Freitag, Mai 12, 2023

Zeitreise in die 80er - Boxen

Wir machen eine kleine Zeitreise. Und drehen die Uhr um 35 Jahre zurück. Ende der 80er.

Im Nachbarort Ahlen entwickelt sich sukzessive eine Bundesligamannschaft, die für Furore sorgt. Im Boxen. Die heimischen Zeitungsartikel beschreiben eine ausgezeichnete Stimmung sowie Top Sport. Auch ich werde neugierig und mache mich auf den 20-minütigen Weg zu einem Bundesligaduell. Und werde definitiv nicht enttäuscht. Spannende Kämpfe mit hochrangingen Namen im Amateurboxsport (unter anderem die späteren Boxweltmeister Markus Beyer oder Sven Ottke schlugen dort auf) gepaart mit einer sensationellen Atmosphäre begeistern mich. Ich werde Stammgast bei den Heimkämpfen. Ich glaube in den Jahren von 1986 bis 1990 habe ich dann auch keinen einzigen Auftritt vom BSK Ahlen in heimischer Halle verpasst.

Und während ich diese Zeilen schreibe, gehen wunderschöne Gedanken durch meinen Kopf. Wenn Samstagsabends um kurz vor 19.30 Uhr die Lichter in der Ahlener Friedrich-Ebert-Halle ausgingen und sich 3.000 Leute im Stockdunkeln eine Wunderkerze anzündeten. Die meisten der Zuschauer sogar 2. Pure Gänsehaut Atmosphäre. Es ging los mit der Ouvertüre „Also sprach Zarathustra https://www.youtube.com/watch?v=dfe8tCcHnKY Dann der Einmarsch der beiden Staffeln mit stimmungsvollem Radetzky-Marsch https://www.youtube.com/watch?v=xToFOzD0M8E

Die Ahlener Truppe war bärenstark. Für die Positionen, wo zu Beginn noch ein paar Schwachpunkte auszumachen waren, holte der damalige Sportmanager & Leiter des Clubs starke Ergänzungen wie den späteren Profi-Weltmeister Norbert Nieroba oder den mehrfachen Deutschen Meister Klaus Niketta. Oder den Polen Bogdan Maczuga. Der kämpfte in der Klasse bis 57 Kg und ging mir von der Körpergröße in etwa bis zum Bauchnabel. Aber wenn Maczuga seine Linke auspackte und diese traf, dann tat es schon beim Zuschauen weh und man konnte den harten Aufprall des Schlags trotz der Hallenlautstärke deutlich vernehmen. Er schickte seine Gegner serienweise auf die Bretter. Höhepunkt des Abends meist das Super-Schwergewicht. Hier waren die Ahlener mit Ricky Lewis zwar eher schwach besetzt, aber dennoch war Lewis der Publikumsliebling. Der Türsteher einer einheimischen Diskothek konnte sich mit seinen geschätzten 150 Kg zwar nicht wirklich gut und schnell bewegen. Nach Punkten lag er meist auch hoffnungslos hinten. Aber wenn sein rechter Schwinger passend landete, dann war der Kampf in der Regel auch beendet. Zu seinen Gunsten. Knock-Out des Gegners.  

Beim Schreiben merke ich, dass irgendwas in meinem Oberstübchen auch nicht ganz rund zu laufen scheint, als dass ich immer noch die komplette Staffel des BSK Ahlen vom Papiergewicht bis hoch zum Superschwergewicht nahtlos aufzählen kann. Immerhin sind 35 Jahre vergangen…! Wenn mir auf einer Feier irgendwo 4 Personen mit Vornamen vorgestellt werden, dann habe ich 20 Sekunden später mindestens 3 der 4 schon wieder vergessen. Man o man. 

In Ahlen gingen dann etwas später leider die Lichter aus. Der damalige Manager, der pro Jahr sicherlich einen guten 6-stelligen Betrag in den Verein steckte um seinem Hobby zu frönen und mehrere Deutsche Meistertitel nach Westfalen zu holen, hatte seine Gelder wohl nicht ausnahmslos auf legalem Wege verdient oder zumindest nicht alle Einnahmen dem Finanzamt mitgeteilt. Einen recht amüsanten Spiegel-Bericht zur damaligen Zeit habe ich übrigens noch hier gefunden >> https://www.spiegel.de/sport/der-robin-hood-von-ahlen-a-89f6948d-0002-0001-0000-000013488562

Nun…wieso komme ich überhaupt auf dieses Thema? Samstagabend gibt es im benachbarten Hamm einen Art Revival. Die heimische Truppe aus Hamm trifft im Hinkampf um die Deutsche Mannschaftsmeisterschaft auf den BC Traktor Schwerin. Ich bin gespannt, ob es der Kampfabend mit den Erlebnissen aus damaligen Zeiten in der Ahlener Friedrich-Ebert-Halle aufnehmen kann. Ich werde es mir anschauen. 

Das Waldhaus in Lippetal (siehe Spiegel-Artikel) gibt es auf jeden Fall nicht mehr. Habe recherchiert. Die zugewandten Sympathien der Punkterichter fürs Heimteam fallen also schon mal wech...wie wir hier in Westfalen zu sagen pflegen.  



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