Donnerstag, Juni 20, 2019

Gestatten: Sherlock "Potti" Holmes ermittelt

Wenn es im Freundes-/Bekanntenkreis in der Vergangenheit rund um das Thema “Online-Sicherheit“ ging, dann war ICH meistens derjenige, der versucht hat ein wenig zu beschwichtigen und dass man doch eben nicht so skeptisch sein sollte. Vielleicht deswegen, weil ich prinzipiell an das Gute im Menschen glaube, vielleicht aber auch aus einem Gefühl der Sicherheit heraus, weil mir in all den Jahren nicht wirklich etwas passiert ist. Eventuell aber auch, weil ich manchmal ein bisschen zu naiv bin. 

Seit ein paar Tagen denke ich definitiv ein wenig anders. Als ich am Montag meine Kreditkartenabrechnung per Post erhielt und die einzelnen Posten durchging, traf mich der Schlag. Es waren etliche Beträge gelistet, die definitiv nicht von mir stammten. Und eines kann ich euch versichern: Wir sprechen hier nicht von einem kleinen Bagatellschaden, sondern die belastete Summe bewegt sich im satten 4-stelligen Bereich!

1. Schritt: Umgehender Anruf bei Mastercard & Sperre der Karte
Schnell und effektiv erledigt. Bei diesem Anruf bekam ich dann auch bereits allererste Informationen zu den einzelnen Posten. Es wurde schnell ersichtlich, dass man mit meinen Daten hoteltechnisch quer durch Europa unterwegs war und man es sich in teuren 5-Sterne-Häusern scheinbar 
richtig gut gehen ließ.





2. Schritt: Anruf beim Buchungsportal
Alle Posten wurden über das gleiche Buchungsportal getätigt. Mit diesem Portal nahm ich dann telefonischen Kontakt auf. Und ich erhielt weitere Informationen. Etliche Details. Anzahl der Zimmer, Anzahl der Personen, Dauer der Aufenthalte und weitere Informationen.

Profiler Potti
Ich entdeckte, dass auch leichte detektivische Ansätze in mir stecken. Vielleicht wäre aus mir sogar ein ganz passabler Kripo-Beamter geworden. Ich hatte mittlerweile jedenfalls einiges an Daten gesammelt und irgendwie spürte ich den leidenschaftlichen Ehrgeiz weiter zu ermitteln. Es fing an Spaß zu machen. In Gedanken begann ich sogar damit, mir ein Täterprofil zu entwerfen. Aber es war jetzt allerhöchste Zeit, die gesammelten Daten an die Polizei weiterzuleiten.

3. Schritt: Strafanzeige vs. unbekannt
Auch schnell erledigt. Der Fall inklusiv aller von mir gesammelten Daten wurde aufgenommen. Die Aussage des Kripo-Beamten: Die Chancen stehen nicht so schlecht, dass wir hier erfolgreich sind und den/die Täter fassen. Es war übrigens die erste Strafanzeige, die ich je in meinem Leben aufgegeben habe. Es gibt immer ein erstes Mal.

Der eine oder andere von euch wird jetzt vielleicht denken, wie man so blöd/naiv sein kann und es mehrere Wochen nicht bemerken kann, dass die Kreditkarte fett belastet wird. Ich muss allerdings sagen, dass der/die Täter auch hier recht clever vorgegangen sind. Ich habe nämlich schon auch den einen oder anderen Sicherheitsprozess bei Belastungen der Karte aktiviert. Hier hat die Gegenseite – die hatten übrigens ALLE DATEN von mir – recht smart agiert. Muss ich leider zugeben, ohne hier weitere Details zu den verwendeten Tricks schildern zu wollen. Man hatte mich durch bestimmte Prozesse regelrecht ins Dunkel geführt bzw. temporär "benebelt". 

Werden der/die Täter gefasst? 
4. und letzter Schritt: Zahlungsreklamation bei der Kreditkartenfirma
Auch dies ist mittlerweile erledigt. Ich bin gespannt, wie es jetzt weitergeht. Wann & wie schnell bekomme ich die Summe wieder gut geschrieben? Werden die Täter gefasst? Von anderen Personen, denen ähnliches passiert ist, habe ich auf jeden Fall gute Erfahrungen hinsichtlich der Schadensregulierung mitgeteilt bekommen. Von daher bin ich mal positiv gestimmt und überraschender Weise trotz der Schadenshöhe eigentlich recht entspannt. Noch.

Nach meinen Informationen holt sich die Kreditkartenfirma die Beträge in jedem Fall von den einzelnen Hotels zurück. Diese könnten dann im Zweifelsfall auf den entstandenen Kosten sitzen bleiben.

Wenn ihr also in Zukunft von Hotels, wo ihr übernachtet, nach euren Ausweisen gefragt werdet und/oder euch einige Sicherheitsmaßnahmen doch etwas übertrieben vorkommen, dann habt einfach Verständnis dafür. Letztlich kommt es uns allen zu Gute.

Und wenn im Freundeskreis mal wieder das Thema “Online-Sicherheit“ aufkommt, dann habe ich auf jeden Fall eine Story zu erzählen. Und ich werde zu 100% eine andere Meinung vertreten als noch vor 4 Wochen. Manchmal wird man (erst) aus Schaden klug!

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