Montag, März 09, 2015

Eine Frau für alle Fälle

Es geht weiter mit einem Kapitel aus der schönen alten Vegas-Zeit. Heute dreht sich alles um Djamal. Ich habe wirklich sehr lange überlegt, ob ich diese Geschichte überhaupt veröffentliche, da der Inhalt schon ein wenig seltsam und zuweilen auch pervers ist…und ich diese Sachen, genau wie z.B. Werbung, der Seite eigentlich fern halten wollte. Aber da es irgendwie auch Inhalt meiner damaligen Zeit war und der Blog natürlich auch möglichst authentisch sein soll, habe ich mich entschlossen euch heute von Djamal zu erzählen. 

Djamal ist in Syrien aufgewachsen, aber lebte zu der Zeit, als ich ihn kennen lernte, bereits etliche Jahre in den USA. Er war Profi-Pokerspieler. Seinen Vornamen habe ich im Übrigen abgeändert, weil ich nicht möchte, dass er irgendwelche Probleme bekommt. Er pokert nämlich auch heute noch regelmäßig in Casinos in Las Vegas und/oder Kalifornien. Und um es ebenfalls vorweg zu sagen:
Djamal ist nicht nur ein total netter Typ, sondern er gehört auch wirklich zu den besten Limit-Holdem Spielern, die ich über all die Jahre kennen gelernt habe. Er spielt zum einen super diszipliniert, aber er packt auf der anderen Seite auch Lines und Moves aus der Trickkiste, die ich vorher noch nie gesehen hatte. Wenn ich gegen ihn in eine Hand verwickelt war und er nach dem Flop noch Chips über die Linie setzte, dann wusste ich, dass ich ein Problem hatte. Über alle die Jahre habe ich wirklich Hunderte von Pokerspielern kennen gelernt, vor denen ich mächtig Respekt hatte. Aber vielleicht nur ein Dutzend oder gar noch weniger, die ich wirklich am Tisch gefürchtet habe. Djamal war einer von ihnen. Aber Gott sei Dank war der Syrer in Regionen oberhalb meiner damaligen Limits aktiv, so dass sich unsere Wege nur sehr selten gekreuzt haben.

Aber wie schon oben angedeutet, geht es heute nicht um die Pokerfähigkeiten von Djamal, sondern um etwas ganz anderes. Mein WG-Kollege aus damaligen Vegas-Zeiten, Claus, fragte mich eines Tages, ob ich Lust hätte mit nach San Diego zu fahren. Er wolle zum einen seinen langjährigen Kumpel Djamal besuchen und zum anderen im Sycuan Casino ein wenig pokern. Die Partien im Limit Holden sollten aktuell sehr gut sein dort. „Ja klar, gern“, antwortete ich, denn nach etlichen Monaten Las Vegas tut ein kleiner Tapetenwechsel sowieso immer ganz gut. Ich sagte sofort zu.
Bereits auf der Hinfahrt erklärte mir Claus, dass Djamal zwar ein Pfundskerl sei, dass er andererseits aber ein Riesenproblem habe. Djamal war hochgradig sexsüchtig! Sexsucht im absoluten Endstadium – unheilbar krank! Dass er regelrecht wahnsinnig werden und durchdrehen würde, wenn er nicht einmal pro Stunde zum Pimpern käme. Ich stehe dem Sex zwar ganz bestimmt auch selbst sehr positiv gegenüber, aber irgendwie konnte ich mir dennoch nicht vorstellen, dass man durchdrehen würde, wenn man nicht mindestens einmal pro Stunde Verkehr hatte.
Ich bekam jedoch sehr schnell mit, dass es wirklich ein großes Problem war. Wir besuchten Djamal zu Hause. Er hatte ein nettes Häuschen in einem Vorort von San Diego. Bei einer Tasse Kaffee und beim erzählen spürte man, wie warmherzig und zuvorkommend er war. Einfach ein netter Typ. Nach gut 45 Minuten jedoch bemerkte ich andererseits, dass er peu á peu nervöser wurde und sich zudem auch gar nicht mehr auf das konzentrieren konnte, was Claus und ich sagten. „I will be right back“, sagte er und verschwand im Nebenzimmer. Nach 5 Minuten kam er mit entspannten Gesichtszügen zurück und wir unterhielten uns ganz normal weiter, als sei nichts geschehen. Das Ganze wiederholte sich dann 2-3 Mal im Laufe des Nachmittags und später lernte ich dann auch Anna kennen. Anna war die junge Dame, die auf ihn im Schlafzimmer wartete. Anna hatte nur einen einzigen Job: Sie musste bereit stehen - oder sagen wir in diesem Fall besser bereit liegen - wenn Djamals 5 Minuten kamen. Und dies eben rund um die Uhr. Anna war nicht die Ehefrau von Djamal, sondern sie war gekauft. Und zwar nicht für einen Tag oder eine Woche, sondern dauerhaft. Sie war alles andere als eine Schönheitskönigin und ich glaube auch, dass sie ein Drogenproblem hatte. Djamal hatte sie irgendwo auf der Straße aufgelesen und ihr halt diesen Job angeboten, den sie dankend annahm. Sie bekam zwar sicher keine fürstliche Entlohnung dafür, aber sie hatte zumindest ein Dach über dem Kopf und sie war weg von der Straße. Sie konnte den ganzen Tag über machen, was sie wollte, denn Djamal ging nicht nur selbst einkaufen, sondern putzte auch das Haus und kochte. Anna schaute rund um die Uhr Fernsehen. Alle US-Talkshows rauf und runter. Sie verließ das Bett quasi nur um auf Toilette zu gehen. Einmal pro Stunde musste sie bereit sein den Kesseldampf abzulassen. Dann nämlich, wenn Djamal überkochte
J

Am Abend ging es ins Sycuan Casino. Wir fuhren mit zwei Autos. Anna und Djamal zusammen, während Claus mit mir fuhr. Im Casino angekommen, buchte Djamal erst einmal ein Doppelzimmer und die beiden gingen direkt hoch. Immerhin hatte die Hinfahrt ja schon eine Dreiviertelstunde gedauert. Danach ging es an die Tische. Claus und Djamal stakten mich für 20/40$ Limit Holdem. Sie hatte Vertrauen in mein Spiel, weil ich die kleineren Limits in Vegas wochenlang, ja eigentlich sogar über Monate, regelrecht zerstört hatte. Ich spielte ohne Risiko, denn einen Verlust hätten die beiden für mich komplett übernommen, während wir den Gewinn gedrittelt hätten. Ich war zu Beginn sehr nervös, denn zum ersten Mal spielte ich jetzt so hoch. Jeder Pot war um die 300-400$ groß. Ich legte jedoch einen recht guten Start hin, so dass ich mich recht bald wohl fühlte. Leider verließen nach einer Stunde 2-3 schwächere Spieler den Tisch und es wurde shorthanded. Und mein Spiel war überhaupt nicht auf shorthanded play  ausgerichtet. Ich wollte eigentlich aufhören, aber die beiden überredeten mich weiterzuspielen. Sie fürchteten, dass das Spiel ansonsten komplett abbrechen könne und da noch 2 Monsterfische am Tisch saßen, wollten sie auch deren letztes Chips. Ich verlor dann einige wichtige und große Pötte (die Fische suckten gegen mich ein paar Mal bös aus!) und mein Stack wurde auch zusehends geringer. Leider wurde ich dann auch immer ungeduldiger und versuchte es zeitweilen mit der Brechstange, was beim Pokern quasi nie gut geht. Zwar landeten die meisten meiner Chips letztendlich bei Claus bzw. Djamal, aber dennoch war ich ziemlich untröstlich und traurig, als ich nach 4 Stunden meinen kompletten Stack (1.500$) abgewirtschaftet hatte. In diesen 4 Stunden war Djamal übrigens noch weitere 3 Mal kurz weg auf dem Hotelzimmer.

Ich traf Djamal dann 2006 in Las Vegas wieder. Im Binions Horseshoe kam er auf mich zu und begrüßte mich sehr herzlich. Obwohl ich ihn lediglich drei- oder vier Mal mal im Leben getroffen hatte, gab er mir das Gefühl, dass wir bereits seit Urzeiten super eng befreundet waren. Er fragte mich, wie es mir gehe und ob ich immer noch Limit Holdem spiele. Ich teile ihm mit, dass ich mittlerweile bei einem Deutschen Fernsehsender Poker kommentieren würde und mittlerweile auch auf No Limit Holdem umgestiegen sei. Djamal hingegen war dem Limit Holdem immer noch treu geblieben. Er spielte mittlerweile die höchsten (noch verfügbaren) Partien, die es in Nevada und Kalifornien gab. Limits von 30/60 bis zu 100/200$. Dann setzte er sich wieder an seinen Tisch, der nur einige Meter von meinem entfernt war. Einmal pro Stunde jedoch, wenn sein Big Blind kam, verließ Djamal seinen Platz und bleib für ein Orbit komplett fern. Seine Gegner am Tisch werden sich gewiss gefragt haben, wo er denn immer hin ging…ich hätte es ihnen sehr wohl beantworten können! Ob immer noch Anna auf ihn warten musste oder ob er sich zwischenzeitlich "verändert oder verjüngt" hatte, dass kann ich jedoch nicht beantworten.
Irgendwann im Laufe des Abends kam er nochmals zu meinem Tisch und sagte mir, dass er gehört habe, dass in Amsterdam in der Innenstadt wunderschöne Frauen in Schaufenstern stehen und dass man diese günstig mieten und mit ihnen auch Sex haben könne. Er fragte mich, ob das denn wirklich so stimme. Ich bejahte seine Frage und ergänzte, dass es in Amsterdam auch ein Casino gäbe, in dem man sehr gut pokern kann. Ich bemerkte, dass es in seinem Hirn anfing zu rattern und er im Kopf seinen ersten Europa-Trip plante. "Ich glaube ich werde bald nach Amsterdam fliegen, Martin. Dann werde ich auch nach Deutschland kommen und dich besuchen", kam es dann Sekunden später.


Das Rotlichtviertel im Herzen von Amsterdam könnte für Djamal ein Teufelskreis werden, aus dem er nie wieder herauskommt :)

Bisher ist dies nicht geschehen, aber wenn Djamal mich wirklich mal besuchen kommen sollte und ich ihn dann zu irgendeiner Pokerpartie mitbringe, wo auch ihr zufällig seid, dann müsst ihr mir versprechen, dass ihr euch nichts anmerken lasst! Dass ihr zwar genau wisst, wo er ist, wenn er ab und an für 10 Minuten weg ist, aber bitte nicht anfangt zu schmunzeln…!
Stets eine gute Hand wünscht euch
Potti 

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