Sonntag, Oktober 05, 2014

Tour de France & der schöne Stefano

Die nächsten Wochen werden vermutlich ein wenig anstrengend. Am Donnerstag geht es zunächst ins Rheinland, wo ich meine Tochter in Dormagen treffe bzw. abhole. Sie hat bei einem Schulwettbewerb ein 1-wöchiges Praktikum bei einem Chemie-Riesen gewonnen und wird ihren halbjährigen Schüleraustausch in Frankreich somit kurzzeitig  unterbrechen. Freue mich natürlich riesig die Kleine nach nun 5 Wochen wiederzusehen. Wir haben zwar regelmäßig “geskyped“, aber sie LIVE zu sehen und in den Arm zu nehmen, ist ja nun  doch etwas ganz anderes. Von Dormagen aus bringe ich sie dann zurück nach Pouilly, einem kleinen verschlafenen Dorf an der Loire in der Mitte Frankreichs. Irgendwo in der groben Nähe von Lyon. Nach 1-2 Tagen dort geht es dann allein weiter nach München, von wo ich vom 14. bis zum 18.10. den Livestream der EPT London kommentiere. Details und natürlich auch die Startzeiten der Übertragungen werde ich rechtzeitig auf Facebook verkünden und ich würde mich natürlich sehr freuen, wenn der eine oder andere mal reinhört.. Gäste während des Streams werden übrigens Jamila von Perger (14.-16.) sowie Borys Drabkin (17.+18.) sein. 


Jamila wird vom 14.-16.10. mit kommentieren


....Borys am 17. und 18.10. 


Am 19.10. geht es dann mit meinem kleinen Fiat Punto wieder gen Heimat. Ich hoffe mein Bomber übersteht die insgesamt knapp 2.300 KM unbeschadet. Solch langen Strecken über eine so kurze Spanne war er bislang noch nicht ausgesetzt, aber irgendwie bin ich da ganz optimistisch. Wenn ich von diesem Trip zurückkomme, gibt es anschließend nicht nur den nächsten Blogeintrag, sondern auch einen kleinen Erlebnisreport.
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In meiner Rubrik „Storys aus Las Vegas“ dreht es sich heute um Stefano aus Mailand. Ich weiß gar nicht mehr genau, wo und wann genau ich Stefano zum ersten Mal kennengelernt habe. Auf jeden Fall war er zu damaligen Zeiten auch nahezu jeden Tag im Mirage Casino. Irgendwann sind wir uns über den Weg gelaufen, ins Gespräch gekommen und wir waren uns gegenseitig sympathisch – immerhin verband uns ja auch die Tatsache aus Europa zu kommen und fernab der Heimat zu verweilen. Mit der Zeit haben wir uns dann mehr und mehr angefreundet.  Die genauen Gründe, wieso der Italiener so wie ich in Las Vegas „gestrandet“ war, weiß ich ehrlich gesagt auch nicht mehr so genau. Aber auf jeden Fall war Stefano massiv dem Black Jack verfallen. Es war eine regelrechte Sucht, gegen die er keine Chance hatte. Wenn er ein bisschen Geld in der Tasche hatte, dann ging es direkt an die Tische und er verspielte es. Meist auf dem schnellsten Wege, denn er spielte verdammt schlecht Black Jack. Stefano zog Karten, wenn er besser hätte stoppen sollen und stoppte, wenn er besser und nach mathematischen Gesichtspunkten noch eine Karte hätte ziehen müssen. Er splittete, wenn er nicht hätte splitten sollen usw. Kurzum…er kriegte es einfach nicht auf die Kette. Und so war es auch kein Wunder, dass Stefano eigentlich immer notorisch pleite war.
Claus, mein damaliger WG-Partner und Pokermentor, und ich genossen es jedoch die Zeit mit Stefano zu verbringen, da er chronisch gut gelaunt  war und diese guten Schwingungen auch auf sein Umfeld übertrug.  Es machte einfach Spaß mit ihm abzuhängen. Und Stefano hatte etwas, was ihn von vielen Männern ganz erheblich unterschied: Er sah extrem gut aus! Er war der mit Abstand schönste Mann, den ich in meinem Leben gesehen habe. 

Wenn wir mit Stefano durch die Casinos schlenderten, so konnten wir verspüren, wie sich wirklich jede einzelne Frau nicht nur nach ihm umschaute, sondern ihn quasi auch schmachtend anstarrte. Er zog die Blicke einfach magisch auf sich.  Eine ähnliche Situation habe ich nur ein weiteres Mal in meinem Leben erfahren, als ich mit Boris Becker und einigen anderen aus der Pokerszene durch das Atlantis Resort auf den Bahamas spazierte. Auch hier zogen wir - um genau zu sein Boris - alle Blicke der Leute auf uns…eine wirklich seltsame und für mich davor und danach nie wieder erlebte Situation.

Na ja, in jedem Fall war Stefano für Claus und für mich der ideale Partner zum Ausgehen. Wenn wir abends in irgendeinen Club oder in die Disco zogen, dann umringten uns ziemlich schnell viele hübsche Frauen. Es gibt im Übrigen sicherlich keinen zweiten Ort auf der Welt, wo es so viele hübsche Frauen gibt wie in Vegas!  Claus und ich sorgten dafür, dass der Getränkenachschub auf Hochtouren lief, damit die Laune bei den Beteiligten nicht nachließ. Und so endeten die Abende zumindest für Claus und mich eigentlich immer ab und an mit Frauen, die wir in unserem Leben und ohne den jungen Italiener gewiss niemals kennengelernt hätten. Weitere Details erspare ich mir an dieser Stelle…lol.

Stefano’s Leben unterhalb der Woche hingegen sah ziemlich trostlos und sinnfrei aus. Er streunte mit leeren Taschen durch die Casinos und versuchte sich irgendwie über Wasser zu halten. Seine Zeit kam an den Wochenenden, wenn die Touristen, genauer gesagt Touristinnen in die Stadt strömten. Dann zog er sich pikfein an, stylte sich, schlenderte durch die Casinos und hielt Ausschau. Und zwar nicht Ausschau nach irgendwelchen jungen Models, die er im Übrigen auch alle hätte haben können, sondern seine Zielgruppe lag mehr im Bereich der 40- bis 50-Jährigen. Diese Damen mussten nur ein einziges Kriterium unbedingt erfüllen: sie mussten Kohle haben. Und mit der Zeit hatte Stefano ein richtig geschultes Auge dafür entwickelt, wo und wann es sich lohnte ein paar Stunden zu investieren und wo nicht. Dann ließ er sich nicht nur seine Black Jack-Leidenschaft von ihnen sponsern, sondern bekam obendrein häufig noch reichlich Bargeld von ihnen zugesteckt, weil er ihnen irgendwas vorgaukelte. Als Gegenleistung prostituierte er sich und suggerierte den Damen, die in der Regel im Alter seiner Mutter waren, wohl offenkundig und glaubwürdig,  dass er nur sie lieben würde. So hatte Stefano sehr häufig an Sonntagabenden, wenn die Damen Las Vegas wieder verließen und zu ihren Ehemännern und Familien zurückkehrten, einige Tausend Dollar in der Tasche. Montags morgens jedoch war er immer pleite. Wo er die Kohle ließ, brauche ich an dieser Stelle ja wohl nicht explizit zu erwähnen.

Claus und ich versuchten wirklich alles um ihn vom Black Jack weg zu kriegen. Unter anderem haben wir versucht ihn für Poker zu begeistern. Immerhin hätte er in uns beiden zwei wirklich gute Lehrmeister gehabt und vermutlich hätten wir ihn trotz fehlenden Talents innerhalb von nur ein paar Tagen zu einem Winning Player, vielleicht gar zu einer Waffe, in den kleinen Limits gemacht. Aber wir scheiterten bereits beim Erklären der Basics. Ich will ihm nicht zu Nahe treten, aber Logik und tiefer gehendes Denken gehörte einfach nicht zu den stärksten Tugenden des Schönlings. Zudem mangelte es ihm sowohl an Disziplin als auch an Geduld. Er konnte am Pokertisch einfach keine drei Hände in Serie passen …das war ihm zu langweilig. Nach einigen Tagen/Wochen des Coachings, die uns wirklich auch viel Nerven gekostet haben, gaben wir dann völlig verzweifelt auf. Wir merkten mit der Zeit auch, dass Stefano nicht mehr von uns programmiert und trainiert werden wollte und es ihn sehr anstrengte uns zuzuhören und die Sachen zu verinnerlichen.  Seine Laune wurde zusehends schlechter. Irgendwann trennten sich also unsere Wege.

In den Wochen und Monaten darauf sah ich Stefano dann nur noch sporadisch. Meistens pumpte er mich um ein paar Dollar an, wenn wir uns begegneten, damit er sich etwas zu essen kaufen konnte. Ab und an lieh ich ihm ein paar Dollar mehr, obwohl ich genau wusste, dass er das Geld nicht für die Miete oder für andere nützliche Sachen (so wie er vorgab) verwendete, sondern umgehend am Black Jack Tisch verbrat. Als Pfand hierfür gab er mir Sachen von sich. Nette T-Shirts und schöne teure Markenhemden, die er zuvor von seinen “Affairen“ geschenkt bekam. Ich stand damals noch gut im Saft und wir hatten die gleiche Größe…ich hatte somit zumindest einen materiellen Gegenwert für die Kleinkredite.  Auch seinen Reisepass hinterließ er bei mir, als er sich mal eine größere Summe von mir auslieh. Er wollte mir das Geld ein paar Tage später zurückzahlen, da eine seiner betuchteren Verflossenen in die Stadt kam. Er hat die Klamotten allerdings nie bei mir ausgelöst. Eines seiner Shirts habe ich im Übrigen bis vor ein paar Jahren sogar noch regelmäßig getragen. Mittlerweile passt es mir leider nicht mehr. Sein mittlerweile abgelaufener italienischer Reisepass liegt glaube ich noch heute in irgendeiner Kiste auf dem Dachboden meiner Eltern.

Ich würde nur zu gern wissen, was Stefano heute macht. Vermutlich streunt er durch irgendwelche Mailänder Cafés und flirtet mit älteren Damen. Vielleicht ist er auch vernünftig geworden und hat Frau und Kinder….keine Ahnung. Ob er aber auch noch heute an einem Black Jack vorbeigehen kann, ohne dass es überall kribbelt, dass wage ich in jedem Fall stark zu bezweifeln!

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