In meiner Rubrik „Storys aus Las Vegas“ geht es heute um Pedro. Pedro habe ich irgendwann im Mirage
Casino am Pokertisch kennengelernt und er fiel mir gleich durch zwei Besonderheiten
auf. Zum einen sprach er sehr schlecht Englisch und zum anderen war er ein
lausig schlechter Limit-Holdem Spieler. Als wir bei einer Session mal direkt
nebeneinander saßen, kamen wir etwas tiefer ins Gespräch. Er sagte mir, dass er
aus Madrid käme und eigentlich genau aus dem gleichen Grunde nach Vegas
gekommen war wie ich – er wollte professionell Poker spielen und damit seinen Lebensunterhalt
verdienen. Aber ich habe sehr schnell gemerkt, dass er niemals am Pokertisch
seinen Lebensunterhalt würde verdienen können. Zu oft sah ich ihn mit Händen, mit
denen ich nicht mal in hinterer Position gecalled, geschweige denn geraised hätte,
aus früher Position limpen oder raisen. Wohl bemerkt an einem 10er-Tisch! Hände
wie K9 oder ATo sind aus früher, teilweise gar aus mittlerer Position einfach
zu folden. Aber Pedro konnte es nicht übers Herz bringen diese Hände zu passen.
Auch zahlte er die Gegner, obwohl es offenkundig war, dass er nur die zweitbeste
Hand hielt, immer wieder gnadenlos bis zum River aus. Das kostete ihn in jeder
Session reichlich Kohle. Auch, als wir in den Wochen nach unserem Kennenlernen
mehrere Mal zusammen essen gingen und ich ihm mitteilte, dass er dringend an
seiner Handauswahl arbeiten müsse und diverse Kombinationen (u.a. auch die
kleinen Paare aus früher Position) aus seinem Repertoire streichen müsse, wurde
es anschließend nicht besser.
Das ist übrigens auch etwas, was ich über all die Jahre beim
Poker immer wieder feststellen konnte. Manchen Leuten kannst du diverse Sachen
10 x erklären und es geht einfach nicht in deren Birne rein. Sie verstehen es einfach
nicht. Und manche verstehen es zwar (oder vielleicht), haben aber einfach
massive Schwierigkeiten mit der Umsetzung, wenn die entsprechenden Situationen
am Tisch dann aufkommen. Aber vielleicht ist dies auch ganz gut so …lol
Aber um Pedro und um seine Zukunft in Vegas brauchte ich mir nicht wirklich Sorgen oder Gedanken machen. Denn der Spanier hatte eine außergewöhnliche Einnahmequelle in Vegas aufgetan, die ihn jeden Tag gutes und vor allen Dingen absolut sicheres Geld verdienen ließ. Pedro streifte jeden einzelnen Tag - wirklich Tag ein und Tag aus und dies jeweils für 8 Stunden - durch die Casinos und spähte in den Automatenreihen, ob nicht irgendwer ein paar Credits an seiner Maschine hatte stehen lassen. Sobald er dies erblickte, drückte er auf Cashout und packte sich die Coins in die Tasche. Und wir sprechen hier nicht von 25-Cent oder gar Dollar-Automaten, sondern von 5-Cent Maschinen, teilweise sogar 1-Cent Automaten. Er hatte über die Monate ein wahnsinnig scharfes Auge entwickelt und konnte mit nur einem kurzen Blick in die Reihe direkt feststellen, ob irgendwo noch ein paar Credits auf einem Automaten drauf standen oder nicht. Dann machte er sich auf direktem Wege zur Maschine. Jetzt musste er nur noch kurz sicherstellen, dass nicht irgendwo in der direkten Nachbarschaft jemand stand oder saß, der vielleicht nicht gerade vor diesem Automaten saß, aber vielleicht zwei Geräte parallel bediente und halt unter anderem das Gerät, worauf sich die Credits befanden. Immer wieder das gleiche Prinzip. Schnell auf Cash-Out, die Münzen eingesackt und ab zur nächsten Reihe. Wieso übrigens die Leute ihre Credits auf den Automaten stehen ließen, kann ich nur mutmaßen. Entweder waren sie zu blöd um den Automaten bzw. das Prinzip zu verstehen oder es musste irgendwas dazwischen gekommen sein, so dass sie vielleicht ganz schnell weg mussten. Ich vermute jedoch Ersteres...
Aber um Pedro und um seine Zukunft in Vegas brauchte ich mir nicht wirklich Sorgen oder Gedanken machen. Denn der Spanier hatte eine außergewöhnliche Einnahmequelle in Vegas aufgetan, die ihn jeden Tag gutes und vor allen Dingen absolut sicheres Geld verdienen ließ. Pedro streifte jeden einzelnen Tag - wirklich Tag ein und Tag aus und dies jeweils für 8 Stunden - durch die Casinos und spähte in den Automatenreihen, ob nicht irgendwer ein paar Credits an seiner Maschine hatte stehen lassen. Sobald er dies erblickte, drückte er auf Cashout und packte sich die Coins in die Tasche. Und wir sprechen hier nicht von 25-Cent oder gar Dollar-Automaten, sondern von 5-Cent Maschinen, teilweise sogar 1-Cent Automaten. Er hatte über die Monate ein wahnsinnig scharfes Auge entwickelt und konnte mit nur einem kurzen Blick in die Reihe direkt feststellen, ob irgendwo noch ein paar Credits auf einem Automaten drauf standen oder nicht. Dann machte er sich auf direktem Wege zur Maschine. Jetzt musste er nur noch kurz sicherstellen, dass nicht irgendwo in der direkten Nachbarschaft jemand stand oder saß, der vielleicht nicht gerade vor diesem Automaten saß, aber vielleicht zwei Geräte parallel bediente und halt unter anderem das Gerät, worauf sich die Credits befanden. Immer wieder das gleiche Prinzip. Schnell auf Cash-Out, die Münzen eingesackt und ab zur nächsten Reihe. Wieso übrigens die Leute ihre Credits auf den Automaten stehen ließen, kann ich nur mutmaßen. Entweder waren sie zu blöd um den Automaten bzw. das Prinzip zu verstehen oder es musste irgendwas dazwischen gekommen sein, so dass sie vielleicht ganz schnell weg mussten. Ich vermute jedoch Ersteres...
Tausende von Automaten in jedem Casino |
Parallel hatte Pedro seine Adleraugen aber immer auch noch für andere Sachen scharf
eingestellt. Er schaute immer auch auf die Ausgabeschlitze jedes einzelnen Automaten,
denn häufig befanden sich in diesen noch irgendwelche Coins, die jemand im
Siegesrausch vergessen hatte einzusammeln. Auch in die Zwischenräume der Automaten
warf er noch einen Blick, denn manchmal fielen halt Coins auf den Boden und
trudelten zwischen zwei Geräte. Für solche Sachen hatte er einen kleinen, ca. 30cm langen Haken in der Tasche. Er bückte
sich und im Handumdrehen zog er den Coin aus dem Zwischenraum, in den kein
Mensch der Welt mit der Hand hineingekommen wäre, heraus.
...und für mich sahen sie alle gleich aus.... |
Pedro machte im Schnitt ca. 10$ pro Stunde. Also in etwa 80$ am Tag. Jeweils nach ca. 2 Stunden entleerte er seine mittlerweile ausgebeulten und vor allen Dingen auch schweren Hosentaschen und packte die Coins in einen Becher, den er dann zum Cashier brachte um sich auszahlen zu lassen. Anschließend ging es ins nächste Casino. Seine Tagesroute führte ihn vom Caesars Palace ins Mirage. Anschließend ging es über die Straße zum Flamingo Hilton und von dort aus weiter zum Ballys. Danach rüber ins Excalibur und wenn er diese Route durch hatte, dann ging es im Caesars Palace wieder von vorn los. Vier bis Fünf Mal am Tag die gleiche Route. Ich habe keine Ahnung, wie viele Kilometer Pedro am Tag auf diesem doch ungewöhnlichen Spaziergang abriss. Aber es müssen einige gewesen sein. Ich kann mich noch sehr gut an einen Tag erinnern, als ich mal wieder eine Serie von 3 oder 4 verlorenen Sessions am Pokertisch in Folge hatte und an mir selbst zweifelte. Als ich Pedro im Mirage erblickte, fragte ich ihn, ob ich ihn nicht mal für 1-2 Stunden begleiten dürfe um mir seine Arbeit anzuschauen. Vielleicht hatte ich ja auch irgendwie und insgeheim die Befürchtung, dass ich bald genau wie er durch die Casinos streifen müsse um mich auf diese Weise überhaupt in Vegas über Wasser zu halten und die Miete bezahlen zu können. Er hatte kein Problem damit mich mitzunehmen. Aber bereits bei den ersten Blicken in die Automatenreihen bemerkte ich den großen Unterschied. Während ich auf beiden Seiten nur jeweils 10 oder 12 Automaten erblickte, die für mich alle vollkommen identisch aussahen, erkannte er aus ca. 6-7 Meter Differenz, dass am vorletzten Automaten in der rechten Reihe noch 3 Credits auf dem Display angezeigt wurden und am drittletzten Apparat in der linken Reihe ein 5-Cent Stück in der Auslage lag. Keine Ahnung, ob ich mir dieses Talent auch nach ein paar Wochen hätte aneignen können. Auf jeden Fall taten mir nach 2 Stunden zudem bereits die Füße weh vom Laufen und ich wusste, dass dieser Job nichts für mich war und ich schleunigst zusehen musste, dass ich wieder Gewinne beim Pokern einfahren muss.
Pedro hatte bei der Ausübung seines Jobs nur zwei Faktoren, die ihn beim Verdienen von täglich 80$ in die Quere kommen konnten. Zum einen die Security-Leute in den jeweiligen Casinos. Diese sahen die Leute, die den ganzen Tag durch die Reihen schlawinerten und die Credits rausdrückten, überhaupt nicht gern. Der Spanier musste also immer auch mit einem Auge auf die Grün- oder Rotjacken achten und sich aus dem Staub machen, wenn sich einer näherte oder irgendwie Verdacht schöpfte. Sein Hauptgegner jedoch waren andere Leute, die eben auf gleiche Weise versuchten ihr Geld zu machen. Da gab es auch mal richtig Ärger untereinander, wenn eben jemand im Revier des anderen rumfuschte. Und das Revier rund um das Mirage Casino gehörte nun mal eben Pedro. Sobald er jemanden sah, der ähnlich wie er durch die Gassen schlenderte und die Automaten leerte, wäre Pedro vermutlich auch bereit gewesen sein Revier bis aufs Blut zu verteidigen. Da hatte keiner was zu suchen!
Ob Pedro, seinen Namen habe ich übrigens nicht abgeändert, seinen Lebensunterhalt auch noch heute auf diese Weise bestreitet, dass weiß ich nicht. Falls aber durch einen großen Zufall irgendjemand einen Pedro aus Madrid kennt, der in den 90er Jahren in Vegas lebte und auf den obige Geschichte sehr gut passen könnte, dann möge er mir Bescheid geben. Denn ich würde ihn sehr gern mal wieder sehen oder mit ihm kommunizieren. Immerhin ist es fast 20 Jahre her, dass ich ihn das letzte Mal gesehen habe.
Klasse
AntwortenLöschen