So aufregend, wie das Jahr 2009 für mich begann (siehe vorherigen Blog), so ging es im Januar für mich auch weiter. Auf den Bahamas vom 6. bis zum 10.1. zunächst 4 Tage am Stück am Mikro gesessen und insgesamt über 30 Stunden kommentiert. Man, zum Schluß weißt du wirklich nicht mehr, was du sagen sollst. Wenn dann keiner mehr am Tisch sitzt, der 'ne gute Show hinlegt oder ein paar Faxen macht (wie z.B. Humberto Brenes beim Highroller Event), dann kann die Zeit während einer Online-Liveübertragung auch mal richtig schön lang werden! Gott sei Dank aber war aus deutscher Sicht das PCA auf den Bahamas ein voller Erfolg. Teamwettbewerb (World Cup of Poker) gewonnen und Benjamin Spindler wird 3. beim Mainevent. Hierfür gewinnt er offiziell 1.1 Millionen $, aber da er genau zu dem Zeitpunkt, als er fast 70% der Chips vor sich stehen hat, einen Deal macht, hat er sogar 2.4 Millionen $ abgeräumt. Haben wir während der Liveübertragung nicht gewußt und selbst, wenn wir es gewußt hätten, hätten wir es nicht gesagt bzw. nicht sagen dürfen.
Zudem schließt Florian Langmann beim 5 K Side-Event als 2. ab und erhält 180.000 $. Hier habe ich 1% Beteiligung und bekomme daher süße 1.800 $ rein fürs "Mitschwitzen" ausgezahlt. Unterm Strich hat sich die Karibikreise für mich also vollends gelohnt.
Den letzten Tag verbringe ich zusammen mit Sandra Naujoks am Strand bzw. auf der Hotelanlage. Abends gingen wir zusammen noch ins Casino. Nicht zum Pokern, sondern ich wollte ihr Craps (Würfelspiel) ein bißchen näherbringen. Wir suchten uns einen Tisch aus, an dem es nicht so voll war und ab geht die Post. Sandra "shootet" für mich und sie würfelt, als wenn sie in ihrem Leben noch nie was anderes gemacht hat. Vor jedem Wurf muss ich ihr zwar immer noch sagen, was sie abwerfen soll und was besser nicht...aber sie hält sich genau an meine Anweisungen...lol. Mittlerweile stehen die Leute in Zweierreihen am Tisch um "mit Sandra" zu halten und sie haut eine gute Zahl nach der anderen raus. Fast 25 Minuten dauert ihr Lauf und alle am Tisch mit ihr setzenden Spieler machen sich während dieser Phase die Taschen voll. Als ihr dann aus Versehen doch mal eine 7 "ausrutscht", erhält sie eine längere Standing Ovation von den um uns stehenden gut gelaunten Mitgewinnern. Auch ich kann während dieses Laufs mit relativ geringen Einsätzen meine Bankroll um mehrere Hundert $ aufbauen und Sandra hat bei mir auf jeden Fall ein (oder gern auch mehrere) Abendessen gut! Zusammen mit ihr geht es dann am nächsten Tag auch wieder auf die Heimreise zurück nach Berlin.
Die Tage darauf waren dann vollgeknüppelt mit Arbeit. Artikel schreiben fürs Royal Flush Magazin und Moderieren einiger Pokerabende im einheimischen Raum. Darüber hinaus habe ich auch viel Zeit mit meiner Tochter verbracht, denn Papa war ja insgesamt fast 3 Wochen nicht für sie da.
Dann ging es in die 3.Runde des Zehnkampfes gegen George Danzer. Tennis, Kartfahren und Bowling standen auf dem Programm. 1:4 lag ich hinten und wenn ich noch eine Chance auf den Sieg oder zumindest ein Unentschieden bewahren wollte, so mussten alle 3 Punkte kommen. Ich hole George vom Bahnhof in Bielefeld ab und wir fahren zusammen zum Tennisland.
Während ich ein reiner Hobby-Tennisspieler bin, so hat George einige Jahre im Verein gespielt, aber dennoch bin ich recht optimistisch. Während der Autofahrt erzählt er mir aber, dass er auf den Bahamas im Rahmen einer Dokumentation fürs DSF gegen Jan Heitmann beim Tennis gewonnen hat. Die Aussage war für mich "relativ" bis zu dem Zeitpunkt, als er nachschob, dass Jan während seiner Zeit am College in den USA die Nr. 1 seiner University im Tennis war! Oh Gott...also gibt es vermutlich eine richtige Klatsche für mich. Als wir uns jedoch warmspielen, wich meine Skepsis bereits ein wenig. Mein Schläge kommen ordentlich und vor allen Dingen druckvoller als die von George und ich fühle mich topfit. Als das Match dann losging und ich George' Aufschlag zu 0 abnehme und anschließend meinen Service auch zu 0 durchbringe, weiß ich, dass der Punkt im Tennis zu 100% an mich geht. Das Match kann ich nicht verlieren. 3:0...4:1...George kommt zwar nochmals ein bißchen ran, aber der erste Satz geht mit 6:4 an mich. Was mich jedoch ein wenig unruhig machte, war die Tatsache, dass wir zum Ende des ersten Satzes einige extrem lange Ballwechsel hatten und diese mich bereits ganz schön zum Pumpen brachten. Der erste Satz dauerte dann auch ungewöhnlich lange 60 Minuten und ich war bereits klitschenass. Hoffentlich hält meine Kondition durch...Zu Beginn des zweiten Satzes dann wiederum einige spektakuläre & lange Ballwechsel, dieses Mal aber meist mit dem besseren Ende für ihn und über 3:1 und 5:2 macht er den Satz seinerseits zu. Vor allen Dingen meine Stops, die (ungelogen) wie eine Stein kurz hinterm Netz optimal gesetzt sind, erläuft er wieselflink und kann mich anschließend meist auch noch gut passieren. Unfaßbar...sollte das Match tatsächlich noch kippen? Meine Hoffnungen liegen jetzt in erster Linie auch darauf, dass wir den Court nur bis 15.oo Uhr gebucht haben (es ist bereits 20 vor 3!) und die Leute nach uns pünktlich kommen, denn dann könnten/müssten wir das Spiel abbrechen und ich kann wieder "frisch" an einem anderen Tag anfangen. Obwohl mein Siegeswille noch zu 100% da war, so nahm mein Körper leider nicht mehr die Befehle des Kopfes entgegen und meine Laufarbeit auf dem Platz war mehr als mangelhaft. Zügig geht George im dritten Satz 3:0 in Führung. Er macht das Spiel schnell. Auch er weiß um die Gefahr eines Spielabbruches. Ich komme jedoch nochmals auf 2:3 heran. Jetzt ist es 15.oo Uhr! Wo bleiben die Leuten nur, die den Platz reserviert haben?
2:4, 3:4...3:5. Die ersten beiden Matchbälle kann ich zwar noch abwehren, aber beim dritten Matchball überreiße ich nochmals eine Vorhand und mit 6:4, 2:6 und 3:6 nach über 100 Minuten Spielzeit gehe ich als Verlierer vom Platz! 1:5 im Gesamtstand! Nur noch ein Wunder kann mich retten bzw. vom Verlust der Wette (immerhin 500 € Einsatz) bewahren.
Dann gehts weiter auf die Kartbahn nach Werther - meine Hausbahn. Wir sind bereits beide völlig geschafft vom Tennismatch, aber jetzt gilt es sich neu zu konzentrieren. Beim Kartfahren wurden mir im Vorfeld eigentlich die geringsten Siegeschancen eingeräumt, denn George hat hier bei einem um 30 Kg geringeren Körpergewicht doch schon erhebliche Vorteile. Ich muss dies einfach durch Erfahrung und Kurventechnik ausgleichen. Zunächst 15 Minuten Qualifying. Wer die schnellste Runde fährt, startet beim Rennen vorn. Ich erwische zwar nicht das beste bzw. PS-stärkste Kart, aber liege dennoch um einige Zehntel vor George und beginne das Rennen aus der Pole-Position. Auch hier konnte ich meine Erfahrung ausspielen und Runde um Runde nahm ich ihm einiges an Zeit ab, so dass ich mir in der Endphase theoretisch sogar eine Fahrfehler (Quersteher) hätte leisten können. Bin mir jedoch fast sicher, dass George, wenn er noch 2-3 Mal auf der Bahn fährt, auch beim Kartfahren nicht mehr so leicht zu knacken ist. Egal - Punkt bei mir und zumindest auf 2:5 verkürzt und die minimale Chance auf ein Unentschieden noch gewahrt!
Weiter zum Bowling...wir sinde beide bereits völlig saft- und kraftlos. Ich fühle mich wie ein Häuflein elend. 100 Minuten auf dem Tenniscourt und dann noch 30 Minuten auf der Kartbahn bei ständiger Anspannung und Konzentration...too much für einen nicht mehr 25-jährigen (leicht übergewichtigen) Mann. Ich ahne bereits Böses fürs Bowlen und werde in meiner Ahnung auch bestätigt. George spielt mich an die Wand. Ich bowle sehr weit unter meinen Möglichkeiten, während er ziemlich solide Scores um die 150/160 runterspielt. Kaum einen Pin, den er stehen lässt, wenn er nicht vorher schon einen Strike hingelegt hat. Selbst in Topform hätte ich Schwierigkeiten gehabt ihn in dieser Verfassung zu schlagen. 2:6 - Bowling und somit auch das Gesamtduell verloren! Ich muss seinen Sieg neidlos anerkennen, auch wenn einige Disziplinen schon etwas glücklich für ihn gelaufen sind. Besonders im Backgammon, Billiard, Kicker und Tennis hätte es genausogut auch andersherum ausgehen können. Es riecht auf jeden Fall nach einem Revancheduell und dann wird George definitv auf einen besser im Saft stehenden Potti treffen. So leicht werde ich es ihm sicher nicht nochmals machen. Golf und Poker als Abschlußdisziplinen werden wir dennoch durchführen. Vermutlich während einer der nächsten EPT-Events.
Pokertechnisch lief es in den letzten Wochen -oder sagen wir besser im Januar- mies...um es vorsichtig auszudrücken. Es war einfach pervers. Im NL trafen meine Gegner, wie sie wollten und unterm Strich habe ich den Januar über in etwa 10 Stacks verloren. Habe dann versucht etwas zu ändern und bin zwischenzeitlich auf PL Omaha gewechselt, aber auch dort lief nur die Nase. Vom Endresultat her gesehen der schlechteste Monat ever!! Das Pokerselbstbewußtsein war kurzfristig mehr oder weniger auf dem Nullpunkt.
Seitdem jedoch der Februar angebrochen ist, läuft es sensationell gut und als wenn die Pokerplattform ein Gedächtnis oder vielleicht sogar ein schlechtes Gewissen mir gegenüber hätte, so bekomme ich überdurchschnittlich gute Startkarten und diese halten auch noch fast permanent. Habe in der ersten Februar-Woche den Januarverlust bereits wieder komplett ausgeglichen und sogar noch ein wenig dazu gewonnen. Beim Limit Holdem habe ich sogar einige Ausflüge ins 10/20 shorthanded-Spiel gemacht und u.a. gegen Gavin Griffin oder Joe Hachem gespielt und in mehreren Sessions nette Gewinne eingefahren. Meist spiele ich jedoch 5/10 oder 3/6 Limit bzw. NL 400 oder NL 200...je nach Lust & Laune bzw. vorhandener Action. Bin jetzt auch damit angefangen auf 8 Tische zu erweitern und komme damit recht gut zurecht. Ist zwar hier und da ein wenig hektisch und manchmal, wenn es an 3-4 Tischen parallel zur Sache geht, werde ich auch schon mal ausgetimt, aber damit kann man leben. Bin auch recht schnell Platinum-Star geworden und wenn es in den nächsten Monaten weiterhin so läuft bzw. ich weiterhin so viel spiele, dann werde ich wohl im Sommer "Supernova". Werde bei den nächsten Blogs mal versuchen einige Hände über den Player (zum nachspielen) hier einzustellen.
Wie sehen die nächsten Wochen aus?
Also, das nächste EPT-Turnier steht erst Mitte März an. 10.-14.3. in Dortmund. Hier wird es auch wieder einen Livestream geben. Davor habe ich noch einige kleinere Pokerabende zu moderieren. Im April geht es zunächst mit meiner Kleinen in den Urlaub in die Türkei (6.-15.4), dann anschließend zu den Turnieren nach San Remo und Monte Carlo.
Die nächste EPT-Saison wird im Sommer mit einem Turnier in Moskau beginnen und ich hoffe ganz stark, dass dieses Event auch Live über www.pokerstars.tv übertragen wird, so dass ich die Chance haben werde zum ersten Mal in meinem Leben Moskau kennenzulernen. Aber noch steht dies nicht fest. Wäre auf jeden Fall super.
Ach so...heute ist das Pokermagazin Royal Flush erschienen mit einem längeren Artikel von mir über das PCA von den Bahamas. Werde den Artikel aber auch hier in den nächsten Tagen einstellen.
Bis die Tage
Gruß
Potti
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