Definiere den Begriff Blockchain und stelle anschließend die Konzepte der 5 größten Coins (nach Marktkapitalisierung) im Detail vor (Zeit: 60 Minuten).
Hätte ich im Frühjahr 2021 diese Prüfungsaufgabe gestellt bekommen, so hätte ich direkt die weiße Flagge gehisst. Ich hätte das Klassenziel nicht erreicht. Es wäre eine glatte 6 geworden. Mit viel gutem Willen des Lehrers eventuell noch eine 5 minus. Aber ich wäre zu 100% durchgefallen.
Heute, einige Monate später, würde ich mich auch noch nicht als wissend oder gar als Experte bezeichnen. Aber ich habe mich zumindest ein klein wenig eingelesen und gesundes Basiswissen aufgebaut. Eventuell käme ich bei obiger Prüfungsaufgabe sogar mit einer 3 oder zumindest mit einer 4 durch. Woher kommt dieser Umschwung? Was hat mein Interesse in Sachen Kryptowährung ausgelöst?
Eigentlich war es wirklich ein totaler Zufall und nur eine einzige WhatsApp-Message, die ich irgendwann im März von einer guten Freundin aus meiner Heimatstadt erhielt. „Potti, kennst du Alexander Dreyfuss? Der muss irgendwas mit Poker zu tun zu haben“. So der Inhalt der Nachricht.
Die Nachricht haute mich komplett aus den Socken. Zum einen deshalb, weil meine Bekannte mit Poker exakt so viel zu tun hat wie ich mit dem Aufbau von IKEA-Schränken. Nämlich rein gar nichts. Bin da absolut talentfrei. Habe ich von meinem Papa geerbt. Wir können mehr mit Zahlen.
Zum anderen aber überraschte mich die Frage deshalb, weil besagter Alex Dreyfuss mir nicht nur sehr wohl ein Begriff war, sondern weil ich ihn sogar persönlich kenne. Für ihn auch schon gearbeitet habe. Aber woher um Himmels Willen kannte sie ihn? Ich stellte ihr ein paar Rückfragen und sie klärte mich auf. Bevor ich jetzt jedoch darauf weiter eingehe, möchte ich meinen Bezug zu Alexander Dreyfuss kurz ein wenig erläutern.
Februar 2015
Ich bekam eine E-Mail vom Franzosen Dreyfuss, in welcher er anfragte, ob ich zusammen mit Knossi Interesse habe ein von ihm organisiertes Pokerevent zu kommentieren. Er habe meinen Kontakt von George Danzer erhalten. Es ging um den World Cup of Poker. Eine Art Poker-Weltmeisterschaft für Nationen. Er habe gehört, dass Knossi & ich “Das angesagte Deutsche Poker Kommentatoren-Duo“ seien. Und er wollte uns unbedingt engagieren. Das Turnier würde im März auf Malta stattfinden. Ich hielt zunächst Rücksprache mit George Danzer, ein Kumpel von mir. Und der mehrfache Poker-Weltmeister klärte mich auf. Dass nämlich er der Kapitän des Deutschen Poker Teams sein würde und gerade dabei sei, ein spielstarkes Team für eben jenes Event auf Malta zu formieren. Und auch er sich sehr freuen würde, wenn ich zusammen mit Knossi dabei wäre & wir den Kommentatoren-Job annehmen würden.
Ich fragte Knossi, ob er Zeit & Bock hätte auf ein paar Tage Sonne & Arbeit. Das angebotene Kommentatoren-Honorar konnte uns zwar nicht wirklich überzeugen und eingeschaltete Gewerkschaften wären aufgrund von Unterschreiten des gesetzlichen Stundenlohns vermutlich sofort auf die Barrikaden gegangen. Aber ich konnte Knossi überreden. Und so sagten wir zu. Denn das Gesamtkonzept - verbunden mit unserer Hoffnung auf potentielle Folgeaufträge über diese Schiene - gefiel uns. Und ein paar Sonnentage bei 28 C im März auf Malta konnten ja auch nicht schaden. Mehr oder weniger bezahlter Urlaub, verbunden mit ein wenig Quatschen am Mikro.
Über diesen Kurztrip nach Malta vor 6 Jahren könnte ich im Übrigen nicht nur mehrere spannende Blogeinträge, sondern in der Tat ein ganzes Buch schreiben. Es wurde nicht einmal ansatzweise langweilig. Es war einfach eine unfassbare Ansammlung von eindrucksvollen und extrem lustigen Ereignissen. An jeden einzelnen Tag kann ich mich noch erinnern, als wär es gestern gewesen. Ein Höhepunkt jagte den nächsten. Ich würde diesen März-Trip 2015 nach Malta definitiv als die kurioseste & aufregendste Woche in meinem Leben bezeichnen.
Bevor ich jetzt die Kurve zur Überschrift ziehe, zunächst noch ein paar Worte zu Alexander Dreyfuss und zu seinem damaligen Ansatz, frischen Schwung & neuen Elan in die Pokerwelt zu bringen. Alex war der Auffassung, dass Poker dringend einen neuen Anstrich & neue Wettbewerbsformen brauchte. Der Poker-Hype, der in den Jahren 2006 bis 2012 weltweit einen massiven Boom auslöste und Millionen Interessierte zu diesem wundervollen Spiel führte, war mittlerweile irgendwie verblasst. Die Zahlen, sowohl bei den großen Live-Turnieren wie auch bei den Online-Plattformen, waren linear rückläufig. Reformen mussten her. Der visionäre Franzose hatte Großes vor. Pokerligen mit den weltweit größten Städten, Wettbewerbe unter den Ländern … er wollte die Final Tables in vollen Stadien abhalten. Er wollte Poker richtig fett ins Geschäft bringen. Dreyfuss wollte einen weltweit neuen Poker Boom auslösen.
Nun, vielleicht alles ein wenig sehr visionär, aber der Grundgedanke gefiel mir. Ich möchte hier gar nicht ins Detail gehen, denn es lief damals sicherlich auch einiges schief. Und ich verkürze die Geschichte hier einfach mal: Alex Dreyfuss gingen bei der Umsetzung seiner Pläne die Kohlen aus.
Wenn ich mir heutzutage den Graphen von Poker (LIVE wie Online) anschaue, dann bin ich mir fast sicher, dass einige große Pokerportale seinerzeit einen großen Fehler gemacht haben und diesen Fehler (ihn eben bei seinen Plänen nicht oder kaum zu unterstützen) vermutlich auch bereuen. Die Tendenz in der Pokerszene jedenfalls ging danach stetig weiter nach unten. Jahr für Jahr zogen sich immer mehr und mehr Spieler aus der Pokerszene zurück.
Hätten die großen Online-Portale Kooperationen mit Alex Dreyfuss abgeschlossen und das Konzept rund gemacht inkl. Investitionen, dann hätte dieser Abwärtstrend sehr vermutlich gestoppt und alle davon profitieren können. Spieler, Casinos, die komplette Medienbranche sowie natürlich auch die Online-Portale. Aber es kam nicht dazu. Der visionäre Franzose gab (zwangsweise) auf und wendete sich einer anderen Szene zu. Der Kryptoszene. Und seine Vision gefällt mir auch dieses Mal. Mehr dazu dann im zweiten Teil.
Fortsetzung folgt …