Mittwoch, Oktober 15, 2008

Master of Games

Oh Mann, die letzten Wochen waren wieder einmal sehr turbulent!


Fangen wir dieses Mal mit den aktuellen Ereignissen an.

Sonntag Abend entschloß ich mich kurzfristig dazu an den Sunday Million bei Pokerstars teilzunehmen. 215 $ Startgeld und ein Preispool von 1,5 Millionen $ !

Nach ruhigem Start bekam ich im 3.Level die erste richtig gute & spielbare Hand ausgeteilt. Pocket Kings. Ich raise auf 600 (Blinds 100/200) aus mittlerer Position und bekomme 2 Calls hinter mir. Mit den Blinds nun 2.100 im Pot. Der Flop kommt runter mit T53, allerdings mit 2 Karos. Ich setze 1.050 Chips an und beide Spieler callen! Oh – jetzt muß ich aufpassen. Nur nicht in einen Set laufen oder das Turnier ist schneller vorbei als es angefangen ist. Turnkarte ist eine weitere 3 - optimal. Ich will den Pot hier allerdings nicht zu stark aufblähen und checke. Beide Spieler hinter mir checken ebenfalls und jetzt bin ich mir zumindest sicher, dass mindestens einer der Jungs auf einem Flush draw ist. Riverkarte ist eine 8 (kein Flush) und ich setze 1.800 an und erhalte einen Call (AT) und ich bin bei 15.000 Chips. Das geht ja gut los!

Mit A7 im BB kann ich dem Small Blind ein Level später ein paar Chips abnehmen, als der Flop A76 kommt und er mir Action gibt, es ihm aber am Turn zu heiß wurde. Dann, wieder ein Level später, füllt SB gegen mich wieder auf, nach dem alle anderen gepaßt hatten und ich halte QQ. Ich raise 3.5-fach den Blind und er called. Der Flop kommt AQ4 und zu meiner Überraschung schiebt er all seine Chips in die Mitte (und das waren immerhin knapp 15.000). Ich calle instantly und er zeigt mir A5 offsuit. Ship it – thank you! Anschließend noch 1-2 kleinere Pötte gewonnen und im 7.Level liege ich mit 44.000 Chips unter den Top 300 im Chipcount. An meinem Tisch hat der nächstbeste 21.000 und alle anderen liegen zwischen 5 und 15 K. In dem Moment ruft ein Bekannter an, der das Geschehen am Tisch beobachtet hatte und ich sage ihm noch, dass ich jetzt erst einmal ein bißchen den Table-Bully spielen werde und das ich nur nicht gegen den anderen Big Stack in eine fette Hand verwickelt werden darf, als genau dieser Gegner raised (auf 2400) und ich AKs am Button finde (?!). Ich reraise auf 4400 und er called.

Der Flop kommt QQ7, er checked und ich setze 6500 und hoffe, dass er sich von seiner Hand trennt. Aber er called! Hat er die Q getroffen? Turnkarte ist nun eine weitere Q auf einmal schiebt er seine restlichen Chips in die Mitte. Das würde er nie machen, wenn er wirklich den Vierling hätte, aber was kann er für eine Hand haben, wo er jetzt sein Turnierleben aufs Spiel setzt? Schlagen kann ich eh nur einen Bluff (z.B. AJ). Ich setze ihn auf eine Hand wie JJ-99 und ich weiß nicht, welcher Teufel mich da geritten hat, aber ich drücke im Wahn auf die Call-Taste. Er zeigt mir 88! Zumindest habe ich noch ein paar Outs, aber eine harmlose 3 am River und ich bin wieder runter auf 23.000 Chips.

Im Nachhinein hat er alles richtig gemacht, aber irgendwie schon unfaßbar, auf welche Weise er hier sein Turnierleben riskiert hat. Wenn ich eine Hand wie AA, KK oder JJ gehabt hätte, hätte ich es genauso gespielt und er wäre raus gewesen. Ich bin mir nicht 100%ig sicher, aber ich glaube dieser Gegner (ich meine es war MyGambit) wurde dann letztendlich 8. im Turnier für 17.000 $!Ich konnte mich noch ein bißchen halten, aber im 11.Level hat es mich dann gerissen. Bei einem Stack von ca. 15 BB’s raise ich mit Pocket T’s auf 4200 (Blinds bei 750/1500) und genau der Spieler am Tisch, der vorher bereits durch einige recht seltsame Moves aufgefallen ist, reraist auf 18.000! Ich erwäge zwar einen Fold (hätte ich vermutlich gegen jeden anderen am Tisch auch getan), aber calle letztendlich, hoffe auf einen Coinflip mit der leichten Option evtl. auch eine Hand wie 99 oder 88 anzutreffen. Aber er zeigt mir KK und ich scheide aus. Platz 1779 von 7100, aber 700 Plätze am Geld vorbei.


Bei unserer Zehnkampfwette stand die 8.Disziplin auf dem Programm – Schach

Ich hatte in den Wochen zuvor etliche Partien gespielt und viel geübt und obwohl ich dabei viel Spaß hatte und sicherlich auch einiges dazugelernt habe, war ich recht skeptisch, was meine Chancen betraf. Der Modus sah so aus, dass wir 4 zunächst jeder gegen jeden „blitzen“ bei 5 Minuten maximaler Bedenkzeit pro Seite. Das Spiel ist beendet, wenn man entweder Schachmatt gesetzt wird oder wenn auf einer Seite die Klappe fällt aufgrund der aufgebrauchten Zeit. Nach anfänglicher Aufruhr hinsichtlich einiger Regelfragen kommt Spaß in der Runde auf und einige brisante Duelle (mit teilweise katastrophalen Fehlern von allen Teilnehmern) entwickeln sich.

Ich kann 2 der 3 Matches für mich entscheiden (gegen Uwe und Christian) und gegen Burkhard übersehe ich eine Schachdrohung und er kickt meinen König vom Brett. Burkhard verliert allerdings gegen Uwe, so dass nach dem Blitzen Uwe, Burkhard und ich mit jeweils einer Bilanz von 2:1 dastehen, während Christian alle 3 Partien abgeben mußte. Leider gab Christian zu diesem Zeitpunkt auf und er wollte die „lange“ Runde (jeder gegen jeden mit Partien auf 30 Minuten Bedenkzeit) nicht mehr mitspielen und verließ die Runde. Schade!

Burkhard, Uwe und ich spielten aber weiter. Gegen Uwe konnte ich gewinnen, gegen Burkhard jedoch verlor ich. Hier musste ich zwar bereits früh einen Qualitätsverlust erleiden, hatte aber meine Figuren im Gegensatz zu ihm sehr stark und aktiv entwickelt und einen recht starken Angriff auf seinem Königsflügel gestartet, den er aber mit Bravour parieren und dann seinen Figurenvorteil sauber nach Hause retten konnte. Burkhard gewann dann auch noch gegen Uwe, so dass er 3 Punkte, ich 2 P., Uwe einen Punkt holte und Christian leer ausging. Somit steht es nach 8 von 10 absolvierten Disziplinen wie folgt:

Potti 16.5 Punkte, Christian 12.5 Punkte, Burkhard 10.5 Punkte und Uwe 8.5 Punkte.

Rein theoretisch ist der Sieg zwar noch nicht im Sack, aber Christian müßte jetzt in den beiden noch verbleibenden Disziplinen 4.5 Punkte mehr als ich ergattern und das halte ich eigentlich für ausgeschlossen, zumal mit Poker und Tennis noch 2 Sachen anstehen, wo ich nicht ganz aussichtslos an den Start gehen werde.


Master of Games (www.masterofgames.de)

Am 6. und 7.Dezember wird in Berlin der Wettbewerb “Master of Games” ausgetragen. Poker, Backgammon und Schach heißen die Disziplinen und jeweils Heads-Up im KO-System wird derjenige gesucht, der alle 3 Disziplinen am besten meistert. Wird sicherlich eine interessante & spaßige Sache und ich werde am Event teilnehmen, wenngleich meine Chancen sehr weit zu kommen aufgrund fehlender Schachspielstärke sicherlich limitiert sind. Gegen die guten Schachspieler muß ich schon sowohl beim Backgammon als auch beim Poker siegen um nicht auszuscheiden. George Danzer (spielt alle 3 Sachen ziemlich gut) oder auch Achim Mueller (Backgammon-As und Schachspieler in der Verbandsliga) aus meinem Bekanntenkreis sind ebenfalls am Start und allein gegen die beiden bräuchte ich schon einen Weihnachtslauf um nicht die Segel streichen zu müssen.


Nach dem EPT Turnier in Barcelona Mitte September stand nun Anfang Oktober das EPT in London an. Wow – welch ein spitzenmäßig besetztes Turnier das war. Sowohl Pokerstars als auch Full Tilt hatten ihre komplette Starbesetzung ins Rennen geschickt. Es hat dieses Jahr in London wirklich unheimlich viel Spaß gemacht das Geschehen zu verfolgen und natürlich auch den Livestream zu kommentieren. Ausführliche Berichte zu den Events (WSOPE, EPT & Highrollerturnier) sowie einige Fotos stelle ich separat Anfang der nächsten Woche ein.
















von links nach rechts:

Phil Ivey, David Benyamine, Barry Greenstein, Chris Ferguson, Daniel Negreanu



Online bin ich in den letzten Tagen nun auch wieder ein bißchen intensiver eingestiegen und die ersten Sessions liefen recht gut an. 3 Sitzungen und in allen dreien mit einem soliden Gewinn (jeweils ca. einen Stack Gewinn) rausgegangen. Und dies, obwohl ich unheimlich wenige Sets gefloppt habe und auch keine Traumkonstellationen (Asse gegen Könige, wo die Chips i.d.R. preflop in die Mitte wandern) dabei waren. Aber es gab halt auch keine Albtraumkonstellationen (KK vs. AA) und mit Assen oder Königen bin ich nur einmal in ein Set gelaufen. Ich hoffe, dass ich meine Gewinnserie noch ein bißchen ausbauen kann, denn das motiviert mich immer recht stark.


So, abschließend noch eine Hand, wo ich euch um eure Meinung bitte:

Cashgame – 1-2 $

2 Spieler in mittlerer Position limpen jeweils für 2 $, Ich halte A8 von Karo und limpe ebenfalls und nach mir noch ein weiterer Spieler. Small Blind füllt 1 $ auf und Big Blind checkt seine Option. Wir sehen also zu sechst den Flop und es liegen 12 $ im Pot.

Der Flop kommt 754 mit 2 Karos

Small Blind checked, Big Blind setzt 15 $ an. Der erste Spieler passt und der Spieler direkt vor mir (sehr loose & aggressiv) erhöht auf 30 $. Ich habe 150 $ auf dem Tacho, Big Blind ebenfalls um die 150 $ und der Spieler, der auf 30 $ erhöht hat, wesentlich mehr.

Ich habe nach dem Flop also den Nut-flush draw, einen inside-straight draw sowie 2 Overcards. Wie würdet ihr in der Situation nun A8 von Karo weiterspielen?


Bis denne


Potti

4 Kommentare:

  1. Hallo Potti,

    Was mag der BB haben? Einen Flush- oder OE-Straight-Draw als Semi-Bluff von dieser Postion in den relativ vollen Tisch halte ich für unwahrscheinlich. Also eine Made Hand: Overpair (8er bis 10er), Top-Pair mit gutem Kicker, Two-Pair, Set mit Pocket 4, 5 oder 7, Understraight mit 6, 3, Nut-straight mit 8, 6. All das evtl. noch mit einem Flush- oder Backdoor-Flush-Draw kombiniert. Auch ein Straight-Flush-Draw ist noch möglich. Insgesamt denke ich, eine hohe Verteidungswette, weil er gegen einen recht hohen Flush vermutlich verlieren würde.

    Jetzt der Raise deines rechten Nachbarn. Ähnliche Überlegung wie oben, allerdings wäre es wegen seines Spielstil denkbar, dass er ebenfalls einen Flush-Draw hält, King oder Queen high. Offenbar möchte er dem BB weismachen, dass er ebenfalls bereits eine Made-Hand hält, und zwar eine, die besser ist.

    Was ist mit deiner Hand!? Flush (9 Outs), Gutshot (4-1 Outs), 2 Overcards (6-1 Outs) = 17 Outs (!)Aber Vorsicht! Wenn die Overcards kämen, hättest du vermutlich ziemlich sicher trotzdem verloren - diese Outs ziehe ich mal gleich ab: -5 Outs. Außerdem würde ich davon ausgehen, dass mindestens eine 6 bei den Gegnern liegt, vielleicht sogar 2. Und wenn dann die dritte 6 doch kommt, dann muss trotz Straight mit einem Split-Pot gerechnet werden: insgesamt -2,5 Outs. Sollte jetzt noch die Möglichkeit des Straight-Flush-Draws beim Gegner berücksichtigt werden? Evtl. mit einem oder 1,5 Outs? Blieben "nur" etwa 8-9 Gewinner-Outs. Demnach würde sich ein Call wohl lohnen, wenn der BB die 30$ ebenfalls callt.

    Trotzdem habe ich kein gutes Gefühl bei der Sache: die beiden Spieler nach dir werden wohl folden und ich bin mir ziemlich sicher, dass dich entweder der BB oder der Maniac All-in setzen wird. Wenn dann noch einer der beiden aussteigt, war es das mit deinen Pot-Odds und du müsstest aufgeben.

    Ich würde wegen der schlechten implied pot-odds vermutlich an dieser Stelle aufgeben und die Hand wegwerfen.

    Bin gespannt, wie es ausgeht!

    Viele Grüße

    Jens C.

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  2. Sehr gute Handanalyse Jens.
    Ich sehe das ganz genau so.
    Würde recht sicher folden, es sei denn, es "juckt mir an den Eiern" ;-)

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