Dienstag, Mai 12, 2009

Wie spiele ich AK hier & Visum verweigert

So…die fünfte EPT Saison ist beendet. Und mit welchem grandiosen bzw. spektakulären Finale sie zu Ende ging! Jeder, der Live den Stream verfolgt hat, weiß wovon ich rede, aber für diejenigen, die es nicht gesehen haben sollten, sei hier noch mal erwähnt, dass der spätere Sieger Pieter de Korver aus den Niederlanden zu einem gewissen Zeitpunkt lediglich noch 385.000 Chips vor sich stehen hatte (bei Blinds von 80 und 160 K!), während genau zu dieser Zeit der Norweger Dag Martin Mikkelsen über 17 Millionen Chips besaß. Etwa 30 Minuten später war der Norweger als 4.Platzierter ausgeschieden (!) und die 17 Millionen Chips befanden sich beim Holländer. Eine Sequenz von Händen, wie man sie selten in einem so großen & wichtigen Turnier zu sehen bekommt.


In der letzten Woche habe ich dann mit Rolf Kalb zusammen noch eine Backgammon-Sendung auf Eurosport kommentiert und einige Pokersessions (Online & Live) gespielt und ausnahmslos recht gute Ergebnisse erzielt. Die 3-4 Wochen Pokerpause haben mir anscheinend recht gut getan.

Letzten Freitag bekam ich dann einen Anruf von der chinesischen Botschaft aus Berlin. Da ich bei meinem Visumsantrag für die anstehende China-Reise Ende des Monats „Journalist“ als meine Berufsbezeichnung angegeben hatte, hat die Botschaft mir das Visum mit der Begründung verweigert, daß meine Reise evtl. ja politischer Natur sei. Hhmmm…mich am Telefon darüber aufzuregen oder das Ganze sogar ins Lächerliche zu ziehen schien mir jetzt überhaupt nicht angebracht…also schnell geschaltet und klargemacht, dass ich in keinster Weise politische Absichten mit meiner Reise habe (und darüber hinaus sowieso politisch total uninteressiert bin…stimmt ja auch;-) und nachgefragt, was man denn jetzt noch machen könne. Die gute Dame verlangte anschließend von mir eine schriftliche eidesstattliche Versicherung, dass die Reise ausschließlich privater & touristischer Natur ist und zudem mußte ich alle Reisedokumente (Flugdaten sowie Hotelvoucher) nach Berlin faxen. Jetzt hoffe ich, daß die Botschaft Gnade vor Recht ergehen läßt und ich das Visum doch noch durch die Hintertür erhalte. Sicher bin ich mir jedoch noch nicht!

Kommenden Freitag steht abermals das Monats-Pokerturnier in Verl statt. Zum einen bin ich sehr gespannt, ob Burkhard seinen Lauf fortsetzen kann (3.Sieg in Folge?) und zum anderen wird Sarah ihr Live-Debüt geben. Auch darauf bin ich natürlich sehr gespannt. Bei ihren ersten beiden Turnieren (online) hat sie sich tapfer geschlagen und jeweils 9/10 der Teilnehmer hinter sich gelassen. Auch in den Cashgames macht sie sich gut und den ersten Limitaufstieg hat sie hinter sich. 5/10 c wird jetzt gerockt und auch hier sind die ersten Sessions prima angelaufen. Ob es jedoch dann tatsächlich etwas wird mit dem vorgegebenen Ziel wird im Sommer bereits 50/1 $ zu schlagen, kann ich derzeit noch nicht genau sagen, aber bislang läuft jedenfalls alles nach Plan. Wie sie sich dann in Verl in dieser doch mit etlichen erfahrenen Spielern gespickten Live-Runde schlagen wird…in der nächsten Woche gibt’s dazu sicher einen kleinen Bericht.

So…mein neuer Bomber (Fiat Punto) ist endlich auch angeliefert und die ersten Eindrücke sind sehr gut. Leider hat es mit der Abwrackprämie (noch) nicht so richtig hingehauen, aber die staatlichen Mühlen ticken nun mal etwas langsamer und lt. meinem Autohändler ist es nur eine Frage der Zeit. Wichtig jedoch ist, dass ich wieder mobil bin.

Die letzten Blogeinträge kamen pokertechnisch oftmals ein wenig zu kurz. Dieses Mal jedoch habe ich eine Hand vom Final Table aus Monte Carlo, die vor Ort bereits sehr viel Diskussionen ausgelöst hat und auch bei der Besprechung im Freundes- und Bekanntenkreis gingen die Ansichten recht schnell & weit auseinander. Ich möchte euch die Hand daher ausführlich darstellen und euch um eure Meinung hierzu in Form eines Kommentars bitten!

Ich versuche alle Eckdaten zu dieser Hand so ausführlich & präzise wie möglich zu beschreiben! Zu dem Zeitpunkt, als diese Hand auftrat, waren noch alle 8 Teilnehmer des Final Table’s im Rennen und die Chipcounts vor genau jener Hand sahen wie folgt aus:

Dag Martin Mikkelsen 6,920 Mio.

Matthew Woodward 5,155 Mio.

Peter Traply 4,510 Mio.

Mikhail Tulchinsky 3,185 Mio.

Eric Qu 2,860 Mio.

Daniel Zink 2,580 Mio.

Alem Shah 1,830 Mio.

Pieter De Korver 1,125 Mio.

Die Blinds stehen bei 50.000/100.000 (Ante: 10.000). Es liegen also in jedem Pott schon einmal 230.000 Chips von Beginn an (1 M = 230.000). Alem Shah liegt z.B. bei einem M von knapp 8 und der Holländer hat lediglich noch ein M von knapp 5.

Zusätzlich sollte man noch wissen, wie die Preissprünge sind:

Platz 1: 2.300.000 €

Platz 2: 1.300.000 €

Platz 3: 800.000 €

Platz 4: 600.000 €

Platz 5: 470.000 €

Platz 6: 350.000 €

Platz 7: 250.000 €

Platz 8: 170.000 €

So…Pieter, Alem und Daniel passen. Matthew Woodward, der in jener Phase recht aktiv ist und viele Pötte raised, erhöht auf 250.000 und direkt hinter ihm reraised der Chipleader Dag Martin Mikkelsen (der natürlich weiß, dass Matthew mit vielen und auch nur mittelmäßigen Händen eröffnet) auf 625.000. Direkt dahinter –am Button- sitzt der Ungar Peter Traply. Auch er weiß natürlich, dass Matthew mit vielen Händen eröffnet und der Mikkelsen mit vielen, nicht unbedingt Premium-Händen drüber geht. Der Ungar hält AK! So…was macht man hier? Was macht ihr hier mit AK?

Rereraise All-in? Oder Call und abwarten, ob ein A oder ein K am Flop aufgedeckt wird? Oder Passen, um einfach in dieser Phase kein sonderliches Risiko einzugehen gegen einer der beiden Spieler, die mehr Chips haben als man selbst, auszuscheiden? Immerhin sind sowohl der Deutsche Alem Shah und der Holländer de Korver shortstack und wenn die beiden ausscheiden, hat der Ungar bereits 350.000 € sicher!

Alternativ evtl. ein Miniraise auf ~ 1,2 Millionen um Asse oder Könige zu repräsentieren und bei einem Push vom US-Amerikaner oder vom Norweger dann die Hand doch noch zu folden? Es gibt viele Möglichkeiten AK in dieser speziellen Situation zu spielen. Ich habe die Hand bereits mit Profis wie Benjamin Kang, Daniel Drescher, Malte Strothmann oder Matthias Kürschener durchgesprochen und alle waren sich hinsichtlich des korrekten Spielens dieser Hand absolut einig! Ich hingegen und auch einige meiner Pokerbuddys sind absolut anderer Meinung und wir lassen uns auch nicht wirklich von unserem Standpunkt abbringen…ostwestfälische Dickköpfe halt ;-)

Der Ungar auf jeden Fall ging All-In mit seinen 4,5 Millionen Chips, der US-Boy paßte und Mikkelsen überlegte 1-2 Minuten, entscheid sich dann zum Call mit QQ und diese hielten auch bis zum Schluß und der Ungar war ausgeschieden und belegte einen für seine Ausgangsposition enttäuschenden 8.Platz für 170.000 €.

Wie hättet ihr es aus Sicht des Ungarn in dieser Situation am FT des EPT Monte Carlo gespielt? Meinungen nicht nur erwünscht, sondern sogar erbeten!

Einige schöne Erlebnisse aus Monte Carlo werde ich in ca. 2-3 Wochen veröffentlichen, da ich erst noch das Erscheinen des Magazins Royal Flush abwarten muß, da auch hier ein paar kleine Storys abgedruckt werden. Anbei aber schon mal das Foto von meinem Hotelzimmer aus dem Fairmont-Hotel, dass ich im letzten Blog bereits angekündigt habe.

Ciao

Potti



4 Kommentare:

  1. Hallo Potti,

    der Ungar Peter hat zu dem Zeitpunkt eine M von etwa 19. Ich sehe hier keine Notwendigkeit im push-or-fold-Modus zu pushen. Da AK keine made-hand ist, würde ich mit einem kleinen Raise auf etwa 1,5 Mio. prüfen, ob vor mir steal und resteal probiert wurden.

    Mit dieser Erhöhung schaffe ich bei den Stacks im Falle eines Calls schon Pot-Commitment. Folge ist, dass meine Gegner an dieser Stelle vor die Existenzfrage gestellt werden, denn wenn nicht schon preflop all-in, dann vermutlich im Laufe der Hand.

    Wer callt also den kleinen Raise? Nur diejeningen, die vermutlich auch ein All-in callen würden. AT bis AQ und evtl. auch AKo ooP würden folden. Dann hat Peter mit seinem AK aber das Problem, dass er sich zwingend verbessern muss, wenn er TT, JJ oder QQ gegenübersteht, bei KK oder gar AA liegt er deutlich hinten. Außerdem steht er gleich zwei Gegner gegenüber. In Summe schlechte Aussichten, wenn ein Call oder Reraise kommt.

    Fazit: ob All-in oder kleines Raise: er bekommt einen Call nur dann, wenn er hinten liegt und sich verbessern muss. Da ich die gleiche Information mit deutlich geringerem Risiko erhalten kann, würde ich mich für ein kleines Raise auf 1,5 Mio. entscheiden. Aber auch einen schlichten Fold halte ich für vertretbar, wobei ich diesen wohl nur gegen bekanntermaßen tighte Gegener in erwägung ziehen würde.

    Pusht dann ein Gegner, wäre ein Fold angezeigt (weil ich vermutlich gegen KK oder AA antrete). Bekomme ich einen Call, würde ich nach dem Flop je nach Situation vorsichtig weiterspielen, d.h. ohne A oder K auf dem Flop noch etwas zu riskieren fällt schwer. Dann wäre ich mit dem TPTK zwar vermutlich selber pot-committed, aber immerhin kommt hier noch der Vorteil der Position hinzu. In den meisten Fällen würde ich bei einem verfehlten Flop und einer Bet vor mir die Hand aufgeben.

    Unter dem Strich hätte ich nach Aufgabe der Hand noch eine M von 13 - nicht gut, aber besser als sofort draußen zu sein und sich über die verpasste Preisgeldstufe zu ärgern.



    Viele Grüße

    Der Jens

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  2. Hi Jens,

    ich warte mit einer Stellungnahme erst noch, da vermutlich/hoffentlich noch andere Meinungen kommen. Aber wir können ja evtl. Freitag Abend bereits über die Hand sprechen!? Du kommst doch nach Verl?

    VG
    Potti

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  3. Hallo Potti,


    wie ich bereits per E-Mail schon bekannt gab, finde ich den Push unter Vorraussetzung einer Gegebenheit dort durchaus gut und vertretbar. Man müsste die Meinung des Ungarn kennen. Ich meine Dag war Chipleader das heißt er mach natürlich Druck und "hinterfragt" da öfter mal ein raise durch ein re raise. Den Matthew hab ich nicht mehr ganz im Kopf ob der recht Aggressiv war oder nicht. Jedenfalls kommt es hier meiner Meinung nach auf den Standpunkt des Ungarn an. Sagt der sich "OK ich bin nicht an Platz 2,3,4,5,6,7 und den damit verbundenen 350K sicherem Preisgeld, das ich habe wenn die anderen beiden ausscheiden, interessiert sondern ich spiele auf Sieg und nichts anderes" dann finde ich den Push in der Situation durchaus Korrekt. Anderenfalls... kommt es ihm darauf an aus diesem Turnier so viel Preisgeld wie möglich sicher mit rauszunehmen, dann würde ich AK nach raise und re raise hier durchaus ohne Action folden. Also es kommt so ein wenig drauf an was er denkt. Vieleicht wäre auch ein Stop& Go im Falle eines Hits am Flop denkbar gewesen. Also es kommt halt drauf an.


    Will er auf Sieg gehen tolles Play, will er so viel wie möäglich sicheres Preisgeld extrem schlechter Move nach Raise + reraise.


    Meine Meinung... er wollte auf Sieg gehen und rechnete damit das einer der beiden zumindest nicht eine so starke Hand hält und gegen anderen wäre er ausser in 2 Fällen mindestens im Coinflip von daher denke ich, nicht zuletzt da ich Verfechter von aggressivem Turnier/ Final Table Poker bin die Aktion geht in Ordnung


    Gruß aus der Hauptstadt


    Sven :)

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  4. In der AK hand seh ich nen recht leichten push oder sahen das die Pros etwa anders?
    LG, Basti

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