Samstag, November 01, 2014

Highroller in Tschechien & Potti, der Turnierfuchs

Eine knappe Woche im Kings Casino in Rozvadov ist zu Ende. Der Hauptgrund meiner Reise dorthin war zwar die Arbeit, aber ich habe ehrlich gesagt lange nicht mehr so viel LIVE-Poker gespielt wie in den 5 Tagen vor Ort. Aber dazu später…

 Im Kings Casino haben die Aufzeichnungen zur 14. Staffel von German HIghroller stattgefunden. Habe dort natürlich nicht mit am Tisch gesessen (2-8 Ligen zu hoch), sondern mein Job vor Ort hat im Übertragungswagen stattgefunden. Ich war sozusagen das Bindeglied zwischen den Spielern am Tisch und der Technik…Ablaufredakteur nennt sich das Ganze. Zu meinen Jobs gehörte das Aufzeichnen und Bewerten von den gespielten Händen, Unterstützung des Regisseurs, Führen der Dealerinnen in gewissen Situationen sowie noch ein paar andere Kleinigkeiten. Da ich während des Spielgeschehens ca. 10 Leute „auf dem Ohr hatte“, etliche Knöpfe drücken, zeitgleich halt noch die Bilder auf 22 verschiedenen Monitoren verfolgen sowie diverse Listen führen musste, hat mir am Ende eines jeden einzelnen Abends ganz schön der Schädel gebrummt. Aber abgesehen vom ersten Tag, wo ich phasenweise ein wenig ins Rotieren kam, habe ich es (aus meiner Sicht zumindest) ganz ordentlich hinbekommen und bin abends mit einem zufriedenen Lächeln todmüde ins Bett gefallen!

Potti im Stress bei so vielen Knöpfen und Monitoren...
Wäre ich das mal lieber! Denn natürlich bin ich nicht sofort ins Bett gegangen, sondern es hat in den Fingern gejuckt und ich bin an allen Tagen direkt an den Pokertisch! Teilweise, oder sagen wir besser jede Nacht, bis morgens in der früh, so dass ich in den fünf Nächten vor Ort im Schnitt nur ca. 4 Stunden Schlaf bekommen habe. Gott sei Dank war mein Akku vorher randvoll! Und jetzt ist er es auch wieder, denn in den letzten 2-3 Tagen habe ich glaube ich ca. 13 Stunden pro Nacht geschlafen. Das war wohl bitter nötig und mein Körper hat sich danach gesehnt. Über einzelne Ergebnisse von den German Highroller Sessions kann und darf ich hier natürlich nicht berichten. Ich darf aber so viel verraten, dass ich noch nie im Leben quasi hautnah bei so großen Pötten dabei war! Es gab z.B. eine Situation beim Pot-Limit Omaha, die ich vorher noch nie so gesehen habe (auch nicht Online!) und die es vermutlich auch sehr selten irgendwann nochmals geben wird…und da hat es aber mal richtig derbe gekracht. Gleich 5 Spieler All-In vor dem Flop! Nach meinen Informationen werden die ersten Sendungen dann um die Weihnachtszeit bei Sport1 ausgestrahlt. Das solltet ihr auf jeden Fall nicht verpassen!
Staffel 14 von German Highroller ab Dezember auf Sport1 ...es lohnt sich! 

Kommen wir zum Pokern. Da ich bereits zwei Tage vor Drehbeginn angereist war, konnte ich am Donnerstag in Ruhe und ohne Zeitdruck ein 88€ Turnier spielen. 78 Spieler hatten gemeldet. Leider war ich das ganze Turnier über absolut Kartentot. Da ich aber aufgrund der sehr wenig gespielten Hände ein überaus solides Image am Tisch genoss, konnte ich hier und da ein paar Pötte stehlen und mich somit ständig ordentlich über Wasser und knapp unter Average halten. Letztendlich ging mir aber die Luft und vor allen Dingen die Munition aus. Ich landete auf dem 18. Platz und somit leider nicht im Geld (nur die ersten 10 Plätze wurden bezahlt). Und das ist auch ein wenig der Grund, wieso ich dann eben nicht der riesengroße Turnierfan bin. Acht Stunden gesessen, solides Poker gespielt und am Ende alles für Lulu.

Am darauffolgenden Abend sollte es jedoch besser laufen. Ein 100€ Turnier stand auf dem Programm. Da ich von einem vorherigen Turnier im Kings noch einen Voucher in Höhe von 200€ hatte, konnte ich diese beiden Turniere quasi für „lau“ spielen. Bei diesem 100er Turnier konnte man einmal nachkaufen. Hiervon brauchte ich jedoch keinen Gebrauch machen, da es von Anfang an richtig gut lief. Gute Hände, die nicht nur hielten, sondern dazu auch permanente Auszahlungen einbrachten. Der ganz entscheidende Schritt nach vorn gelang mir dann im 5. Level. Zu uns an den Tisch war ein junger Deutscher Spieler gesetzt worden, der eine Unmenge an Chips vor sich stehen hatte. Ich hatte mit 55.000 Chips jedoch ebenfalls einen sehr gesunden Stack und mehr als doppelten Average. Er hatte so um die 120.000 Chips. Der zu uns an den Tisch gekommene hatte gleich die ersten drei Hände geraised und keine Gegenwehr bekommen. Jetzt, ich saß im Big Blind, raiste er abermals (auf 1.500 bei Blinds von 200/400) und alle passten bis zu mir. Ich schaute in meine Hand und fand Pocket Könige. Ich wusste, dass er in Spiellaune war und so raiste ich nicht klein, sondern gleich auf 5.000, da ich mir nahezu sicher war einen Call von ihm zu bekommen. Es dauerte auch keine Zehntelsekunde und da lag sein 5.000er Chip für den Call auch schon drin. Der Flop kam aus meiner Sicht optimal mit 556 Rainbow und ich spielte 5.000 nach. Zu meiner Überraschung griff er in seinen 5.000er Stapel und schmiss mit leichter Provokation 3 von diesen Chips in die Mitte. Raise auf 15.000! Wenn er eine 5 getroffen hätte, so meine Gedanken, hätte er dies niemals gemacht. Mit Pocket 6ern natürlich ebenfalls nicht, denn wieso sollte/wollte er mich da vertreiben und am Turn nicht nochmals nachfeuern lassen? Asse schloss ich irgendwie ebenfalls aus und somit war ich mir relativ sicher, dass ich vorn lag. Der Pot war aber schon groß genug und so ging ich einfach All-In. Ich hatte keine Lust noch irgendwelche Karten am Turn oder River zu sehen, die mir gefährlich werden konnten. Jetzt fing er an zu überlegen und somit war mir sofort klar, dass ich zum jetzigen Zeitpunkt die bessere Hand hielt. Ich habe ihn irgendwie auf ein 7er oder 8er Pärchen gesetzt…so um den Dreh jedenfalls. Da hätte ich natürlich auch nichts dagegen gehabt gegen sein Call. Und so griff ich zu einem kleinen Trick (der auch blendend funktionierte) und schwatzte ihn erfolgreich in den Call hinein. Zu meiner und zur Überraschung aller am Tisch zeigte er dann A9 von Pik beim Showdown. Er hatte also nur noch eine Chance! Dann nämlich, wenn entweder ein As umgedreht würde oder zwei Piken am Turn/River kämen. Turnkarte war eine rote 7. Jetzt hatte er also auch noch alle 8er als Outs für die Straße. Die Riverkarte brachte jedoch keine Veränderung und nach dem Mega Pot hatte ich mit knapp 120.000 Chips fast 5-fachen Average, während er runter war auf knapp über 60.000.Ich dürfte zu diesem Zeitpunkt im Übrigen klarer Chipleader der insgesamt 332 Teilnehmer gewesen sein.
Im Anschluss daran habe ich es jedoch ein wenig zu locker genommen und viele der Shortstacks (teilweise vielleicht auch leichtfertig) aufgedoppelt. Manchmal lag ich vorn, meistens jedoch hinten vor dem Flop, aber letztendlich habe ich nicht einen einzigen der Pötte gewonnen. So ging es zwar peu á peu runter, aber ich lag immer noch sehr weit über dem Durchschnitt. Bevor es aber noch weiter runter ging, besuchte ich erst einmal alle Kollegen des Produktionsteams an ihren Tischen. Auch hier waren einige noch sehr gut im Rennen und wir malten uns bereits aus uns alle am Final Table wiederzutreffen. Auch machte ich viele kleine Rauchpausen und schwatzte im Casino mit einigen Bekannten. Ich hätte im Übrigen auch direkt ins Bett gehen und Schlaf nachholen können, denn bei meinem Chipstapel wäre ich auch auf diese Weise locker im Geld (36 Plätze wurden bezahlt) gelandet. Aber irgendwann setzte ich mich dann doch wieder an den Tisch.
In der Bubble-Phase kam ich dann sogar noch einige Male in gehörige Bedrouille und musste zwei Hände (einmal 8er und einmal KJs) preflop passen, da mein Ausscheiden gedroht hätte und das wollte ich nun auf keinen Fall riskieren. Als feststand, dass ich im Geld war, kam leider eine Phase, in der ich komplett kartentot war. Bei noch verbliebenen knapp 10 Big Blinds ging es dann mit einem 7er Pärchen All-In. Der Big Blind wachte mit AQ auf und gleich eine Dame am Flop besiegelte um halb 6 Uhr morgens mein Schicksal auf Platz 22 …für 236 €. Schade, denn für den Sieg hätte es knapp 7.000 € gegeben. Na ja…vielleicht beim nächsten Mal!

In den nächsten drei Nächten ging es dann trotz harter und hochkonzentrierter Arbeit auf dem Ü-Wagen nachts an den Cashgame-Tisch. Und zwar nicht gegen die Konkurrenz aus dem Kings-Casino, sondern gegen die Kollegen von der Produktion. Und die lasen mir mal richtig die Leviten. An den ersten beiden Nächten gab es jeweils ein sattes Minus. Den größten Pot des Abends verlor ich mit K9o im Big Blind. Thomas Lamatsch, der EPT-Turnierdirektor und Spielleiter bei den Highrollern vor Ort, hatte aus früher Position geraised.  Vier Spieler gingen mit und somit entschloss ich mich ebenfalls zu callen, obwohl K9 meine absolute Hass-Hand ist. Der Flop kam K95 mit 2 Piken und Thomas setzte eine Folgebet an. Ich setzte ihn auf AK oder KQ. Der Produktionschef der Sendung (Tommy) callte, die anderen gingen raus. Ich sah meine Chance auf einen großen Pot und check-raiste. Thomas ging jetzt All-In. Da der Produktionschef hier lange überlegte, wusste ich, dass er nicht Pocket 5er hielt. Er callte dann mit Bauschmerzen und so entschied ich mich auch zum Call. Thomas hielt ebenfalls K9, während Tommy JT von Pik hielt. Straight- sowie Flush-Draw! Gleich am Turn drehte die Dealerin ein weiteres Pik um. Thomas und ich hatten jetzt noch 2 Outs zum Full-House, während ich mit dem Pik König noch weitere 7 Outs zum höheren Flush und somit zum alleinigen Potgewinn hatte. Aber eine Blank am River brachte Tommy einen Riesenpott mit knapp 700€.
Die nächste Nacht verlief genauso bescheiden und brachte einen weiteren Verlust von einigen Hundert Euros. In der dritten Nacht gegen die Kollegen konnte ich jedoch einiges wieder aufholen, so dass ich unterm Strich nochmals mit einem blauen Auge davon kam. Aber ich hatte noch nicht genug vom Pokern und setzte mich anschließend an den Cashgame-Tisch mit den Regulars aus dem Kings Casino. Hier kam ich dann in einen richtig guten Lauf und konnte nicht nur die Verluste aus den Sessions gegen die Crew wieder wettmachen, sondern noch ein nettes Plus on Top erzielen. Alles in allem unterm Strich also wieder ein erfolgreicher Besuch in Rozvadov!



Beim nächsten Blog dann mein Fight gegen Henry Tillman
In der Rubrik „Storys aus Vegas“  setze ich heute einmal aus, weil der Blog eh schon recht lang geworden ist. Aber in ein paar Tagen werde ich euch von meinem Disput mit einem Box-Olympia-Sieger im Schwergewicht erzählen, den ich nur mit sehr viel Glück überlebt habe! 

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