Dienstag, Februar 26, 2008

Poker Bad Beats

Wer viel Poker spielt, der wird auch viele Bad Beats erleiden (müssen) und ab und an auch mal einen austeilen. Wer unterm Strich erfolgreich ist bzw. sein will, der sollte langfristig in seiner Bilanz auf jeden Fall ein Vielfaches mehr an erlittenen Bad Beats gegenüber den ausgeteilten ausweisen können. Ansonsten sehe ich schwarz!
Natürlich werde auch ich immer wieder von Pokerspielern angesprochen und muß mir die eine oder andere Story anhören. Meistens weiß ich schon nach den ersten 2 Sätzen, wie die Turn und anschließend die Riverkarte aussehen und eigentlich könnte ich in 90% der Fälle die Story auch bereits selbst zu Ende erzählen. Aber anstandshalber hört man sich die Geschichte(n) dann doch noch bis zum Schluß an und zeigt Verständnis. Geteiltes Leid ist nun mal halbes Leid.In all den Jahren, die ich nun bereits Poker spiele - bin 1987 mit diesem Teufelsspiel zum ersten mal in Kontakt gekommen - habe ich unter Garantie eine höhere 3-stellige Zahl an 1- u. 2-outern gegen mich bekommen und habe auch 1-2 Dutzend an 1- und 2-outern verteilt. Das gehört nun mal zum Poker dazu wie das Salz zur Suppe.

Hin und wieder werde ich auch mal gefragt, ob ich nicht eine schöne erlebte Bad Beat Story parat habe und heute möchte ich die meiner Meinung nach interessantesten Partien hier mal veröffentlichen. Bei den ersten 3 Storys habe ich selbst mit am Tisch gesessen und kann dafür bürgen, dass sie sich genau so abgespielt haben.

Asiate on Tilt

Diese Partie hat sich vor über 10 Jahren in Las Vegas im Casino Mirage abgespielt. Ich sitze an einem $ 10/20 Limit Holdem Tisch, es ist Wochenende, die Action ist heiß und es wird "gezockt" auf Teufel komm' raus.
Spieler A, ein Asiate, der in der halben Stunde vor der besagten Partie bereits einige recht große Pötte jeweils mit der letzten Karte verlor, hält nun AQ von Kreuz und raised in vorderer Position. Er ist auf Semi-Tilt und hat noch etwas mehr als 200 $ vor sich liegen. Spieler B ist ein sehr solider Profi-Spieler aus Las Vegas, der täglich seine 6-8 Stunden im Mirage abreißt und dort zu den ständigen Gewinnern gehört. Er hält KK und reraised den Asiaten preflop. Spieler B hat um die 1.000 $ vor sich liegen. Der Asiate reraised abermals und nachdem Spieler B nochmals raised, called Spieler A. Der Flop bringt K33 mit 2 Kreuzen. Im $ 10/20 Spiel kann am Flop nur 10 $ gesetzt werden, aber im Live-Spiel ist es so, dass, wenn nur noch 2 Spieler in den Pott verwickelt sind, die Anzahl der Bets und Raises nicht limitiert ist und theoretisch so lange geraised werden kann, bis einem die Munition ausgeht. Da der Asiate mehr oder weniger sowieso auf Tilt ist, geschieht auch genau das und keiner der beiden hört auf bis die ganzen 200 $ von Spieler A im Pott sind. Zu diesem Zeitpunkt bin ich als Zuschauer davon ausgegangen, dass ich beim Aufdecken gleich Full Könige und einen Vierling 3er sehe und um so überraschter war ich, als der Asiate lediglich einen Flushdraw zeigt. Spieler B klatscht mit seinem Sitznachbarn bereits ab und feiert seinen Sieg, aber ihr könnt es euch denken, dass die Messe noch nicht gelesen ist und die Geschichte stünde ansonsten ja auch nicht hier. In der Tat "findet" der Croupier sowohl am Turn als auch am River die noch im Deck befindlichen zwei 3er (!) und der Asiate gewinnt mit einem Vierling 3er (dieser liegt ja nun auf dem Board) mit As Kicker! Ich habe den Gesichtsausdruck von Spieler B noch jetzt vor Augen - es war einfach zu köstlich.

Klassischer Online Bad Beat

Dieser Bad Beat ist noch gar nicht so lange her und hat sich Online abgespielt. Ich spiele ein 100 $ Sit&Go Turnier und wird sind noch mit 4 Spielern am Tisch. Platz 1 erhält 500$, Platz 2 300$ und für den 3.Platz gibt es noch 200$. Für mich sieht es schlecht aus und ich habe den mit Abstand shortesten Stack und nur noch gut 4 Big Blinds. Spieler A -er hat die zweitwenigsten Chips- sitzt UTG und raised um das 3-fache des Big Blinds und Spieler B- der Chipleader mit einem satten Vorsprung geht mit. Ich sitze im Small Blind und passe und Big Blind passt ebenfalls. Der Flop kommt K75 Rainbow. Spieler A checked und Spieler B geht nun all-in. Es kann ihm nichts passieren, denn selbst wenn er die Hand verliert ist er immer noch Chipleader. Innerhalb von nur einer Millisekunde called Spieler A und dreht ein Paar Könige für einen gefloppten Drilling um. Ich hoffe, dass Spieler B nun zumindest irgendeinen Draw (z.B. 86 oder 64) zeigt, so dass er noch eine kleine Chance hat den anderen auszuknocken und ich somit im Geld landen würde, aber meine Hoffnungen werde zunichte gemacht, als er lediglich ein mickriges Paar 2en aufdeckt. Mist, denke ich mir. Nun doppelt Spieler A nochmals auf und meine Chancen auf den 3.Platz sinken rapide. Jetzt aber kommt auch hier das
Unerwartete und der Croupier, in diesem Fall das Programm, lassen Spieler B sowohl am Turn als auch am River eine weitere 2 bekommen und Spieler A scheidet mit einem Full House Könige gegen Quads 2er aus und ich werde noch Dritter. Die Chancen für diese Sequenz (2...2) lagen übrigens bei ungefähr 1000:1

Die ultimative Bad Beat Story

1994 - wir befinden uns im Casino Binion's Horseshoe in Downtown Las Vegas und es wird 4-8 $ Limit Omaha gespielt. Zu jener Zeit war das Horseshoe neben dem Mirage eigentlich das einzige Casino, wo regelmäßig gepokert wurde und die Limit Omaha Partien dort waren wirklich legendär und äußerst beliebt. Es waren rund um die Uhr (365 Tage im Jahr!) minimum 2 Omaha-Tische am laufen und wer mal richtig zocken wollte, der kam dorthin. Die Spiele waren immer sehr wild und die Durchschnittspötte lagen damals bei ungefähr 150$. Die Runde am besagten Abend war ebenfalls sehr lebendig und es ging hoch her. 2 Spieler, die bereits reichlich im Minus waren, raisten fast jeden Pott vor dem Flop bis zum Anschlag (Cap = 4 Raises) und es waren nicht selten 7 ,8 oder ab und an auch alle Spieler mit von der Partie, die alle 20$ preflop einsetzten um einen der Riesenpötte zu ergattern. So waren auch im folgenden Spiel 8 Spieler involviert und vor dem Flop lagen bereits 160$ in der Mitte. Ich hatte JJxx und der Flop brachte J86 mit 2 Karos. Eine weitere Setzerunde begann und es kamen weitere 100 $ in die Tischmitte. Turnkarte war jetzt ein weiteres Karo (3) und die Setzorgie fing von vorn an. Bet, Raise, Reraise ....usw. und 4 Spieler (inkl. mir) legten weitere 40$ pro Person in den Pott, in dem jetzt somit bereits knapp über 400 $ lagen. Ich hatte zu diesem Zeitpunkt Top-Set und mußte darauf hoffen, dass sich das Board paired um eine Siegchance zu haben, denn es war offensichtlich, dass jemand, vermutlich sogar mehrere Personen, den Flush bereits fertig hatten. Mit im Pott war auch eine ältere Dame, die im Horseshoe Stammkundin war und dort nahezu täglich Omaha spielte. Ich nehme es mal vor weg.
Sie hielt AT76 mit 2 Karos (und dem Karo As!) auf der Hand und hatte zum jetzigen Zeitpunkt die absolut bestmögliche Hand. Sie brauchte bislang aber noch kein einziges Raise selbst zu setzen. Die Kamikazespieler übernahmen dies für sie. Der grüne Filz des Tisches war nach der Setzrunde am Turn bereits überhaupt nicht mehr zu sehen, da alles voll bedeckt war mit Chips. Nun dreht der Croupier die Riverkarte um und es ist ....die Pik 2. Eine absolute Blankkarte und die Nuthand der älteren Dame hält. Kamikazespieler 1 kommt allerdings mit einem weiteren Bet heraus und Kamikazespieler 2 direkt dahinter raised abermals. Die ältere Dame kann den Pott jetzt nur noch verlieren, wenn sie nicht mehr in der Lage ist, ihre Chips in die Mitte zu schieben um zu callen/raisen... und genau das passiert! Just in dem Moment, als Kamikazespieler 2 den Raise announciert, sackt die Dame in sich zusammen und fällt samt Stuhl hinten rüber....Herzinfarkt! Die Sanitäter des Hauses sind innerhalb von wenigen Minuten vor Ort, reanimieren sie auch noch vor Ort und sie wird abtransportiert ins Krankenhaus. Ihre Hand jedoch ist "dead" und kommt nicht mehr in die Wertung. Kamikazespieler 2 sackt den Monsterpott anschließend mit seinem Q high Flush ein ... was für ein Bad Beat!

Ich habe die Frau nie wieder im Horseshoe gesehen und kann auch nicht sagen, ob sie sich von dem Infarkt erholt hat oder ob sie jemals wieder Poker gespielt hat, aber alle, die sich über einen verlorenen Pott aufgrund eines 2, 3 oder 5-outers aufregen, sollten in Zukunft vielleicht mal nachdenken, ob es nicht noch wesentlich schlimmere Sachen als die gerade erlittene Niederlage gibt!

Die letzte Bad-Beat-Story hat mir ein Bekannter erzählt, der angeblich bei der Partie selbst mit am Tisch saß. Ich habe sie aber irgendwo auch schon einmal in einem Pokerbuch gelesen. Ich kann nicht dafür bürgen, ob sie sich tatsächlich exakt so abgespielt hat oder ob sie evtl. sogar frei erfunden ist, aber wie auch immer...ich finde sie so gut, dass es auch überhaupt keinen Unterschied macht. Die Geschichte hat sich folgendermaßen zugetragen:

Schauplatz Las Vegas (wo sonst ;-) Gespielt wird 5/10 NL Holdem im Bellagio.

Spieler 1 raised in vorderer Position auf 40 $. Er hat knapp 500 $ vor sich. Spieler 2 in mittlerer Position reraised auf 110 $. Er hat ca. 1.100 $ am Tisch. Im Small Blind sitzt der Spieler, von dem ich die Geschichte gehört habe, und er hält ein Paar Zehner. Er gibt zumindest einem der Gegner ein Overpair und obwohl er sehr gern den Flop sehen würde, legt er schweren Herzens seine Hand weg und passt nach einiger Bedenkzeit. Spieler 1 überlegt nun ein bißchen und geht anschließend "over the top" all-in. Spieler 2 called innerhalb einer Millisekunde und deckt parallel mit dem Call ein Paar Asse auf und stößt ein lautes "YES" raus. Im Cashgame müssen nicht alle Personen, die all-in sind, ihre Karten zeigen und Spieler 1 hält seine Karten daher zunächst verdeckt an sich.

Der Flop wird aufgedeckt - 832 rainbow - und die Miene von Spieler 1 bleibt weiter pessimistisch. Turnkarte ist eine offsuit 4 und ebenfalls keine Regung bei Spieler 1. Als der Dealer die Riverkarte aufdeckt (einen J - Spieler 1 scheint mit seinem Pocketpair wieder nicht getroffen zu haben) und den Rest seines Decks zu den gemuckten Karten legt, fällt gleich mehreren am Tisch sitzenden Spielern auf, dass der Croupier vor der Riverkarte keine Karte "gebrannt" hatte. Also nimmt der Coupier die auf dem Tisch befindlichen Karten wieder auf, mischt sie nochmals durch, hebt ab und deckt eine neue Riverkarte auf. Und ....vielleicht könnt ihr es euch denken? Es ist eine Zehn und im gleichen Moment knallt Spieler 1 seine Pocket Zehner auf den Tisch und schreit: "Ship it - I never lose on pocket tens"!

Wie in etwa würdet ihr die Chance einschätzen, dass er die Hand noch gewinnt? Einzige Option zum Sieg für ihn war, dass der Dealer ein Fehler begehen würde und die toten Karten der anderen Mitspieler wieder mit ins Deck kommen würden und dann müsste er auch noch einer der beiden Zehner "finden". Da er einer der besseren Croupiers war und dies ihm pro Jahr vielleicht nur 1 oder 2 mal passiert, würde ich die Chancen auf diesen Ausgang bei ca. 500.000:1 einschätzen...lol.

Sachen gibt's ...die gibt's gar nicht!

In diesem Sinne allen ein gutes Blatt und möglichst wenig bad beats

Gruss

Martin

Samstag, Februar 23, 2008

Royal Flush - ausführlicher Bahamas Reisebericht

So, nachdem die aktuelle Ausgabe des ROYAL FLUSH Magazin`s, für das ich seit einiger Zeit als freier Mitarbeiter tätig bin, erschienen ist, kann ich hier natürlich auch den kompletten Bahamas-Reisebericht einstellen. Hier und da sind einige Passagen gekürzt/geändert worden.
Im aktuellen Magazin, dass es für 3,99 € in jedem besseren Kiosk zu kaufen gibt, stehen zudem etliche gute Strategieartikel und noch einige andere interessante Berichte, so dass die Investition von schlappen 4 € auf jeden Fall Sinn macht.

Grüsse aus Kopenhagen
Martin


Pokerstars Caribbean Adventure

19.November 2007
Ich sitze zu Hause am PC und spiele gerade ein bisschen Online Poker, als das Telefon klingelt und ich von Pokerstars die Anfrage erhalte, ob ich Anfang Januar Lust und Zeit habe, beim EPT Turnier auf den Bahamas den Webstream, der bei allen größeren Turnieren über
www.eptlive.com zu verfolgen ist, vor Ort zu kommentieren. Lust? Keine Frage. Zeit? Dafür würde ich jeden anderen Termin verschieben oder auch gar komplett canceln und natürlich sage ich direkt für den Job zu. Ich entschließe mich, nach erledigter Arbeit noch ein paar Urlaubstage auf der wunderschönen Karibikinsel dranzuhängen und kontaktiere direkt anschließend mein Reisebüro um Flug bzw. Hotel zu reservieren. Eine Stunde später bereits erhalte ich die Bestätigung und ich sehe meinem Arbeitseinsatz auf der Karibikinsel mit Freude entgegen.

Ein paar Wochen später, am 7.Januar, geht es dann los. Düsseldorf – Miami – Nassau. Mein Hinflug mit der LTU ab Düsseldorf ist für 13.40 Uhr angesetzt und mit dem Zug geht es zunächst von Rheda-Wiedenbrück aus los. Da ich in den letzten Jahren recht viel Bahn gefahren bin und zum Teil auch recht abenteuerliche Erfahrungen mit der DB machen musste, plane ich hier aus Sicherheitsgründen einen kleinen Zeitpuffer von 30 Minuten für mögliche Zugverspätungen mit ein und mache mich bereits um 9.00 Uhr morgens auf dem Weg zum Bahnhof. Wenn alles glatt läuft, bin ich zwar bereits knapp 3 Stunden vor Abflug am Flughafen, aber hier gehe ich dann doch lieber auf Nummer sicher. In der Tat hat der Regionalzug dann auch eine Verspätung von gut 20 Minuten, aber ich werde für meine Zeitkalkulation belohnt und bin um 11.30 Uhr rechtzeitig am Check-in Schalter der LTU. Hier läuft es recht zügig ab und so erreiche ich das Gate für meinen Abflug ca. 30 Minuten vor dem geplanten Boarding. Dann jedoch die erste Hiobsbotschaft. Über Lautsprecher erfahren wir, dass unser Abflug nach Miami eine Verspätung von etwa einer Stunde haben wird. Da ich für das Umsteigen in Miami nach Nassau jedoch insgesamt nur 2 Stunden und 15 Minuten Zeit haben würde und mein Weiterflug auf die Bahamas der letzte ausgehende Flug für den Abend ist, plane ich innerlich bereits eine Übernachtung in Miami ein, denn 75 Minuten Zeit werden niemals ausreichen, durch die US-Immigration zu gelangen um dann auch noch rechtzeitig am nicht gerade kleinen Airport im Miami für meinen Weiterflug mit Bahamas Air einzuchecken, durch die Sicherheitsschleusen zu gelangen und dann noch pünktlich das Gate zu erreichen. Ich hatte es in der Vergangenheit zwar schon einige Male erlebt, dass auch Verspätungen bis zu einer Stunde bei Langstreckenflügen durch entsprechend günstige Windkonstellationen wieder aufgeholt wurden, aber als ich gegen Mitte des Fluges eine Flugbegleiterin kontaktiere und sie nach der ungefähren Ankunftszeit frage, bestätigen sich meine Befürchtungen. Ein paar Minuten Verspätung sind zwar wettgemacht worden, aber ich würde nur gut 80 Minuten Zeit haben in Miami. Na ja, mit etwas Glück vielleicht sogar machbar. Da ich jedoch in der vorletzten Reihe im Flugzeug sitze und somit dann als einer der letzten Passagiere bei der US-Immigration ankommen würde, bin ich jetzt zum Handeln gezwungen. Ich muss in einer der vorderen Sitzreihen gelangen um als einer der Ersten aussteigen zu können und meine Chancen zu wahren. Ich kontaktiere die sehr hübsche Flugbegleiterin ein zweites Mal und erzähle ihr kurz meine Geschichte. Natürlich dramatisiere ich ein wenig und sage ihr, dass ich unbedingt bereits am nächsten Morgen sehr früh in Nassau einen wichtigen Geschäftstermin habe und frage sie, ob sie mich weiter nach vorn umsetzen könne. „Ich schaue mal, was ich für Sie tun kann“, teilt sie mir mit und nach ein paar Minuten kommt sie tatsächlich zurück und bittet mich mit nach vorn zu kommen. Ab geht’s in die Business-Class für die letzten 3 Flugstunden. YES – die Chancen steigen zumindest ein wenig! Am Flughafen in Miami läuft es dann wie ein Länderspiel und ich bin als Allererster von allen Passagieren bei der US-Immigration. Zwar beschleicht mich bei diesem Prozess immer wieder ein etwas unbehagliches Gefühl, da ich vor etlichen Jahren aufgrund mehrmaliger Überschreitung meiner Aufenthaltsgenehmigung bereits einmal des Landes verwiesen worden bin, aber es läuft alles glatt und ich mache mich im Laufschritt Richtung Check-In Schalter der Bahamas-Air, der Gott sei Dank nur einige Hundert Meter entfernt ist. Auch hier bin ich dann schnell dran, schnell eingecheckt und dann direkt durch zur Sicherheitskontrolle und mit hohem Tempo weiter zum Gate, dass ich dann exakt mit dem Beginn des Boardings erreiche. Es geht dann auch pünktlich los und nach einem knapp einstündigen Flug landen wir in Nassau, Hauptstadt der Bahamas. Auch hier muss man nochmals kurz ein Einreiseformular ausfüllen, aber das ist reine Formsache und der Beamte setzt seinen Stempel nach weniger als 3 Sekunden in meinen Reisepass. Ab zum Rollband und das Gepäck abholen und dann noch der letzte Transfer zum Hotel und ein langer Reisetag neigt sich dem Ende zu. Am Gepäckband jedoch ahne ich bereits Böses, als mein Koffer nach 20 Minuten immer noch nicht aufgekreuzt ist. Weitere 10 Minuten später stehe ich dann tatsächlich noch allein mit einem Holländer wie “bestellt und nicht abgeholt“ am Band und mir wird klar, dass mein Koffer im Gegensatz zu mir den Transfer in Miami nicht geschafft hat. In knapp 20 Jahren ist mir dies bei meinen Reisen nicht ein einziges Mal passiert, aber bei meinen letzten 3 Fernreisen gleich jedes Mal. Pokertechnisch würde man hier wohl von einem massiven Downswing sprechen. Ich bin mittlerweile jedoch mit den Formalitäten vertraut, fülle schnell die Verlustmeldung aus und ab geht’s mit dem Taxi Richtung ATLANTIS auf Paradise Islands. In der Regel kommt der Koffer dann einen oder maximal zwei Tage später nach und die wichtigsten Sachen kann man sich in der Zwischenzeit dann vor Ort kaufen und man erhält die entstandenen Kosten normalerweise auch anstands- und komplikationslos von der Fluggesellschaft, die für den Fehler verantwortlich war (in diesem Fall die LTU wg. der Flugverspätung), gegen Vorlage der Kaufquittungen erstattet. Am Folgetag dann wird mein Koffer unversehrt bereits kurz nach Mittag nachgeliefert.
Bevor ich zum Poker komme, anbei noch ein paar Fakten zum Austragungs-/Urlaubsort. Die Bahamas bestehen aus ca. 700 größeren und weiteren 2000 kleineren Riffinseln. Insgesamt sind davon jedoch nur ca. 15 Inseln für den Tourismus ausgerichtet. Die Bahamas liegen südöstlich von Florida und nördlich von Kuba. Die Ausdehnung der Inselgruppe von Nordwest nach Südost beträgt in etwa 1000 Kilometer. Offiziell gehören die Bahamas dem britischen Commonwealth an (daher auch der Linksverkehr) und unterstehen somit der englischen Königin. In den meisten Reiseführern werden sie der Karibik zugeordnet, in anderen als eigenständige Inselgruppe gelistet. Die zwei Hauptinseln sind New Providence und Grand Bahama. Knapp 80% der Bahamaer (Gesamtbevölkerung ca. 300.000) wohnen auf New Providence und ca. 90% der Einheimischen sind dunkelhäutig.

Das Hotel, in dem das Pokerstars Caribbean Adventure –folgend kurz PCA genannt- stattfindet, ist das Atlantis Resort & Casino. Das Atlantis ist eine der größten und wohl auch schönsten Hotelanlagen, die ich bislang in meinem Leben gesehen habe. Mit ca. 4.000 Zimmern, knapp 8.000 Betten und über 5.000 Angestellten gehört es zu den TOP Ten Hotels auf dem Globus. Es gibt einige Superlative, die sich einem hier bieten. Prunkstück der Anlage ist eine der weltweit schönsten Lagunenlandschaften mit über 50.000 verschiedenen Lebewesen. Viele verschiedene Haiarten, Rochen mit einer Spannweite von 5 Metern, Piranhas, Barrakudas, zentnerschwere und riesige Wasserschildkröten, Clownfische, Seepferdchen, Moränen, Quallen, Kraken und viele andere exotische Fische können hier im größten Aquarium der Welt bewundert werden. Es gibt begehbare Tunnel durch diese Aquarien und es ist schlicht und einfach atemberaubend, sich diese phantastische Unterwasserwelt durch die dicken Panzerglasfenster anzuschauen und sich ihr hinzugeben. Zudem gibt es noch 25 verschiedene Pool-Landschaften, an denen täglich verschiedene Live-Bands für gute Laune sorgen. Tja, und nicht für die kleinen Gäste gibt es etliche (16 insgesamt) Wasserrutschen, welche mehr oder weniger steil sind. Der 40 Meter hohe Power Tower ist auf jeden Fall nichts für Herzkranke und auch mir ist recht unwohl, als es auf den ersten Metern senkrecht bergab geht und man für einige Sekunden überhaupt keinen Kontakt mehr zur Rutsche hat. Eine andere Rutsche führt sogar mittels einer Panzerglasröhre direkt durch das Haifischbecken.

Anbei einige Daten und Fakten zum ATLANTIS

- 23 Restaurants
- 22 Lounges
- 17 Snack Bars
- 6 Tennisplätze
- 2 Kinos
- 1 Basketball Court
- 1 Fitnesscenter
- 1 Spielcasino
- 2 Diskotheken
- 1 Delphinarium
- 18-Loch Golfplatz
- 3 hoteleigene Strandbuchten
- Hoteleigener Yachthafen mit 105 Anlegestellen für Boote mit einer Länge von bis zu 70 Metern

Dies alles nur in Zahlen zu beschreiben, kann aber nur annähernd einen Eindruck vermitteln, wie unbeschreiblich schön und imposant diese Hotelanlage ist. Wenn man z.B. von der äußersten Ecke der Anlage bis zur anderen Ecke zu Fuß gehen möchte, dann ist man bei flottem Marschtempo ca. 30 Minuten unterwegs. Aber auch nur unter der Voraussetzung, dass man sich einigermaßen gut auskennt und sich dabei nicht verläuft.
Auf der Shoppingzeile mit seinen ca. 30-40 wunderschön eingerichteten Läden gibt es übrigens alles zu erwerben. Vom Souvenir T-Shirt für 25 $ bis hin zur Halskette zum Preis von 250.000 $. Weitere Informationen und Impressionen zu diesem wunderschönen Resort findet ihr auch auf der Homepage
www.atlantis.com , wobei
man sagen muss, dass der Internetauftritt zwar gelungen ist, aber die Realität das Ganze bei weitem übertrifft. Man muss einfach selbst vor Ort gewesen sein!

1136 Pokerspieler sind angetreten um sich einen Teil des Preispools von insgesamt knapp 9 Million US $ zu schnappen. Es ist das fünftgrößte Turnier aller Zeiten! Lediglich die Main Events der World Series of Poker in Las Vegas aus den Jahren 2004, 2005, 2006 und 2007 hatten ein größeres Starterfeld (bezogen auf Turniere mit einem Buy-In von über 5.000 US $). Die meisten Teilnehmer kommen aus den USA und aus Kanada. Ein Grund hierfür ist sicherlich, dass es sowohl in den Vereinigten Staaten als auch in Kanada erst möglich ist ab 21 Jahren ein Casino zu betreten und da auf den Bahamas bereits Spieler ab 18 Jahren am Turnier teilnehmen dürfen, nutzen viele der US Internet-Kids diese Chance quasi vor der Haustür erste Liveturnier-Erfahrungen zu sammeln. Es wimmelt auf jeden Fall nur so von jungen nordamerikanischen Spielern. Aber auch das Team Pokerstars tritt fast mit kompletter Starbesetzung an. Daniel Negreanu, Joe Hachem, Greg Raymer, Chris Moneymaker, Hevad Khan, Bill Chen, Tom McEvoy, Barry Greenstein, Dario Mineri, Bertrand ’Elky’ Grospellier, Luca Pagano, Noah Boeken, Humberto Brenes, Victor Ramdin, Tuan Lam und Steve-Paul Ambrose sind ebenso am Start wie Vanessa Rousso und Isabelle Mercier.
Auch die deutschen Farben werden sehr würdig vertreten. Angeführt von Weltmeisterin und Team Pokerstars Mitglied Katja Thater sind neben Andreas Krause, Florian Langmann, Benjamin Kang, Jan von Halle, Christian Taepper, Simon Münz und Horst Koch noch weitere 30 deutsche Spieler am Start. Viele weitere Top-Spieler aus knapp 40 Ländern bilden das mit Abstand stärkste Teilnehmerfeld, welches ein EPT Turnier je gesehen hat.

Einer der deutschen Spieler ist Marcel Kleczka. Marcel ist 26 Jahre alt und kommt aus Hamburg. Er ist gelernter Speditionskaufmann und ist in einer Firma im Norden Hamburgs angestellt. Sein großes Hobby ist Poker. Vor ca. 2 Jahren hatte er eine Pokersendung auf Eurosport gesehen und kurz danach ein Spielerkonto bei Pokerstars eröffnet. Nachdem er ein paar Wochen um Playmoney spielt und es ganz ordentlich läuft und vor allen Dingen sehr viel Spaß macht, zahlt er 50 € ein und spielt um Cent-Beträge. Und es läuft weiterhin prächtig und Monat für Monat kann er ein paar € zu seinem Gehalt hinzuverdienen. Von seinem ersten ausgezahlten Gewinn kauft er sich ein Pokerbuch von Dan Harrington und er merkt sehr schnell, dass das Spiel doch ein bisschen mehr erfordert als nur Kartenglück. Im November dann meldet er sich für ein paar $ bei einem Step-Qualifikationsturnier zur PCA bei Pokerstars an. Sein Step1 Turnier gewinnt er relativ einfach und schnell und qualifiziert sich somit für Step2. Noch am gleichen Abend übersteht er dann auch die Steps 2 und 3 und zum ersten Mal denkt er daran, wie schön es doch wäre auch noch die nächsten 3 Steps zu gewinnen und im Januar auf die Bahamas zu fliegen. Am darauf folgenden Abend nimmt er dann Step 4 in Angriff und auch hier siegt er.
Wow – jetzt nur noch 2 Sit & Go Tische gewinnen und der Traum vom ersten EPT-Turnier wäre Realität. Mit seinem Kumpel Marco, der ebenfalls versucht sich über die Steps zu qualifizieren, beschließt er, dass der eine den anderen mit in die Karibik nimmt, falls der große Coup gelingen sollte. Als Marcel dann 2 Tage später dann auch sein Step5 Turnier gewinnt, steigt zum ersten Mal Adrenalin in ihm hoch. Immerhin hat seine Teilnahmeberechtigung am Step6 jetzt bereits einen rechnerischen Wert von über 1.000 US $. Mit seinen Kumpels paukt er noch ein bisschen Sit & Go Theorie/Strategie und knapp eine Woche später steht dann der große Moment an. Das alles entscheidende STEP 6 Turnier! Es läuft zunächst überhaupt nicht gut an, Marcel verliert einige Chips, aber ein paar gute Starthände, die auch Action bringen und standhalten sowie konservatives Spiel bringen ihn wieder zurück ins Geschäft. Es scheidet einer nach dem anderen aus. Auf einmal sitzen nur noch 3 Spieler am Tisch. Dann die Schlüsselhand. Mit einem Paar Buben called er das All-in seines Gegners, der AK zeigt. Die Buben halten, er haut seinen Gegner vom Tisch und ist auf einmal Chipleader. Jetzt muss er nur noch einen Spieler eliminieren zur Realisierung seines Traumes. Es geht chiptechnisch dann einige Male hin und her, aber knapp 20 Minuten später läuft ihm sein Gegner mit einem Bluff voll in die Flanke und Marcel gewinnt seinen Tisch und somit das Package zur Teilnahme am PCA inkl. Flug, Hotel und oben drauf noch einem bisschen Taschengeld! Mit seinem Kumpel Marco wird ein bisschen gefeiert und ein paar Tage später wird auch der einwöchige Urlaub von seinem Arbeitgeber genehmigt. Am 4.Januar geht es für die beiden dann vom Frankfurter Flughafen aus in Richtung Karibik.

Ins große Turnier dann startet der junge Speditionskaufmann am Tag 1B am 6.Januar. Obwohl er nichts zu verlieren hat und gut ausgeruht ist, so verspürt er zu Beginn doch eine enorme Anspannung und erkennt schnell, dass dies doch etwas anderes ist als mit seinen Kumpels ein 5 € Sit & Go Turnier auszuspielen. Zwar sind zu Beginn keine bekannten Spieler an seinem Tisch, aber einige der jungen US-Amerikaner spielen doch extrem aggressiv und feuern die Chips mit einer ziemlich hohen Frequenz in die Mitte. Marcel lässt sich jedoch nicht beeinflussen und bleibt zu Beginn bei seiner konservativen Strategie. Kurz vor dem Ende des ersten der jeweils 75-minütigen Levels bekommt er ein Paar Asse ausgeteilt. Einer der wilden US-Boys hatte in vorderer Position erhöht und Markus reraised mit seinen Assen, worauf sein Gegner called. Der Flop kommt 953 mit 2 Kreuzen, sein Gegner checked und Marcel macht einen Folgebet in Höhe von ca. 60% der Pottgröße. Darauf antwortet sein Gegner dann mit einem Check-Raise All-in. Oh Gott, die erste ganz wichtige Entscheidung steht an – „was tun, sprach Zeus“? Viele verschiedene Gedanken schießen durch seinen Kopf. Wenn er mitgeht und sein Gegner tatsächlich einen Drilling oder vielleicht 2 Paar gefloppt haben sollte, dann liegt er weit hinten. Sein Gegner hat zwar etwas weniger Chips als er und somit kann Marcel selbst bei einer Niederlage nicht direkt ausscheiden, aber er hätte anschließend nur noch sehr wenige Chips übrig und die Chancen auf einen längeren Verbleib im Turnier würden auf ein absolutes Minimum sinken. Aber wieso würde sein Gegner so spielen, wenn er wirklich ein Drilling gefloppt hat? Er muss doch mitbekommen haben, wie konservativ Marcel bislang agiert hat und würde vermutlich doch eher versuchen ihm mit einem Drilling peu á peu die Chips abzunehmen. Vermutlich hat er einen Flush-Draw oder er ist gar auf einem kompletten Bluff und will ihn nur einschüchtern, kommen weitere Gedanken in ihm auf. Nach knapp 5 Minuten Bedenkzeit entschließt sich Marcel dann zum Call und in der Tat zeigt sein Gegner Gott sei Dank „nur“ einen Flush-Draw. Wenn die nächsten beiden Karten jetzt kein Kreuz sind, dann schickt Marcel nicht nur den ersten Kontrahenten aus dem Turnier, sondern wäre mit knapp 40.000 Chips auch recht ordentlich im Rennen. Marcel spürt, wie seine Hände extrem feucht werden und das Blut durch seinen Körper schießt. Aber es geht gut - 2 rote Karten am Turn und River und die 2 Asse bleiben vorn. Anschließend spielt Marcel weiterhin defensives und konservatives Poker und als am Ende des ersten Tages die Chips eingetütet werden, hat er insgesamt knapp 50.000 Chips angesammelt und liegt damit sogar im oberen Mittelfeld.
Tag 2 beginnt dann mit einer völlig neuen Tischbesetzung. Er kennt zwar wiederum keinen Spieler bei sich am Table, aber der Typ genau links neben ihm wird immer wieder von Fotografen und Kamerateams ins Visier genommen und Marcel findet heraus, dass es William Thorson aus Schweden ist, ein unheimlich guter und sehr profilierter Spieler, der bereits erstklassige Erfolge aufzuweisen hat und auch Online extrem hohe Limits spielt. Als Marcel dann einige Male versucht die Blinds zu stehlen, kommt ihm dieser Schwede immer wieder in die Quere und es kostet ihn jedes Mal etliche Chips. Marcel respektiert nicht nur seinen Nachbarn zur linken, sondern er fängt auch an Angst vor ihm zu bekommen. Nur mit einer absoluten Premium-Hand würde er sich auf eine Konfrontation gegen Thorson einlassen. Sein Stack schmilzt von Runde zu Runde, aber als gegen Ende des 2.Tages ein Gegner aus vorderer Position raised, findet Marcel ein Paar 8er und geht die Erhöhung seines Kontrahenten mit. Der Flop bringt dann eine weitere 8 für den Drilling, sein Gegner glaubt ihm nicht und alle Chips gehen am Turn in die Mitte. Sein Gegner hat ein Overpair, Marcel’s Drilling hält und er kann aufdoppeln. Am Ende des 2.Tages hat er um die 100.000 Chips vor sich stehen und liegt damit etwas unter dem Schnitt.
Am 3.Tag sind noch 157 Spieler im Wettbewerb. 120 Spieler kommen ins Geld und zum ersten Mal denkt Marcel, dass er es vielleicht sogar schaffen könnte. An seinen Tisch, an dem weiterhin der Schwede Thorson direkt neben ihm sitzt, gesellt sich nun auch Bertrand ’Elky’ Grospellier, ein Pro vom Team Pokerstars. Marcel’s Konzentration jedoch gilt fast ausschließlich der großen Anzeigetafel, auf der die Anzahl der im Turnier verbliebenen Spieler projiziert wird. Zwar schwinden seine Chips von Runde zu Runde, aber ebenso schnell scheiden auch Spieler an den anderen Tischen aus. Er spielt überhaupt keine Hand mehr und will sich nur noch ins Preisgeld durchschummeln. Asse oder Könige würde er spielen, aber alle anderen Hände werden direkt vorm Flop gepasst. Nur keinen Chip unnötig zum Fenster rauswerfen. Noch 124, 123, 122 …Spieler im Rennen. Als sein Stack allerhöchstens noch Streichholzschachtelhoch ist, kommt dann die alles erlösende Meldung über den Lautsprecher: „Everybody is in the money“!!! Marcel pustet dreimal ganz tief durch und ganz langsam löst sich anschließend auch seine körperliche und mentale Verspannung. Ein paar Minuten später kann er dann sogar mit einem Paar Königen ein weiteres Mal aufdoppeln und weitere 2 Runden später gewinnt er mit einem Paar Damen nochmals einen schönen Pott und sammelt weitere Chips. Ist vielleicht sogar noch mehr drin? Eine gute halbe Stunde danach erhält er abermals ein Damenpärchen ausgeteilt und als sein Gegner beim Flop T53 mit 2 Herzen All-in geht, entschließt er sich zum Call. Eine ähnliche Situation hatte er ja bereits zu Beginn des Turniers erlebt. Sein Kontrahent hält AT von Herz, hat somit Top-Paar getroffen, einen Flush Draw und mit dem As eine Overcard zu Marcels Damen. Die Chancen sind prozenttechnisch in etwa ausgeglichen. Das Glück verlässt ihn jetzt jedoch und als am River die dritte Herzkarte vom Croupier aufgedeckt wird, ist Marcel ausgeschieden. In der Endabrechnung belegt er Platz 78, wofür er zuckersüße 16.000 US $ ausgezahlt bekommt. Nicht schlecht für 3 Tage Arbeit! Mit seinem Kumpel Marco, der ihm natürlich über die Tage permanent zur Seite stand und immer fest die Daumen gedrückt hat, steht am Abend eine große Feier an. Eine wunderschöne Woche haben die beiden hier verlebt, zudem noch einiges an Geld gewonnen, viele neue Bekannte und Freunde kennen gelernt und vor allen Dingen reichlich Erfahrung am Pokertisch gesammelt. Pokerherz …was willst du mehr?

Meine Arbeit beginnt am 9.Januar. Der Start des EPT Livestreams ist für 12.00 Uhr Ortszeit (18.00 Uhr MEZ) angesetzt. Markus Krawinkel, mein Kommentatorenkollege, und ich werden jedoch bereits 2 Stunden vor Beginn der Übertragung mit den Kollegen der anderen Länder zu einem kurzen Briefing geordert. Hier werden wir kurz in die Technik eingeführt und erhalten eine Art “To do“ sowie eine “Not to do“ Liste. Auf welche Punkte sollen wir während der Übertragung hinweisen und was sollten wir, wenn eben möglich, umgehen. Als wir dann anschließend den Kommentatorenraum betreten, fällt uns beiden die Kinnlade nach unten. Ein Raum fast so groß wie eine kleine Sporthalle. Genügend Platz für die Kommentatoren aus den 6 verschiedenen Nationen. Neben den englischen/amerikanischen Kollegen sind auch Teams aus Frankreich, aus Holland, Italien und neuerdings auch aus Spanien vertreten. Zudem ca. 10 weiteren Personen, die für die Technik verantwortlich sind. Und natürlich auch kilometerlanges Kabelgedöns. Noch vor gar nicht so langer Zeit bei der Übertragung des EPT Turniers aus London waren wir mit über 15 Personen plus dem ganzen Equipment in einem ca. 8 m² großen Raum untergebracht. Da lief uns schon die Suppe aus allen Poren, obwohl wir noch nicht gar nicht On Air waren. Aber jetzt ist alles anderes. Unsere Kommentatoren-Box ist riesig. Zudem freuen wir uns auch über die neue Monitore, die auf unseren Schreibtischen stehen. Die alten waren nicht viel größer als eine Zigarettenschachtel und es war oft recht schwer die Karten zu erkennen. Jetzt können wir sogar selbst zwischen den verschiedenen Kameraeinstellungen hin- und herschalten. Kühle Getränke werden ebenfalls pausenlos nachgereicht und auch für den Hunger stehen kleinere Snacks bereit. Einfach perfekte Rahmenbedingungen. Es kann losgehen!
Um 12.00 Uhr Ortszeit nehmen wir also unsere Arbeit auf. Zu diesem Zeitpunkt sind noch 40 Spieler im Rennen. Leider jedoch keine deutschen/deutschsprachigen Spieler mehr. Als Letzten hatte es Christian Taepper auf Platz 50, wofür er 24.000 US $ erhielt, erwischt. Aber es sind noch etliche TOP-Spieler mit von der Partie. So z.B. Thierry van den Berg aus Holland, Victor Ramdin aus den USA, William Thorson aus Schweden, Bertrand ’Elky’ Grospellier aus Frankreich und nicht zu vergessen der aktuelle Chipleader David ’The Dragon’ Pham aus den USA. Der 41-jährige Pham, der bereits über 6 Millionen an Turnierpreisgeldern gewonnen hat, hat ein bewegtes Leben hinter sich. Er war 1983 zusammen mit etlichen Familienmitgliedern und insgesamt 145 Personen im Alter von 17 Jahren aus dem Vietnam geflüchtet (Boat People) und er war einer von insgesamt nur 45 Überlebenden. Er musste mit ansehen, wie einige seiner engsten Familienmitglieder bei dieser Flucht starben. Über Umwege strandete er dann in Las Vegas und sein Cousin Men ’The Master’ Nguyen beschäftigte ihn zunächst in seiner Reinigungsfirma. Heute gehören sowohl Men Nguyen als auch David Pham zu den erfolgreichsten Pokerspielern der Welt und zusammen haben sie 8 Weltmeistertitel und bereits über 15 Millionen US $ an Turnierpreisgeldern gewonnen. Die Erfolge an den Cashgame Tischen in Las Vegas bzw. Kalifornien sind hier noch nicht einmal eingerechnet. Beide jedoch haben ihre Wurzeln nicht vergessen und so transferieren sie in regelmäßigen Abständen ordentliche Anteile ihrer Gewinne zurück in die Heimat nach Vietnam zur Unterstützung ihrer Familien und für soziale Einrichtungen.
Die Action am TV-Table ist gut. Es macht Spaß zu kommentieren. Sicherlich auch, weil Justin ’Rat’ Phillips, ein Farmersohn aus Oregon, der mit Latzhose, aber ohne T-Shirt antritt, den Alleinunterhalter am Tisch spielt und nicht nur pausenlos quatscht, sondern zwischendurch auch immer wieder seine Gesangskünste zum Besten gibt. Kurze Zeit später steht dann auf einmal Barry Greenstein, einer der weltweit anerkanntesten Spieler, hinter mit und signalisiert, dass er bereit ist ein paar Minuten als Co-Kommentator für die deutschen Zuschauer zur Verfügung zu stehen. Er hat ein Jahr in Deutschland gelebt und spricht auch noch ein paar Brocken, aber es ist lange her und er fühlt sich nicht sicher genug und bittet mich das Interview in Englisch zu führen. Ich frage ihn, ob wir mit ihm beim EPT Turnier in Dortmund rechnen dürfen und wen er von den noch im Turnier befindlichen Spielern am stärksten einschätzt. Ich habe sogar das Gefühl, das Barry es macht Spaß macht für die Deutschen Zuschauer zu kommentieren (er weiß natürlich, dass der Pokermarkt mittlerweile auch dort sehr groß ist und er hierzulande sehr viele Fans hat), aber nach knapp 5 Minuten wird er vom Produktionsleiter aufgefordert die Co-Moderation bei uns abzubrechen und bei den englischen/amerikanischen Kollegen zu übernehmen. Im Laufe des Tages kommen aber auch noch Katja Thater, Benjamin Kang und Sven Stiel zum co-kommentieren rein und der Tag rauscht für Markus und mich wie im Flug vorbei. Selbst Boris Becker schaut am Abend noch kurz bei uns vorbei und Markus kann ihn kurz ans Mikrophon holen und ein paar Fragen stellen. Kurz vor 23.00 Uhr, als der Schweder William Thorson als 9. ausscheidet, geht dann ein langer, aber extrem schöner Arbeitstag zu Ende. Im Grand Ballroom spiele ich anschließend zum Abschalten noch ein 200er $ Sit & Go, scheide hier aber als 5. aus und verfehle knapp das Preisgeld. Gegen 2.00 Uhr falle ich dann todmüde ins Bett.
Am nächsten Morgen klingelt der Wecker dann um kurz nach 8.00 Uhr und nach einer schnelle Dusche und einem Frühstück zur Stärkung geht es dann wieder Richtung Kommentatorenbox. Der Final Table und somit auch der Livestream beginnt um 10.00 Uhr. Über Markus’ Laptop versuchen wir noch das eine oder andere über die Teilnehmer herauszufinden, denn außer zu den beiden Top-Stars David Pham und ’Elky’ Grospellier haben wir so gut wie keine Infos über die anderen Spieler. Wir wissen nur, dass sich alle außer ’Elky’ online bei Pokerstars für dieses Event qualifiziert haben. Von der Crew der EPT werden wir jedoch kurz vor Sendebeginn mit einem kleinen Steckbrief zu allen Spielern versorgt. So erfahren wir z.B., dass der 25-jährige Kris Kuykendall sein allererstes LIVE-Turnier überhaupt spielt oder Christian Harder (20) zwar BWL studiert, aber ein Jahr Auszeit genommen hat um sich intensiv auf das Pokerspiel zu fokussieren. Youngster am Tisch ist der 19-jährige Joseph Elpayaa aus Chicago. Joseph hat zwar seine Schule mit Auszeichnung und absoluten Bestnoten bestanden, aber auch er hat sich derzeit ausschließlich dem Pokerspiel verschrieben, bevor es dann mit ein wenig Verzögerung mit dem Studium losgehen soll. Ein Jahr älter als Joseph, aber um einiges jünger aussehend sitzt auch Richard Fohrenbach am Final Table. Er ist am Boston College eingeschrieben, aber beim Pokern läuft es derzeit so gut für den knabenhaften Richard, dass er Lesungen und Examen zunächst einmal auf Eis gelegt hat. Da Richard nicht nur wie ein Teenager aussieht, sondern es auch den Anschein hat, dass seine Wachstumsphase noch nicht ganz abgeschlossen ist, werden ihm zu Beginn der TV-Übertragung gleich 2 Kissen auf den Stuhl gelegt, so dass er einigermaßen über seinen Chipstapel hinwegschauen kann und es im Fernsehen nicht gleich den Anschein erweckt, dass eine Kinderpokerveranstaltung übertragen wird. Komplettiert wird das Starterfeld von Hafiz Khan (33) einem Softwareanalytiker aus Kalifornien und Craig Hopkins (33), einem ehemaligen Fußballprofi (2nd Division) aus Chesterfield, England, der sein Geld mittlerweile mit Sportwetten verdient und auch seine hübsche Frau Lindsey mit in die Karibik genommen hat, die keine 3 Meter von ihm entfernt natürlich unentwegt die Daumen drückt. Neben David Pham ist aber sicherlich auch Betrand ’Elky’ Grospellier nicht zu unterschätzen. Der 26-jährige Franzose spielt zwar erst seit einigen Jahren Poker, aber hat in dieser doch relativ kurzen Zeit sowohl Online als auch Live bereits etliche Erfolge verbuchen können. Elky hat Wohnsitze in der Schweiz und in Südkorea, wo er auch heute noch nahezu vergöttert wird aufgrund seiner Fähigkeiten beim Starcraft, einem Videospiel, dass vor allen Dingen in Asien sehr populär ist. Hier gehört/e er ebenfalls zur absoluten Weltspitze und hat etliche Titel eingeheimst.
Der Final Table beginnt zwar recht verhalten, aber als sich nach ca. einer Stunde Katja Thater zu uns ans Mikro gesellt und mitkommentiert, überschlagen sich auf einmal die Ereignisse. Gleich 4 Spieler verabschieden sich innerhalb von nur einer knappen Stunde. Zunächst erwischt es die jungen US-Amerikaner Fohrenbach (150.000 $), Harder (200.000 $) und ElPayaa (300.000) und anschließend auch den Briten Hopkins, der immerhin bereits 450.000 $ mit zurück in die Heimat nimmt. Auf Platz 4 und mit etwas Pech muss sich dann David Pham verabschieden (600.000 $) und der dritte Platz und 800.000 US $ gingen an Kris Kuykendall. Im Spiel Mann gegen Mann demonstrierte Elky dann sein geniales Spielverständnis und zwang den US-Amerikaner Hafi Khan bereits nach kurzer Zeit zu einem kapitalen Fehler, der dem Franzosen dann den Sieg und 2.000.000 US $ einbrachte, während sein Gegner immerhin noch knapp 1.100.000 $ für Platz 2 ausgezahlt bekam. Detaillierte Spielberichte und eine Gesamtübersicht der Platzierungen könnt ihr auch unter
www.pokerstarsblog.de nachlesen.
Am Abend gab es dann noch eine wunderschöne Abschlussfeier und fast alle waren sich einig, dass dies das wohl bislang schönste EPT Turnier überhaupt war. Es passte einfach rundum alles und man kann einfach nur hoffen, dass die EPT auch in der nächsten Saison einen Abstecher in der Karibik macht.

Während es für die meisten dann bereits am nächsten, spätestens am übernächsten Tag wieder gen Heimat geht, so hänge ich noch eine Urlaubswoche dran. Ein bisschen die Insel erkunden und vor allen Dingen das wunderschöne Wetter genießen. In 2 Wochen geht es dann bereits beim nächsten EPT Turnier im Spielcasino Dortmund-Hohensyburg weiter. Vermutlich wird das Turnier jedoch bereits beendet sein, wenn ihr diese Zeilen lest. Hier wird dann auch Boris Becker am Start (gewesen) sein und es dürfte sehr spannend sein, wie er sich im Feld dieser vielen guten Pokerspieler schlägt. Auch die Turniere in Kopenhagen (Webcast am 22.+23.2.) und Monte Carlo (16.+17.4) könnt ihr wieder unter
www.eptlive.com verfolgen. Die Startzeiten der Übertragungen erfahrt ihr auf der Homepage. Schöne Videos und Impressionen vom PCA aus den Bahamas sind übrigens auch auf www.hochgepokert.tv
sehen.

It’s better in the Bahamas….


Freitag, Februar 08, 2008

Michael "Air" Jordan, Haase, Negreanu, Gülünay & Greenstein

Nach über 2 Monaten Blogabstinenz ist es wohl mal wieder allerhöchste Eisenbahn für ein kleines Update. Nun ja, fangen wir mal mit dem Pokerergebnissen an. Der Dezember verlief wirklich recht ordentlich. Es hätte sogar ein absolutes Rekordergebnis (zumindest für No Limit - in damaligen Limit-Zeiten, als auch die US-Amerikaner noch mit von der Partie waren, war es eigentlich Standard ;-) werden können, wenn ich in nicht in 2-3 Sessions ganz mächtig einen auf den Arsch bekommen hätte und hier abermals ein bißchen "heiß gelaufen" bin. Ich habe ehrlich gesagt keine Erklärung dafür, wieso mir das passiert, aber ich mache dann in diesen Phasen teilweise ungeheuerlich schlechte Calls (immer in der Hoffnung einen Bluff des Gegners zu enttarnen) und es kostet dann oft richtig. Unterm Strich will ich mich aber nicht beschweren, denn es blieben noch knapp "17 Stacks" Gewinn über. Ich muss aber unbedingt noch ein sicheres Rezept gegen diese "Tiltphasen" entwickeln und anwenden - dann werden die Ergebnisse noch wesentlich besser. Meistens laufe ich "heiß", wenn ein oder mehrere Schwachströmer am Tisch sitzen, die nahezu wirklich jede Hand spielen und überaus viel bluffen. Ich muss (und werde) hier ein Mittel finden um gegen diesen Typ Spieler eine höhere Immunität aufzubauen.
Ende Dezember wurde es dann ein bißchen hektisch. Zunächst habe ich 2 Artikel für verschiedene Pokermagazine geschrieben. Einen ausführlichen Las Vegas Guide für das Magazin ROYAL FLUSH und einen Pokerstrategieartikel für das Magazin SHOWDOWN. Weihnachten stand wie jedes Jahr eine Familienfeier bei meinen Eltern an. Wir (mein Bruder mit Frau und den beiden Jungs, meine Tochter und ich) trafen uns bereits kurz vor Mittag und nach einem schönen und leckeren Essen und der obligatorischen Bescherung ging es dann über in den Spielmodus. Wie jedes Jahr stand dann auch wieder das legendäre Mau-Mau Turnier an. Hier spielen wir mit 8 Personen "jeder gegen jeden" mit Hin- und Rückrunde und es geht um schöne Preise, die mein Vater und ich ausloben. Der Ehrgeiz ist bei allen immer recht ausgeprägt und dieses Jahr ist es meiner Tochter (8 Jahre) doch tatsächlich gelungen sich zum ersten Mal in der Endabrechnung vor mir zu platzieren. Das hat mich zwar auf der einen Seite schon ein bißchen gewurmt, denn wenn ich spiele, dann will ich nun mal auch gewinnen, aber auf der anderen Seite freut es mich natürlich auch, wenn ich sehe, wie die Kleine bereits in der Lage ist ihr Spiel strategisch aufzubauen und mit den Achten (aussetzen), Siebenen (2 ziehen) und Bauern (wünschen bzw. Mau-Mau Abschluß) geschickt umzugehen vermag. Das einzige, was ich ihr in den nächsten Jahren wohl noch ein bißchen beibringen muss, ist das "Pokerface" zu bewahren, denn sobald sie "geladen" ist und ein sehr gutes Blatt hat, dann wird sie schon recht zappelig und kann kaum noch an sich halten ...lol. Man spürt als Gegner dann schon, dass die Sequenz - Aussetzen, Aussetzen, Aussetzen ... Letzte Karte ... Mau-Mau - kurz bevorsteht, aber wehren kannst du dich dann natürlich trotzdem nicht dagegen. Auch mit den Pokerkarten sowie dem Backgammonboard geht sie bereits einigermaßen regelsicher um und ich bin wirklich sehr gespannt, ob wir in knapp 10 Jahren eine Kopie von Annette_15 in der Pokerwelt begrüßen dürfen oder ob ihr derzeitiger Berufswunsch -Tierärztin zu werden- dann doch Oberhand behält. Ich tendiere mal zu letzterem...oder?....vielleicht doch?...na, ganz sicher bin ich mir auch nicht....

Am 2.Weihnachstag ging es dann nach Berlin. Es standen einige Backgammon Sendungen auf Eurosport2 von der World Series aus London zur Kommentierung an. Da auch ein Deutscher beteiligt war und die Spiele durchweg recht spannend waren, hat es sehr viel Spaß gemacht und es kam glaube ich bei den Zuschauern ebenfalls ganz gut an. Leider ist Eurosport2 derzeit nur von recht wenigen Leuten empfangbar, aber es steht zumindest zur Debatte, dass die Sendungen auch auf Eurosport1 in Zukunft als Wiederholung laufen und dann könnt ihr es euch ja mal anschauen. Die Woche bis zum 1.1 verbrachte ich also beim meinem Kumpel Fliege in Berlin und Sylvester haben wir dann auch schön in der KALKSCHEUNE an der Friedrichstraße gefeiert und sind gut ins neue Jahr gerutscht. Es war auf jeden Fall ein sehr kurzweiliger Abend und wir haben etliche interessante und attraktive Gesprächspartner(innen) gefunden...
Am Neujahrstag bin ich dann abends wieder mit dem Zug nach Ostwestfalen zurück, in den Tagen darauf noch etliche kleinere Sachen erledigt, bevor es dann am 7.1. zum Trip auf die Bahamas ging. Einen detaillierten Reisebericht werde ich in den nächsten Tagen hier auch Online stellen, aber momentan geht es noch nicht, da dieser Reisebericht auch im Magazin ROYAL FLUSH erscheinen wird und ich hier natürlich nicht vorgreifen kann bzw. darf. Es waren auf jeden Fall 2 wunderschöne Wochen, in denen ich nicht nur recht viel erlebt habe, sondern auch eine Menge Spaß hatte. Gleich an 4 (von insgesamt 14) Tagen bin ich mehr oder weniger volltrunken nach Hause gekommen und ein Abend war sogar so heftig, dass ich die ganze Nacht im Badezimmer meines Hotelzimmers verbracht habe und die WODKA CRANBERRY's, die einige Stunden noch so wohl gemundet hatten, aber deren Wirkung ich wohl ein wenig unterschätzt hatte, stoßweise den Weg in meine Toilette fanden. Allerdings nicht auf natürlichem Wege, sondern oral. Weitere Details erspare ich euch.
Nach meinem Job, das PCA Turnier im Rahmen der European Poker Tour über den EPTLIVE Stream zu kommentieren, hing ich noch ein paar Urlaubstage hinten dran. Ich hatte mich im Vorfeld bereits ein bißchen erkundigt und wußte, dass auf dem Golfplatz, der ebenfalls zur Hotelanlage des Atlantis gehört, ein paar Tage später ein von Michael Jordan ausgerichtetes Prominenten-Golfturnier stattfinden würde. Bereits am ersten Tag dieses über 4 Tage gehenden Events hatte ich viele Kontakte mit etlichen Topstars. Michael Jordan, John McEnroe, Ken Griffey Jr.(Baseball), Albert Pujohls (Baseball), Julius Erving (Basketball), Lawrence Taylor (Football), Marcus Allen (Football) und viele mehr. Ein paar Fotos lade ich mal hoch. Mein ganzer Stolz ist natürlich das gemeinsame Foto mit meinem ehemaligen Sportsidol Michael "Air" Jordan!

2 Top-Stars bei der gemeinsamen Runde Golf im Ocean's Club ...lol

...Daniel Negreanu holt sich von mir noch ein paar Strategietipps ab....lol

...mit Barry Greenstein habe ich 15 Minuten beim EPT Livestream kommentiert


Da die Jungs vom Hochgepokert-Team ebenfalls noch ein paar Tage länger auf der Insel blieben, war ich mit Benjamin und Henning einen Abend auch noch ein bißchen auf der Piste. Gegen 2.oo Uhr nachts verspürten wir noch ein bißchen Hunger, aber die Küche des direkt neben der Hotelanlage gelegenen Restaurants hatte bereits geschlossen.


Also setzten wir uns ins Auto (die Jungs hatten einen Leihwagen) und düsten in Richtung Nassau-Innenstadt. Die ersten Lokale, die wir passierten, hatten allesamt ebenfalls bereits geschlossen und wir fuhren immer weiter in die Stadt hinein. Die Gegend, in der wir uns nun befanden, machte wirklich nicht mehr den allersichersten Eindruck und als wir dann ein Restaurant erspähten, wo noch Licht brannte, parkten wir direkt davor und waren gerade bereit auszusteigen, als auf einmal ein dunkelhäutiger Mann, der aus dem Nichts kam, vor dem Auto erschien. Er war volltrunken, aber voller Elan. Zunächst kloppte er mehrmals mit der Faust wild auf unser Auto. Und dann begann er direkt im Licht der Scheinwerfer sich seiner Klamotten zu entledigen -komplett-. Er war/wurde total wild. Während ich keinen Mucks von mir gab und eigentlich nur hoffte, dass wir einigermaßen aus der Nummer rauskommen würden ohne dass etwas passieren würde, packte Henning sofort sein Handy raus und begann diese Szenen aufzunehmen. Leider stellte sich später heraus, dass es zu dunkel war und das Video nichts wurde. Sonst hättet ihr diese Szene sicherlich auf http://www.hochgepokert.tv/ bereits sehen können. Es war auf jeden Fall ein sehr eigenartiges und angsteinflößendes Erlebnis. Als der Typ sich dann von unserem Auto entfernte, sahen auch wir zu so schnell wie möglich diese Gegend wieder zu verlassen. Aber wir hatten ja noch großen Hunger und fuhren ein bißchen weiter und entdeckten dann die Rettung ... Eine Tankstelle mit angegliedertem Restaurant. Wir fuhren auf den Parkplatz und stiegen aus. Als wir den Schuppen betraten, wurden wir von den Einheimischen erst einmal von oben bis unten gemustert. Scheinbar hatten sich vorher noch nicht so sehr viele Weiße in dieses Lokal verirrt. Immerhin war es ja schon kurz vor 3 Uhr nachts und dann auch noch in einer der übelsten Gegenden der Stadt. Und es waren einige verdammt finstere Gestalten in diesem Lokal. Wenn diese Gestalten nur ansatzweise eine Ahnung gehabt hätten, wieviel Geld wir in unseren Taschen bei uns trugen, dann würde ich diese Zeilen jetzt sehr wahrscheinlich nicht schreiben und würde die Chancen, mit einem Paar Könige gegen ein Paar Asse anzutreten, wesentlich höher einschätzen als das wir das Lokal unbeschadet verlassen würden. Während es bei mir "nur" so knappe 1.000 $ waren, so hatte Benny am Abend einen kleinen Lauf beim Zocken und einiges mehr an Kohle bei sich. Unser Plus war aber vielleicht doch, dass wir einigermaßen selbstsicher auftraten und dass ich mit einer Körpergröße von 1.86 m noch der Kleinste von uns Dreien war, war sicherlich auch kein Nachteil für uns. Es ist auf jeden Fall alles gut ausgegangen und wir sind sicher wieder im Hotel Atlantis angekommen.


Am 22.1. landete ich dann wieder in Düsseldorf und direkt am gleichen Abend hatte ich noch einen Termin angenommen um in einer größeren Firma bei mir in Nähe ein kleineres Pokerturnier im Rahmen eines Seminars für Führungskräfte zu veranstalten. Ich hatte schlimmstes befürchtet (schlapp zu machen), zumal ich auf dem Rückflug auch nur gut 2 Stunden geschlafen hatte und somit quasi knapp 40 Stunden auf den Beinen stand, aber es lief alles recht reibungslos ab und es wurde sogar ein recht unterhaltsamer Abend, bei dem alle viel Spaß hatten. Dann kamen ein paar ruhigere Tage, aber Ende Januar ging es bereits wieder los und das EPT Turnier in Dortmund stand auf dem Programm. Bereits am Donnerstag fuhr ich nach Dortmund um mich ein wenig umzuschauen und mir einen kleinen Überblick zu schaffen. Als ich den Spielsaal betrat, traf ich überraschenderweise direkt einige gute Bekannte, die noch im Turnier vertreten waren. Stefan, mit dem ich sehr häufig in Bad Oeynhausen zusammen gespielt habe, Torsten (Haase), den ich 2007 kennengelernt hatte oder auch Andreas Gülünay, mit dem ich mich schon einige Mal getroffen und mit dem ich die eine oder andere Geschäftsidee besprochen hatte. Alle hatten zu diesem Zeitpunkt noch sehr viele Chips und ich hatte bereits die leise Hoffnung, dass es der eine oder andere vielleicht noch in den nächsten Tag und ins Preisgeld schaffen könnte und ich dann ggfs. zu der Ehre bzw. in den Genuß kommen würde die Jungs auch am TV-Table wiederzusehen und deren Spielweise zu analysieren und im EPT-Livestream zu kommentieren. Nun, alle 3 sollten noch auf ihre eigene Weise für reichlich Gesprächsstoff sorgen....


Fangen wir mal mit Stefan (Wrenger) an. Er hat in Dortmund-Hohensyburg Geschichte geschrieben, denn noch nie vorher bei einem Event dieser Größenordnung ist ein Spieler als Bubble Boy so fies bzw. unglücklich ausgeschieden wie er. Was war passiert? Er bekam ein Paar Zehner als Starthand und raiste preflop. Brandon Schaefer, der zu dieser Zeitpunkt noch recht viele Chips vor sich hatte, callte das Raise mit QT und als der Flop QT3 aufgedeckt wurde, wollte Stefan mit seinem gefloppten Set nichts anbrennen lassen und schob all seine Chips in die Mitte. Schaefer jedoch vermutete ein Overpaar bei Stefan (AA oder KK) und callte sofort mit seinen 2 Paar. Da ich von einem anderen Spieler, der ebenfalls mit am Tisch saß, gehört habe, dass er preflop eine Q gepasst hatte, war Schaefer somit auf eine einzige Karte (die letzte Q!) angewiesen. Der klassische und ultimative 1-outer! Ich würde hier nicht über die Story berichten und ihr ahnt es sicherlich bereits. Am Turn findet der Croupier die letzte Q und legt sie auf den Tisch.

Wow.....Poker ist einfach ein perverses Spiel!


Stefan, den ich in Bad Oeynhausen in gewissen Situationen (auch Coinflips ;-) schon völlig habe ausrasten sehen, nahm diesen Bad Beat aber wie ein wahrer Gentleman hin (Falls du dies liest, Stefan => Respekt!) und schied somit als letzter Spieler vorm Preisgeld aus, was also Minimum bereits knapp 10.000 Euro gewesen wären. Abgesehen von der Tatsache, dass er, wenn er die Hand gewonnen hätte, auch chipmäßig ganz ordentlich im Rennen gelegen und auch noch einen Schuß auf die Millionen gehabt hätte bei nur noch 40 verbliebenen Spielern. Es wird ihm zwar kein Trost sein, aber zumindest wird Stefan in der Geschichte nun als unglücklichster Bubble-Boy auf immer und ewig geführt und es kann hier auch eigentlich keine Steigerung mehr geben, denn schlimmer als mit einem 1-outer zu verlieren geht es nun mal nicht. Torsten Haase, ihn kenne ich von diversen Backgammon-Turnieren, hat eigentlich gar nicht viel mit Poker am Hut und er ist nur aus reinem Zufall beim EPT Dortmund gestartet, weil ein Bekannter von ihm, der sich qualifiert hatte, kurzfristig krank wurde. Er sprang ein und es sollte "sein Turnier" werden. Nie vergessen werde ich jedoch auch folgende Hand, die er am vorletzten Tag spielte: Torsten hat ein Paar Könige und raised preflop. Sein Gegner, ironischerweise mein anderer Bekannter Andreas Gülünay, hat 2 Asse und reraised vorm Flop. Torsten will das Spiel direkt klarmachen und reraised All-in und Andreas called natürlich prompt. Es sieht schlecht aus für Torsten (80/20 Außenseiter) und als der Croupier dann den Flop 752 (komplett in Karo!) umdreht, steht Torsten bereits auf und ist bereit sich seine Jacke anzuziehen. Selbst der Karo König würde jetzt nichts mehr bringen, da dieser den Flush für seinen Gegner komplettieren würde. TurnKarte ist dann eine weitere 2 (somit sind am River jetzt sogar wieder beide Könige "gut"). Als Torsten fürs Handshake bereits Richtung Andreas gehen möchte, dreht der Croupier die Riverkarte um und... es ist der König!!!!

Wow .....Poker ist einfach ein geiles Spiel!


Habe die Hand kürzlich auch auf Youtube entdeckt. Leider nur mit italienischem Kommentar. Hier der Link zum Video: http://www.youtube.com/watch?v=PGM_wHLg--I


Von diesem Moment an läuft es bei Torsten und er schlengelt sich bis zum Final Table durch, wird hier dann letztendlich und nach hartem Kampf Dritter und erhält satte 300.000 € an Preisgeld. Aber auch Andreas Gülünay aus Gütersloh erholt sich vom obigen Schock sehr schnell, erreicht ebenfalls den Final Table und wird zum Schluß Zweiter, was dann etwas mehr als 500.000 € einbrachte. Welch ein Turnier! Zum einen macht mir das Kommentieren über den Livestream sowieso viel Spaß, aber wenn dann noch 2 Bekannte mit am Final Table sitzen, dann ist es nochmals um etliches interessanter und vor allen Dingen spannender. Nichts für schwache Nerven!

Nun, was steht in den nächsten Wochen an? Einige kleine Pokerturniere, wo ich als Moderator und Kartengeber fungiere, das EPT Turnier in Kopenhagen vom 21.-24.2. (EPT-Livestream) sowie das Schreiben von einem Pokerstrategieartikel für das Showdown-Magazin sind die Aufgaben für den Februar. Im März dann plane ich eine Woche Urlaub mit meiner Tochter. Wir sind bzw. ich bin mir noch nicht ganz schlüssig, ob es in die Sonne geht (Türkei oder Kanaren) oder ob wir eine Woche Skifahren sollen. Angebote des Reisebüros liegen vor und ich muss mich in den nächsten Tagen entscheiden, denn die Osterferien stehen ja bereits in ein paar Wochen an.


Im April geht es dann zunächst nach San Remo zum dortigen EPT-Turnier sowie direkt anschließend weiter nach Monte Carlo, wo dann das große Finale stattfindet. Ich freue mich schon riesig darauf, denn Monte Carlo ist einfach nur geil!


Wie oben versprochen, werde ich den detaillierten Bahamas-Bericht direkt uploaden, sobald das Magazin Royal Flush auf dem Markt ist.


Ciao Martin

Darf ich dich was fragen?

▪  Hi Potti, wie geht es dir? ▪  Hallo Herr Pott, Sie kennen sich doch in der Pokerszene ganz gut aus. ▪ Potti, d arf ich dich was fragen? ...