Viele Experten sagen, dass die am kommenden Dienstag in den USA stattfindende Wahl des US-Präsidenten die wichtigste Wahl ist, die jemals auf unserem Planeten stattgefunden hat. Dass der Ausgang nicht nur innerhalb der USA enorme Konsequenzen hat, sondern eben auch auf der ganzen Welt. Welche Folgen das im Detail sind…das ist zu kompliziert und abhängig vom Ausgang natürlich auch überaus schwer vorauszusehen. Es übersteigt auch meine inhaltliche Kompetenz. Eine Analyse überlasse ich lieber anderen. Auch lasse ich meine persönliche Meinung und Wünsche in diesem Blog komplett außen vor.
Da sich aber vermutlich nicht jeder, der diesen Text liest, zu 100% mit dem amerikanischen Wahlsystem auskennt und die aktuellen Prognosen für die einzelnen US-Bundesstaaten verfolgt, werde ich versuchen euch kurz und knapp zu informieren. Damit seid ihr für den Showdown am Dienstag gut vorbereitet. Zudem werde ich kurz darstellen, wie es die Buchmacher aktuell einschätzen, denn die haben beim Einschätzen von Ereignissen meistens ja doch einen ganz guten Riecher.Das Wahlsystem in den USA
In den USA gibt es 50 Bundesstaaten und bei der Wahl werden insgesamt 538 Stimmen (=538 Wahlmänner für die verschiedenen Gremien) vergeben. Für jeden US-Bundesstaat eine unterschiedliche Anzahl. Im Detail ist dieses System hier ganz gut erklärt https://www.stuttgarter-zeitung.de/inhalt.wahlsystem-usa-einfach-erklaert-mhsd.9d3e5458-ded2-49be-bc75-9f19b5afd0ca.html
In dieser Graphik findet ihr, wie sich die Anzahl der Wahlmänner in den einzelnen Bundesstaaten zusammensetzen.
270 Stimmen werden am Dienstag also zum Sieg reichen. Bei einem Unentschieden (269 beide) würde es recht kompliziert. Auf diesen ungewöhnlichen - aber auch nicht komplett auszuschließenden - Fall werde ich nicht explizit eingehen.
Das Besondere an diesem System ist, dass die Gewinnerpartei in den einzelnen US-Bundesstaaten direkt die volle Zahl an Wahlmännern zugesprochen bekommt. Frei nach dem Motto “alles oder nichts“. Ein kleines Beispiel zur Verdeutlichung. Im Bundesstaat XY leben 20 Millionen Wahlberechtigte und es geht um 20 Stimmen/Wahlmänner. Von denen 20 Millionen berechtigten Wählern gehen 10 Mio. zur Wahl. Kandidat A erhält 5.000.001 Stimmen und Kandidat B 4.999.999 Stimmen. Also nur 2 Stimmen weniger. A erhält in diesem Fall aber alle 20 Wahlmänner! Wenn also eine Partei in vielen Staaten sehr knapp gewinnt, in anderen aber z.B. recht klar verliert, so kann es unterm Strich dennoch zur Mehrheit reichen, obwohl landesweit beispielsweise nur 40% der Stimmen für diese Partei abgegeben wurden. So geschehen übrigens vor 4 Jahren. Ob man dieses Wahlsystem spannend, kurios, verrückt oder einfach nur schlecht bezeichnet, dies darf jeder selbst für sich beantworten.
So sieht es aktuell aus
Die Republikaner haben laut Umfragen eine solide Basis von 126 Wahlmännerstimmen. Diese Stimmen kommen aus 20 Staaten, in denen bereits seit ewigen Zeiten “rot“ gewählt wurde und wo auch am Dienstag keine Überraschung zu erwarten ist. In diesen Bundesstaaten liegt Trump recht deutlich vorn (in Klammer Anzahl der Wahlmänner) >> Alabama (9), Alaska (3), Arkansas (6), Idaho (4), Indiana (11), Kansas (6), Kentucky (8), Louisiana (8), Mississippi (6), Missouri (10), Montana (3), Nebraska (5), North Dakota (3), Oklahoma (7), South Dakota (3), South-Carolina (9), Tennessee (11), Utah (6), West Virginia (5) und Wyoming (3).
Die Demokraten hingegen liegen in vielen Bundesstaaten ebenfalls so weit vorn, dass nicht wirklich mit einer Überraschung zu rechnen ist. Demnach hätte Biden laut Umfragen scheinbar 259 Stimmen/Wahlmänner sicher. Also gar nicht so weit von den benötigten 270 Stimmen entfernt.
Spannend wird es bei den restlichen 9 Staaten. Und hier geht es derzeit extrem knapp zu. Dies sind: Arizona, Florida, Iowa, Nevada, North Carolina, Ohio, Pennsylvania, Texas und Wisconsin. Und so sieht es Stand heute (29.10.) in diesen 9 US-States aus:
Arizona * 11 Wahlmänner * hier liegt Trump knapp vorn
Florida * 29 * hier liegt Trump knapp vorn
Iowa * 6 * hier liegt Trump vorn
Nevada * 6 * Biden liegt knapp vorn
North Carolina * 15 * Trump knapp vorn
Ohio 18 (wird Trump vermutlich gewinnen)
Pennsylvania 20 (Trump knapp vorn)
Texas 38 (Trump knapp vorn)
Wisconsin 10 (Trump knapp vorn)
Geht nur ein einziger der oben genannten Staaten, in denen es 10 oder mehr Wahlmänner gibt, an die Demokraten, so hieße der neue US-Präsident Joe Biden. Geht aber alles so aus, wie es laut Umfrage derzeit aussieht (Stand 29.10.), so heißt der US-Präsident für weitere 4 Jahre Donald Trump. Gehen alle knappen Staaten an Trump (Wisconsin jedoch an Biden), so hätten wir in der Tat ein Unentschieden.
So sehen es die Buchmacher
Die Wettanbieter sehen derzeit einen neuen Präsidenten Joe Biden. Und sie taxieren seine Gewinnwahrscheinlichkeit auf 65%. Somit eigentlich recht deutlich vor Donald Trump (35%). Wie kann es sein, wenn ich doch oben schreibe, dass Trump der neue Präsident würde, wenn die heutigen Umfragewerte sich am Dienstag auch bestätigen?
Das ist ganz einfach zu erklären. Die Buchmacher halten es für unwahrscheinlich, dass all die knappen States dann tatsächlich auch so ausgehen, wie es die aktuellen Einschätzungen darstellen. Dies kann man gut mit einem Beispiel aus dem Fußball skizzieren.
Ich nehme 3 Fußballspiele aus dem DFB-Pokal. Das Heimteam ist jeweils knapp favorisiert bei den Buchmachern und ich setze in einer Kombinationswette darauf, dass sich alle 3 Heimteams, also die leichten Favoriten, auch durchsetzen und die nächste Pokalrunde erreichen. Die Quote für jedes einzelne Spiel liegt bei 1.85 für das Heimteam. Macht in einer Kombiwette eine Gesamtquote von 6.33. Umgerechnet liegt die Wahrscheinlichkeit, dass meine Wette gewinnt, jetzt nur noch bei 15.8%.
Wieder zurück zur US-Wahl halten die Buchmacher es also für überaus unwahrscheinlich, dass sich Trump in all den vermeintlich engen Duellen auch tatsächlich durchsetzen wird.
Eines kann man wohl mit Sicherheit prophezeien. Es wird spannend am Dienstag, vermutlich auch dramatisch.
Ich prognostizier mal nen superlangweiligen Biden sweep. Es gab ein paar sehr gute Umfragen aus North Carolina für ihn, das zählt am Wahlabend schon aus, dazu alle Staaten die Hillary gewann und Michigan und Wisconsin, wo er jeweils 8% vorne liegt und das Ding ist durch. Dafür braucht er kein Arizona, kein Florida, kein Pennsylvania. Wir sind alle ein bisschen 2016 deranged, aber diesmal ist die Sache viel klarer.
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