In den letzten drei Monaten habe ich lediglich zweimal “Live-Poker“ gespielt. Anbei eine kurze Zusammenfassung dieser beiden Auftritte.
Das erste kleinere Turnier habe ich in Edinburgh während der WCOOP gespielt. In der Studiohalle unserer Produktionsfirma haben wir zum Spaß an der Freud ein kleines Nationenturnier ausgerichtet. Neben uns, dem deutschen Team, nahmen noch Russland, Spanien, England, die Schotten (als Ausrichter) sowie ein Team „Rest of the World“ teil. Jedes Team bestand aus drei Spielern und der Einsatz betrug 10 britische Pfund pro Teilnehmer. Es gab eine Einzelwertung sowie eine Mannschaftswertung. Das deutsche Team bestand aus meiner Moderationskollegin Natalie, „unserer netten Stimme am Telefon“ Julia und mir und zugegeben wurden uns im Vorfeld maximal leichte Außenseiterchancen eingeräumt, da die Gegnerschaft schon wirklich sehr hochkarätig war.
Etliche erstklassige Turnierspieler aus Spanien sowie Russland waren mit von der Partie und das schottische Team hatte mit Ben Bard und Rory Mathews (der hat eine ganze Zeitlang gegen Phil Ivey Online Heads-Up um horrende Summen gespielt) sogar zwei Spieler in ihren Reihen, die bereits einige große Erfolge erringen konnten.
Der Modus war so, dass von jedem Team ein Spieler an einen Vorrundentisch gelost wurde und nur die zwei Erstplatzierten jedes Tisches den Final Table erreichen würden, wobei sie die erspielten Chips dann mitnehmen würden.
Leider erwischte es sowohl Natalie als auch Julia, beide verloren mit der besseren Hand nach Preflop-All-Ins, jeweils auf Rang drei an ihrem Tisch, während ich mit viel Dusel den Final Table erreichte. Dort hatte ich jedoch den kleinsten Stack aller übrig gebliebenen Kontrahenten.
Ein guter Kartenlauf jedoch sorgte dafür, dass ich bis ins Heads-Up kam. Gegner waren hier dann ein Spanier. Als ich mit leichter Führung in Chips meinen Gegner mit A9 All-In stellte und er mit K9 callte, sah es ganz so aus, als wenn ich das Turnier gewinnen würde können und damit dann auch die Nationenwertung knapp für uns entscheiden könnte, aber ein König am River machte einen Strich durch die Rechnung. Direkt in der nächsten Hand dann das Aus und es blieb lediglich Platz zwei, für den es dann allerdings nur einen feuchten Händedruck gab. Der Sieg ging somit an unsere spanischen Freunde. Schade…aber dennoch…das Turnier hat eine Menge Spaß gemacht!
Der zweite Auftritt dann am vergangenen Freitag in Verl bei unserer monatlichen Pokerrunde. Da ich sowohl im August als auch im September nicht teilnehmen konnte, war mein Vorsprung in der Gesamtwertung stark geschmolzen. So galt es diesen zu festigen oder im optimalen Fall sogar auszubauen. Der Final Table und ein Platz 6 oder besser war mein primäres Ziel.
In der Anfangsphase des Turniers (16 Teilnehmer und wie immer wurde mit moderaten Blindanstiegen sowie einem Startstack von 10.000 Chips gespielt) wurde ich von weit überdurchschnittlich guten Startkarten regelrecht überschüttet. AK, AQ und Pocketpaare zwischen TT und 66 gleich öfter als ein halbes Dutzend Mal allein während der ersten zwei Stunden. Zudem einige Male in geeigneter Position die Blinds gestohlen, so dass ich nach 6 gespielten Level die mit Abstand meisten Chips an unserem Tisch hatte.
Dann kam eine Hand, die ich im Nachhinein betrachtet leider komplett vergurkt habe. Wir sind noch mit sieben Spielern am Tisch und UTG bekomme ich Pocket-Asse. Wie gesagt…ich habe fast doppelt so viele Chips wie alle anderen am Tisch und hatte in den Händen zuvor bereits einige Male preflop geraised und meist auch solide Hände gezeigt. Die Blinds liegen bei 150/300 und ich raise auf 650. Robert sitzt direkt zu meiner Linken und called. Er hatte bereits zuvor einige Male meine Raises gecalled. Alle anderen passen. Robert hat ca. 8.000 Chips, ich ca. 22.000.
Der Flop kommt TTx und ich spiele von vorn 900 an. Er called. Nichts besonderes…er kann hier ein kleines Paar haben, er kann theoretisch die T getroffen haben, aber er könnte genauso gut auch floaten, also mit nichts gecalled haben um mir den Pot am Turn nach einem Check meinerseits weg zu nehmen.
Turnkarte dann ein König…kein Flush-Draw möglich. Auf den ersten Blick keine so schöne Karte, auf den zweiten Blick jeodch eine sehr gute Karte, da er hier gut Hände wie KQ oder KJ halten kann und damit Zweitbester wäre und ich noch einige Chips bekäme. Wenn ich jetzt nochmals ansetze, wird er sehr wahrscheinlich alle kleinen Paare passen und ich bekomme keine weiteren Chips mehr von ihm. Wenn er tatsächlich eine T halten sollte, halte ich den Pot unter Kontrolle. Ein Check scheint mir hier daher das Beste und genau dies tue ich auch. Ziemlich schnell greift Robert zu seinen Chips und spielt 1.800 an. Ein Pass ist definitiv keine Option, ein Raise auch nicht, also calle ich.
Riverkarte dann eine weitere Zehn! Sehr gut! Nach einem As am River wohl die zweitbeste Karte im Deck überhaupt. Und jetzt mache ich den Riesenfehler und setzte ihn von vorn All-In! Er überlegt kurz und passt dann…
Kurze Analyse meines katastrophalen(!) Moves:
Wenn er tatsächlich die Zehn hält, dann macht er einen Snap-Call und er verdoppelt. Wenn ich jedoch zu ihm checke, wird er mit dem Vierling ebenfalls setzten und es kommt das Gleiche dabei heraus, da ich natürlich umgehend calle.
Gleiches Szenario, wenn er einen König für das Full-House hat. Ob ich nun setze und er called oder ich checke und er setzt…Jacke wie Hose => gleiches Ergebnis.
Was aber, wenn er ein kleines Paar (99 bis 22) hält? Hier wird er sehr vermutlich nicht mehr callen, da das Board zu gefährlich ist und sein Ausscheiden droht. Wenn ich jedoch zu ihm checke, dann wird er oft denken, dass sein kleines Full-House hier noch gut ist und er wird nochmals setzen. Ich habe also in jedem Fall Chips verschenkt.
Noch eklatanter ist der Fall, dass er am bluffen ist/war und rein gar nichts hat. Hier kann er natürlich auf keinen Fall callen nach meinem All-In. Wenn ich jedoch zu ihm checke, dann ist sein einziger Ausweg das All-In, welches ich in Nullkommanichts calle und ihn aus dem Turnier befördere.
Also: Das All-In von vorn macht hier absolut keinen Sinn! Lediglich die paar Fälle, wo er ein mittleres Paar hält und dann mein All-In callt (weil er denkt ich bluffe), wo hingegen er behind gecheckt hätte, nachdem ich auch checke, ergibt hier einen kleinen Profit aus dem Move von vorn All-in zu gehen. Aber unterm Strich wäre ein Check hier die optimale Strategie gewesen!
By the way…Robert hielt QJ (sagte er mir jedenfalls) und er wäre nach meinem Check in der Tat All-In gegangen!
Letztendlich konnte ich den zweiten Platz belegen und meine Führung in der Gesamtwertung nicht nur verteidigen, sondern sogar noch ein wenig ausbauen. Bei zwei noch ausstehenden Turnieren in diesem Jahr und einem Vorsprung von knapp 20 Punkten muss es schon mit dem Teufel zugehen, wenn ich meinen Vorvorjahreserfolg nicht wiederholen sollte. Allerdings…beim Turnier im Dezember werde ich aufgrund eines Urlaubs mit großer Wahrscheinlichkeit nicht teilnehmen können, so dass ich im November sicherheitshalber doch nochmals den Finaltisch erreichen sollte um den Sack endgültig zuzumachen!
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