Montag, März 30, 2009

Sandra Naujoks auf Erfolgswelle & „Ehrlich währt am längsten…nicht“

Nachdem ich vor ein paar Tagen bereits ein paar Bilder vom EPT Turnier aus Dortmund hier eingestellt habe, muß ich natürlich auch noch ein bißchen was dazu sagen.
Man…was war das für ein Turnier! Alles dabei, was man sich wünscht als Pokerfan. Zugegebenmaßen gab es einige Mängel in der Organisation (nicht pünktlich angefangen an mehreren Tagen, teilweise heftige Fehler der Dealer und ein paar andere Kleinigkeiten), aber alles in allem lief es recht rund und aus deutscher Sicht war es natürlich ein phänomenales Ergebnis mit gleich 6 Spielern unter den letzten 11 und dann 3 Spielern am Final Table. Dazu die Pokercracks William Thorson, Luca Pagano und Vorjahressieger Mike McDonald. Das die 3 Deutschen dann auch noch die Plätze 1-3 belegen, war dann einfach noch das I-Tüpfelchen.
Und das dann noch Sandra Naujoks das Ding nach Hause fährt und 800.000 € gewinnt (nach gemachten Deal), setzte der ganzen Sache nochmals die Krone auf.
Ich kenne Sandra zwar erst seit Anfang Dezember letzten Jahres, als wir uns flüchtig in Prag kennenlernten, aber auf den Bahamas habe ich schon einige Zeit mir ihr zusammen verbracht und da sie ein wirklich offener und warmherziger Mensch ist und wir recht viel miteinander geredet haben (nicht nur über Poker!), habe ich irgendwie das Gefühl, als wenn ich sie schon seit zig Jahren kenne. Und dann gewinnt sie dieses Megaturnier und schaubt sich fast `ne Millionen Euros rein. Wahnsinn!
Die Endphase des Turniers durfte ich dann zusammen mit Benjamin Kang am Mikro LIVE kommentieren und das machte das Ganze für mich noch einmal ein bißchen emotionaler und ich muß zugeben, daß ich anschließend schon ein wenig „neben der Spur“ war. Es hat mich richtig heftig mitgenommen. Einziger Wehrmutstropfen war eigentlich, daß ich dieses Mal finanziell nicht beteiligt war. Bei Sandra’s letztem Turnier in Deauville (Fr) war ich noch zu 3% mit drin. Das wäre dieses Mal eine satte Ausschüttung von 24 K € gewesen ;-((
Vielleicht noch ein paar Worte zu Sandra’s Lauf. Sicherlich ist sie eine überdurchschnittlich gute Spielerin, ohne Frage, aber wer innerhalb von nur wenigen Monaten gleich 2 solcher Riesenturniere gewinnt, der hat einfach einen Riesenlauf. Bei einem Turnier wie in Dortmund, an dem knapp 700 Spieler teilnahmen, schätze ich mal, daß um die 400 Spieler das Potential haben, dieses Turnier auch zu gewinnen und zumindest in etwa auf gleicher Leistungshöhe wie Sandra spielen. Da entscheiden nur Kleinigkeiten und vor allen Dingen das Glück. Würde also im Umkehrschluß bedeuten, daß man alle 40 Jahre ein EPT Turnier gewinnt, wenn man zugrunde legt, daß 10 Events pro Jahr gespielt werden. Und wenn Sandra weiterhin auf dieser Welle schwimmen kann (vor Selbstbewußtsein sollte sie derzeit strotzen…zu Recht!), dann traue ich ihr auch zu, daß sie bei der WSOP in diesem Jahr in Las Vegas einen Final Table erreicht oder sich gar ein Bracelet holt.

Ich könnte hier sicherlich Dutzende kleiner interessanter Geschichten rund um das Turnier zum Besten geben, aber dafür reicht die Zeit nicht. Anbei aber ein paar kleine Anekdoten:

- am vorletzten Turniertag kam es zu einer Situation, wie ich sie in dieser Art noch nie bei einem EPT erlebt habe. Zu diesem Zeitpunkt sind noch 10 Spieler im Wettbewerb…auf 2 Tische aufgeteilt. Ich sitze wiederum mit Benny Kang zusammen am Mikro. Am TV-Table ist gerade nicht viel Action, aber am Nachbartisch spielt die Musik. Johan Storakers (SWE) ist Chipleader und hat gerade einen richtig guten Lauf und ist im Rausch. Mit am Tisch Sandra Naujoks und auch der Deutsche Marc Gork. Storakers raised zum x-ten Mal in Folge. Sandra und Marc sitzen in den Blinds und callen das Raise des Schweden. Direkt hinter Storakers steht ein Mitarbeiter der Produktionsfirma mit einer Schulterkamera und Storakers (im Rausch des Sieges) zeigt seine Hand (JJ) in die Kamera. Just zu diesem Zeitpunkt schaltet der Regisseur exakt auf dieses Kamerabild und die J’s von Storakers gehen LIVE über den Stream raus.
In diesem Moment merken die Mitarbeiter von Sunset & Vine aber, daß das wohl nicht gut war und schalten direkt wieder um. Benny und ich sitzen oben auf der Tribüne (ca. 5-6 Meter Luftlinie vom Geschehen entfernt) und können jedoch mit einem mitgebrachten Fernrohr erkennen, daß der Flop J92 kommt! Storakers flopt das Set, macht einen Conti-Bet und sowohl Sandra als auch Marc callen! Ach du große Scheiße…wir geraten oben in Panik. Turnkarte ist ein AS. Sandra & Marc checken und Strorakers feuert nochmals 2/3 Pot nach. Jetzt fängt Sandra an zu überlegen. Hätte Sandra in diesem Moment ihre Chips langsam gegen die Betlinie geschoben, schwöre ich, daß ich von der Empore laut rausgerufen hätte, daß sie passen soll…lol …es wäre definitiv mein letzter Satz als EPTLIVE Kommentator gewesen!
Gott sei Dank aber passen sowohl Sandra als auch Marc nach ein wenig Bedenkzeit. Ich brauchte anschließend mehrere Taschentücher um mir den Schweiß abzuwischen!

- Tag 2 im Turnier.
Vom Medienbereich in der oberen Etage gehe ich runter in den Spielsaal. Am Eingang muß ich mich ausweisen. Da ich meinen Presseausweis nicht umhängen habe, sondern in der vorderen Tasche der Hose, hole ich ihn heraus, zeige diesen und darf passieren. Beim Herausholen des Ausweises aus der Buchse ist mir allerdings (wohl) ein Hundert Euro Schein mit rausgerutscht und auf den Boden gefallen. Natürlich habe ich dies nicht bemerkt und ich gehe schnurstracks weiter zum Geschehen. Ca. 30 Meter weiter tippt mich auf einmal ein junger Mann auf die Schulter (es war ein Italiener), reicht mir 100 € und sagt mir, daß ich den Schein am Eingang verloren hätte!
Hallo!??
Ich bedanke mich Tausendmal, aber kann es irgendwie nicht fassen/glauben.
Wie hoch wären meine Chancen, wenn ich irgendwo in einer Großstadt in der Fußgängerzone (evtl. gar in Rom!), irgendwo in einem Kino oder was weiß ich wo einen 100 € Schein verloren hätte und mir jemand 2 Minuten nachgeht um mir dieses Geld zu übergeben? Wesentlich geringer als in der Pokergemeinde!
Es mag ja viele Verrückte und wirklich einige skurrile Typen in der Pokerszene geben, aber eines ist gewiß. Es ist zu 99,9% grundehrliche Typen!!! Nirgendwo und in keiner anderen Sportart geht es so ehrlich & fair zu wie beim Poker (die Bluffs am Tisch natürlich ausgenommen!).
Tja…und jetzt komme ich zurück auf meine Überschrift in diesem Blog.
Ungefähr 30 Minuten, nachdem der obige Vorfall passierte, bin ich durch Zufall an dem Tisch, wo eben dieser Italiener sitzt und sehe, daß er am Turn All-in gegangen ist und gecalled wurde. Ich bleibe stehen und verfolge das Geschehen. Er hat KK bei einem Board KJ87. Allerdings mit 2 Herzen. Sein Gegner zeigt AQ von Herz! Riverkarte ist Herz 2 und „mein Kumpel“ scheidet aus. Soviel zur These „ehrlich währt am längsten“

- nach dem Final Table am Samstag Abend wird an der Theke im Gastrobereich noch ein bißchen gefeiert. Anschließend geht es mit dem ganzen Troß dann in die Casinodisco, wo bis um 4.30 Uhr weitergebechert wird. Aber irgendwie habe ich noch gar keine Lust ins Bett zu gehen. Einige andere scheinbar auch nicht und so fahre ich mit einem Journalistenkollegen und einem Angestellten des Casinos noch nach Dortmund in die Innenstadt in eine Disco. Schon, als die Eingangstür sich öffnet, bin ich fast „high“ vom Grasgeruch, der mir entgegenkommt. Wir 3 waren meines Erachtens die einzigen „normalen“ Typen in diesem Laden, in dem sich wirklich nur durchgeknallte Typen tummelten. Aber die Drinks waren in Ordnung und so arbeiteten wir weiter an unserem Vollrausch. Christian verabschiedet sich ca. gegen 6.30 Uhr, aber „Whity“ und ich ziehen weiter und landen in einer Kneipe in Bahnhofsnähe, in der wir mit geschätzten 2 Promille pro Nase noch die mit Abstand Nüchternsten sind. Aber es war auf jeden Fall recht lustig und gegen 13.30 Uhr am Mittag (!) suche ich mir mitten in Dortmund ein Hotelzimmer, wo ich dann bis
Montag morgen auskuriere und anschließend wieder nach Hause fahre. Einfach ein rundum gelungenes Wochenende ;-)))

Poker
Ich bin wieder auf den „Limit-Holdem“ Geschmack gekommen. Im März knapp 50 K Hände gespielt (3-6 / 5-10 / 8 Tische parallel) und ganz ordentlich gelaufen. Kann mich nicht beschweren.

In Verl bei unserer „Bertelsmann-Runde“, in der wir jeden 3.Freitag im Monat ein kleines Turnier spielen, habe ich dieses Mal den 6.Platz belegt, nachdem ich im Januar Platz 3 erringen konnte und im Februar siegreich war. In der Gesamtwertung habe ich zwar noch einen leichten Vorsprung, aber Thilo und Patrick sitzen mir gewaltig im Nacken, da sie auch jedesmal den Final Table erreichen. Man…wenn ich überlege, wie die Jungs noch vor 2 Jahren gespielt haben und wie aggressiv sie mittlerweile zu Werke gehen. Da wird die Position sehr gut ausgespielt, Bluffs werden ausgefahren und auch gute Calls, aber auch gute Laydowns gemacht. Alles vor 2 Jahren noch Fremdwörter bzw. undenkbar. Letzten Freitag gewann dann Burkhard, der übrigens in diesen Tagen versucht sich über ein Step 6 Turnier bei Pokerstars für San Remo zu qualifizieren. Von dieser Stelle aus viel Glück, Burkhard! Würde mich freuen, wenn wir uns vor Ort sehen würden.

Ausblick:
6.-15.4. Urlaub Türkei mit meiner Tochter
22./23.4. EPTLIVE in San Remo. Diesen Stream dürft ihr nicht verpassen! Das wird ‚ne richtig geile Sache. Denke, daß über 1.000 Spieler in San Remo an den Start gehen werden.
Meine Prognose: 3 Italiener am Final Table und die Zuschauer werden das Casino zu einem Tollhaus machen…achtet drauf!
2./3.5. EPTLIVE Finale in Monte Carlo …geschätzte 2,5 Millionen € für den Sieger. Auch das sollte man sich nicht entgehen lassen.
Ende Mai geht es dann mit einigen Ex-Arbeitskollegen zu einer Reise nach Shanghai bzw. Dubai. Ich freue mich schon sehr darauf!

Beste Frühlingsgrüße
Potti

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