ESTA, Hitze, Pokertische. Auf zum Vegas-Abenteuer.
Welcome to Fabulous You’re-Not-in-Ostwestfalen-Anymore.
Stell dir vor du wachst morgens
auf und schaust auf dein Handy. Da steht: „Congratulations! You’ve won a WSOP
Main Event Package via GGPoker.“ Erstmal denkst du: Spam. Dann: Prank. Dann:
Mama?
Aber nein – es ist real. Unser
junger Held, wir nennen ihn der Einfachheit halber Kevin, hat sich für 25
Dollar über ein Online-Satellite das goldene Ticket ins Poker-Mekka geangelt.
Und damit nicht genug: Es ist nicht nur sein erstes Mal in Las Vegas, sondern
gleich sein allererstes Mal in den USA. Willkommen in der Matrix, Kevin.
ESTA-la-Vista,
Baby
Bevor
Kevin überhaupt *Welcome to Las Vegas* lesen darf, steht erstmal Bürokratie auf
dem Plan. Online-Registrierung fürs ESTA-Visum. Die Hölle für jeden, der schon
mal bei Ryanair versehentlich das Priority Upgrade mit „Ja“ bestätigt hat. Kevin
klickt sich tapfer durch Fragen wie: „Haben Sie jemals vor, eine terroristische
Organisation zu gründen?“ oder „Leiden Sie unter ansteckenden Krankheiten?“, und
merkt: Das Abenteuer beginnt nicht erst am Flughafen, sondern schon auf dem
Sofa in Hannover-Langenhagen. Aber am Ende klappt alles. ESTA genehmigt, Koffer
gepackt, Flug geht. Sitzt. Passt. Wackelt. Hat Luft.
Hitze,
Hoffnung und Halluzinationen
Las
Vegas empfängt Kevin wie ein feuchter Backofen auf Koks. Schon beim Verlassen
des Flughafens glaubt Kevin, jemand hätte ihm ein heißes Bügeleisen ins Gesicht
gedrückt. Dabei war das nur der Wind. Die Luft steht. Die Sonne ballert. Der
Asphalt ist weich. Kevin fragt sich ernsthaft, ob seine Schuhe das überleben.
Er versucht tief durchzuatmen, vergisst aber kurz, dass in Vegas Sauerstoff nur
innerhalb der Casinos verfügbar ist. Draußen regiert das Klima eines Föhns in
der Saunaliga.
Tipp vom Profi: Wer in Vegas im
Juli mittags zu Fuß unterwegs ist, sollte entweder Pizza sein – oder ein
Verrückter. Kevin ist keins von beidem. Noch.
Hotel? Check. Orientierung? Nope. Sein Hotel ist natürlich ein Casino. Alles
ist ein Casino.
Rezeption: Spielautomaten. Aufzug: Spielautomaten. Toilette: Wahrscheinlich
auch bald.
Kevin ist beeindruckt…und sofort verwirrt. Die Gänge endlos. Die Teppiche
hypnotisierend. Und jeder Raum sieht aus wie der andere, nur spiegelverkehrt. Er
verirrt sich gleich am ersten Abend, auf der Suche nach seinem eigenen Zimmer.
25 Minuten, 3 falsche Etagen und ein kurzer Moment in einem Abstellraum mit
drei Housekeeping-Wagen später findet er es. Stolz wie Oskar.
Von der
D-Mark zur Dollar-Dämmerung
An der ersten Bar bestellt Kevin
reflexartig ein „Weizen“. Der Barkeeper schaut ihn an, als hätte er gefragt, ob
man hier auch Kirschwasser mit Milch mischen könne. Nach kurzem diplomatischem
Geplänkel landet ein Bud Light vor ihm – natürlich in der Flasche, eisgekühlt,
aber irgendwie enttäuschend leichtgewichtig. Und dann kommt der Moment der
Wahrheit: 10 Dollar. Plus Steuern. Plus Trinkgeld. Kevin ahnt: Das hier ist
nicht Langenhagen, das ist das Endlevel vom Kapitalismus. Trinkgeld ist kein Bonus,
sondern Erwartung. Und „Resort-Fee“ klingt zwar nach Wellness, bedeutet aber:
Du zahlst täglich extra dafür, dass du WLAN hast und dein Zimmer überhaupt
existiert.
Kevin lernt schnell: In Vegas zahlst du nicht fürs Was, sondern fürs Wo. Und
das Wo hat Teppiche mit Galaxiemuster und blinkt auf allen Frequenzen. Zum
Glück hat GGPoker nicht nur das Main-Event-Ticket springen lassen, sondern auch
ein kleines Taschengeld obendrauf gepackt. Sonst hätte Kevin vermutlich jetzt
schon den ersten Jetlag in der Pfandflasche.
Poker? Ach ja, da war ja was!
Irgendwann fällt Kevin wieder ein, dass er nicht nur zum Staunen und
Schwitzen hier ist, sondern wegen des World Series of Poker Main Events. Die
heilige Hall of Fame des Kartengeklappers. Der Tempel der Träume. Der Ort, wo
Legenden geboren warden. Und Träume in Level 2 an Pocket Kings zerschellen. Kevin
marschiert zur Registrierung. Nach ein paar Formularen, einem kurzen Patriot
Act, fünf Unterschriften und einer Frage nach seiner Blutgruppe ist er drin.
Seat Draw kommt später. Jetzt erstmal Foto mit dem goldenen WSOP-Logo. Kevin
grinst wie ein Grundschüler beim ersten Zahnarztbesuch. Halb stolz, halb
panisch.
Labyrinth
aus Tischen
Am
großen Tag begibt sich Kevin also auf die Suche nach seinem Tisch. Ein
Kinderspiel? Nicht in Vegas. Denn das Rio (ach nee, ist ja jetzt das Horseshoe)
hat nicht einen Pokersaal.
Es hat gleich eine Galaxie an Pokerräumen. South Hall. Bally’s Grand Ballroom.
Paris Convention Area. Pavilion. Brasilia. Amazon. Tropicana vielleicht auch
noch, wer weiß das schon. Kevin irrt herum wie Theseus ohne Faden. Fragt fünf
Dealer, zwei Security Guards und einen Mann mit Delfin-Tattoo auf der Wade. Nach
35 Minuten ist er da. Brasilia Room, Red Secton, Tisch 451. Seat 8. Dealer aus Kansas. Linke
Nachbarin aus Kanada. Rechte Nachbarin: Maria Ho. Kevin schwitzt. Nicht wegen
der Gegnerin, sondern weil er vergessen hat, wie man raise auf Englisch
ausspricht. Spoiler: Er sagt „Rice“. Niemand lacht. Zumindest nicht laut.
Kulturschock
und Kaviarträume
Zwischen
den Händen fragt ihn sein Tischpartner aus Texas, ob er ein echter „Pokeuh Pro“
sei. Kevin will gerade erklären, dass er normalerweise Dienstags & Samstags
in der GGPoer Freeroll-Liga spielt, wird aber von der Durchsage unterbrochen:
“Dinner Break! 90 Minutes.” Kevin stolpert hinaus, wie ein Pokémaster nach der
ersten Arena. Und hier beginnt Phase 2 der Las-Vegas-Schule. Die Buffets, die Bordelle,
die Bachelorette-Buden.
Er landet am Caesars Buffet,
zahlt 89 Dollar und isst zwei Chicken Wings, weil der Rest zu fischig riecht.
Danach geht’s zurück in den Pokerraum, wo Kevin, aufgepumpt mit Energy Drink
und Selbstzweifeln, einen 12-Stunden-Marathon hinlegt – und tatsächlich Tag 2
erreicht!
Und
dann?
Tja.
Vielleicht bustet Kevin am zweiten Tag. Vielleicht cash’t er. Vielleicht wird
er der neue Moneymaker. Oder vielleicht trifft er in einer Seitengasse auf Phil
Ivey, der ihm rät, sein gesamtes Reisebudget auf Rot zu setzen – und es klappt!
Was auch immer passiert: Kevin
wird nie wieder der Gleiche sein. Er kam als Rookie, er geht als Veteran. Mit
Jetlag, aber auch mit Geschichten fürs Leben. Und genau darum geht’s bei der
WSOP – nicht (nur) ums Geld. Sondern um das Gefühl, dabei gewesen zu sein. Beim
größten Pokerevent der Welt. Mitten in der Stadt, die niemals nüchtern ist.
Stark mein Freund
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