Dienstag, Mai 26, 2015

Poker is an easy game...!

Heute zur Abwechslung mal keine LV-Story, sondern ein kurzes Update, was meine eigenen Pokeraktivitäten betrifft. Online spiele ich derzeit zugegebenermaßen und bedingt durch zu viele eigene Termine recht wenig. Aber ich möchte kurz von meinen letzten beiden LIVE-Turnieren berichten. 

Ende April ging es ins Kings-Casino nach Rozvadov, da sich dort einige der weltbesten Pokerspieler zum Cashgame trafen. Weil es zum Event auch einen Livestream geben sollte, wurde ich gefragt, ob ich mit Jens Knossalla zusammen kommentieren würde. Klar würde ich das! Wann bekommt man schon einmal die Chance bei einer solchen Besetzung einen Livestream mit Holecards zu haben und diesen dann auch noch selbst kommentieren zu dürfen…diese Chance wollte ich mir nicht entgehen lassen.


Da zwei Tage vorher auch noch ein Pot-Limit Omaha Turnier im Casino auf dem Programm stand und mein letzter Auftritt ein Jahr zuvor gleich mit einem zweiten Platz endete, machte ich mich bereits einige Tage vorher auf die Reise nach Tschechien. Es war dieses Mal ein Turnier mit "nur" 120€ Einsatz. Irgendwie hatte ich die leise Hoffnung, dass vielleicht an die 50 Teilnehmer mitspielen würden. Aber dem war nicht so. Es waren nur 20 Spieler, die sich bei dem Event mit Re-Buy Option einkauften. Mein Gefühl war ausgezeichnet und irgendwie spürte ich, dass die Reise an diesem Abend recht weit für mich gehen würde.

Im ganzen Turnier hatte ich vielleicht 3-4 Schlüsselhände und diese versuche ich mal kurz zu umreißen. Im dritten oder vierten Level raiste ein Spieler aus mittlerer Position Pot, nachdem vorher schon zwei Spieler gelimped hatten. Ich hatte KQT8 double-suited am Button und callte, die Limper schlossen sich an. Der Flop kam AT8 mit zwei Karten von der suit, wo ich den König hatte. Ich hatte somit nicht nur zwei Paar, sondern zudem auch noch einen Bauchschuss/Gutshot für die bestmögliche Straße sowie den Nutflush-draw. Viel besser konnte der Flop nicht kommen! Der Preflopraiser setzte POT am Flop und ich spürte an seiner Aufgeregtheit, dass er drei Asse hatte. Ich callte, während die beiden anderen Spieler passten. Am Turn kam dann mein Flush an, ohne dass sich das Board paarte. Er checkte und nach kurzem Überlegen setzte ich nun POT. Er callte. Wir hatten nun beide bereits ca. 60% unseres Stacks in der Mitte. „Jetzt bitte keine Bordpairung“, dachte ich mir und der Dealer tat mir diesen Gefallen. Eine Blank am River und mein Gegner checkte abermals zu mir. Jetzt spielte ich recht klein an, weil ich den Call halt noch unbedingt noch wollte und nach 2 Minuten Tankzeit tat mir der Franzose auch den Gefallen. Ich zeigte ihm die Nuts (auch gut fürs Image!) und der große Pot wurde in meine Richtung geschoben. Anschließend machte ich noch einige schöne Hände, bluffte ein paar kleinere Pötte und peu á peu schieden die Teilnehmer rechts und links von mir aus.

Als der Final Table stand, hatte ich fast doppelt so viele Chips wie der Zweitplatzierte, war somit massiver Chipleader. An der Bubble, drei Plätze wurden bezahlt, kassierte ich dann einen 2-Outer gegen mich und nach diesem Pot war ich auf einmal selbst derjenige mit den wenigsten Chips. Jetzt drohte ich sogar Bubble-Boy zu werden. Aber bei der entscheidenden Hand holte ich dann den Joker raus und suckte mit einem 2-Outer meinen Gegner aus. Die Bubble platzte dann kurze Zeit später und zu Dritt einigten wir uns auf einen Deal. Da ich zu diesem Zeitpunkt die meisten Chips hatte, wurde mir dann auch der Turniersieg zugesprochen. Es gab zwar keinen Pokal, aber immerhin knapp 700€ für die Teilung.

Isaac Haxton holt sich letzte Tipps bei mir ab...lol
Vom Mai-Monatsturnier der Pocket Rockets Verl möchte ich ebenfalls kurz berichten, weil es einen überaus kuriosen Verlauf nahm. Zumindest in der Anfangsphase ging es wirklich heiß her und ich kann mich nicht dran erinnern, bei einem Pokerturnier schon einmal ähnliches in den ersten 10 Minuten erlebt zu haben. Vielleicht zu Beginn erst einmal ein paar Eckdaten, bevor ich zur Schilderung des ersten Levels übergehe. Wir treffen uns einmal im Monat (jeweils am dritten Freitag) zu einem kleinen Pokerturnier innerhalb unseres Vereins, dem inzwischen 27 Mitglieder angehören. Zwar geht es auch immer um einen kleinen Obulus, aber den meisten sind sicherlich die zu vergebenden Punkte für die Jahreswertung sowie der Spaß wesentlich wichtiger. Gestartet wird mit 10.000 Chips bei Blinds von 25/50. Die Level sind mit 20 Minuten festgelegt. Man hat somit zu Beginn des Turniers umgerechnet 200 Big Blinds und ausreichend Munition sowie Zeit, bevor irgendwelcher Druck aufkommt. Sollte man jedenfalls meinen! Am Turnier nahmen übrigens 20 Spieler teil. 



Die allererste Hand im Turnier:
Ich sitze am Button und vor mir callen drei Spieler die geforderten 50 Chips. Ich schaue in meine Karten und finde Pocket 7er. Eine schöne Gelegenheit um gleich mal eine kleine Duftmarke zu setzen, denn es ist nicht nur ein solide Hand, sondern ich habe zudem noch Position auf die komplette Gesellschaft und reichlich Munition vor mir stehen. Ich raise mal saftig auf 400 um das Feld entweder auf einen Gegner zu minimieren oder vielleicht auch nur die in der Mitte liegenden Chips kampflos einzusacken. Zu meiner Überraschung callt aber nicht nur der Big Blind (Salvatore), sondern die drei anderen Limper (Ole, Carsten und Habib) ebenfalls. Damit hatte ich ehrlich gesagt nicht gerechnet. 2000 Chips bereits in der Mitte! Der Flop kommt jedoch außerordentlich erfreulich mit AT7 und zwei Piken. Ich habe direkt in der ersten Hand mal gleich ein Set geflopt! Alle checken zu mir. Und da mich nun 4 Augenpaare ziemlich aufgeregt und neugierig – manchmal habe ich es wirklich im Urin, wenn einige der Kontrahenten noch längst nicht abgeschlossen haben mit der Hand  – anschauen und gespannt sind, was ich denn wohl machen würde, wollte ich die Kollegen auch nicht enttäuschen. Getreu meinem Motto, gute Hände >> 
große Pötte, spiele ich direkt mal 1800 Chips an um es jeglichen Draws teuer zu machen. Salvatore im Big Blind zögert nicht lange und called ohne mit der Wimper zu zucken. Ole passt Gott sei Dank, aber auch Carsten legt sich die Chips für den Call parat und ist dabei. Habib passt Zähne knirschend.

Ups…jetzt bereits 7.500 Chips im Pot in der Auftakthand. Turnkarte ist ein Traum! Eine Offsuit 4. Check, check und wiederum schauen beide sehr gespannt auf meine Aktion. Ich frage mich zunächst, ob es hier irgendeine Möglichkeit gibt, dass einer der beiden tatsächlich eine bessere Hand halten könnte als ich. Also vielleicht Pocket Zehner oder slow gespielte Pocket-Asse. Nein, unmöglich…ich habe hier zu 99,9% die beste Hand und entschließe mich, es weiterhin teuer zu machen. Ich spiele 4000 an, muss dabei allerdings ergänzen, dass ich jetzt nicht enttäuscht gewesen wäre, wenn beide ihre Hand weggelegt hätten und ich den Pot quasi schwitz- und badbeatfrei hätte einsacken können. Salvatore (mein Fahrer!) called jedoch wiederum innerhalb von Millisekunden und auch Carsten legt sich die Chips bereit um mitzugehen. Er entscheidet sich dann aber für den Pass. Riverkarte dann Gott sei Dank kein Pik für den Flush, sondern eine offsuit 6. Jetzt schiebt Salvatore zu meiner Überraschung von vorn seine verbliebenden Chips in die Mitte und geht All-In! Hat er hier wirklich mit 98 für die jetzt mögliche Straße dem Druck standgehalten und fast 65% seines Stacks investiert? Ich kann es mir nicht vorstellen, kann hier aber auch sowieso nicht mehr passen und calle. Er zeigt mir AJo für ein Paar und ich habe nach der ersten Hand nicht nur 23.000 Chips vor mir, sondern gleichzeitig auch meinen Fahrer für die Heimfahrt nach Wiedenbrück nach Hause geschickt. Denn mit dem Stack würde ich nun mit großer Wahrscheinlichkeit noch einige Stunden im Turnier bleiben.

Ich frage Salvatore, wieso er in der allerersten Hand sein Turnierleben mit nur einem Paar aufs Spiel setzte. Und Salvatore antwortete mir, dass er ganz fest davon ausgegangen sei, dass ich bluffe. Abgesehen von der Tatsache, dass ich niemals im Leben in der Frühphase eines Turniers den Großteil meines Stacks oder gar den kompletten Stack in Gefahr bringen, geschweige denn gar mit einem Bluff verprassen würde, konnte ich die Entscheidung Salvatores nicht so wirklich nachvollziehen.
Aber ich denke, dass ich den Grundstein für seine Entscheidung bei der Hinfahrt zum Turnier selbst gelegt habe. Ich habe ihm nämlich während der Fahrt von Wiedenbrück nach Verl von einer Hand erzählt, die sich vor zwei Jahren beim Main-Event der WSOP in Las Vegas am Tisch meines Freundes Jens Knossalla abgespielt hat. Dort passierte in der allerersten Hand des Events nämlich Folgendes:

Ein Spieler raised, ein zweiter Spieler reraised und anschließend geht ein Inder mit seinem gesamten Stack von 30.000 Chips All-In! Nochmals bemerkt: Es ist die allererste Hand im weltweit größten Turnier, wo allein Level zwei Stunden geht und man sehr vielen Chips startet. Die beiden Gegner passen nach kurzem Überlegen und der Inder zeigt offen seine Karten (72o) mit den Worten “easy game“ und lacht sich dabei eins ins Fäustchen. Keine zwei Level später stand übrigens der komplette Stack jenes Inders vor Jens Knossalla...lol (#lebenwieeinKnossi).

Ob diese Story die Entscheidung von Salvatore vielleicht ein klein bisschen beeinflusst hat...ich weiß es nicht. Aber ich darf an dieser Stelle ergänzen, dass Salvatore sehr tapfer noch 5 Stunden durchgehalten und uns dann nachts sicher in unsere Heimatstadt zurückgebracht hat. Lieben Dank an dieser Stelle!
Das war aber noch nicht alles an Kuriositäten an diesem Abend. Es dauerte keine weiteren 5 Minuten, da hatte ich bereits den nächsten Spieler aus dem Turnier befördert! 2-3 Spieler limpen (auch ich mit Pocket Sechsern) und Carsten im Big Blind erhöht auf 225. Alle callen. Der Flop kommt KJ6…ich floppe abermals ein Set. Carsten setzt nach, Habib called und ich erhöhe. Carsten geht nun All-In. Da er kurz vorher noch einen weiteren größeren Pot gegen Habib verloren hatte, waren es nur noch um die 4.500 oder so. Habib überlegt nun sehr lange und wohl zum ersten Mal in seinem Leben passt er einen Flush-Draw! Hätte er gecalled, wären nach 5 gespielten Händen bereits 3 Spieler gebusted gewesen. Ich calle natürlich mit dem Drilling Sechser. Carsten zeigt AK und ist quasi chancenlos. Am Turn kommt zwar noch ein Bube für ein mögliches Full-House, aber der River kommt klein und auch Carsten, die aktuelle Nr. 1 in der Punktewertung, durfte sich zeitig verabschieden.

Jetzt hatte ich nach 5 gespielten Händen meinen Stack bereits verdreifacht. Easy Game! Und obwohl ich später gar noch einen Vierling Asse hatte, gelang es mir dennoch nicht den Sieg an diesem Abend unter Dach und Fach zu bringen. Ich landete zwar in den Preisrängen, aber letztendlich reichte es nur zu Platz 5.

Egal…wichtiger ist es heute. Denn heute fahre ich nach Hamburg zur Eureka Poker Tour in Schenefeld. Ich werde das 300€ Pot Limit Omaha Turnier mitspielen. Und irgendwie habe ich auch dieses Mal das Gefühl, dass es sehr gut laufen wird. Aber da es ein Re-Buy Event ist und ich nicht bereit bin, zig Mal mit 300€ in die Tasche zu gehen, müssen die ersten 2-3 kritischen Situationen schon positiv für mich ausgehen. Ansonsten wird es wohl nichts mit dem Finaltisch. Ich werde beim nächsten Blog von meinem Abschneiden auf jeden Fall berichten! Euch eine schöne Woche.



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