ob ich der Meinung bin, dass beim Online-Poker alles regulär abläuft oder ob da nicht auch irgendwie gemauschelt wird. Ich möchte daher heute mal ausgiebig darauf eingehen, aber auch ganz klar vorher betonen, dass dies nur meine persönliche Meinung darstellt. Zunächst mal vorne weg: Ich bin mir 100%ig sicher, dass seitens der Online-Portale keine Spieler gezielt benachteiligt/beschissen werden oder gar irgendwelche Roboter am Tisch sitzen, die quasi für das Online-Portal spielen und daher evtl. bessere Karten oder glücklichere Rivercards bekommen.
Dafür würde ich sogar meine Hand ins Feuer legen und es ist ja eigentlich sogar ganz logisch. Denn, angenommen es wäre wirklich ein am Tisch für das Online-Portal spielender Roboter tätig, dann würde, sofern dies jemals rauskommen würde, dieses Portal sofort seine Schleusen dicht machen müssen und die Online-Portale wären ja schön doof eine solche Einnahmequelle so leicht aufs Spiel zu setzen. Jeder dort angestellte Programmierer/Mitwisser hätte dann in eine absolue Machtposition und könnte mit seinem Gehalt/Lohn absolut pokern. Wenn er gefeuert würde, dann droht er alles rauszuquatschen und das Portal ist innerhalb weniger Wochen seine gesamte Kunden los... ich schließe also derartigen Mißbrauch völlig und 100%ig aus.

Wie sieht es mit Teamwork einiger Spieler aus ? Wo immer auch Geld im Spiel ist, da werden Leute versuchen zu manipulieren und von daher bin ich mir relativ sicher, dass es solche Teams gibt, die sich gewisse Vorteile verschaffen (wollen) und sich mit 2 oder 3 Mann an die Tische setzen, sich gegenseitig über ICQ/Messenger die eigenen Karten mitteilen und auch versuchen durch strategisches Vorgehen andere Spieler "auszunehmen". Dies gibt es aber auch in Live-Games und als ich in Las Vegas gelebt habe seinerzeit, da habe ich sogar in einer Poker-Wohngemeinschaft gewohnt, wo mein Mitbewohner Mitglied eines solches Bescheißer-Teams war.
Hierzu muss aber folgendes gesagt werden:
1. Alle größeren Online-Portale haben sogenannte Special-Teams um Missbrauch aufzustöbern bzw. zu unterbinden und daher werden solche Teams online
früher oder später auffliegen, da sie immer wieder zur gleichen Zeit an den gleichen Tischen spielen.
2. Die Mitglieder eines solchen Teams müssen allesamt schon selbst sehr, sehr gut spielen um eine solche Vorgehensweise überhaupt profitabel zu gestalten, denn man muss dabei ja auch sehen, dass man als Gegner eines solchen Teams auch immer "mehrfaches" Geld bekommt, wenn man in einen Pott gegen das Team verwickelt wird.
Beispiel: Ich habe nach dem Flop einen open-ended-straight-draw und spiele gegen 2 Mitglieder des Teams. Einer der beiden hat gar nichts auf der Hand und der andere
hat TOP-Set. Derjenige, der gar nichts hat, baut aber gemeinsam den Pott auf und die beiden raisen sich mehrmals gegenseitig. Natülich liegt derjenige, der den TOP-Drilling hat, nun meilenweit vorn, aber ich bekomme mit meinem straight-draw nun 2:1 für mein Geld und die Odds stimmen. Wenn ich die Straße mache, dann haben beide
Mitglieder des Teams ordentlich federn lassen müssen und das Geld muss erst einmal wieder reingeholt werden.
3. Als durchschnittlich begabter Spieler merkt man meiner Meinung allerspätestens nach 1 Stunde, dass hier etwas faul ist und kann dies dann an das Online-Portal
berichten, so dass hierauf ein Auge geworfen wird.

Alles in allem glaube und behaupte ich, dass Teamwork erstens gar nicht profitabel ist und zweitens sehr früh auffliegen würde und daher glaube ich, dass man vor derartiger Manipulation zumindest keine Angst haben muss.

Gibt es evtl. Roboter-Spieler, die von privaten Leuten programmiert sind und an den Tischen sitzen. Ja, das kann ich mir gut vorstellen. Besonders im Limit Holdem halte ich es für möglich und wenn diese Bots gut progranmmiert sind, dann können durchaus Spiele bis 5-10 / 10-20 dauerhaft und klar geschlagen werden. Natürlich ist es unheimlich schwer und kompliziert solch einen Bot zu programmieren, aber wenn man mal alle aufkommenden Situationen wirklich progammiertechnisch berücksichtigt hat, dann sollte solch ein Bot im Limit durchaus in der Lage sein sehr gut mitzuhalten. Wenn man diesen Bot dann bei mehreren Portalen an zig Tischen einsetzen würde (sagen wir mal im 2-4 Limit), dann würde es ja sogar ausreichen, wenn der Automat +-Null spielt und man würde aufgrund der eingespielten Kommission trotz allem einen netten Betrag monatlich verdienen. Ich muss sogar zugeben, dass ich vor ca. 3 Jahren mit einem sehr bekannten deutschen Pokerspieler schon Gespräche geführt darüber geführt habe und wir haben geplant mit Hilfe von ein paar Programmierern solche Bots zu entwickeln. Ist dann aber aufgrund der Komplexität und fehlender Zeit gescheitert. Wenn wir es damals durchgezogen hätten, könte ich jetzt sicher mehr zu diesem Thema sagen. In den USA jedenfalls an irgendeiner Uni gab es ein Projektteam, dass sich über mehrere Jahre mit diesem Thema beschäftigt hat und einen Roboter-Spieler entwickelt hat, der angeblich im Limit Holdem auf Weltklasse-Niveau mithalten kann. Ist ja wirklich auch kein Wunder ( siehe Schach! ).

Zum nächsten Punkt: Ich kenne keinen Online-Spieler, der nicht behauptet, dass die Anzahl der Bad-Beats online um ein Vielfaches höher ist als beim Live-Spiel.
Ich selbst gehöre natürlich auch dazu. Zum einen ist dies natürlich auch ganz einfach zu erklären, denn in einer Live-Runde spiele ich um die 25-30 Hände pro Stunde und Online ca. 60-80 pro Stunde pro Tisch. Da ich zudem meistens 4 Tische parallel geöffnet habe, dann also mal 4. Also online ca. 300 Hände (pro Stunde) im Gegensatz zu 30 Hands per hour Live.
Das da natürlich mehr Bad Beats passieren, ist absolut klar, denn 10 mal mehr Hände bedeuten auch 10 Mal mehr Bad Beats. Zudem hat man Bad Beats, bei denen man einen
großen Topf am River gegen einen 1,2 oder auch 5-outer verliert, immer noch stärker und intensiver in Erinnerung als einen gewonnenen Topf.
Unterm Strich behaupte ich aber, dass die Anzahl der Bad Beats Online vs. Live relativ gesehen in etwa identisch ist.

So, jetzt kommen wir aber zu 2 Negativ-Punkten.

Zum einen behaupte ich, dass neue Spieler, also Personen, die sich gerade erst frisch beim Online-Sportal angemeldet haben, oftmals gnadenlos gute Karten und fette Pötte zugeschoben bekommen. Dies habe ich schon zig Mal erlebt und fragt euch mal selbst, wie es in den ersten 2-3 Sessions bei euch gelaufen ist. Der Grund dafür liegt eigentlich auch klar auf der Hand.
Das nennt man aktive "Kundenbindung". Wenn sich ein Spieler irgendwo neu anmeldet und dann gleich mal mit extrem schlechten Karten oder Bad Beats willkommen geheißen wird, dann wird man diesen neuen Kunden seitens des Portals schnell wieder verlieren. Also bevorteilt das Portal ihn erst einmal ein bißchen, so dass er "angefixt" wird, bevor er dann nach ein paar Sessions wieder in den normalen Status zurückgesetzt wird. Ich bin mir dessen zu 99,9% sicher, aber ich kann es natürlich nicht beweisen. Es spiegelt nur meine Meinung wider, aber ich habe gegen
diese Vorgehensweise auch eigentlich gar nichts einzuwenden, denn so werden neue "Fische" rangezüchtet, die dann über kurz oder lang Geld mitbringen, welches von den besseren Spielern dann langfristig sowieso gewonnen wird.

Zudem bin ich felsenfest davon überzeugt, dass man online nicht nur wesentlich bessere Startkarten bekommt als LIVE, sondern dass vor allen Dingen auch die Boards (also Flop, Turn und River) wesentlich akationsreicher gestaltet werden als im Live-Spiel. Der Grund hierfür liegt auf der Hand. Das Online-Portal lebt von der Kommission, die aus den Pötten gezogen wird und je mehr Kohle
in der Mitte liegt, desto mehr Kommission wird entnommen und wenn ich den Mitspielern bessere Startkarten zukommen lasse, dann ist nun mal mehr Action garantiert. Sehr, sehr oft entstehen Flops, bei denen 2 oder mehr Mitspieler automatisch in die Hand verwickelt werden. Dies ist mir über die Jahre besonders bei einer bestimmten Online-Plattform aufgefallen. Ich möchte keine Namen nennen, aber diese Plattform war bis Mitte letzten Jahres die weltweit größte.
Hierfür mal ein kleines Beispiel:
Spieler 1 hat 98 von Kreuz
Spieler 2 hat QQ
Spieler 3 hat A2 von Karo

Ein optimales Action-Board sähe jetzt also so aus: T72 mit 2 Karos. Bei diesem Flop kommt defintiv Kohle von allen Teilnehmern in den Topf - meistens sogar mit mindestens einem All-in.

Als Gesamtfazit ist aber klar zu betonen, dass, auch wenn evtl. nicht alles zu 100% superastrein abläuft, man auf jeden Fall mit ruhigem Gewissen online antreten kann. Man sollte hier und da jedoch schon ein wenig aufpassen. Ich spiele jetzt seit knapp 6 Jahren fast jeden Tag online und ich habe - in Gewinn- bzw. Verlustmonaten gerechnet - eine Bilanz von ca. 60:10 und habe bislang noch immer jeden
einzelnen Cent anstandslos ausgezahlt bekommen. Ich habe etliche Bekannte, die ebenfalls online spielen und ich kann absolut versichern, dass genau die Spieler, die wirklich gut sind und auch im Live-Spiel eine positive Erwartung hätten, auch online erfolgreich sind, während die Kollegen, die auf lange Sicht auch im Live-Spiel keine Chance hätten, diejenigen sind, die auch online im Minus sind.

So, das wars zu diesem Thema. Ich werde mich nach dem EPT Turnier in Barcelona wieder bei euch melden. Vielleicht kann ich dann ja sogar mal ein paar Fotos von irgendwelchen Pros hier uploaden. Ich werde mich bemühen.

Allen eine schöne Woche & Gruss
Martin

Darf ich dich was fragen?

▪  Hi Potti, wie geht es dir? ▪  Hallo Herr Pott, Sie kennen sich doch in der Pokerszene ganz gut aus. ▪ Potti, d arf ich dich was fragen? ...