Dass ich mit meinem Tipp (Chile; siehe letzter Blogeintrag) einen richtig guten Riecher hatte und zumindest ein wenig Fußballsachverstand angedeutet habe, beweist das Auftreten und Abschneiden der südamerikanischen Mannschaft. Ein souveränes Auftreten in der Gruppe und dann ein wirklich sehr unglückliches Ausscheiden gegen Brasilien im Achtelfinale. Wer weiß, was anschließend für die Chilenen noch drin gewesen wäre!?
Heute möchte ich nochmals kurz zu einem Thema Stellung nehmen, über das ich mich bereits bei Facebook geäußert habe. Und zwar geht es um die Leistung der Deutschen Fußball-Kommentatoren bei dieser Fußball-WM! Für die ARD bzw. für das ZDF waren insgesamt 6 Mann im Einsatz. Und wenn in einem Land mit 80 Millionen Einwohnern dies die auserkorenen Fußball-Kommentatoren sind, dann wirklich gute Nacht Fußball-Deutschland. Besonders “eingeschossen“ habe ich mich auf die Herren Sven Simon, Béla Réthy und Thomas Wark. Nichts gegen ihre theoretischen Kenntnisse (Statistiken, Hintergrundwissen zu den Spielern, etc.), aber mir fehlt es bei den Herrschaften einfach an Emotionen sowie Leidenschaft auf der einen Seite und zum anderen und ganz wirklich ganz stark an fachlichen Kenntnissen. Insbesondere das Erkennen und Analysieren von Spielsituationen (Foulspiele, Handspiele) waren meines Erachtens bei den oben genannten teilweise überaus schlecht. Auch wurden Spiele, die durchaus viel Tempo und Rasse hatten, verbal völlig zunichte gemacht, wenn es mal zur Halbzeit noch 0:0 stand. Irgendwie habe ich schon den Eindruck, als wenn keiner der Drei jemals selbst gegen die Kugel gekickt hat. Den Vogel abgeschossen hat meiner Meinung nach Béla Réthy im Halbfinalspiel gegen Brasilien. Da machen unsere Jungs ein Jahrhundertspiel und dem Kommentator bleibt die Spucke weg und er kommentiert die Tore furztrocken. Vielleicht hatte dies mit seinen brasilianischen Wurzeln zu tun (er ist dort aufgewachsen), aber dann darf man ihn eben nicht so ein Spiel kommentieren lassen! Bei 7 geschossenen Toren möchte ich jemanden am Mikro haben, der Emotionen zeigt und leidenschaftlich jedes einzelne Tor bejubelt, dabei aus sich herausgeht und die Zuschauer mitnimmt! Auch beim dritten, vierten und selbst beim siebten Tor! Immerhin ist es ein WM-Halbfinale. Wenn ihr mal Zeit habt, schaut euch mal folgendes Video an und bildet euch selbst ein Urteil:
https://www.youtube.com/watch?v=kNbu4GEv41M
Pokertechnisch gibt es natürlich auch einiges zu berichten. Insbesondere natürlich die 5 Bracelets, die die Deutschen in Las Vegas gewonnen haben. Übrigens allesamt von Spielern, mit denen ich mehr oder weniger regelmäßig kommentiere…lol. Ganz besonders hat es mich natürlich für meinen Freund George Danzer gefreut, denn ich weiß ganz genau, wie sehr er sich diesen WM-Titel, der in seiner Sammlung eben noch fehlte, gewünscht hat. Dass es dann innerhalb von nur wenigen Tagen gleich zwei WM-Siege wurden, spricht einfach für seine Klasse. Er war auch einfach mal dran! Nicht vergessen möchte ich natürlich auch meinen eigenen 2. Platz bei einem Pot Limit Omaha Turnier im Kings Casino im Tschechischen Rozvadov…lol. Das mit etlichen Profis bestückte Feld konnte ich durch einige geschickte Moves, aber zugegebenermaßen auch durch regelmäßige gute Startkarten (die dann auch hielten und eben auch gut ausbezahlt wurden) meistern. Am Ende ist dann der zweite Platz herausgekommen, der mir etwas über 5.000 € einbrachte. Nur der Ukrainer Borys Drabkin, der mich im Übrigen bei der EPT London ab dem 14.10. beim Kommentieren unterstützten wird, konnte mich am ganz großen Triumph hindern
George Danzer mit Fans (u.a. Max Kruse von Bor. M'gladbach) |
Nur Borys Drabkin konnte meinen totalen Triumph verhindern |
In unserer privaten Runde bei den Pocket Rockets Verl werde ich mir dieses Jahr einen Platz auf dem Treppchen wohl leider abschminken müssen. Dazu habe ich einfach an zu wenigen Events teilgenommen und die Punkte fehlen mir. Da ich von den drei ausstehenden Turnieren wohl auch nur noch zwei, vielleicht sogar auch nur eines, mitspielen kann, wird es sogar schwer genug auch den derzeitigen 7. Platz überhaupt zu verteidigen. Immerhin jedoch habe ich von 6 Teilnahmen 4 Mal den Finaltisch erreicht und kurioserweise bin ich bei diesen Turnieren jedes Mal als Chipleader an den Tisch gegangen. 3 Mal habe ich dann mit der besseren Hand, als alle Chips vor dem Flop reingingen, verloren. Es hätte mit ein wenig mehr Glück also eine wesentlich bessere Zwischenplatzierung herausspringen können. Aber beim Pokern kommt es manchmal halt anders als man denkt…deswegen ist das Spiel ja auch so beliebt und geil!
Mit dem heutigen Blog möchte ich für die nächsten Monate nun eine neue Rubrik vorstellen. Und zwar werde ich vom heutigen Eintrag an nette Geschichten aus meiner Las Vegas Zeit erzählen. Die eine oder andere Anekdote habe ich vielleicht schon irgendwo mal im Freundeskreis zum Besten gegeben, aber es sind auch einige kuriose und nette Storys dabei, die ich noch nie irgendwo erzählt habe. Ich hoffe es gefällt euch.
Starten möchte ich mit einer Person, mit der ich etliche gemeinsame Sessions und sehr viele Stunden zusammen am Pokertisch verbracht habe…dem “Duke of Fremont Street“. Leider kann ich euch noch nicht einmal seinen richtigen Namen nennen, denn wir haben ihn immer mit “Duke“ angesprochen (Duke heißt im Deutschen Herzog). Der Duke ist Profi-Pokerspieler und vielleicht mal eines gleich vorneweg: er spielt zwar konservatives ABC-Poker, aber definitiv sehr solide und effektiv. Am Jahresende wird er unter Garantie immer mit Plus abschließen. Dennoch ist der Duke alles andere als ein 0815 Pokerspieler. Während der normale Pokerprofi in Vegas mit Jeans und T-Shirt oder gar noch sportlicher ins Casino geht um dort seinem Job nachzugehen, trifft man den Duke bei der Arbeit ausschließlich mit Nadelstreifenanzug am Tisch. Dazu ein klassischer El Capone Hut aus den 20er Jahren. Ich füge mal ein Bild an, so dass ihr euch zu Beginn einen Eindruck verschaffen könnt. 99% seiner Sessions spielt der Duke Downtown, vornehmlich in Binions Horseshoe. Dort, wo eigentlich auch sowieso alles begann. Wenn der Duke an den Pokertisch kommt, dann gibt es standardmäßig immer das gleiche Ritual. Zunächst holt er seine violette Schatzkiste raus und anschließend ein Seidentuch, welches er säuberlich auf den grünen Filz vor seinen Platz legt. Anschließend holt er etliche Bündel an 100$ Scheinen aus seiner Box. Meist so zwischen 6 und 10 Bündel. Jedes einzelne Bündel hat einen Wert von 5.000$. Er geht also minimal mit 30.000$ an den Tisch, an manchen Tagen sind es aber gern auch mal 150.000$, die er zu Beginn des Spiels vor sich legt. Typischer Las Vegas Highroller denkt ihr jetzt, stimmt’s?
Mit 100.000$ im NL200 Spiel :) |
Der DUKE auf dem Weg zur "Arbeit" :) |
Ganz und gar nicht. Denn der Duke spielt 1-2 No Limit Holdem! Also mit Blinds von 1$(SB) und 2$ (BB), wo es sich mit einer Anfangslage von 200$ und umgerechnet 100 Big Blinds eigentlich ganz gut spielen lässt. Vor dem Duke jedoch stehen also umgerechnet mindestens 15.000 Big Blinds, an manchen Tagen eben auch mal 75.000 Big Blinds und es ist natürlich für alle vorbeigehenden Touristen ein absolutes Schauspiel und Spektakel! Es macht den Eindruck, als hätte er gerade die World Series gewonnen und am Tisch alles unter Kontrolle. Dabei ist er so harmlos wie ein Lamm. Wenn er mal preflop erhöht, dann kann man zu 99% sicher sein, dass er eine sehr ordentliche Starthand hat und falls er mal eine 3-Bet vor dem Flop auspackt, dann hat er unter Garantie Minimum Pocket Damen. Wenn der Pot mal etwas anwächst und der Duke noch mit von der Partie ist, dann hat er todsicher eine exzellente Hand oder einen super Draw.
Ganz besonders Aufsehen erregend ist es natürlich, wenn der Duke ALL-IN geht und dabei lässig ein paar Bündel in die Mitte schmeißt. Wobei ich ausdrücklich betonen möchte, dass er dies nur macht, wenn er entweder die absoluten stone-cold Nuts hat - also die bestmögliche Hand - oder sein Gegner ein absoluter Shortstack ist und weniger als 50 oder 70 Dollar vor sich stehen hat. Dann pusht er seine Batterie auch schon mal mit der zweit- oder drittbesten Hand in die Mitte.
Ich mochte den Duke. Zum einen ließ es sich wirklich sehr einfach gegen ihn spielen, da man nahezu immer wusste, woran man ist. Zum anderen ist er auch ein ganz lustiges Kerlchen mit einem netten Sinn für Humor. Ich habe auf jeden Fall immer sehr mit ihm bzw. gegen ihn gespielt. Es war kurzweilig, spaßig und meist auch ertragreich für mich. Sein Gehabe & seine Show mit all dem Geld kam allerdings nicht bei allen gut an und so habe ich in den unzähligen mit ihm am Tisch verbrachten Stunden auch diverse Male Leute kennengelernt, die eine regelrechte Antipathie gegen ihn verspürten und ihm nur zu gern eins ausgewischt hätten.
Eines Tages setzte sich ein junger Asiate zu uns an den Tisch, als der Duke gerade auf Toilette war. Er ließ alle am Tisch gleich wissen, dass er „scharf“ auf den Duke sei und es ihm heute besorgen wolle. Der Asiate wechselte 300$ in 5$ Chips ein, fragte den Dealer aber parallel auch, ob seine 5.000er Chips aus einem anderen Casino hier auch spielen würden. Der Dealer bejahte dies und so legte der Asiate unter jeden seiner drei 5er Stacks jeweils einen 5.000er Chip. Es war für jemanden, der dies nicht wußte, schwer bzw. gar nicht nachvollziehbar, dass er also nicht 300$, sondern 15.300$ am Tisch hatte.
Als der Duke von der Toilette zurückkam, machte keiner der Spieler am Tisch – und auch nicht der Dealer – irgendwelche Anstalten ihm vom neuen Spieler und seinem “Big-Stack“ zu informieren. Und so kam es, wie es kommen musste!
Nach ungefähr 10 Minuten raiste der Asiate, als der Duke im Big Blind saß. Ein Spieler hinter dem Asiaten callte ebenfalls und der Duke verteidigte seinen Big Blind. Der Flop kam KQT Rainbow. Check vom Duke, der Asiate spielte an (20$) und der dritte Spieler passte seine Hand. Der Duke check-raiste nun auf 50$...der Asiate callte. Es lagen nun in etwa 125$ im Pot. Am Turn kam eine nichts verändernde kleine Karte auf den Tisch. Der Duke spielte von vorn 80$ an. Nun machte der Asiate ein bisschen Show und nach einer Minute ging er All-In. Der Duke callte innerhalb von Millisekunden und schmiss dabei locker einige seiner Bündel in die Mitte. Natürlich drehte er dabei mit AJ für die geflopte Straße und damit die Nuts um. Der Asiate hatte jedoch nicht nur auch AJ, sondern durch die Pik 3 am Turn nun noch einen Flush-Draw on top. Er konnte mit einem weiteren Pik am River also den Flush machen und den Pot gewinnen. Und in diesem Moment erblickte der Duke auch, dass es in diesem Pot nicht nur um die 300$ ging, sondern eben um 15.000$. Die drei 5.000er Chips seines Gegners hatte er vorher nicht gesehen…wie auch? Noch nie zuvor habe ich den DUKE in so heller Aufregung gesehen und in Windeseile bildeten sich reichlich Schweißperlen auf seiner Stirn und er wurde kreideblaß. Vermutlich war dies auch der größte Pot, der jemals im 1-2 No Limit Holdem in Downtown Las Vegas ausgespielt wurde. Aber es blieb ein Split-Pot, denn die Karo 7 am River veränderte nichts…wohl auch für alle Beteiligten besser so. Beide Spieler bekamen ihr Geld zurück. 5 Minuten später packte der Duke seine Geldbündel in seine Schatzkiste und verschwand grußlos.
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