Montag, April 26, 2010

Moralfrage am Final Table - Hand aufs Herz!

San Remo, obwohl nur für 2 Tage dort, war wirklich sehr intensiv und spaßig. Exzellentes Essen, nette Leute kennengelernt und das Turnier war natürlich auch recht dramatisch. Bei einem generierten Preispool von knapp über 6 Millionen € auch kein Wunder. Dass dann noch eine Perle gewonnen hat, dazu noch eine extrem attraktive (Bildergalerie siehe hier http://www.livboeree.com/gallery.html ) dürfte der Attraktivität des Pokerspiels ebenfalls nicht unbedingt Schaden zugefügt haben!

Irgendwo in San Remo muss ich mir jedoch den Magen verdorben haben, denn in den letzten 3 Tagen habe ich schmerzliche Magenkrämpfe gehabt. Gefühlte 10 Kg abgenommen, da nichts gegessen. Erster Ansatz zum Gewinn meiner Gewichtswette zwar, aber vermutlich der falsche. Jetzt geht’s aber schon wieder etwas besser, so dass ich optimistisch bin am Mittwoch voller Elan abermals an die Cote d’Azur zu düsen um vom Event in Monte Carlo zu kommentieren. Freu’ mich schon riesig.

Kein Blog ohne Poker! Stellt euch bitte folgende Situation vor:

Ihr habt euch für ein EPT-Turnier qualifiziert und der Pokergott hat es über die ganzen Tage gut mit euch gemeint und ihr erreicht den Final Table des Events. Etliche Tausend EURO sind euch bereits sicher, aber die großen Geldpreise winken halt auf den Plätzen 1, 2 und 3. An den Final Table geht ihr mit einem mittleren Stack. Bereits während der ersten Runde merkt ihr, dass ihr eine Karte, meistens jedoch sogar beide Karten mit einsehen könnt, wenn euer Gegner direkt zur linken/rechten in seine Holecards schaut. .

Was macht ihr …wie geht ihr mit der Situation um?

a) Eurem Gegner direkt Bescheid geben, dass er bitte etwas vorsichtiger in seine Holecards schauen möge

b) Ruhig weiterspielen – vielleicht ergibt sich ja mal eine profitable Situation

c) Jedes Mal wegschauen, wenn er/sie in die Holecards schaut. Fair geht vor!

d) Sonnenbrille auf und kiebitzen, was das Zeug hält um dann so viele Pötte wie möglich zu spielen gegen eben besagten Gegner

e) Abhängig davon, ob ihr denkt euer Gegner spielt stärker oder schwächer als ihr selbst, weist ihr ihn auf sein Missgeschick hin oder lasst es erst mal laufen und schaut, was passiert

f) Abhängig davon, ob eurer Gegner sympathisch oder eher unsympathisch wirkt, gebt ihr ihm Bescheid oder lasst es sein

g) Wer 5.000 € oder gar mehr Startgeld für ein Turnier aufbringt, der sollte auch bitte in der Lage sein vernünftig und schützend in die eigenen Holecards zu schauen. Sorry, aber das nutze ich gnadenlos aus – ist ja kein Kindergeburtstag hier!

h) Ich warte erst einmal, wie die Blind-Duelle gegen ihn laufen und ob er mich bzw. meine Blinds oft angreift bzw. er seine Blinds gegen meine Attacken verteidigt. Dann entscheide ich mich.

i) Eine ganz andere Option???

Würde mich freuen, wenn ihr eure Antworten hier postet, wobei ich euch aber bitten möchte, vor der Antwort einmal tief in euch zu gehen und euch die Situation und alle Eckdaten noch einmal geistig vor Auge führt. Es ist kein 5 € - Hometourney, es sind nicht eure Kumpels, gegen die ihr gerade spielt und ...es geht um sehr, sehr viel Geld. Differenz zwischen Platz 8 und Platz 1 ist fast eine Million €.

Wieso diese Frage? Tja…vor etlichen Wochen hatte ich abends nach der Beendigung eines Final Tables eines EPT-Events noch ein Gespräch mit einem der FT-Protagonisten und nach ein paar Bierchen teilte mir diese Person dann mit, dass er halt ab und an die Holecards eines Nachbarspielers mit einsehen konnte. Der Spieler hatte sich seinerzeit übrigens für Option b) entschieden.

Schönen Start in die Woche
Potti

7 Kommentare:

  1. bin gerade über deine Seite gestolpert und die Moralfrage gelesen: Also vieleicht höhrt sich das blöd an aber ich würde meinen Gegner Bescheid geben das er seine Karten besser verdecken soll, da wenn ich ein solch großes Turnier gewinnen sollte dann Bitte Fair.
    Spieler die Ihre Gehirnaktivität auf ein minimales reduziert haben würden dies sicherlich Massiv ausnutzen. Poker Blog

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  2. g) Wer 5.000 € oder gar mehr Startgeld für ein Turnier aufbringt, der sollte auch bitte in der Lage sein vernünftig und schützend in die eigenen Holecards zu schauen. Sorry, aber das nutze ich gnadenlos aus – ist ja kein Kindergeburtstag hier!

    + es geht um unfassbar viel Geld, also muss ich gegen insbesondere bessere Spieler jeden Vorteil nutzen.

    Ich bin microroller (3-stellige BR), da kann ich nur jeden mir gegebenen Vorteil wahrnehmen. Wenn man ehrlich ist, es geht um soviel Geld das dadurch (m)eine Existenz für lange Zeit gesichert ist, also nehmen was man geboten bekommt.

    @ pollopop: moral gibt es am pokertisch nicht, oder gibst du jedem den du bustest - aus mitleid - sein BI zurück? Es steigert den Vorteil, also greif danach oder geh mit 500k weniger... tut mir leid, aber das wäre klotzenhohl.

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  3. Poker ist ein Spiel mit unvollständigen Informationen. Neben der reinen Mathematik muss ich versuchen so viel wie möglich von meinem Gegner auf andere Weise zu erfahren um dieses Informationsdefizit auszugleichen. Deshalb sind Betting Patterns, Bluff Behavior und Tells ein so wichtiges Element beim Poker.

    Moral und Fairness hat auch beim Poker seinen Platz.
    Ziehen wir einen Vergleich: wenn ich mich beim Fußballspiel mit Kids damit zurückhalte ihnen beim Dribbling jedes Mal den Ball abzuluchsen, finde ich das fair. Beim Spiel in der Bundesliga aber erwarte ich von einem Profi, dass er gnadenlos einen gegnerischen Spieler attackiert, der Schwierigkeiten hat, den Ball zu führen. Es gehört einfach dazu, die Schwächen des Gegners zu erkennen und konsequent auszunutzen.

    Beim Pokern auf diesem Niveau sehe ich das ähnlich: jeder Spieler muss doch in der Lage sein, seine Karten vor Einblicken zu schützen! Kann er das nicht, darf er nicht auf die Großmütigkeit seiner Mitspieler hoffen.
    Das wäre natürlich etwas anderes, wenn der Vorteil nicht auf seiner Unfähigkeit beruhen würde, sondern an externen Einflüssen, z.B. einer spiegelnden Zierleiste, die der Veranstalter in ungeschickter Weise in seinem Rücken platziert hat. Hier würde ich schon etwas sagen, denke ich.

    Wenn ich todsichere Tells über meinen Gegner habe, stecke ich ihm das ja auch nicht, sondern freue mich darüber, dass ich diese Informationsquelle entdeckt habe. Wie sieht denn die Alternative aus: „Du kneifst dir jedes Mal den linken Daumen wenn du bluffst, und wenn du ein Monster hast, beisst du dir auf die Unterlippe! (überheblich lächelnd) Lass’ das mal, mir macht es sonst keinen Spaß mehr gegen dich zu spielen…“??? Undenkbar, oder?

    Andererseits hätte ich bei einer attraktiven Gegenspielerin im Gegenzug für ein Date vielleicht schon etwas gesagt. Pokerspieler sind in der Regel ja für Deals offen… ;-)

    Gruß
    J.

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  4. Naja also eigentlich Antwort g)
    Aber andererseits hat man dann doch immer ein schlechtes Gewissen wenn man weiß dass man gerade nicht ganz fair gewinnt. Aber gut, jeder ist für sein Spiel selbst verantwortlich und muss auf seine Karten aufpassen.

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  5. Ganz klar Antwort g! Wer so blöd ist hat es doch wirklich nicht besser verdient. Der Vergleich mit dem Kindergeburtstag ist gut.

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  6. Habe rein gar nicht gefunden was mich auch nur annähernd interessiert, dennoch danke an hartung-media.de, löl

    @ potii



    er hat nicht besseres verdient, hehe

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  7. Mit 20 hätte ich es wahrscheinlich gnadenlos ausgenutzt. Mittlerweile wohl nicht mehr. Poker hat langfristig nur etwas davon, wenn alle nach den Regeln spielen und die sagen halt, dass man seine eigenen Karten spielt.

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